Leichten Herzens
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Leichten Herzens

Erzählungen

  1. 128 Seiten
  2. German
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Leichten Herzens

Erzählungen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Wir balancieren durch die Schatten in der Luft, stecken unsere Hände in die Wolken, rühren sie um, machen Wetter, lassen es donnern. Was Barbara Aschenwald zwischen einfachen Wort- und Satzfolgen für den Leser hinterlegt, geht weit über den Inhalt des Gesagten hinaus. Ihre im wahrsten Sinne mitreißenden Prosastücke erzählen von Schönheit und Verzweiflung des Menschen, von Liebe und Zerstörung, vom Kaputtmachen und Lebenlassen - gewichtige Themen, die Aschenwald im Leser jedoch sanft zum Schwingen bringt, anstatt ihn damit zu erdrücken. Von den Straßen und Städten wandert die Erzählerin wachen Blickes bis hinauf in uralte Gebirgsgegenden. Auf ihrem Weg begegnet sie Fremden und Bekannten, Familien und Einzelgängern, die in sinnlicher Darstellung aus den Geschichten hervortreten. Leichten Herzens legt die junge Autorin hier ein bemerkenswertes Debüt vor. Aschenwalds zutiefst unzynischer Blick sieht in den selbstgemachten Katastrophen unserer Zivilisation nicht nur das Dämonische, sondern auch das Banale. Eine eigentümliche Leichtigkeit macht den speziellen Ton ihrer Prosa aus, der aus den vielen Stimmen zeitgenössischer Literatur angenehm hervorsticht.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783709975169

Auch sie

Die Erde ist wie der Mond, wenn die Menschen sie anschauen.
Vom Mond sieht man selten alles.
Weil ihn die Sonne selten ganz anscheint.
Von einem Knochen ist das Fleisch abgefallen und man sieht es nicht mehr, es war aber einmal da. Das Fleisch hat geprickelt, als es noch gelebt hat.
Die Sichel vom Mond steht am Himmel.
Um den Hals der Göttin hängt eine Kette aus Schädeln wie Perlen, die lachen.
Für das, was jetzt ist, braucht man Aufmerksamkeit.
Die Nesseln brennen die Häute.
Wenn nichts wehtut, freuen wir uns nicht. Wenn es aufhört wehzutun, freuen wir uns.
Deshalb tun wir uns weh.
Wo es Kämpfe gibt, gibt es auch Freude. Wo Nichts ist, ist auch Etwas.
Die mit den groben Händen sind nicht gefährlich.
Aber die Noblen, die Edlen, die Sensiblen, die Schöngeister, die guten Menschen.
Zwei junge Männer fahren mit ihrem Auto in den Wald und schalten die Flutlichtanlage auf dem Dach ein. Die Tiere schauen ins gleißende Licht und rühren sich nicht. Die Männer erschießen die Tiere und fahren weg und lassen sie liegen.
Sie haben sie erschossen, weil sie sie erschießen wollten. Und sonst nichts.
Die Würde des Menschen ist ein Wort und etwas anderes auch noch.
Die Würde des Menschen ist nicht sein Zartgefühl.
Sie ist etwas anderes.
Es gibt Statuen von einem Gott, die gemacht sind aus zerriebenen Knochen von Heiligen, vorne hat der Gott ein sanftes, gütiges Gesicht und hinten die Gesichter der Dämonen, die auch zu ihm gehören. Wenn man betet, muss man auch für sie beten, wenn man heiliges Wasser ausgießt, muss man auch an sie denken und es auch für sie gießen, für die Bösen, für die Unerlösten, für die Vampire und für die Dämonen und die Unholden und Unseligen, denn auch sie müssen ihren Weg richtig gehen und das Rad zerbrechen, sie sind die ständigen Begleiter dieses Gottes, weil außer Ihm gibt es niemanden, der sie lieb hat.
Die Welt ist zwei Hände voll Erde.
Kein Mensch lebt nur von Luft und zartem Gefühl.
Wenn man Hunger hat, muss man essen.
Aber die Liebe.
Es gibt einen Zauberkreis.
Ein Mann und eine Frau gehen nebeneinander auf der Straße. Sie reden miteinander. Er sagt, dass es viel ist. Und dass er alles bezahlt.
Sie sagt, dass sie ihn liebt. Sonst sagt sie nichts.
Er kann darauf nichts mehr sagen. Es ist still danach.
Auf der Welt hat alles Platz, was sich Platz nimmt.
Ein Kind schreit laut, weil seine Mutter ihm keine Süßigkeiten kauft.
Die Mutter schlägt das Kind. Sie schlägt das Kind sonst nie.
Das Kind schaut verwundert zu der Mutter auf und ist still.
Als die Mutter von ihrem Traum erzählt, in dem sie im Taufbecken Suppe für den Teufel kochen musste, hören ihr die Kinder gespannt zu und können an nichts mehr denken als an die Teufelssuppe und überall ist nur mehr der Teufel und sie freuen sich. Ganz geheim.
Der Kosmos sieht aus wie ein großer Mensch. An seinen Füßen schwimmen Fische, auf seinen Schultern sitzen zwei kleine Kinder und auf seinem Kopf ein Widder. Auf seinen Fingerzeig verfaulen die Samen und blühen die Blumen, der Frost legt die Gräser um und die Wellen begraben die Felder und die Menschen. Die Spinnweben fliegen durch die Luft und es ist, als würden sie an Haken den Schnee nachziehen.
Die Waren sind nicht wahrer als etwas anderes. Wenn wir etwas wissen wollen, kaufen wir uns ein Buch darüber. Wenn wir es gelesen haben meinen wir, dass wir es kennen.
Die toten Tiere liegen immer noch im Wald, weil es niemand gesehen hat.
Die zwei Männer, die sie erschossen haben, sind zuhause.
Zwei Männer, die sich lieben, ärgern sich übereinander und es gibt Streit. Sie sind laut miteinander und das, was sie sonst spüren, ist nur mehr in den Köpfen und sonst nirgendwo. Der eine nimmt den anderen am Handgelenk und zieht ihn zu sich, der andere schreit auf und sagt, er fürchte sich jetzt, der eine fragt, warum, ich habe dir nichts getan, doch, sagt der andere, du bist gewalttätig.
Aber ich liebe dich trotzdem.
Der eine sagt, ich mag so nicht.
Der andere sagt, dann gehe ich weg von dir.
Der eine sagt, dann geh weg von mir.
Der andere schlägt dem einen ins Gesicht.
Das, was nur noch in den Köpfen ist, beißt zu.
Der Falsche hat dem Falschen dann verziehen.
Wem dient dieser Frieden?
Abgeschlagene Hände, herausgerissene Zungen, geblendete Augen, kaputte Häute, vergessene Menschen, es ist dunkel. Und es bleibt dunkel.
Die Würde des Menschen muss man beschützen.
Die Gitter in den Köpfen lassen alles durch, was durch die Menschen durchpasst, und das andere fangen sie auf und halten sich daran fest.
Die Welt ist ein Garten ohne Zaun. Die Zäune sind von den Menschen gemacht. Und es muss sie geben.
Die Vampire, die Dämonen, die Unholden und die Unseligen weinen.
Als er nichts mehr sagen konnte, weil sie gesagt hat, dass sie ihn liebt, hat sich etwas auseinandergebogen, das zusammengehört.
Zwischen ihnen schwirren die Geister, sie haben sich an etwas festgebissen.
Aber, sagt er dann, was aber, sagt sie. Du bist gemein. Ich liebe dich.
Aber, sagt er, ich ... Was denn, sagt sie, ich liebe dich doch.
Ein umzäunter Garten. Es gibt etwas zu tun. Sogar viel.
Was ist denn ein Zauberkreis?
In die Psychiatrie kommen Polizisten. Sie haben alle eine Uniform an. Sie bringen immer Patienten. Die Ärztin kommt. Sie geht zu dem Mann ohne Uniform und sagt, kommen Sie doch bitte mit mir mit.
Er geht ihr nach, sie macht die Tür hinter ihnen zu und sagt, dann jetzt erzählen Sie mir doch einmal, was los ist. Er sagt, es ist alles in Ordnung, ich bin Polizist, ich bin nur in Zivil. Ja ja, ist schon gut, sagt sie. Sagen Sie mir einfach, was passiert ist, so schlimm kann das alles nicht sein, es wird alles wieder gut. Er sagt daraufhin, nein, ich bin wirklich Polizist, mir fehlt nichts, ich bin kein Patient. Sie nimmt eine Spritze und holt die Pfleger, damit sie ihn festhalten. Ein Polizist kommt und fragt nach seinem Kollegen. Die Ärztin erschrickt und lässt die Spritze fallen.
Im Frühjahr ist es am schlimmsten, sagt die Ärztin. Die Unglücklichen sind am verzweifeltsten, wenn alle sagen, schau doch, die Welt ist wunderschön, alles blüht, es wird Sommer, freu dich, alles wird gut, es wird alles besser.
Dann bringen sie sich um. Dann wollen sie nicht mehr leben.
Das ist sonderbar, was ich hier gelernt habe, sagt die Ärztin.
Die Welt ist eben logisch.
Die Vampire und Dämonen, die Bösen und die Unholden und Unerlösten sind traurig. Man lässt ihnen keinen Platz und die Toten haben keine Häuser.
Eine Gruppe von Leuten gräbt den Boden auf und findet Mauern von Häusern, Dachziegel, Grabplatten und zerschlagene Tonkrüge.
Sie kehren die Erde weg, sie heben die Ziegel auf, sie heben die Grabplatten auf, sie kleben die Scherben von den Tonkrügen zusammen.
Hier haben sie die Häuser auf die Gräber draufgebaut, sagt jemand. Wenn der letzte einer Generation gestorben ist, haben sie ihn begraben, die Ziegel seines Hauses auf seinem Grab zerschlagen und ein neues Haus draufgebaut. Die Geister sind aufgestiegen und haben bei den Lebenden gewohnt, sie waren da und sie hatten Platz, obwohl es so eng in den Häusern war.
Um unsere Gräber sind Zäune. Auf der Welt hat alles Platz, was sich Platz nimmt. Das, was nicht durch die Gitter passt.
Was man sagt, ist gesagt und weg. Ich bin so unglücklich, sagt er zu ihr.
Warum denn, sagt sie, ich liebe dich doch und deshalb kann uns gar nichts passieren.
Er sagt, das verstehe ich nicht.
Und er sagt, doch, es kann uns etwas passieren.
Du bist gemein, sagt sie. Du nimmst mich nicht ernst, du nimmst auf mich keine Rücksicht. Du musst doch Rücksicht auf mich nehmen, wenn ich dich liebe.
Durch die Straßen gehen Leute, die keine Augen haben und keine Ohren. Weil sie immer sehen und immer hören. Musik, Bilder und Geräusche aus dem Urwald in der Stadt, Musik, und nirgendwo spielt ein Instrument.
Irgendwann machen es alle, sagt der junge Mann im Geschäft. Alle sagen erst, das brauche ich nicht, und wenn sie dann ein Gerät haben, das das kann, was sie gar nicht brauchen, dann machen sie es eben doch alle.
Es ist ja auch wirklich praktisch.
Man hat nur gedacht, dass man es nicht braucht. Wenn ein Gerät etwas kann, braucht man es auch. Offensichtlich.
Was brauchen wir denn noch alles?
Der Tod kann die Feuer ausblasen in nur einem Zug, die Bösen, die Vampire, die Dämonen, die Unholden und Unseligen können die Menschen verderben, Schrunden machen auf ihrer Haut. Wenn alles, was da ist, notwendigerweise da ist, welche Not wendet es dann?
Ernste Frage.
Können wir es uns leisten, das Böse nicht zu brauchen?
Auf den Stufen der Tempel zerschlägt man Kokosnüsse. Sie sollen die Köpfe der Menschen sein. Die Wohnungen des Egos, die Zitadellen bricht man auf....

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Fürchtet euch nicht
  4. Keine Dunkelheit
  5. Die Geschichten von den Lebenden und den Toten
  6. Die drei Schwestern mit den gläsernen Herzen
  7. Auch sie
  8. Die Frau, das Meer, das Kreuz
  9. Lichter
  10. Rückgewinnung von Unschuld
  11. Sie sagen, wir liegen
  12. Vor dem Regen, nach dem Wind und der war kalt
  13. In unseren Köpfen die Bilder
  14. Wo sind sie denn hin?
  15. Viele Füße
  16. Inhalt
  17. Impressum