Der Protestantismus im Osten Deutschlands (1945-1990)
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Der Protestantismus im Osten Deutschlands (1945-1990)

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Der Protestantismus im Osten Deutschlands (1945-1990)

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Über dieses Buch

Das Buch beschreibt den Weg der Evangelischen Kirche in Ostdeutschland vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Die weithin quellengestĂŒtzte Darstellung behandelt in einer zeitlichen Abfolge wichtige Aspekte des Gesamtgeschehens: die geistliche und institutionelle Erneuerung der Kirche, den Abbruch volkskirchlicher Tradition unter dem Druck der ideologischen Diktatur, den theologischen und kirchenleitenden Umgang mit sich wandelnden Situationen, das Ringen um die Einheit der Kirche im geteilten Deutschland, die wachsende Bedeutung der Ökumene und die zunehmend offene Aussprache in der Kirche, die der friedlichen Revolution zum Wort und auf den Weg verhalf.

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Information

Kapitel 1

Sowjetische Besatzung und Neuordnung der Volkskirche.
Ost-West-Konfrontation und wachsende Pressionen (1945–1952)

A KONTINUITÄT UND INSTITUTIONELLER NEUBEGINN
1. Erste Erfahrungen unter dem Besatzungsregime
Die im FrĂŒhjahr 1945 zusammenbrechende nationalsozialistische Herrschaft hinterließ ein unĂŒberschaubares Maß an Zerstörung, Leid und Not. Im Osten Deutschlands löste der Vormarsch der sowjetischen Truppen Panik aus und wurde von einer beispiellosen Selbstmordwelle begleitet. Nach der Waffenruhe rĂŒckte die Rote Armee auch in zunĂ€chst von amerikanischen und britischen Truppen besetzte Gebiete ein und rĂ€umte dafĂŒr die fĂŒr die Westalliierten bestimmten Sektoren in Berlin. GemĂ€ĂŸ dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 ĂŒbte der von den vier SiegermĂ€chten gebildete Alliierte Kontrollrat die höchste Regierungsgewalt in Deutschland aus.
Von Anfang an waren die Kirchen fĂŒr die BesatzungsmĂ€chte wichtige Ansprechpartner und Mittler zur deutschen Bevölkerung. Auch in der sowjetisch besetzten Zone normalisierte sich das kirchliche Leben. Stark besuchte Gottesdienste und Kirchenkonzerte wurden fĂŒr viele zu einer BrĂŒcke aus dem Zusammenbruch in die noch ganz ungewisse Zukunft. FĂŒhrende Kirchenleute erlebten angesichts der bekannten Religionsfeindschaft des Sowjetstaates mit Erstaunen eine weithin entgegenkommende Haltung der Besatzungsoffiziere. Auch bei den neu gebildeten zivilen Behörden gab es VerstĂ€ndnis fĂŒr wichtige kirchliche Anliegen wie den Religionsunterricht an den Schulen oder die Wiedereröffnung Theologischer FakultĂ€ten. Nur ausnahmsweise kam es zu Komplikationen, so beim Bestehen von MilitĂ€rkommandanten auf vollstĂ€ndiger Kontrolle und Genehmigungspflicht fĂŒr kirchliche AktivitĂ€ten. Die großen Zerstörungen und das Fehlen von Pfarrern und kirchlichen Mitarbeitern erschwerten die kirchliche Arbeit. Oft nur mit Ă€ußerstem Einsatz waren rĂ€umliche Entfernungen zu ĂŒberwinden. Ein Klima von Angst und Rechtsunsicherheit entstand durch schwere Übergriffe von Rotarmisten, Raub oder Vergewaltigungen, durch willkĂŒrliche Verhaftungen und Deportationen. Kirchliche AmtstrĂ€ger aber genossen einen gewissen Schutz und Bewegungsfreiheit, indem sie sich durch Amtstracht oder Armbinden erkennbar machten.
2. Neue Landes- und Provinzial-Kirchenleitungen
In den ĂŒberwiegend protestantischen, nunmehr sowjetisch und polnisch besetzten Gebieten Ost- und Mitteldeutschlands gab es aufgrund des Kirchenregiments der „Deutschen Christen“ keine „intakten“ Landeskirchen mehr. Die Neubildung bzw. bekenntniskirchliche Umbildung der Kirchenleitungen gehörte fĂŒr die BruderrĂ€te und fĂŒhrenden MĂ€nner der Bekennenden Kirche zum Gebot der ersten Stunde. Wo der Vormarsch der Roten Armee den Zusammenbruch besiegelt hatte, gelang sie rasch und ohne Komplikationen. In den zunĂ€chst amerikanisch oder britisch besetzten Gebieten hatten DC-KirchenfĂŒhrer einen Amtsverzicht zunĂ€chst verweigert.
Die auch am Ende des Dritten Reiches noch bestehende volkskirchliche Situation war eine wesentliche Vorgabe fĂŒr die Erneuerung der Leitung und Verfassung der Kirchen. Die Initiative lag hier weitgehend bei Theologen und Juristen der bruderrĂ€tlich verfassten Bekennenden Kirche. Doch zeigte sich rasch, dass die Vorstellungen der dahlemitischen Richtung der BK fĂŒr eine Neuordnung vorerst schon personell nicht realisierbar waren. Bei Einvernehmen ĂŒber die bekenntnisorientierte Erneuerung ging es um ein rasches Revirement, um effektive Leitung angesichts der erdrĂŒckenden Vielfalt gleichzeitig zu bewĂ€ltigender Aufgaben. Zum Neubeginn gehörte ĂŒberall die Wiederbelebung des Ältestenamtes und die Wahl von GemeindekirchenrĂ€ten. Eine Umgestaltung zu bruderrĂ€tlich-synodalen Leitungsorganen auch auf anderen Ebenen erforderte Zeit und langen Atem. Bei verbleibenden landeskirchlichen Unterschieden blieb dieser Impuls, gefördert durch den Situations- und MentalitĂ€tswandel der folgenden Jahrzehnte, langfristig wirksam.
Schon im Februar 1945 war in Schlesien angesichts der Winteroffensive der Roten Armee problemlos die Ablösung des DC-Kirchenregiments und die Etablierung einer bruderrÀtlichen BK-Leitung gelungen.
Das DC-Konsistorium hatte Breslau verlassen und ließ sich spĂ€ter in Görlitz durch eine staatliche Instanz auflösen. Acht Pfarrer und zwei Vikarinnen, die in der „Festung“ Breslau verblieben waren, erklĂ€rten ihre Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche. Der PrĂ€ses des Provinzialbruderrates der BK, Pfarrer Ernst Hornig, ĂŒbernahm die Kirchenleitung. Er erreichte am 4. Mai gemeinsam mit einem katholischen PrĂ€laten die Übergabe Breslaus durch den Wehrmachtsbefehlshaber. Die durch den BK-Bruderrat gebildete „Evangelische Kirchenleitung der Provinz Schlesien“ wurde durch die sowjetische MilitĂ€rbehörde und die polnische Zivilverwaltung zunĂ€chst anerkannt, widersetzte sich aber der im August von der polnischen Regierung verfĂŒgten Eingliederung in die polnische Evangelische Kirche Augsburger Konfession (EAK) unter Hinweis auf die nicht preiszugebende Abendmahlsgemeinschaft mit Reformierten, die Geltung der Barmer ErklĂ€rung, die bruderrĂ€tliche Verfassung und die ungeklĂ€rte Frage endgĂŒltiger Grenzen. Anfang 1946 bestanden noch fast tausend Gemeinden, die von den verbliebenen Pfarrern und Diakonen sowie vielen Lektoren, Ältesten und Diakonissen geistlich versorgt wurden. Im SpĂ€tsommer 1946 erreichte die Vertreibung der deutschen Bevölkerung ihren Höhepunkt; im Dezember 1946 traf sie auch die Breslauer Kirchenleitung, die nun in Görlitz ihren Dienstsitz nahm. Einige zehntausend Evangelische verblieben weiter in Niederschlesien. Das Gemeindeleben wurde durch Laien und wenige Pfarrer sowie durch UnterstĂŒtzung aus dem Gebiet westlich der Neiße, die Übersendung von Lesepredigten, aufrechterhalten.
Entschlossenes Handeln hatte unmittelbar nach dem Schweigen der Waffen auch in Berlin-Brandenburg zur Bildung neuer kirchenleitender Organe gefĂŒhrt.
Am 7. Mai 1945 erklĂ€rte der frĂŒhere kurmĂ€rkische Generalsuperintendent Otto Dibelius vor den erreichbaren Mitgliedern des BK-Bruderrats, dass er nach der rechtswidrigen Zwangspensionierung durch die braune Generalsynode von 1933 nunmehr wieder sein Amt ausĂŒbe. Er beanspruchte auch den Vorsitz im Konsistorium und veranlasste den DC-nahen KonsistorialprĂ€sidenten Johannes Heinrich zum RĂŒcktritt. Ein mehrheitlich aus den BK-BruderrĂ€ten von Berlin und Brandenburg gebildeter, als Kirchenleitung fungierender Beirat legte ihm den Bischofstitel bei, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit den russischen Behörden.1 Das Ergebnis des Vorgehens von Dibelius, die StĂ€rkung der Behörde statt einer bruderrĂ€tlichen Leitung, stieß auf Kritik aus der BK, doch weckte sein umsichtiges und zielsicheres Handeln auch Respekt. Im Juli 1945 legitimierte die Synode der Berliner BK die getroffenen Entscheidungen, doch mĂŒssten weitere Schritte „einer dem Bekenntnis der Kirche entsprechenden Gesamtordnung dienen“. Im Oktober wurde die vorlĂ€ufige Kirchenleitung auch von der Brandenburger BK-Synode anerkannt.
Das Gebiet der lutherischen Landeskirche Sachsens war bei Kriegsende im Osten mit Dresden russisch, im Westen mit Leipzig und Zwickau amerikanisch besetzt. Bis zur vollstÀndigen sowjetischen Besetzung gab es hier einen regional geteilten Neubeginn kirchenleitender Arbeit.
In Dresden ĂŒbernahm der als BK-Mitglied zwangspensionierte juristische Oberlandeskirchenrat Erich Kotte die Leitung des Landeskirchenamtes. Pfarrer Lic. Franz Lau, bis 1940 BK-Mitglied, wurde von der Dresdner Pfarrerschaft mit den beiden Dresdner Superintendenturen betraut und zum geistlichen Leiter der Landeskirche bestellt. Seine Rundbriefe an die Pfarrerschaft dienten dem geistlichen Wort zur Situation und den kirchlichen Aufgaben. Im amerikanisch besetzten West-Sachsen rief angesichts separatistischer Bestrebungen ein „vorlĂ€ufiger Kirchenausschuss“ die Pfarrerschaft zu einem engen Zusammenschluss auf. Mit dem EinrĂŒcken der Roten Armee wurde auch hier die Dresdner Kirchenleitung zustĂ€ndig. Franz Lau blieb zunĂ€chst deren Vorsitzender. 1947 wurde der wegen seiner BK-Haltung 1938 aus Sachsen ausgewiesene Dresdner Superintendent Hugo Hahn, seither Pfarrer in Stuttgart, zum Landesbischof gewĂ€hlt. FĂŒr dessen RĂŒckkehr und Amtsantritt in Dresden in der Phase der beginnenden Ost-West-Konfrontation leistete Dibelius wirksame FĂŒrsprache bei der Sowjetischen MilitĂ€radministration.
In ThĂŒringen hatte nach der amerikanischen Besetzung der DC-Bischof Hugo Rönck seinen RĂŒcktritt verweigert. Erst das Eingreifen der MilitĂ€rbehörden und die Verhaftung Röncks fĂŒhrten zur Ablösung der DC-Kirchenleitung. Der Leiter der Lutherischen Bekenntnisge-meinschaft, Pfarrer Moritz Mitzenheim, ĂŒbernahm die AmtsgeschĂ€fte. Unter dessen Vorsitz trat am 2. Mai ein neuer Landeskirchenrat zusammen, der unter Ausschluss der radikalen DC das Gesamtspektrum der vorhandenen kirchlichen KrĂ€fte reprĂ€sentierte. Mitzenheim erhielt „in Anlehnung an die Praxis in anderen Landeskirchen“ im Dezember 1945 den Titel Landesbischof. Er betonte das volkskirchliche Anliegen und die bischöfliche AutoritĂ€t.2 Eine dichte Folge bischöflicher Sammelrundschreiben informierte die Pfarrerschaft und erteilte kirchenregimentliche Weisungen. Erst 1948 wurde eine Landessynode gebildet.
Das Land Mecklenburg war bei Kriegsende in der Westregion amerikanisch (Schwerin) und britisch (Wismar) besetzt. Der DC-Bischof Walther Schultz und der Oberkirchenrat in Schwerin hatten, gestĂŒtzt auf die amerikanische MilitĂ€rverwaltung, die im Mai 1945 von bekenntnistreuen Pastoren und Gemeindegliedern erhobenen RĂŒcktrittsforderungen zurĂŒckgewiesen. Erst kurz vor der Übergabe an die sowjetische Besatzungsmacht gelang es, die DC-KirchenfĂŒhrung abzulösen. Schultz wurde durch die britischen Behörden verhaftet und erklĂ€rte seinen RĂŒcktritt. Der Oberkirchenrat ĂŒbergab die AmtsgeschĂ€fte an den Vorsitzenden des BK-Landesbruderrats, Pastor Dr. Niklot Beste. Er wurde zum kommissarischen Landesbischof ernannt und 1946 durch die neu gebildete Landessynode in seinem Amt bestĂ€tigt.
Von der zunĂ€chst unklaren Situation der teils sowjetischen, teils polnischen Besetzung Mittel- und Ostdeutschlands war allein und in großem Umfang die bisherige preußische Landeskirche (APU – Evangelische Kirche der altpreußischen Union) betroffen.
Teile der bisherigen evangelischen Bevölkerung waren noch in Ostpreußen und in den Gebieten östlich von Oder und Neiße (Pommern, Schlesien, brandenburgische Neumark) verblieben. Wie Schlesien befand sich auch Pommern nur mit der kleineren, westlichen Region im Hoheitsbereich des Alliierten Kontrollrats; hier aber nahm die kirchliche Reorganisation einen bemerkenswert anderen Verlauf.
Nach der Zerstörung des Konsistoriums in Stettin hatte die Kirchenleitung ihre TĂ€tigkeit an vorpommersche Orte und ab Juni 1945 nach Greifswald verlegt. Die Neubildung der Kirchenleitung erfolgte hier von vornherein in Abstimmung mit der rasch wieder hergestellten AutoritĂ€t des altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrats (EOK) in Berlin. In Pommern hatte sich die Bekennende Kirche frĂŒhzeitig gespalten; namhafte BK-Theologen hatten der These von der Geltung des Notrechts widersprochen und ab 1935 mit Vertretern der „Mitte“ und kirchlicher Werke im Provinzialkirchenausschuss zusammengewirkt. Der BK-Provinzialbruderrat war durch den Tod seines Vorsitzenden, Superintendent Friedrich Onnasch, den im Februar 1945 in Berlinchen plĂŒndernde Rotarmisten erschossen hatten, empfindlich geschwĂ€cht. Anfang Juli wurde der Greifswalder Superintendent von Scheven3 mit dem geistlichen Referat im Konsistorium beauftragt. Im September bildete man hier wie in Berlin als bruderrĂ€tliche Komponente einen Beirat. Der aus der BK kommende Wunsch nach einer Vereinigung mit Berlin-Brandenburg blieb ohne Chance. Im Herbst 1946 wĂ€hlte die erste pommersche Synode eine neue Kirchenleitung mit von Scheven als Vorsitzendem. Er wurde im Benehmen mit der APU zum Generalsuperintendenten mit der Amtsbezeichnung „Bischof“ ernannt.
Ganz unspektakulĂ€r verlief auch die Neubildung von Leitungsorganen in der Kirchenprovinz Sachsen. Hier waren die kirchenpolitischen GegensĂ€tze schon seit 1942 auf der Linie des Einigungswerks von Bischof Wurm entschĂ€rft worden. Ein „Einigungsausschuss“ verhandelte mit Vertretern des Magdeburger Konsistoriums, dessen PrĂ€sident Dr. Otto Fretzdorff zunĂ€chst noch im Amt blieb. Einigungsausschuss, Konsistorium und BK-Provinzialbruderrat vereinbarten die Bildung einer VorlĂ€ufigen Geistlichen Leitung der Kirchenprovinz, die im August unter dem Vorsitz von Pfarrer Ludolf MĂŒller/Heiligenstadt, dem Vorsitzenden des BK-Bruderrates, ihre Arbeit aufnahm. Anfang 1946 wurde eine VorlĂ€ufige Kirchenleitung gebildet. Fretzdorff trat zurĂŒck; der Jurist Dr. Lothar Kreyssig, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche,4 wurde KonsistorialprĂ€sident und war ab 1947 PrĂ€ses der Synode. Erst jetzt wurde Ludolf MĂŒller mit dem Bischofsamt, das er fĂŒr seine Person nicht erstrebt hatte, betraut.
Die Landeskirche Anhalts, die nicht zur APU gehörte, sich aber als uniert verstand, wurde bis Kriegsende durch den vom NS-Regime gestĂŒtzten, zum radikalen FlĂŒgel der DC gehörenden Landeskirchenrat geleitet. Nach dem Z...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. AbkĂŒrzungsverzeichnis
  7. Literaturverzeichnis
  8. Kapitel 1: Sowjetische Besatzung und Neuordnung der Volkskirche. Ost-West-Konfrontation und wachsende Pressionen (1945–1952)
  9. Kapitel 2: TotalitĂ€re Kulturrevolution. Angriff auf die volkskirchliche Tradition (1952–1961)
  10. Kapitel 3: Die Mauer. Zeugnis und Dienst der schrumpfenden Kirche (1961–1969)
  11. Kapitel 4: Lernwege der EigenstĂ€ndigkeit „im Sozialismus“ (1969–1978)
  12. Kapitel 5: Friedenszeugnis und wachsende Öffentlichkeit (1978–1985)
  13. Kapitel 6: Gesellschaftliche Diakonie zur Friedlichen Revolution (1986–1990)
  14. Kapitel 7: Neuaufstellung im Zeichen der Einheit Deutschlands
  15. Zeittafel
  16. Register
  17. Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen (KGE)
  18. Weitere Literatur
  19. Endnoten