Mose
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Mose

Der Mann, der zum Buch wurde

  1. 296 Seiten
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Mose

Der Mann, der zum Buch wurde

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die Gestalt des Mose ist eng mit dem Glauben an den einen und einzigen Gott verbunden, weshalb ihm eine besondere Stellung in Judentum, Christentum und Islam zukommt. Was wir von dieser großen Gestalt wissen, deren Bedeutung nicht auf die Religion beschränkt bleibt, sondern auch für Recht und Ethik kaum zu überschätzen ist, wissen wir aber nur aus den Büchern der Bibel, die von ihm handeln und ihm zugeschrieben werden. Diese "Mose-Bücher" geben sich selbst als Mitteilung Gottes zu verstehen, die Mose empfangen und weitergegeben hat. Was sich schon in den Texten der Bibel zeigt, wird von den Spuren, die Mose in der abendländischen Kultur hinterlassen hat, bestätigt: Das Besondere der göttlichen Offenbarung ist am Offenbarungsmittler "abzulesen". In ihm begegnet uns nicht eine Person ferner Vergangenheit, sondern das bleibende Wort Heiliger Schrift, und Mose ist in einzigartiger Weise zu diesem Wort geworden.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783374035564

C. WIRKUNG

1. VOM TOD ZUM NACHLEBEN

1.1. Moses Tod als Ausgangspunkt

Wenn nach der »Darstellung« (B.) einer biblischen Gestalt ihre Wirkung behandelt werden soll, geht es nicht nur darum zu suchen, wo die betreffenden Texte aufgenommen wurden, noch darum zu fragen, welche Auswirkungen von der betreffenden Gestalt ausgegangen sind. Beide Aspekte spielen allerdings eine wichtige Rolle, denn die Beschäftigung mit einer »biblischen Gestalt«, wie sie im vorliegenden Buch erfolgt, ist nicht dem Nachzeichnen eines Lebens gewidmet, sondern der Erzählung eines Lebens. Die Behandlung der Wirkung nimmt in diesem Fall also die »Fortführung« des Erzählten, und zwar in den auf den Pentateuch folgenden Texten in den Blick, ohne aus den Augen zu verlieren, was die erzählte Person bewirkt hat. Dies geschieht, weil eine derart betrachtete Wirkung die Tiefenstruktur des Erzählten zutage fördern kann, so dass Aspekte der Darstellung der biblischen Gestalt bestätigt und verstärkt werden können oder wenig Beachtetes in seiner Bedeutung klarer hervortritt, weil es aus einem Abstand heraus und in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden kann. Das, was im Leben von Menschen gilt, dass sich die Bedeutung einzelner Ereignisse für die Menschen zumeist erst im Nachhinein, im Rückblick, zu verstehen gibt, gilt noch mehr für die Erzählung über Personen.
Im Bezug auf die biblische Gestalt des Mose ergibt sich daraus aber die Frage, wo mit der Wirkung anzusetzen ist. Beginnt sie dort, wo von Mose außerhalb der Bücher, die mit ihm und seinem Leben unmittelbar in Verbindung stehen, dem Pentateuch, gesprochen wird, oder erst dort, wo Mose außerhalb der biblischen Literatur auftaucht, oder nur dort, wo das Erzählte in Kunst, Literatur, Musik, Film etc. »übersetzt« wird? Denkbar wäre aber auch, die Wirkung dort beginnen zu lassen, wo etwas von dem, was mit der Erzählung der Gestalt verbunden ist, spezielle Wirkungen zeitigt, so z. B. das von Mose übermittelte Gesetz. Die Frage nach dem Übergang von der »Darstellung« (B.) der biblischen Gestalt des Mose zu ihrer »Wirkung« (C.) beantwortet die biblische Erzählung in gewisser Weise dadurch, dass sie den Tod des Mose gerade nicht als Mitteilung über das Ableben des Mose gestaltet, sondern als feinsinnigen Rück- und Vorausblick, der literarisch Abschluss und Fortführung in einem bildet. Die betreffende Erzählung in Dtn 34 stellt die drei dazu wichtigen Aspekte zusammen:
3. In V. 1–4 das Gelobte Land als Abschluss und Ziel des Exodus und damit der Berufung des Mose aus Ex 3.
4. In V. 5–9 die Mitteilung über den Tod des Mose und seine Folgen für das Volk Israel.
5. In V. 10–12 die Bedeutung des Mose durch seine Charakterisierung im »Mose-Epitaph«.
Dtn 34,1–12
»1Und dann stieg Mose aus den Steppen von Moab hinauf zum Berg Nebo, dem Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüber liegt. Und dann ließ der HERR ihn das ganze Land sehen: Gileat bis Dan, 2und das ganze Naftali, und das Land Efraim und Manasse und das ganze Land Juda bis zum Mittelmeer 3und den Negev und den Graben, das Tal Jerichos, der Palmenstadt, bis Zohar. 4Und der HERR sagte zu ihm: Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob folgendermaßen zugeschworen habe: Deinem Samen werde ich es geben. Ich habe es deine Augen sehen lassen, aber dorthin wirst du nicht hinüberziehen.
5Dann starb Mose, der Knecht des HERRN, im Land Moab auf Geheiß des HERRN. 6Und dann begrub er ihn im Tal im Land Moab gegenüber Bet Peor; und niemand kennt sein Grab bis zum heutigen Tag. 7 Mose aber war 120 Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht getrübt. Seine Frische war noch nicht geschwunden. 8Und dann beweinten die Söhne Israels Mose in den Steppen Moabs 30 Tage lang, dann waren die Tage der Trauerklage um Mose beendet. 9Aber Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt vom Geist der Weisheit, denn Mose hatte ihm seine Hände aufgelegt; und so hörten die Söhne Israels auf ihn, und sie taten so, wie der HERR dem Mose befohlen hatte.
10 Aber nicht wieder ist in Israel ein Prophet aufgetreten wie Mose, den der HERR von Angesicht zu Angesicht kannte, 11 in Bezug auf all die Zeichen und Wunder, die der HERR ihn zu tun sandte am Land Ägypten, dem Pharao und all seinen Dienern und seinem ganzen Land; 12 und in Bezug auf alle Machterweise und alle Furcht erregenden und großen Taten, die Mose vor den Augen von ganz Israel getan hatte.«
Schon die ersten Verse dieses Abschnitts weisen darauf hin, dass hier etwas Außergewöhnliches vorliegt, denn das, was Mose gezeigt wird, überschreitet alle menschlichen Möglichkeiten: Mose bekommt das ganze Land westlich des Jordans zu sehen. Dieses Sehen ist übernatürlich, denn es geht teilweise in eine Entfernung, die 200 Kilometer überschreitet und über alle Gebirge hinweggeht. Ist jedoch dieses außergewöhnliche Sehen des Landes vollständig aus antiken Rechtsvorstellungen bei Grundbesitzübertragungen zu erklären, bei denen man den zu verkaufenden Grundbesitz von einem besonderen Punkt aus – unter Zeugen – gemeinsam vom Verkäufer und Käufer anschauen ließ? Solch eine frühe Rechtsvorstellung mag bei der Beschreibung der Schau des Landes durchaus mitgewirkt haben, aber sie erklärt das Besondere des Textes nicht. Denn durch den von Gott selbst erwähnten Schwur an die Väter, Abraham, Isaak und Jakob, deutet sich die Erfüllung der an sie ergangenen Landverheißung zwar an, aber indem Mose das Land sehen darf, bekommt weder er es als Besitz übertragen noch das an diesem Sehen nicht beteiligte Volk Israel. Der Text schlägt einen Erzählbogen vom Anfang der Erzelternerzählung (Gen 12) bis zum Ende der Mose-Geschichte (Dtn 34) und bringt im Motiv des Sehens Mose mit der Größe »Verheißenes Land« in Verbindung. Ausdrücklich wird das Sehen dem Hinüberziehen, das der Inbesitznahme gleichzusetzen ist, entgegengestellt: »Ich habe es deine Augen sehen lassen, aber dorthin wirst du nicht hinüberziehen.« (Dtn 34,4) Doch findet sich kein Hinweis darauf, dass Mose in besonderer Weise dadurch bestraft oder geärgert werden sollte, dass er das Land nur sehen konnte, dann aber unmittelbar vor dem Ziel sterben musste. Wenn Mose durch dieses ihm gewährte »übernatürliche Sehen« des gesamten Verheißenen Landes auf dieses Land ausgreift, aber die Erfüllung der Verheißung nicht in eigener Person miterleben kann, dann lässt sich diese Spannung nicht anders erklären als in einer Unterscheidung zwischen der Person des Mose und dem, was von ihr ausgeht. Diese Unterscheidung wird deutlich, wenn man beachtet, dass Mose in den Erzählungen des Pentateuchs vor allem als Mittler der Offenbarung gesehen wird, er dann aber im Buch Deuteronomium, das als seine große Abschiedsrede stilisiert ist, die göttlichen Weisungen für das Leben im Verheißenen Land auszulegen beginnt. Dieser Logik des Pentateuchs folgend enden Auftrag und Werk des Mose an der Grenze zum Verheißenen Land, wobei diese Grenze nicht besser beschrieben werden kann als durch die von Gott gewährte Schau des ganzen Landes.
Die Erzählung vom Tod des Mose im zweiten Abschnitt von Dtn 34 stützt diese Sicht der Abschlusserzählung. Der besondere Charakter des Textes und sein ans Übernatürliche rührender Inhalt zeigen sich vor allem in dem Hinweis, dass er mit 120 Jahren nicht an Altersschwäche starb, sondern ganz im Gegenteil sterben musste, weil Gott es so wollte und so festgesetzt hatte und er mit 120 Jahren das höchstmögliche Alter (vgl. Gen 6,3) erreicht hatte. Findet sich das Sterben auf Geheiß Gottes an einem bestimmten Ort schon zuvor bei Aaron (vgl. Num 20,28), so wird doch das Besondere des Mose zum einen durch die ihm zugesprochene Vitalität herausgestrichen und zum anderen durch die Beschreibung der Geschehnisse nach seinem Tod. Der auf die Todesnachricht folgende V. 6 steht im hebräischen Text im Singular (»er begrub«), so dass man vom Kontext her denken muss, dass Gott selbst es war, der Mose begraben hat. Genau dieses Verständnis des Textes geben einige Darstellungen der bildenden Kunst wieder, wenn sie Gott Mose begrabend abbilden, wie beispielsweise die Miniaturen einiger Handschriften der Weltchronik des Rudolf von Ems (z. B. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. Rh. 15, fol. 112 v).84
Abb. 5: Weltchronik des Rudolf von Ems (Zürich), Gott begräbt Mose
Diese Vorstellung muss aber schon sehr früh als anstößig empfunden worden sein, wie die entsprechende Textänderung in den Plural in einigen Handschriften und Versionen zeigt, so dass man den Text verstehen konnte als »sie begruben« bzw. »man begrub«. Damit mag zwar die Anstößigkeit der Aussage, dass Gott Mose begraben haben soll, beseitigt sein, doch passt sie nicht zur nachfolgenden Mitteilung, dass »niemand bis heute sein Grab kenne«. Es bleibt also etwas Eigenwilliges und Geheimnisvolles in dieser Beschreibung vom Tod des Mose.
Die Notiz, dass niemand sein Grab kenne, verbietet und verunmöglicht selbstverständlich jede nur denkbare Grabestradition. Damit aber liegt die Aussage auf derselben Ebene wie der im ersten Abschnitt betrachtete Aspekt, dass Mose das Land sehen, aber nicht betreten darf. Auch hier wird die reale Person des Mose zugunsten des mit ihr in Verbindung Gebrachten ausgeblendet. Was mit ihr in Verbindung gebracht wird, zeigt sich in der Fortsetzung der Erzählung.

1.2. Mose – Tora – Josua

Moses Tod ist eben nicht als Ende, sondern vor allen Dingen als Übergang und Anfang zu verstehen; er markiert den Beginn einer neuen Epoche, denn mit dem Nachfolger Josua kommt vor allem die mit seinem Namen verbundene literarische Fortsetzung der Geschichte im Buch Josua in den Blick. In Jos 1,7 heißt es dazu
»… achte darauf, nach der ganzen Tora zu handeln, die mein Knecht Mose dir befohlen hat. Weiche nicht davon ab, weder nach rechts noch nach links, damit es dir gelingt auf all deinen Wegen. Nicht soll das Buch dieser Tora von deinen Lippen verschwinden; sinne darüber Tag und Nacht nach, damit du darauf achtest nach all dem zu handeln, was darin geschrieben ist.«
Hier – zwischen Mose und Josua – hat eine entscheidende Veränderung stattgefunden, denn Josua hält als Erster den gesamten Gotteswillen, Gottes Weisung (Tora), im wahrsten Sinn des Wortes in Händen. Torastudium und Gebotsgehorsam werden zum Rezept seines militärischen und politischen Erfolgs. Der Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit scheint stillschweigend zwischen Dtn 34 und Jos 1 vollzogen zu sein. Von Jos 1 nach Dtn 34 zurückblickend impliziert dies, dass dort in Dtn 34 das abgeschlossen worden sein muss, was Jos 1 voraussetzt: die Verschriftung des von Mose vormals verkündigten und schon ausgelegten Gotteswillens. Für den Leser des Deuteronomiums geschieht dieser Übergang allerdings nicht ganz so stillschweigend, wie es auf den ersten Blick von Dtn 34 her scheint. Von Anfang an bereitet das Buch Deuternomium den Gedanken vor, dass Mose nicht nur Gottes Willen verkündet, sondern ihn auch schriftlich niederlegt. So stellt Dtn 31 das Faktum, dass Mose spricht und schreibt, unmittelbar nebeneinander:
»Mose trat vor ganz Israel und sprach diese Worte … und Mose schrieb diese Tora auf«.
Und schließlich hält Dtn 31,24 auch unzweideutig fest, dass Mose diese Tora komplett verschriftet habe.85
In diesem Kontext stellt sich nun auch die Frage nach der Funktion von Dtn 34 ganz neu, denn nicht das biologische Ende des Menschen Mose scheint hier im Vordergrund des Interesses zu stehen und auch nicht eine biographische Abschlussnotiz zum Führer der Exodusgruppe, sondern das alles Entscheidende ist...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Über den Autor
  4. Impressum
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. A. Einführung
  8. B. Darstellung
  9. C. Wirkung
  10. Nachwort zur 3. Auflage
  11. D. Verzeichnisse
  12. Fußnoten