"... und hätten ihn gern gefunden"
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"... und hätten ihn gern gefunden"

Gott auf der Spur

  1. 288 Seiten
  2. German
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"... und hätten ihn gern gefunden"

Gott auf der Spur

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Viele Menschen würden gerne an Gott glauben, aber sie können es nicht, weil sie intellektuelle oder emotionale Hindernisse verspüren. Sie würden Gott gern finden, die Leerstelle kann sogar wehtun, doch die Suche endet im deprimierenden Verdacht, an einem Phantomschmerz zu leiden. Wilfried Härle benennt in 19 Kapiteln gängige Einwände gegen den Gottesglauben, wie sie in der Alltagskommunikation, aber auch in Philosophie und Naturwissenschaft begegnen, und zeigt Wege zu ihrer Überwindung auf. Dabei geht es um das Leiden in der Welt, um das Verhältnis von Evolution und Schöpfungsglauben, um religiöse Gewalt, um den Glauben an Wunder, um den Sinn von Gebeten und vieles andere mehr."Gott auf der Spur" sein ist keine Jagd nach dem Höchsten. Man kann Gott suchen und Barrieren aus dem Weg räumen, finden oder gar erlegen kann man ihn nicht. Letztlich ist Gott es, der den Menschen findet. Um das zu bemerken, braucht es aber ein offenes Herz, das von einem freien Verstand begleitet wird. Hier setzt Härle an. Seine Verstehenshilfen sind nicht nur für Menschen nützlich, die sich als ungläubig oder agnostisch bezeichnen, sondern ebenso Glaubende, die immer wieder mit Zweifeln ringen. Zu ihnen zählt sich auch der Autor selbst.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783374047895
1

An Gott glauben –
dürfen oder sollen?11

1.1 „WIR DURFTEN NICHT GLAUBEN
Bei der Tagung eines Kirchenvorstandes12 zum Thema „Der christliche Glaube in reformatorischer Sicht“ befassten wir uns mit der Frage: „Was bedeutet der christliche Glaube mir persönlich?“ In einer ruhigen, nachdenklichen Atmosphäre tauschten die Teilnehmer ihre Erfahrungen – einschließlich der Zweifel und kritischen Fragen – aus. Als gemeinsamer Tenor der Gesprächsbeiträge zeichnete sich ab: Der Glaube gibt uns Halt, Zuversicht und Kraft insbesondere in schwierigen Situationen.
Auch eine Frau, die ihre Kindheit und Jugend in der ehemaligen DDR in einem atheistischen Elternhaus verbracht hatte, beteiligte sich nach einer Weile an dem Gespräch – zuerst stockend und zögernd. „Wir durften nicht glauben“, sagte sie. „Im Bücherschrank meiner Eltern stand das kommunistische Manifest und andere marxistische Literatur, aber keine Bibel und keinerlei christliche Literatur. Das wurde nicht geduldet. Glauben war verboten.“ Während sie das sagte, stiegen ihr Tränen in die Augen, gegen die sie – vergeblich – ankämpfte. „Wir durften nicht glauben“, wiederholte sie leise, und dabei wurde das Weinen allmählich immer stärker, wofür sie sich mehrmals entschuldigte. Wir anderen signalisierten, dass es da nichts zu entschuldigen oder zu unterdrücken gebe. Ich glaube, wir alle empfanden diese Tränen als einen authentischen Ausdruck für die tiefe Erschütterung, die sich angesichts der Erinnerung an die damalige Situation bei der Frau einstellte.
Sie sagte dann nur noch mit wenigen Worten, dass sie nach der „Wende“ zu einer evangelischen Gemeinde Kontakt bekommen habe und dort zum Glauben an Jesus Christus gekommen sei – und dafür sei sie unendlich dankbar.
Die Gruppe nahm das still und ohne irgendwelche Wortbeiträge entgegen. Ich hatte den Eindruck, dass die anderen genau wie ich soeben eine für uns völlig neue, uns aber in der Tiefe anrührende Erfahrung gemacht hatten: Ein Mensch muss fassungslos weinen in der Erinnerung an eine Situation, in der ihm der Zugang zum Glauben von außen verwehrt worden war.
Ich dachte später, so würde es mir vielleicht ergehen, wenn ich in völliger Dunkelheit zusammen mit einem oder mehreren meiner Enkelkinder an einem lebensgefährlichen, ungesicherten Abgrund entlanggegangen wäre, ohne es zu wissen und zu bemerken, aber am folgenden Tag erneut an diese Stelle käme und sähe, in welcher Gefahr wir geschwebt waren. Ich würde dann wohl auch den Schrecken so erleben, als sei ich jetzt in dieser bedrohlichen Lage, in der es um Leben oder Tod geht.
Wahrscheinlich war keiner von uns anderen, die wir im „Westen“ mit freiem Zugang zu Kirche und Glauben aufgewachsen waren, jemals in einer Situation gewesen, in der der Satz galt: „Wir durften nicht glauben“. Wohl aber erinnerten sich einige daran, dass von ihnen erwartet worden war, sie sollten häufiger in die Kirche gehen und beten. Und diese Erinnerungen waren eher negativ besetzt.
1.2 BEWEISBARES WISSEN STATT RELIGIÖSEM ABERGLAUBEN
Was mag die Eltern jener Frau bewogen haben, ihr Kind von jeder Form christlichen Glaubens und vom Zugang zur Kirche fernzuhalten? Ich gehe davon aus, dass sie es – ebenso wie andere Eltern auch – mit ihrem Kind nur gut gemeint haben. Wahrscheinlich wollten sie, dass die schulische und berufliche Laufbahn ihrer Tochter nicht durch Hindernisse und Schikanen beeinträchtigt wird. Vermutlich wollten sie vermeiden, dass ihr Kind gesellschaftlich in eine Außenseiterposition gerät, die mit allen möglichen Nachteilen verbunden sein könnte. Und hinter beidem kann die Überzeugung der Eltern gestanden haben: Wir tun unserem Kind etwas Gutes, wenn wir es im Geist des Atheismus erziehen (lassen) und von allem religiösen „Aberglauben“ möglichst fernhalten. Darin käme dann ihre eigene weltanschauliche Überzeugung zum Ausdruck.
Dafür haben sie ihrer Tochter freilich einen unverantwortlich hohen Preis zugemutet: Sie haben ihr die Freiheit vorenthalten, selbst nach der Wahrheit zu suchen und sich für das als richtig Erkannte zu öffnen und zu entscheiden.
Gelegentlich wird eingewandt, dasselbe passiere doch, wenn z. B. Christen ihre Kinder in einem unmündigen Alter taufen lassen und so über deren religiöse Zugehörigkeit und Prägung entscheiden. Dieser Einwand ist dann gültig, wenn mit der Taufe eine Erziehung verbunden ist, durch die die Kinder systematisch von der Begegnung mit anderen Religionen oder Weltanschauungen abgeschirmt werden. Die Kindertaufe selbst ist jedoch keine Einschränkung der Freiheit, da sie keine Verpflichtung für das Kind bedeutet, sondern eine bedingungs- und vorbehaltlose Zusage Gottes an das Kind darstellt, die dieses im Lauf seines Lebens für sich annehmen, ignorieren oder ablehnen kann. Die Kindertaufe enthält allerdings die Verpflichtung der Eltern und Paten, dem Kind dabei zu helfen, diese Zusage Gottes verstehen und annehmen zu können. Insofern schafft die Kindertaufe, wenn sie nicht zur Indoktrination missbraucht wird, für das Kind allererst die Freiheit zu einer Entscheidung und verhindert sie nicht etwa.
Religiöse Erziehung aus weltanschaulichen Gründen abzulehnen, ist eine Position, die auch außerhalb des sogenannten real existierenden Sozialismus – vor und nach 1989 – mit viel Zustimmung rechnen kann. Zwar galt es im Westen eher als vorteilhaft, sich nicht offensiv oder gar aggressiv vom Christentum abzugrenzen, aber Religion, Glauben, Kirche für wissenschaftlich überholt zu halten, spiegelt keine ausgesprochene Minderheitsposition wider. Vielen Menschen scheint das Wissen, für das die Wissenschaft steht, dem Glauben, mit dem es die Religion zu tun hat, weit überlegen zu sein. Dafür stehen allerhand verbreitete Redensarten, z. B. der bekannte Zwischenruf: „Wir sind hier nicht in der Kirche. Sie sollen nicht glauben, sondern etwas wissen!“ Pointiert kommt diese Überzeugung wohl immer noch in dem Satz zum Ausdruck: „Glauben heißt: nicht(s) wissen.“ Und wer möchte schon unwissend, also dumm dastehen und das vielleicht auch noch öffentlich kundtun? Die Frage ist aber: Stimmt denn dieser Gegensatz?
1.3 SIND GLAUBE UND WISSEN GEGENSÄTZE?
a) „Nur was wir glauben, wissen wir gewiss“13
Das Zitat, das die Überschrift zu diesem Unterabschnitt bildet, stammt nicht von einem Kirchenvater oder Theologen, sondern von dem Schriftsteller und Zeichner Wilhelm Busch, der sich vor allem als der Schöpfer von „Max und Moritz“ einer weiten Bekanntheit erfreut. Der Satz bildet sogar so etwas wie das Lebensmotto dieses norddeutschen Humoristen und Philosophen. Wie kann man zu einer solch überraschenden Überzeugung kommen?
Das ist sicher nicht möglich, wenn man sich am Allerweltsgebrauch des Wortes „glauben“ orientiert, von dem unsere Sprache durchzogen ist. Demnach bedeutet „glauben“ so viel wie „meinen“, „vermuten“, „für wahrscheinlich halten“ – aber jedenfalls nicht wissen. Da ist es zum Beispiel ganz gebräuchlich zu sagen: „Ich weiß nicht sicher, ob sie heute noch kommt, aber ich glaube schon“. Bei diesem Sprachgebrauch steht das Wort „glauben“ für etwas Ungewisses, Unbewiesenes, bloß Vermutetes. Wer annimmt, dass das auch der Sinn des Wortes „glauben“ ist, wie es auf Gott angewandt und im Glaubensbekenntnis gebraucht wird, der muss geradezu auf den Verdacht kommen, beim Glauben an Gott gehe es um eine ganz ungewisse Sache, um eine bloße Vermutung, jedenfalls um das Gegenteil von Wissen und Gewissheit.
Aber man muss nur einmal die Worte: „Ich glaube an Gott“ kurz auf sich wirken lassen, um schon an der Formulierung „Ich glaube an“ zu merken, dass hier in einem ganz anderen Sinn von „glauben“ die Rede ist. Und auch diese andere Verwendung und Bedeutung von „glauben“ ist uns aus der Umgangssprache vertraut. Wenn wir sagen, dass wir an etwas oder an jemanden glauben, dann bringen wir nicht eine vage Vermutung zum Ausdruck, sondern eine Zuversicht und ein Vertrauen, die möglicherweise unerschütterlich sind. Und dasselbe gilt, wenn wir zu einem Menschen, der z. B. der Lüge bezichtigt wird, den kleinen, aber gewichtigen Satz sagen: „Ich glaube dir!“
In diesen beiden Fällen ist „Glauben“ geradezu das Gegenteil von bloßem Vermuten, Meinen oder Für-möglich-Halten. Es ist Ausdruck einer festen Überzeugung und Gewissheit. Und insofern kann man mit Wilhelm Busch sagen, dass der so verstandene Glaube ein Wissen zum Ausdruck bringt, das für einen Menschen „ganz gewiss“ ist, so gewiss, dass er unter Umständen sogar bereit wäre, für diese Gewissheit Nachteile, Opfer bis hin zum Lebensopfer in Kauf zu nehmen. Aber kann und sollte man das deshalb tatsächlich als Wissen bezeichnen?
b) „Man muss bereits etwas glauben, um überhaupt von Wissen oder Wissenschaft reden zu können“14
Auch dieses ungewöhnliche Zitat stammt nicht von einem Theologen oder Kirchenmann, sondern von einem der bekanntesten Wissenschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts: Wolfgang Stegmüller. Wie kommt ein so exzellenter Kenner und Vertreter der neuesten Philosophie und Wissenschaftstheorie zu einer so kühnen Vorordnung des Glaubens vor alles Wissen und alle Wissenschaft?
Er stellt sich eine sehr allgemeine, gut nachvollziehbare Frage und beantwortet sie so ehrlich wie möglich. Die Frage lautet: Auf welchen Voraussetzungen beruhen alles Wissen und alle Wissenschaft? Bei der Beantwortung dieser Frage stößt man zunächst auf eine Unterscheidung im Bereich der Wissenschaften: die Unterscheidung zwischen erfahrungsorientierten, also empirischen Wissenschaften, wie z. B. Physik, Medizin, Soziologie, und theoretischen Wissenschaften, wie z. B. Logik oder Mathematik.15
Die Antwort auf die Frage nach den Voraussetzungen des Wissens und der Wissenschaft fällt in einem ersten Schritt unterschiedlich aus, je nachdem, ob man sie im Blick auf empirische oder theoretische Wissenschaften stellt. Die empirischen Wissenschaften basieren auf Beobachtung, Messung, Experiment etc. und damit jedenfalls immer auf sinnlicher Wahrnehmung. Die kann uns aber täuschen und irreführen, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. Wenn wir Zweifel an der Verlässlichkeit unserer Wahrnehmungsergebnisse bekommen, z. B. weil andere zu anderen Resultaten gekommen sind, dann werden wir die gefundenen Ergebnisse überprüfen, die Experimente (vielleicht unter veränderten Bedingungen) wiederholen, die eigenen Daten mit denen anderer abgleichen. Damit können wir möglicherweise unsere bisherigen Schlussfolgerungen korrigieren und sogar die Fehlerquelle herausfinden, die uns irregeführt hat. Aber auch diese neuen Resultate unterliegen grundsätzlich denselben Bedingungen: Wir können uns auch hier täuschen oder irregeführt werden. Und das gilt für jede mögliche Überprüfung. Aber vermutlich wird sich bei solchen Überprüfungen im Laufe der Zeit etwas einstellen (und sogar zunehmen), was für die wissenschaftliche Arbeit ebenso wie für das Alltagswissen unverzichtbar ist: das unmittelbare Gefühl der Gewissheit, das uns sagt: „So ist es!“ Irgendwann sehen wir vielleicht keinen vernünftigen Grund mehr, an unseren Ergebnissen zu zweifeln, ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. 1 An Gott glauben – dürfen oder sollen?
  8. 2 Schöpfungsglaube und/oder Evolutionstheorie?
  9. 3 Ist ewig nicht zu lang?
  10. 4 Und wo bleibt die Vernunft?
  11. 5 „Gott als Geheimnis der Welt“
  12. 6 Kann man an einen dreieinigen Gott glauben?
  13. 7 Was ist Gottes Wesen?
  14. 8 Wie passt das Übel in der Welt zu Gottes Liebe?
  15. 9 Was kann man von Gottes Liebe lernen?
  16. 10 „Ich brauche keine Religion, Ethik reicht mir“
  17. 11 Ein patriarchaler Gott – für eine Männerwelt?
  18. 12 „In der Religion gibt es keinen Zwang“
  19. 13 Ein Gott, aber viele Religionen
  20. 14 Politische Grundentscheidungen in Verantwortung vor Gott
  21. 15 „Vom Rechte, das mit uns geboren ist“
  22. 16 Wie wirkt Gott in unserer Welt?
  23. 17 Ist Gott zu fürchten?
  24. 18 Ich schäme mich des Evangeliums – nicht
  25. 19 Über Gott und die Welt
  26. Anmerkungen
  27. Literaturhinweise
  28. Abkürzungsverzeichnis
  29. Register
  30. Weitere Bücher