Hermeneutik des Alten Testaments

Markus Witte, Jan C. Gertz, Markus Witte, Jan C. Gertz

• Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
• Jahr: 2017
• ISBN:
  9783374050949
• Auflage: 1
• Thema: Theology & Religion
• Thema: Biblical Studies

Die Frage, wie das Alte Testament literarisch, historisch und theologisch angemessen zu verstehen sei, gehört zu den Grundfragen christlicher Theologie. Angesichts sich stetig wandelnder Verstehensbedingungen ist sie jeder Generation neu aufgegeben. Als eine die Kirche und die Theologie insgesamt betreffende Frage lassen sich Antworten nur in einem Zusammenspiel von Bibelwissenschaften und Systematischer Theologie, von Historischer und Praktischer Theologie/Religionspädagogik finden. Dabei sind sowohl im Alten und Neuen Testament selbst angelegte Verstehensweisen als auch nachbiblische Hermeneutiken ganz unterschiedlicher philosophischer und konfessioneller Herkunft zu berücksichtigen. Die in diesem Band gesammelten Beiträge bieten beides: eine Nachzeichnung der innerbiblischen Debatte und eine interdisziplinäre Bestimmung der Bedeutung des Alten Testaments in Theologie und Kirche.Mit Beiträgen von Alexander Deeg (Leipzig), Volker Drecoll (Tübingen), Michael Fricke (Regensburg), Jörg Lauster (München), Manfred Oeming (Heidelberg), Ludger Schwienhorst-Schönberger (Wien), Notger Slenczka (Berlin), Thomas Söding (Bochum), Oda Wischmeyer (Erlangen) und Markus Wriedt (Frankfurt am Main).Die Herausgeber des Bandes, Markus Witte (Berlin) und Jan Christian Gertz (Heidelberg), sind zurzeit Sprecher der Fachgruppe Altes Testament in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie e. V.[Hermeneutics of the Old Testament]The question how we can understand adequately the Old Testament in literary, historical and theological respect, is essential for christian Theology. The volume presents an overview of different innerbiblical ways to understand the Old Testament and a discussion of elected hermeneutics of the Old Testament from the perspective of the various theological disciplines (exegesis, church history, systematic theology and practical theology).

ANMERKUNGEN

DER KAMPF UM DAS ALTE TESTAMENT - Ein Plädoyer für das Alte Testament als notwendigen Bestandteil des christlichen Kanons

¹ Vgl. z. B. L. Diestel, Geschichte des Alten Testaments in der christlichen Kirche, Jena 1869 (Nachdruck Leipzig 1981); A. H. J. Gunneweg, Vom Verstehen des Alten Testaments. Eine Hermeneutik (GAT 5), Göttingen ²1988; H. Graf Reventlow, Epochen der Bibelauslegung, 4 Bde., München 1990–2001; M. Sæbø (Hrsg.), Hebrew Bible / Old Testament. The History of Its Interpretation, 3 Bde., Göttingen 1996–2015; C. Dohmen / G. Stemberger, Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments (KSt Th 1,2), Stuttgart 1996; M. Oeming, Das Alte Testament als Teil des christlichen Kanons? Gesammelte Studien zu gesamtbiblischen Theologien der Gegenwart, Zürich ³2001; ders., Art. Biblische Theologie, in: WiBiLex (2014), http://www.bibelwissenschaft.de/​stichwort/​15321/​ (16. 02. 2017).

² A. Behrens, Das Alte Testament verstehen. Die Hermeneutik des ersten Teils der christlichen Bibel (Einführungen in das Alte Testament 1), Göttingen 2013, 9.

³ Ein klassisches Paradigma dafür, wie eng die Frage nach der christlichen Identität, mit der Frage des Kanons der Heiligen Schriften zusammenhängt, liefert Markion, vgl. U. M. S. Röhl, Der Paulusschüler Markion. Eine kritische Untersuchung zum Antijudaismus des 2. Jahrhunderts (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag. Reihe Theologie 8), Marburg 2014.

⁴ K. Schmid, Christentum ohne Altes Testament?, in: IKaZ 45 (2016), 443–456.

⁵ R. Bultmann, Jesus (Die Unsterblichen 1), Berlin 1926 (²1929), mehrere Neuausgaben: mit Nachwort von W. Schmithals (UTB 1272), München 1964 (⁴1970), 131.

⁶ R. Bultmann, Theologie des Neuen Testamentes, Tübingen ⁶1968, 15.

⁷ A. von Harnack, Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott. Eine Monographie zur Geschichte der Grundlegung der katholischen Kirche (TU 45), Leipzig ²1924, 217.

⁸ Welchen Kanon genau sie voraussetzen können, ist ein offener Streitpunkt der Neutestamentlichen Wissenschaft.

⁹ Σκύβαλον bezeichnet etwas Wertloses, das je nach Kontext mit »Mist, Abfall, Dreck, Scheiße oder Unrat« übersetzt werden kann. Es ist ein sehr negatives Wort.

¹⁰ »Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst nach der Weise Moses, dann könnt ihr nicht gerettet werden. Darüber entstand Aufruhr, ein nicht geringer Zank« (Apg 15,1 f.).

¹¹ M. Konradt, Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1), Göttingen 2015, 1 f.

¹² Vgl. den Beitrag von T. Söding in diesem Band.

¹³ Vgl. H. Merkel, Israel im lukanischen Doppelwerk, in: NTS 40 (1994), 371–398, der die Frage des Antijudaismus im Lukasevangelium umsichtig behandelt und differenziert beantwortet.

¹⁴ Das καί ist bedeutungsvoll; entweder übersetzt man es explikativ (»und [dabei] sind sie es doch, die von mir zeugen«) oder es hat hier die Funktion eines hebräischen Waw-adversativum und deckt den Irrtum einer nicht-christologischen Hermeneutik auf: »ihr meintet […], aber sie zeugen von mir.«

¹⁵ »Liebe Brüder, ihr wisst, dass Gott vor langer Zeit unter euch bestimmt hat, dass durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hörten und glaubten. Und Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben. Warum versucht ihr denn nun Gott dadurch, dass ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger (ζυγὸν ἐπὶ τὸν τράχηλον τῶν μαθητῶν) legt, das weder unsre Väter noch wir haben tragen können? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie« (Apg 15,7–11).

¹⁶ »Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er schuldig ist, das ganze Gesetz (ὅλον τὸν νόμον) zu erfüllen« (Gal 5,3).

¹⁷ »Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer haben für Gott; aber es ist ein Eifer ohne Erkenntnis. Da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufrichten wollten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn Christus ist das Ende des Gesetzes und jeder, der an ihn glaubt, wird gerecht« (Röm 10,1–4...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Titel
• Impressum
• Vorwort
• Inhalt
• Der Kampf um das Alte Testament - Ein Plädoyer für das Alte Testament als notwendigen Bestandteil des christlichen Kanons
• Einleuchtend - Führt das christlich-religiöse Bewusstsein zur Herabstufung des Alten Testaments?
• Im Klang des Wortes Gottes - Gesetz, Psalmen und Propheten im Markusevangelium
• Paulus als Hermeneut der ΓΡΑΦΗ
• Das Alte Testament in der Alten Kirche
• Nisi scripturae dederimus principem locum - Zur Hermeneutik des Alten Testaments bei Martin Luther und im Zeitalter der Reformation
• Händels Auferstehung - Die affirmative Genealogie des Christentums und das Alte Testament
• Rezeptionshermeneutik und Schriftprinzip - Bemerkungen zu einem ambivalenten Verhältnis
• »Auch für dich« und das messianische »Heute« - Überlegungen zur Hermeneutik des Alten Testaments aus homiletischer Perspektive
• Bedeutung und Umgang mit dem Alten Testament in der Religionspädagogik
• Register
• Autorenverzeichnis
• Weitere Bücher
• Anmerkungen