Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout
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Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout

  1. 336 Seiten
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Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Behandlung von Depressionen und Burnout ist für Therapeuten und Psychiater eine Herausforderung. Die Beziehung zum Patienten gestaltet sich oft kompliziert und schwierig.Ortwin Meiss illustriert mit einer Fülle von Fallbeispielen aus seiner Praxis als Psychotherapeut, Coach und Supervisor, wie Patienten die Sinnhaftigkeit ihrer emotionalen Reaktionen verstehen und erworbene Reaktions- und Interaktionsmuster verändern können. Behandelt werden Themen wie Schwangerschaftsdepressionen, postpartale Depressionen, sogenannte endogene Depressionen, manisch-depressive Verläufe, larvierte Depressionen sowie verschiedene Burnout-Verläufe.Das Buch vermittelt wichtige Kenntnisse über Depression und Burnout und eröffnet Therapeuten die Welt der Hypnotherapie und der systemischen Therapie. Nebenbei zeigt der Autor, wie es gelingt, Beziehungsfallen zu umgehen, und wie der Umgang mit depressiven Patienten und Burnout-Betroffenen leicht und mühelos werden kann.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783849782757
IIIHypnotherapeutische Ansätze für die Therapie von Depressionen und Burnout

10Allgemeine Überlegungen zum hypnotherapeutischen Ansatz bei Depressionen und Burnout

Hypnose als direktiver Ansatz

Vor noch nicht allzu langer Zeit galt Hypnose als kontraindiziert für die Behandlung von Depressionen. Durchaus zu Recht, wenn man diese Einschätzung auf den klassischen, direktiven Ansatz bezieht. Der klassische Ansatz der Hypnose, der mittlerweile für den psychotherapeutischen Bereich als überholt gilt, arbeitet mit direkten Suggestionen, das heißt, der Hypnotiseur versucht, den Patienten mit Suggestionen in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Dem Ansatz liegt ein einfaches Ursache-Wirkungs-Modell zugrunde, der Hypnotiseur bringt den Hypnotisierten in Hypnose und bewirkt mit seinen Suggestionen die gewünschten Veränderungen. Die Massenmedien verbreiten noch heute dieses Bild der Hypnose, da sich das Publikum wohlig gruselt, wenn es sich vorstellt, der Macht eines Hypnotiseurs ausgeliefert zu sein. Auch manche Patienten kommen mit der Erwartung zur Hypnose, dass sie nun in einen schlafähnlichen Zustand verfallen und hinterher nicht mehr wissen, was der Hypnotiseur ihnen eingeredet hat, ihre Symptome aber wie durch ein Wunder verschwunden sind.
Tatsächlich ist jede Hypnose Selbsthypnose, und die Wirkung einer Suggestion beruht auf Eigensuggestion. Glaubt eine Person an die Macht eines Hypnotiseurs, wird sie genau die Phänomene hervorbringen, die sie erwartet. Der direktive Ansatz wirkt dann, wenn der Patient von der Macht des Hypnotiseurs überzeugt ist. In der klassischen Hypnose ist man bestrebt, genau diese Erwartung zu erzeugen. Es wird ein One-up-one-down-Verhältnis angestrebt. Der Hypnotiseur versucht, die dominante Position einzunehmen. Der Patient wird in eine passive, rezeptive Position gebracht. Der hierarchisch Übergeordnete arbeitet mit dem in der Hierarchie Niedrigeren. In manchen Kliniken, in denen der klassische Ansatz praktiziert wurde, war der Einzige, der Hypnose machte und machen durfte, der Chefarzt.
Nach diesem Verständnis von Hypnose versucht der Therapeut, die Depressionen wegzuhypnotisieren. Der klassische Ansatz ignoriert, dass die Depressionen das Symptom einer tieferen Problematik sind, und versucht, das Symptom zu behandeln, aber nicht die zugrunde liegende Thematik. Dies bleibt ebenso erfolglos wie der Versuch, eine Kopfschmerzproblematik, die einen chronischen Ehekonflikt als Hintergrund hat, mit Schmerzmitteln zu behandeln. In diesem rein auf das Symptom orientierten Vorgehen arbeitet der Therapeut mit Suggestionen, die suggerieren, dass es dem Patienten besser und besser geht: »Sie gehen jetzt tiefer in Trance und beginnen, sich wohler und wohler zu fühlen. Und Sie beginnen, sich angenehm zu entspannen.« Wie soll ein depressiver Patient dies hinbekommen? Tatsächlich hat er nach kurzer Zeit das Gefühl, dass er nicht verstanden wird, eine Erfahrung, die er kennt. Er nimmt wahr, dass an ihm vorbeigeredet wird, da der Therapeut Behauptungen aufstellt, die in keiner Weise zutreffen. Behauptungen, dass die Depressionen verschwinden würden und der Patient sich von nun an jeden Tag wohler und wohler fühle, führen zu paradoxen Reaktionen, statt besser geht es ihm schlechter als vorher. Aus dieser Erfahrung heraus begründete sich die Lehrmeinung, Hypnose sei bei Depressionen kontraindiziert.
Depressive Patienten reagieren im Allgemeinen schlecht auf Direktiven. Anweisungen oder Ratschläge wie »Machen Sie doch mal etwas Schönes! Probieren Sie doch mal das!« führen oft zum Gegenteil. Der Patient verneint das therapeutische Angebot, denn er stellt fest, dass es so einfach nicht geht.
Aussagen wie »Sie können jetzt alles so gestalten, dass Sie sich wohlfühlen« oder »Machen Sie es sich bequem, sodass sie sich wohlfühlen« werden von den meisten depressiven Patienten als unpassend empfunden, denn sie schaffen es eben nicht, es sich so zu gestalten, dass sie sich wohlfühlen, oder es sich einfach bequem zu machen, und schon fühlen sie sich wohl.
Die traditionelle direktive Hypnose bringt den Patienten leicht gegen den Therapeuten auf. Da der Patient die Hypnose nicht in der Weise nutzen kann, wie der Therapeut es ihm suggeriert, wertet er dies als Scheitern und als weiteren Misserfolg, seine Situation in den Griff zu bekommen. Zudem übersieht der traditionelle direktive Ansatz, dass Depressionen den Sinn bzw. die Funktion haben, den Patienten vor weiteren sinnlosen Anstrengungen zu schützen. Der Therapeut versucht, dem Patienten mit seinen Suggestionen etwas wegzunehmen, was dieser unbewusst als Schutz vor weiteren Minusgeschäften empfindet.

Nicht angekoppelt, nicht in Kontakt

Manche Hypnose-Therapeuten planen eine Sitzung, als würden sie einen Schrank zusammenbauen. Ein vorgefertigter Plan funktioniert nicht einmal bei einem Schachspiel. Vielmehr muss ich mein Vorgehen an die Züge meines Gegenübers anpassen. Wer eine Reise tut, muss sich den aktuellen Gegebenheiten fügen. Ist ein Zug verspätet, muss man vielleicht einen Zwischenstopp einlegen. Ist eine Straße gesperrt, ist man gezwungen, einen anderen Weg zu nehmen.
Es spricht grundsätzlich nichts gegen eine gute Planung einer Therapiesitzung, nur sollte man bereit sein, die Planung über den Haufen zu werfen, wenn der Patient in eine andere Richtung tendiert. Dies kann man bei komplexeren Therapieprozessen nur bemerken, indem man sich ständig Rückmeldungen holt und die therapeutischen Angebote an den Patienten anpasst. Arbeitet der Therapeut ohne Rückkopplung, wird er den Patienten schnell verlieren. Das folgende Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die Rückmeldungen des Patienten aufzunehmen und das weitere Vorgehen daran auszurichten. Der Patient erlebt in Trance zu Beginn eine Situation, in der er sich rundum wohlfühlt:
PATIENT: »Ich schwimme im Wasser und schaue auf die Fische. Die Fische schauen mich an. Man ist einfach da. Man ist Teil des Wassers, ist Teil des Fischschwarms. Absolut präsent. Als spürte jede Zelle die biologische Existenz. Und das reicht!«
THERAPEUT: »Und das reicht! Ja. Es ist das Gefühl, das ein Kind hat, das auf die Welt kommt und man sagt: ›Schön, dass du da bist. Schön, dass du da bist, schön dass es dich gibt. Und du brauchst gar nichts tun. Es ist einfach schön, dass du da bist. Es ist schön, dass es dich gibt, und dass du da bist reicht.‹ Und zu merken, du bist willkommen. Du brauchst gar nichts tun. Da ist ein Platz für dich.«
PATIENT: »Das geht irgendwie nicht …«
THERAPEUT: »Da kommt irgendwas quer.«
PATIENT: »Ich kann mich nicht willkommen fühlen. Ich sehe eine große Säge, die wirbelnd durch die Luft fliegt. Auf mich zu. So eine große Zwei-Mann-Säge, die mein Vater nach mir geworfen hat. In einem Wutanfall. Da gibt es keinen Platz für mich. Da kann ich mich nicht angenommen fühlen.«
Wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, hatte der Patient einen gewalttätigen Vater, der ihn weder wollte noch ihm einen Platz gewährte, ihn vielmehr demütigte und erniedrigte. Würde der Therapeut in diesem Fall weiter davon sprechen, dass sich der Patient angenommen und willkommen fühlen kann, würde er ihn nach kurzer Zeit verlieren. Er agiert dann wie eine Lok, die die Waggons im Bahnhof vergessen hat. Der Patient fühlt sich weder verstanden noch wahrgenommen, kann dem Therapeuten nicht folgen und empfindet die Sitzung zu Recht als wertlos, unsinnig und anstrengend.
Wie sich in dem Fallbeispiel zeigt, ist es notwendig, sich immer wieder zu versichern, dass die therapeutischen Angebote für den Patienten passen. Neben den nonverbalen Reaktionen, mit denen der Patient rückmeldet, ob ein Angebot passt oder nicht, ist es notwendig, im Dialog zu arbeiten, denn auch wenn der Therapeut merkt, dass sein Angebot als unpassend empfunden wird, weiß er nicht, was genau nicht passt, und ist auf die verbalen Rückmeldungen des Patienten angewiesen.

Moderne Hypnotherapie – Ankoppeln und Utilisieren der Problemtrance

Wie in Kapitel 8 über die Beziehungsgestaltung schon ausgeführt, ist die Gestaltung einer tragfähigen Beziehung eine wesentliche Voraussetzung, um therapeutisch effektiv arbeiten zu können. Im Gegensatz zum direktiven Ansatz der klassischen Hypnose geht die Hypnotherapie indirekter vor und hat weniger die Vorstellung, den Patienten beeinflussen zu wollen, als ihn dazu zu befähigen, sich selbst zu helfen. Ziel ist es, einen Selbstorganisationsprozess anzuregen, mit dem der Patient sich selbst heilen kann. Der hypnotherapeutische Ansatz verzichtet zudem auf Standardinduktionen und passt die Tranceinduktion dem Patienten an.
Da die Depression selbst eine Art Trancezustand ist, kann man sie für die Tranceinduktion nutzen. Dies ist für die meisten Therapeuten ein ungewöhnlicher Gedanke, bedeutet es doch, genau an dem Zustand anzusetzen, unter dem der Patient leidet. Manche Therapeuten hegen die Befürchtung, der Patient könnte dann, wenn man ihn auffordert, die Augen zu schließen und seine negativen Gefühle wahrzunehmen, darin versinken. Tatsächlich berichten die meisten Patienten, dass es entlastend ist, das fühlen zu dürfen, was man eigentlich nicht fühlen soll. Zudem gelingt es dem Patienten leicht, sich auf seine Gefühle zu konzentrieren, denn das tut er im Alltag ohnehin beständig. Man nutzt dabei die Metaphern und Symbole, mit denen der Patient seine Gefühle und seine Depressionen beschreibt. Beispiele für dieses Vorgehen liefern die in den weiteren Abschnitten dargestellten Fallbeispiele. An dieser Stelle sei in Grundzügen beschrieben, wie man vorgehen kann. Die hier gemachten Beschreibungen des Zustands des Patienten setzen voraus, dass er diese Beschreibungen im Vorgespräch vor der Tranceinduktion so geäußert hat. Es wäre Unfug, etwas zu beschreiben, was der Patient so nicht empfindet. Es handelt sich also um ein Beispiel und keine Standardinduktion. In diesem Fall hat der Patient geäußert, dass er oft keine Hoffnung habe, seine Situation verändern zu können, und er das Gefühl habe, vor einem riesigen Berg zu stehen. Er sei kraftlos, fühle nur Schwere und komme kaum in Bewegung. Zudem fühle er sich wertlos und ohne Selbstbewusstsein.
Einleitung der Trance: Ankoppeln an die Gefühle und Empfindungen
Machen Sie es sich so bequem wie möglich und schließen Sie die Augen. Und erlauben Sie sich, diese Gefühle zu spüren, die Ihnen so zusetzen. (Man sollte hier sowohl die Emotionen, von denen der Patient berichtet hat, wie etwa Traurigkeit, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Leere, als auch die Körpersensationen, beispielsweise Schwere, Schmerz, Druck, Enge ansprechen). Und Sie brauchen jetzt noch nicht zu wissen, was Sie tun können, sondern erlauben Sie sich, einfach wahrzunehmen, wie schlecht es Ihnen im Augenblick geht. Auch wenn andere meinen, dass es keinen Grund dafür gäbe, und Sie dies auch selbst manchmal denken. Denn egal welchen Grund es gibt, so sind doch diese Gefühle da. Und gleichzeitig den Kö...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort von Gunther Schmidt
  6. Vorwort
  7. Einführung
  8. I Theoretische Überlegungen zu Depression und Burnout
  9. II Systemische Ansätze für die Therapie von Depressionen und Burnout
  10. III Hypnotherapeutische Ansätze für die Therapie von Depressionen und Burnout
  11. Nachwort
  12. Literatur
  13. Über den Autor