Luthers Kinder
eBook - ePub

Luthers Kinder

  1. 240 Seiten
  2. German
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Luthers Kinder

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Über dieses Buch

Mit Humor, Liebe und Nervenstärke erzogen Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora sechs eigene und zahlreiche andere Kinder von Verwandten und Freunden. Weder Pest noch Standesunterschiede hielten Luther davon ab, eine "wunderlich gemischte Schar" in seinem Haus aufzunehmen.Die Historikerin Elke Strauchenbruch erzählt vom Familienleben im Hause Luther und berichtet, was aus den Kindern des großen Reformators wurde, der die "Kleinen" für die "schönste und größte Freude im Leben" hielt.Das Buch ist ein spannendes Lesevergnügen mit vielen überraschenden Einsichten in den Alltag von vor rund 500 Jahren.

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Information

Kapitel 1

Die Kinder des Ehepaares
Katharina und Martin Luther

JOHANNES (HANS) LUTHER

Martin Luthers erstes Kind Johannes kam am 7. Juni 1526 zur Welt. Die Eltern empfanden die Geburt als ein wunderbares Geschenk zu ihrem bevorstehenden ersten Hochzeitstag.
Dabei stand die Schwangerschaft von Luthers Ehefrau Katharina unter ganz besonderen Erwartungen durch Freund und Feind. Schon der Eheschließung des Reformators mit der entlaufenen Nonne standen viele sehr skeptisch gegenüber.1 Die schnelle Schwangerschaft der Katharina so kurz nach der Eheschließung gab Anlass zu Geraune und hätte im Falle einer Fehlgeburt oder der Geburt eines behinderten Kindes zu einem großen Eklat führen können. Überall gegenwärtiger Aberglaube und Mystifizierung des Reformators verstärkten die Gefahr. Selbst Erasmus von Rotterdam beteiligte sich an der Diskussion und schrieb am 13. März 1526 an Franz Sylvius, daß Luther sich verheiratet hat, ist wahr; was man aber von der frühzeitigen Niederkunft der jungen Frau erzählt hat, war ein leeres Gerücht. Jetzt jedoch soll sie schwanger sein.2 Doch ließen sich die werdenden Eltern in ihrem Glauben und Hoffen auf ein gesundes Kind nicht beirren.
Luther widmete sich nach der Niederschlagung des Bauernkrieges dem Aufbau evangelischer Landeskirchen, der Bibelübersetzung und der Lehre an der Wittenberger Universität. Seine Eheschließung brachte ihm neues Glück, neue Erkenntnisse und Aufgaben. Schon vor der Geburt des Kindes waren die Jungvermählten voll freudiger Erwartung. So scherzte der um seine hochschwangere Ehefrau liebevoll besorgte Gatte am 11. Mai 1526 in einem Brief an seinen Freund Johannes Agricola in Eisleben, er habe ihm ein schönes Glas schicken wollen. Doch als er es dem Boten geben wollte, war es verschwunden. Seiner Käthe habe das Glas auch gut gefallen und sie habe es vor ihm versteckt, bevor er es verschenken konnte. Er wollte es ihr wieder abnehmen, doch hätten ihn die Freunde Jonas und Rörer, die sich offenbar mit Käthe verbündet haben, daran gehindert. Agricola solle nur warten, bis die Entbindung vorüber sei. Dann würde er das Glas seiner Frau schon wieder abnehmen.3
Abb. 1 Das Vischer-Taufbecken der Stadtkirche, in dem die Lutherkinder getauft wurden
Als die Geburt näherrückte, ging Luther auf die Suche nach Paten. Schon am 12. Februar 1526 vertraute er seinem in Altenburg verheirateten Freund, dem Pfarrer Eberhard Brisger, seine Gedanken über die bevorstehende Geburt an. Am 26. April wandte er sich mit der Bitte, die Patenschaft zu übernehmen, an Nikolaus Gerbel in Straßburg – Gerbel solle die Patenschaft übernehmen, wenn ihm, Luther, ein Sohn geboren würde; würde es eine Tochter, so solle Gerbels Ehefrau Patin werden.4 Durchaus im Bewusstsein des allgemeinen Geredes und dennoch gut gelaunt, schrieb er darum am 26. Mai dem befreundeten Kanzler der mansfeldischen Grafen, Kaspar Müller: Er würde ihn gerne zu Gevatter bitten, scheue aber das zusätzliche Gerede, dass es geben könnte, weil es sich um das Kind eines Mönches und einer Nonne handele. So bat er den Kanzler, von sich aus die Patenschaft zu übernehmen und geistlicher Vater zu sein, dass das Kind zum Christentum möchte geboren werden. Er wisse aber den Geburtszeitpunkt nicht. Darum werde es nicht möglich sein, den Kanzler durch einen Boten rechtzeitig zu benachrichtigen. Deshalb solle Kanzler Müller einen Vertreter benennen, der in seinem Namen bei der Taufe Gevatter stehen könne. Dann meinte er noch, die Wehmutter rechnet mit um St. Johannes Tag …5
Doch das Warten fand bald ein Ende. Die Wehmutter oder Hebamme, wie wir heute sagen, überreichte den glücklichen und stolzen Eltern schon am 7. Juni 1526 einen kerngesunden Knaben, der dem Reformator umso willkommener war, als er mit dem kleinen Stammhalter auch seinem Vater Hans Luther einen Herzenswunsch erfüllen konnte. So nimmt es nicht Wunder, dass ein Name für das Baby schnell gefunden war – Johannes, nach dem verehrten Vater des Reformators und nach dem Freund und Stadtkirchenpfarrer Johannes Bugenhagen. Von seinen Vaterfreuden berichtete Luther am folgenden Tage dem gräflich mansfeldischen Rat Dr. Johann Rühel nach Eisleben.
Wollet auch von meinetwegen Agricola sagen, das meine Käthe von großer Gotts Gnaden einen Hansen Luther geboren hat gestern um zwei.6
Das Baby wurde, gemäß der Sitte, noch am Tage seiner Geburt gegen 16 Uhr in der Wittenberger Stadtkirche von Diakon Georg Rörer getauft. Die von dem berühmten Bronzegießer Peter Vischer aus Nürnberg geschaffene wunderbare Taufe wird hier noch heute benutzt. Paten des kleinen Johannes Luther waren Johann Pfister, Johannes Bugenhagen, der ihn aus der Taufe hob, Justus Jonas, der Hofmaler Lucas Cranach, die Bürgermeistergattin Benedikta Hohndorf und der Jurist und spätere kursächsische Vizekanzler Christian Beyer. Der aus Nürnberg gekommene ehemalige Augustinermönch Johann Pfister7 studierte in Wittenberg Theologie und hatte dem Ehepaar Luther bei deren Hochzeitstafel als Mundschenk gedient. Später erhielt er ein Pfarramt in Fürth. Die Paten Kaspar Müller und der in Straßburg lebende Nikolaus Gerbel8 waren bei der Taufe ebensowenig zugegen wie die Wöchnerin.9 Lange Wege waren wegen der üblichen raschen Taufe eines Neugeborenen und dessen ungewissen Geburtszeitpunktes in so kurzer Zeit nicht zu bewältigen und die Mütter lagen nach den oft schweren Geburten noch einige Tage im Wochenbett. Alle Paten und selbst der Geistliche stammten aus dem engsten Kreis um den Vater gewordenen Reformator, der just im Geburtsjahre seines Ältesten, 1526, in seinem Taufbüchlein über die Rolle der Paten für den Täufling geschrieben hat.
Auch sollen alle Paten und die umher stehen mit dem Priester die Worte seines Gebetes zu Gott im Herzen sprechen … Deshalb ist es auch wohl billig und recht, dass man nicht trunkene und rohe Pfaffen taufen lasse, auch nicht lose Leute zu Gevattern nehme, sondern feine, sittige, ernste, fromme Priester und Gevattern, von denen man erwarten kann, dass sie die Sache mit Ernst und rechtem Glauben behandeln.10
Interessant ist, dass Luther bei der Wahl der Paten für seine Kinder keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen machte. Beide Geschlechter seien für die Erziehung der Kinder zum rechten Glauben berufen und so finden sich auch in den Tauflisten seiner nachgeborenen Kinder Männer und Frauen. Eine weitere Aufgabe von Paten ist die Sorge um verwaiste Patenkinder. Da Luther stets in Erwartung seines baldigen Todes lebte, war die Wahl der Paten durch ihn immer mit deren möglichen und in seinen Augen sehr wahrscheinlichen Aufgaben bei der Sorge um seine verwaisten Kinder verbunden, zumal nach damaligem Recht die Mutter und Witwe ohne Vormund nicht rechtsfähig war. Die hohe Geburtenzahl in Wittenberg bedingte auch zahlreiche Patenschaften. Am 20. Januar 1539 wurden neun Kinder auf einmal getauft. Luther, Melanchthon, Bugenhagen und viele andere ehrsame Leute wurden häufig Gevattern, Luther zahllose Male. Einmal hatte er vergessen, wem alles er dafür eine Zusage gegeben hatte und musste seinen Famulus losschicken, es auszukundschaften.
Doch die Ankunft seines Kindes brachte ihm noch ganz andere Nöte. Zehn Tage nach der Geburt des Söhnleins bedankte sich der glückliche Vater bei seinem Freunde Georg Spalatin für dessen Glückwünsche: Er sei ein glücklicher Ehemann und habe von der besten Gattin und liebsten Frau unter Gottes Segen ein Söhnlein Johannes Lutherlein empfangen, sei durch Gottes wunderbare Gnade Vater geworden. Doch sei er auch in großer Sorge um sein Kind und bat den Freund: bete aber, dass Christus mir meinen Sprössling gegen den Teufel behüte, der, wie du weißt, nichts unterlassen wird, mir in dem Sohne ein Leid anzutun, wenn Gott zugibt. Denn schon jetzt quält sich das Kind etwas, wer weiß mit welchen kleinen Krankheiten oder mehr mit der rohen ungewohnten Milch, damit die Kindbetterinnen zuerst ernähren müssen. …11 Die Sorge nahm zu, zumal die Großmutter nicht, wie geplant, herbeieilen konnte. Luther schrieb am 27. Juni 1526 an: Johann Agricola, dem Lehrer und Erzieher der Jugend und der Kinder zu Eisleben, seinem Bruder in dem Herrn. Gnade und Frieden! … Was Du kürzlich geschrieben hast, dass meine Mutter am Kommen zum festgelegten Tag gehindert ist, habe ich erhalten. … Johannes Lutherlein geht es gut, wie es einem Kindlein möglich ist. Die Mutter leidet bisher an Milchmangel und benetzt mit wenigen Tropfen seinen Gaumen. … Grüße besonders Deine Elsa von uns. Wir wünschen ihr eine glückliche Geburt …12
Ähnlich heutigen Fotoserien stolzer Eltern und Großeltern von ihren Nachkömmlingen wurde der erstgeborene Sohn in den Briefen des Vaters immer wieder erwähnt. Auch zu Luthers Zeiten tauschte man sich über seine Sprösslinge aus, wünschte sich gegenseitig Wohlergehen und teilte die Sorgen der Freunde um Familienangehörige. Die Flut der Bilder in den heutigen Familienalben lässt im Laufe der Jahre etwas nach, so auch die Bemerkungen über das Aufwachsen der Kinder. Doch über die frühe Kindheit des ersten Lutherleins, wie der Vater sein Söhnchen zärtlich nannte, erfahren wir viele Einzelheiten.
Der Kleine erhielt kurz vor seinem ersten Geburtstag von der nach dem Tode ihres Gatten zum Protestantismus übergegangenen Dorothea Jörger von Tolleth in Oberösterreich ein kostbares Gewand. Dankbar schrieb Luther am 4. Mai 1527 an ihren Geistlichen Michael Stiefel, der seit langem ein enger Freund des Ehepaares Luther war und seit 1523 immer wieder für längere Zeit Aufnahme in seinem gastlichen Hause fand: Deiner Herrin richte meinen, meines Hänschens und meiner Käthe Dank aus! Hänschen gebärdet sich in dem kostbaren Kleid, das du ihm geschickt hast, ganz stolz. Könnte ich ihr irgendwie dienen, würde ich mich gewiss freuen. Denn ich merke, dass Gott mit ihr ist.13 So verlief das erste Lebensjahr Hans Luthers in friedlicher und glücklicher Atmosphäre. Die Eltern richteten ihren stets wachsenden Hausstand im ehemaligen Klostergebäude weiter ein und wachten über das Gedeihen ihres Kindes, das sich zu ihrer Freude zu einem fröhlichen und starken Esser entwickelte und auf den Knien zu rutschen begann.14 Das Ehepaar legte hinter dem Hause einen Garten an und verlebte glückliche Wochen und Monate, die von einer weiteren Schwangerschaft der Mutter gekrönt wurden.
Doch plötzlich wendete sich das Blatt. In der Nacht vom 6. zum 7. Juli 1527 herrschte im Lutherhaus große Aufregung. Der Hausherr wurde an diesem Samstagmorgen von so großer Seelenangst befallen, dass sein Freund und Beichtvater Johannes Bugenhagen ihm schon um 8.00 Uhr morgens das Aben...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Die Autorin
  4. Impressum
  5. Vorwort
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. Kapitel 1
  8. Kapitel 2
  9. Kapitel 3
  10. Kapitel 4
  11. Chronik
  12. Abbildungsnachweis
  13. Anmerkungen