Die Persönlichkeit des Joseph Beuys als Modell einer Plastischen Theologie
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Die Persönlichkeit des Joseph Beuys als Modell einer Plastischen Theologie

  1. 420 Seiten
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Die Persönlichkeit des Joseph Beuys als Modell einer Plastischen Theologie

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Über dieses Buch

Person und Kunst von Joseph Beuys (1921–1986) wurden schon immer kontrovers diskutiert. Für die einen war er ein Scharlatan, ein Spinner, ein Utopist, für andere war er der bedeutendste deutsche Nachkriegskünstler – ein schöpferischer Visionär mit internationalem Ansehen und Erfolg.Joseph Beuys hat ein immens komplexes Werk hinterlassen, dass Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Aktionen beinhaltet.Drei Jahrzehnte nach seinem Tod können seine Vorstellungen und Gedanken für das Daseinsverständnis und für Lebensentwürfe im 21. Jahrhundert Hilfe, Impuls und Orientierung sein. Dies gilt gerade auch im Bereich von Religion und Theologie, was manchen überraschend oder abwegig erscheinen mag, ist Beuys doch keineswegs als religiöser Künstler zu bezeichnen.In seinem Lebenslauf und Werk lassen sich immer wieder religiöse Momente und Motive erkennen, die zwar auf Distanz zum kirchlich verfassten Christentum gehen, jedoch in ihrer Ernsthaftigkeit und Tiefe beeindrucken und berühren. Sie regen an zur (Selbst-)Reflexion und vermögen es, Anregungen zu liefern zu Fragen von Religion und Theologie in säkularisierter bzw. postsäkularer Zeit.[The Personality of Joseph Beuys as a Model of a Shapeable Theology]The person and work of Joseph Beuys (1921–1986) were always considered controversial. For some he was a charlatan, a spin merchant, a utopian, for others he was the most important German post-war artist – a creative successful visionary with an international reputation.Joseph Beuys has left an enormous complex body of work which contains drawings, sculptures, installations, and actions.Three decades after his death his ideas and thoughts about the understanding and interpretation of life in the 21st century can be helpful, dynamically creative and a guideline.This is essential especially in the field of religion and theology. What may be surprising or erroneous to some, for Beuys is not to be designated a religious artist.In his curriculum vitae and work again and again religious moments and motifs can be found, which set him apart from a church dominated christianity, and impress by their seriousness and depth. They invite (self-)reflection and are able to stimulate questions of religion and theology in these secular and post-secular times.

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Information

1.Einleitung

1.1. Thema und Ziel der Arbeit

Joseph Beuys ist ohne Zweifel die bedeutendste deutsche Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts. Auch über 30 Jahre nach seinem Tod im Jahre 1986 ist er nicht vergessen, auch wenn das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung zu seinem 20. Todestag im Jahr 2006 genau das Gegenteil äußerte, dass es still um Beuys geworden sei, was aus meiner Sicht völlig unzutreffend ist.1 Seine künstlerischen Arbeiten und seine Gedanken leben fort. Das machen die vielen Ausstellungen in den letzten 15 Jahren deutlich, von denen hier beispielhaft Folgende genannt seien:
Bonn/Schloss Moyland/Duisburg/Venlo – Denken, Reden, Machen! Beuys für Kinder und Jugendliche (2003–2004),
Bonn, Bundeskunsthalle – Van Gogh bis Beuys, Crossart (12.08.2005–06.11.2005),
Frankfurt, Kunsthalle Schirn – Rodin Beuys (09.09.2005–27.11.2005),
Bonn, Kunstmuseum – Joseph Beuys, Zeichen aus dem Braunraum – Auflagenobjekte und grafische Serien (14.12.2005–12.02.2006),
Karlsruhe, Kunsthalle – Ich bin interessiert an Transformation, Veränderung, Revolution – Joseph Beuys Zeichnungen (21.10.2006–07.01.2007),
Berlin, Deutsche Guggenheim – All in the Present Must Be Transformed: Matthew Barney and Joseph Beuys (28.10.2006–12.01.2007),
Berlin, Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin – Joseph Beuys. Die Revolution sind wir (03.10.2008–25.01.2009),
Heilbronn, Kunsthalle Vogelmann des Städtischen Museums – Beuys für alle (06–09/2010),
Düsseldorf, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen – Joseph Beuys, Parallelprozesse (11.09.2010–16.01.2011),
München, Pinakothek der Moderne – Beuys Zeichnungen 1945–1986 (18.10.2012–20.01.2013),
Stuttgart, Staatsgalerie – Fluxus. Antikunst ist auch Kunst (01.12.2012–28.04.2013),
München, Pinakothek der Moderne – Ich bin ein Sender. Multiples von Joseph Beuys (26.06.2014–11.01.2015),
Amberg, Congress Centrum – Joseph Beuys – 30 Jahre nach seinem Tod (25.07.2016–14.09.2016).
Schließlich ist ein mit viel Akribie, Sachverstand und Leidenschaft gedrehter Film über Beuys des Dokumentarfilmers Andres Veiel zu erwähnen, der ab dem 18.05.2017 in den deutschen Kinos gezeigt wurde und die Künstlerlegende wieder greifbar machte.2
Seine ungebrochene Bedeutsamkeit wird in aktuellen Veröffentlichungen ganz unterschiedlicher Forschungsbereiche sichtbar, etwa im Bereich der Ethnopsychoanalyse3, Rhetorik4 oder in der Chaosforschung5.
Seine Person und seine Kunst waren von jeher umstritten. Für die einen war er ein Scharlatan, ein Spinner, ein Utopist6, für andere war er der bedeutendste deutsche Nachkriegskünstler, ein Künstler von hohem Rang mit internationalem Ansehen und Erfolg.7 Die Urteile über ihn könnten gegensätzlicher nicht sein, die dogmatische Gläubigkeit seiner Bewunderer und die Verketzerung seiner Gegner, der nahezu messianische Mythos um ihn und der Vorwurf unverantwortlicher Verdummung.8
Wie kein anderer Künstler verkörpert Beuys das Ideal eines künstlerischen Messianismus, er war eine charismatische Persönlichkeit, die gar zum Heilsbringer stilisiert wurde.9 »Nie gab es einen Künstler, dessen Werk zu seinen Lebzeiten so heftig angegriffen wurde und noch bis heute so umstritten ist.«10
Aus heutiger Sicht ist Beuys zweifelsohne der wichtigste Protagonist der deutschen Kunst für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Nachkriegszeit.
Allerdings fällt die Auseinandersetzung mit seiner Kunst vielen Menschen schwer, Beuys ist anders, seine Kunst ist anders. Beuys macht(e) vielen Menschen Angst, er weckt(e) bei manchen Betrachtern11 Aggressionen, weil seine geheimnisvolle Kunst, seine eindringlichen Aktionen für viele Menschen schwer nachvollziehbar sind.12 Er war ein Meister der Provokation, die zu einem Stilmittel seiner selbst wurde, d. h. Person und Werk einbezog. »Und Beuys ist ein Grenzgänger. Er hat in der Kunst eine Schwelle übertreten. Er hat mit der Moderne abgeschlossen.«13 Er erweiterte die Kunst in eine Richtung, die bis dahin undenkbar schien und Denken, Diskussionen und Reden implizierte.14 Beuys sprengte mit seinem Kunstverständnis und seiner Kunst die Dimensionen der herkömmlichen Kunst und Kunstauffassung. Es war eine Revolution, die er entfachte, ganz so wie er auch eines seiner Environments betitelte: »La revoluzione siamo noi« (Die Revolution sind wir), entstanden in Neapel in den Jahren 1971/72.15 »In seinem avantgardistischen Bestreben, die Kunst neu zu definieren, plädierte er für eine grundsätzliche Gleichsetzung von Kunst und Lebenspraxis.«16 Nach Beuys ist die Kunst Ausgangspunkt einer humanen Transformation zurück zu ihrem ursprünglichen Wesen, womit eine notwendige gesellschaftliche Neustrukturierung verbunden ist.17 Kunst und gesellschaftspolitisches Engagement gehören für Beuys zusammen.
»Kein anderer deutscher Künstler seit 1945 hat soviel internationale Beachtung gefunden. […] Die Schwierigkeit, das Phänomen Beuys zu erfassen, erklärt sich aus seinem Bestreben, die engen Grenzen des bestehenden Kunstbegriffs zu überschreiten und eine Einheit zwischen Kunst und Leben herzustellen. Seine Werke sind Niederschlag der Erfahrung menschlicher Existenz, sie beinhalten zugleich einen Entwurf für eine humane Gesellschaft; es sind Produkte, an denen Gedanken und Kommunikation ansetzen sollen.«18
Die Persönlichkeit von Beuys hatte wie seine Kunst viele Facetten: Er war der geniale Künstler, die Leitfigur der Weltkunstszene in der Nachkriegszeit, der begnadete Kommunikator, der »Performance-Magier«, der »Debatten-Langläufer«, der politische Redner und Aktivist, der Menschenfischer, der Alleskönner, der Überpräsente.19 Für viele Menschen war er ein Irrer, ein Fanatiker, für andere war er der unbestrittene Doyen der Gegenwartskunst, der größte künstlerische Exzentriker der Nachkriegszeit.20 Für seine Frau Eva war Beuys ein Genie, wobei das Zusammenleben mit ihm alles andere als einfach war.21
Für Benjamin Buchloh22, ein hartnäckiger Kritiker von Beuys, ist er der einzige Künstler in Deutschland, der den surrealistischen Weg fortgesetzt hat und den man demzufolge auch berechtigt als Surrealisten bezeichnen kann.23 Gleichwohl, hinter diesem scheinbaren Lob verbirgt sich Kritik: Wer als Surrealist bezeichnet wird, gerät leicht in den Verdacht, wirklichkeitsfern zu denken und zu arbeiten. Auch wenn Beuys viele visionäre und phantastische Vorstellungen und Gedanken hatte und präsentierte, kann man ihm nicht vorwerfen, dass er fern der Wirklichkeit agierte, im Gegenteil, er brachte sich ganzheitlich in sie ein, er war Teil der Wirklichkeit, nahm Wirklichkeit wahr und an und versuchte sie zu verändern.
Nun stellt sich angesichts dieser Ausführungen dennoch oder zu Recht die Frage: Warum sich mit Beuys beschäftigen – mehr als 30 Jahre nach seinem Tod?
Auf einem Pastoralkolleg der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau in der Evangelischen Akademie Arnoldshain begegnete mir Beuys beim Thema »Beruf und Berufung« in einem Referat über Berufung bei Künstlern, unter anderem bei Beuys, von Raimer Jochims, dem früheren Leiter der Frankfurter Kunsthalle Schirn. Dieser Vortrag weckte meine Begeisterung für Joseph Beuys, die ich schon während meiner Studienzeit an der Ludwig-Maximilian-Universität München, insbesondere in den Januartagen des Jahres 1980, verspürt hatte, als das Environment »Zeige deine Wunde« im Lenbachhaus in München installiert wurde und in allen Zeitungen und Bevölkerungsschichten kontrovers diskutiert wurde.
Joseph Beuys hat ein ungeheuer komplexes Werk hinterlassen, das Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Aktionen beinhaltet. Auch mehr als dreißig Jahre nach seinem Tod können seine Vorstellungen und Gedanken für das Daseinsverständnis und für Lebensentwürfe im 21. Jahrhundert Hilfe und Orientierung sein. Das betrifft auch den Bereich der Religion und der Theologie, was ich im Folgenden mit dieser Arbeit zeigen möchte. Diese Thematik in Bezug auf Beuys mag überraschend oder abwegig erscheinen,24 ist Beuys doch keineswegs als religiöser Künstler zu bezeichnen.25 Andererseits lassen sich in seinem Werklauf/Lebenslauf26 immer wieder religiöse Momente und Motive erkennen, die zwar auf Distanz zum kirchlich verfassten Christentum gehen und jenseits von dogmatischen und kirchenhistorischen Einsichten zu finden sind, die aber in ihrer Ernsthaftigkeit und Tiefe beeindrucken. Aus meiner Sicht können sie durchaus eine Hilfe und Orientierung geben für die Religion und die Theologie unserer Tage und damit für die Verkündigung und Unterweisung in der christlichen Religion.
Viele Arbeiten von Beuys »sind nicht allein formal, sondern transzendental zu verstehen; da sie sich an das Spirituelle wenden, sind sie zeitlos.«27 Eine solche Sicht von Kunst und Religion, wie sie Beuys darbietet, ist nicht ad hoc vorhanden, sondern hat sich im Laufe von Jahren entwickelt, ist das Produkt seines Lebenslaufes mit unterschiedlichen Erfahrungen und Etappen. Beuys hat sein Leben und seine Arbeit nie getrennt, weswegen die Bezeichnung Werklauf/Lebenslauf (und eben auch diese Schreibweise) zutreffend ist. Seine Persönlichkeit ist seine Arbeit, seine Arbeit ist seine Persönlichkeit. Die innere Persönlichkeit des Künstlers, seine individuelle Substanz28, wird in seinem Werk transparent.
Die Kenntnis seiner Biografie ist für das Verständnis seines Werkes unabdingbar. Eine intensive Auseinandersetzung mit seiner Vita ist darum eine unverzichtbare Voraussetzung für eine Beschäftigung mit seinem Werk und seiner Weltanschauung.29 Dazu gehört auch eine...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Über den Autor
  4. Impressum
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. 1. Einleitung
  8. 2. Annäherung an die Persönlichkeit von Beuys
  9. 3. Beuys’sche Charakteristika
  10. 4. Wichtige Themenstränge des künstlerischen Schaffens von Beuys
  11. 5. Die Lehre
  12. 6. Religiöse Dimensionen im Werk von Beuys
  13. 7. Entwicklung einer Plastischen Theologie
  14. 8. Ergebnisse und Konsequenzen
  15. 9. Schlusswort
  16. 10. Literaturverzeichnis
  17. Endnoten