Religion – Macht – Raum
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Religion – Macht – Raum

Religiöse Machtansprüche und ihre medialen Repräsentationen

  1. 172 Seiten
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Religion – Macht – Raum

Religiöse Machtansprüche und ihre medialen Repräsentationen

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Über dieses Buch

Das Thema "Religion – Macht – Raum" ist gegenwärtig von hoher Relevanz. In gesellschaftlichen Diskursen vieler Länder erheben religiöse Akteure Geltungsansprüche für den öffentlichen Raum. Wie werden diese medial umgesetzt? Welche Raumvorstellungen sind gegeben? Welche theoretischen Konzepte bieten sich zur Bearbeitungen dieser Fragen an?Die Beiträge dieses Bandes gehen diesen Fragen für die Phänomene verschiedener konkreter Religionstraditionen ausführlich und erhellend nach.Religion – Power – Space. Religious Claims to Power and their Medial RepresentationsThe topic "Religion – Power – Space" is currently of great significance. In social discourses in many countries religious actors raise their claims to validity in the public space. In which way these get realized medially? Which concepts of space are implied? Which theoretical concepts are available to consider these questions?The contributions of this volume discuss these questions in an extensive and illuminating way with regard to the phenomena in different specific religious traditions.

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Information

›VISIONEER REBORN‹: ONLINE- MACHTPOKER ZWISCHEN MEGA-MINISTRIES UND › PENTECOSTAL MUSLIMS‹ IN GHANA

Andreas Heuser, Universität Basel

1. EINFÜHRUNG: AFRIKANISCHE MEGAKIRCHEN UND MEDIENIMPERIEN
Seit etwa den 1990er Jahren setzen sich in vielen Regionen des sub-saharischen Afrikas neuartige pentekostale Megakirchen, oder »Mega-Ministries«, als signifikante Größen im öffentlichen Raum fest. Damit ist angespielt auf die gelegentlich als definitorisches Merkmal herangezogene quantitative Größe, nach der Megakirchen sich als spezielle Organisationsform mit regelmäßig hoher Mitgliederbeteiligung an religiösen Aktivitäten auszeichnen.1 Megakirchen weisen, bei einigen auffälligen Eigenheiten etwa im Kirchenverständnis, in liturgischen Abläufen, unter gender-Aspekten und auch im öffentlichen Erscheinungsbild, in ihrer Theologietradition und Kirchengeschichte große Schnittmengen mit der breiteren, klassischen Pfingstbewegung auf. Entstanden seit den späten 1970er Jahren, werden Megakirchen in der Forschungsgeschichte zur Pfingstbewegung meist als neo-pentekostal profiliert, eine Zuweisung, die sie selbst ablehnen. Dem gegenüber grenzen sich Megakirchen mit der Eigenbezeichnung als »charismatisch« von der klassischen Pfingstbewegung selbstbewusst ab. Diese Eigenbezeichnung hat programmatische Gründe. Denn das Megakirchenkonzept beruht darauf, die charismatische Sonderstellung der in der Regel männlichen Gründungsfigur zu reklamieren. Die Berufungsvision birgt das Konzept einer kirchlichen Neuorientierung. Zu den Konstitutionsbedingungen von Megakirchen zählt ihre gezielte Rezeption und professionelle Produktion und Distribution von alten und neuen Massenmedien. Das Medienprogramm von Megakirchen dient zunächst Zwecken der innerkirchlichen Kommunikation; mehr noch aber nutzen Megakirchen die verfügbare Palette von Medien, um Öffentlichkeit herzustellen. Schärfer gefasst sind Megakirchen auf massenmediale Eigeninszenierungen angewiesen; ihre Dynamik wie ihr Auftreten im öffentlichen Raum sind nicht zu lösen von ihrer Medienöffentlichkeit.2
Daher ist es kein Zufall, wenn man rückblickend feststellt, dass der Aufschwung von Megakirchen eng verwoben ist mit der postkolonialen Mediengeschichte in Afrika. So haben frühe Beobachter der jüngeren pentekostalen Kirchenszene in Afrika die breite Zirkulation von neuen und neuesten Medienprodukten in und durch Megakirchen herausgestellt.3 Derweil bilden in manchen Ländern wie etwa Ghana, dessen vibrierende Religionsszene den Hintergrund dieses Beitrags stellt, pentekostal-charismatische Angebote einen Hauptstrang der Medienszene insgesamt und nicht wenige Medienakteure und Eigner von Medienkonglomeraten sind bekennende Anhänger der Pfingstbewegung. Ermöglicht wird diese fulminante Entdeckung der Welt der Medien durch die veränderten politischen Rahmenbedingungen. Das geopolitische Ende des Kalten Krieges 1989 bildet auch eine Zäsur in der postkolonialen Geschichte Afrikas. Die Phase afrikanischer Politikentwicklung, die in die metaphorische Rede von den »winds of change« eingekleidet ist, handelt von Ablösung autokratischer Herrschaftsformen durch partizipative Demokratiemodelle, womit erstmals in postkolonialer Zeit auch die Gewährung medialer Freiheitsrechte einhergeht.4 Unterstand die Medienpolitik bis dahin staatlicher Kontrolle, entstehen in den 1990er Jahren rasch expandierende private Medienunternehmen. Die Medienkultur wird umgehend von einer explosiv anwachsenden Anzahl an Tages- und Wochenzeitungen, durch die Einführung neuer Radiosender und TV-Kanäle, Kabel-TV und Videoproduktionen angereichert; Internetcafés wachsen förmlich aus dem Boden. Megakirchen bewegen sich auffällig an der Front dieses afrikanischen Medienwunders.5
In diesem zeitgeschichtlichen Kontext unterzieht sich die afrikanische Pfingstbewegung6 bedeutsamen theologischen Wandlungsprozessen. Die Transformation pentekostaler Theologie besagt, dass die Attraktivität einer lange gehegten Rückzugsethik radikal ab- und die Plausibilität einer weltzugewandten Ethik zunimmt. Strebte die afrikanische Pfingstbewegung ehedem die Heiligung der Gläubigen in einem kirchlichen Rückzugsraum an, der sich gesellschaftlichen Einflüssen gegenüber abzuschotten gedachte, so begeht sie nunmehr verschiedene Gestaltungsräume gesellschaftlichen Lebens. Insbesondere generieren Megakirchen – zumeist aus klassischen pfingstkirchlichen Milieus heraus – Modi eines Heiligungsaktivismus, um die »Welt für Christus« zu gewinnen.7 Nicht nur ist die besagte hegemoniale Medienkultur Teil dieses Expansionsstrebens; vielmehr ist der Aufstieg gerade afrikanischer Megakirchen, ihre dauerhafte Inszenierung charismatischer Autorität wie die öffentliche Wahrnehmung, abhängig von ihrer Medienpolitik.
Innerhalb wie außerhalb der Pfingstbewegung werden Megakirchen als Modernisierungsträger wahrgenommen, zumal diese sich auf urbane, gar metropolitane Lebenswelten, in denen sie zumeist lokalisiert sind, einstellen. Megakirchen setzen kräftige Impulse gerade auch in der Kommunikation ihres Neuansatzes, um sich im postkolonialen Religionsrelief bemerkbar zu machen und sich in dessen – aus europäischer Sicht – schier überkomplex ausdifferenzierter Kirchenlandschaft behaupten zu können. Sie positionieren sich etwa durch Eigenheiten im rituellen Leben der Kirche, aber auch durch ihr häufig aggressives Missionsverständnis wie ihre internationale Vernetzungskultur. Um ihr Selbstbild nach innen und nach außen darzustellen, aber besonders auch, um ihre als »charismatische Helden« verehrten Gründergestalten zu inszenieren, stützen sich Megakirchen auf klassische wie modernste Kommunikationsmedien. Eingebettet in die gesellschaftspolitischen Öffnungsprozesse der 1990er Jahre etabliert sich eine pentekostale Medienkultur, die gleichsam aus dem Stand heraus binnen weniger Jahre umfassende, mit hohem Sachverstand und strategisch geführte Medienimperien entstehen lässt. Prägnant gefasst können Megakirchen mit Fug und Recht als Avantgarde einer pentekostalen Medienrevolution in Afrika gelten.
2. SOZIALE MEDIEN ALS AUSHANDLUNGSRAUM RELIGIÖSER MACHTBALANCEN
Bislang legten die einführenden Bemerkungen Wert auf die elementare Rolle, die die Herstellung von medialer Öffentlichkeit für Megakirchen spielt. Sie kommen als Akteurinnen eines medialen Wandels von Öffentlichkeit in Afrika vor. Längst aber bespielen nicht allein Megakirchen die Klaviatur medialer (Re-)Präsentation, vielmehr müssen sie inzwischen mit medialen Gegenöffentlichkeiten rechnen. Damit ist ein Diskursfeld gemeint, das nach außen Ansprüchen einer hegemonialen Öffentlichkeit widerspricht und nach innen ethische Prinzipien mit dem Ziel größerer Binnenkohäsion stärkt.8 Wie aber behaupten Megakirchen ihre Handlungsmacht im Umfeld von medialen Gegenöffentlichkeiten?
Darauf zielt die folgende Studie eines ghanaischen Fallbeispiels: Ich skizziere einen medienprominenten Zwischenfall, der sich über die Jahre 2014 bis 2017 zerdehnt in Ghana abgespielt hat. Präziser gesagt ist dieser langjährige Konflikt in den neuen sozialen Medien dokumentiert. Die Opponenten des medialen Widerstreits sind ein Hauptvertreter der westafrikanischen Szene von Megakirchen, Archbishop Nicholas Duncan-Williams, und junge Repräsentanten aus der lokalen Szene der »Muslim Bible Preachers«. Im Hintergrund, ohne dass deren Profil in der Debatte in den sozialen Medien klar erkennbar wäre, wirken Mediatoren auf christlicher wie auf islamischer Seite. Als Archbishop Nicholas Duncan-Williams anstößige Äußerungen gegenüber dem Islam als solchem machte, kommt es zu einer Auseinandersetzung in neuen sozialen Medien. Aufgrund des öffentlichen Drucks sieht sich der Erzbischof genötigt einzulenken und sich vor Repräsentanten des ghanaischen Islams zu entschuldigen. Es geht also um ein Rückzugsgefecht des als pentekostaler Kirchenvater verehrten Duncan-Williams. Daraufhin formiert sich eine weitere Gegenöffentlichkeit in den Reihen von – hier translokal genannten – Megakirchen. Dieses Fallbeispiel weist Anzeichen einer doppelten, islamischen und pentekostalen, medialen Gegenkultur gegen die Dominanzansprüche der charismatischen Helden auf. Das Fallbeispiel ist auch ein Lehrstück über einen medial gesteuerten Religionskonflikt, noch bevor dieser sich explosiv entzündet.
Bevor wir in das interreligiöse Setting von Gegenöffentlichkeiten einsteigen, sind einige Vorinformationen zu Profil, Reichweite und medialen Darstellungstechniken, die in Megakirchen kultiviert werden, nötig. Denn es ist bemerkenswert, dass die extensive Nutzung von Medien, wenngleich essentiell für Selbstdarstellung und -behauptung afrikanischer Megakirchen, erst in jüngster Zeit in den Fokus der Pfingstkirchenforschung rückt. Noch überschaubarer sind Studien zum Gebrauch der digitalen Medien in Megakirchen. Überblickt man die vorherrschende Forschungsorientierung, stellt man fest, dass vor allem die überragende mediale Stärke von Megakirchen validiert und plausibilisiert wird.9 Deren medialer Kompetenz wird ein herausragendes Modernitätsmerkmal zugeschrieben, dessen Aussagekraft umso mehr durch den Kontrast mit der eher restringierten Medienpolitik von historischen afrikanischen Kirchen herausgestellt wird.10 Der Umfang megakirchlicher Medienimperien bezieht sich zunächst auf klassische Printmedien – Zeitungsverlage, Kirchenmagazine, Buchveröffentlichungen und deren Vertrieb –, aber auch auf Radio-, Musik- und TV-Produktionen. Seit geraumer Zeit kultivieren Megakirchen die neuen internetbasierten, sozialen Medien. Diese bereits ausgereifte Medienkultur bedient verschiedene Interessen. In funktionaler Hinsicht steht die Nutzung von Medien im Zusammenhang der Konsolidierung einer – noch – fluiden Mitgliedschaft. Die medialen Techniken positionieren die megakirchlichen Leitungsfiguren als pentekostale »Helden«, was zu einem effektiven Mittel der Mobilisierung eigener Anhängerschaft wie zur Rekrutierung von Neumitgliedern geworden ist.11 Um diese Heldenepen herum gruppieren sich Kommunikationsstrategien, die die corporate identity einer Megakirche ausbauen. Will sagen, dass solch mediale Mobilisierung die soziale wie doktrinäre Kohärenz einer Kirche steigert, die sich erst jüngst institutionalisiert hat. Zugleich aber transportieren Medien eine kompakte kirchliche Semantik nach außen. Es lässt sich kaum übersehen, wie sehr Megakirchen gerade über ihre medialen Strategien ihre öffentliche Rolle darstellen, behaupten und imaginieren. Strategischer Teil dieses medialen Skripts ist die im Falle von Mega-Ministries immer schon mitbedachte Internationalität. Die Betonung von megakirchlicher Autarkie, die sich stark an Prestige von Gründungspersönlichkeiten anbindet, schließt die charakteristischen Verweise auf ihre internationale Verflechtung mit ein. Reputationsbildend ist auch die Wahl einer ehemaligen europäischen Kolonialsprache zur kirchlichen lingua franca – wie wir jedoch sehen werden, bilden sich »translokale« Megakirchen heraus, die mehrheitsfähige Lokalsprachen bevorzugen, die ebenso in der Diaspora Verwendung finden.12 Mega-Ministries werden dadurch erkennbar als signifikante Akteure in der globalen Arena des Christentums.13 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Forschungsliteratur und spezifische pentekostale Eigendeutung, die sich um »big-man« Narrative dreht, in auffälliger Weise decken.14 Es ist dies ein reduzierter Zugriff, der eine sozialkritische Note vermissen lässt.
Erst zögerlich rücken die Wechselwirku...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Daniel Cyranka/Henning Wrogemann: Einleitung
  6. I. Religion – Macht – Raum: Beispiele aus afrikanischen Kontexten
  7. Moritz Fischer: Mediale Komfortzonen in Mega-Cities Hybride Heimat für raumsuchende Migranten? Zur Aushandlung religiöser Zugehörigkeit, Autonomie und Teilhabe
  8. Klaus Hock: Manifestation – Repräsentation – Imagination Macht-Räume und Raum-Mächte islamischer Präsenzen in (West)-Afrika
  9. Claudia Jahnel: Kein Herz der Finsternis Der koloniale Raumdiskurs im Spiegel Afrikanischer Theologie
  10. II. Religion – Macht – Raum: Beispiele aus asiatischen Kontexten
  11. Ulrich Dehn: Religion macht/Macht Raum Beispiele aus buddhistischen Kontexten
  12. III. Religion – Macht – Raum: Beispiele aus europäischen Kontexten
  13. Daniel Cyranka: Von der ›protestantischen Revolution‹ in den ›religionslosen Osten‹ Überlegungen zur Macht von Repräsentationen
  14. Henning Wrogemann: Macht des Raumes und Räume der Macht Aspekte einer Theorie und Theologie Interreligiöser Beziehungen
  15. Verzeichnis der Autorin und Autoren