Buddhismus und kindliche Spiritualität
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Buddhismus und kindliche Spiritualität

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Buddhismus und kindliche Spiritualität

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Allen Kindern wohnt die Fähigkeit der Spiritualität, einer intrinsischen menschlichen Fähigkeit zur Transzendenz, inne. Sie zeigt sich in vielfältigen Ausdrucksformen wie Staunen, Verbundenheit mit allem Lebendigen und Weisheit. Viele Facetten der Spiritualität von Kindern und Jugendlichen können durch Buddhas Lehren, die immer stärker Eingang in die westliche Psychologie finden, verstanden werden. Deshalb widmet sich dieses Buch den Zusammenhängen zwischen buddhistischer und kindlicher Spiritualität. Es behandelt die Kindheit des Buddha sowie die Rolle des Kindes in seinen Lehren und in der buddhistischen Kunst. Die Mythologie des göttlichen Kindes wird in einen Kontext mit dem Verständnis von kindlicher Spiritualität in der Psychologie C. G. Jungs gestellt und Grundlagen kindlicher Spiritualität und Religiosität werden veranschaulicht. Der Autor vermittelt ein lebendiges und praktisch relevantes Verständnis von Spiritualität und Buddhismus und lässt Kinder selbst zu Wort kommen.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783170351615

Teil II Spiritualität und Kinder

4 Jung’sche Psychologie und Spiritualität

Die Jung’sche Psychologie ist diejenige, die von allen psychotherapeutischen Zugängen den Lehren des Buddha, dem Dharma, am nächsten ist. C. G. Jung war einer der ersten Psychiater und Psychotherapeuten mit einem tiefen Interesse am Buddhismus:
»In dieser Beziehung nun war mir das Studium buddhistischer Schriften von nicht geringem Nutzen; geben sie doch Anleitung zu einer Objektivierung des Leidens einerseits und einer allgemeinen Bewertung von dessen Ursachen andererseits … so kann auch der Kranke und Leidende unserer westlichen Kultursphäre, die dem Osten fremd und oft fast inkommensurabel gegenübersteht, aus der buddhistischen Geisteshaltung beträchtlichen Nutzen ziehen, sofern ihm die dazu nötigen Geisteskräfte zur Verfügung stehen« (Jung 1995,18, § 1575).
Auf eine Einladung zum 25. Jubiläum der Universität von Kalkutta hin besuchte Jung im Alter von 62 Jahren 1938 Indien. Er bereiste auch Bombay, Delhi, Ellora, Ajanta, Sanchi, Agra, Allahabad, Benares, Konarak, Mysore, Trivandrum, Madras und Madurai. Vor kurzem veröffentlichte Sengupta (2013) eine ausführliche Schilderung dieser bemerkenswerten Reise Jungs nach Indien und ihre Wirkung auf ihn.
Einerseits plagten Jung Gefühle der Ambivalenz. Er las während der Reise alchemistische Texte und verpasste so die Gelegenheit, spirituelle indische Lehrer zu treffen, wie er es in seinen Erinnerungen beschrieb:
»Hingegen habe ich die Begegnung mit allen sogenannten ›Heiligen‹ vermieden. Ich habe sie umgangen, weil ich mit meiner eigenen Wahrheit vorlieb nehmen musste und nichts anderes annehmen durfte als das, was ich selber erreichen konnte. Es wäre mir wie Diebstahl vorgekommen, wenn ich von den Heiligen hätte lernen und ihre Wahrheit für mich akzeptieren wollen« (Jung 1984, S. 278).
Jung behauptet in dieser Passage, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg der Individuation und der spirituellen Erfahrung finden muss, was eindeutig wahr ist. Jedoch kann der spirituelle Weg schwierig sein und in Sackgassen führen, sodass die Hilfe eines Lehrers oder Therapeuten hilfreich sein kann. Man muss sich nicht wie ein Dieb fühlen, wie Jung behauptet, wenn man Anleitung durch eine weise Person sucht. Eigentlich ist es gar nicht so eine dichotome Entscheidung wie Jung sie sieht – alle spirituellen Wahrheiten haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, die sie voneinander trennen.
Auf der anderen Seite war Jung durch Indienwirklich bewegt. Er schreibt: »Indien hat mich wie ein Traum berührt, denn ich war und blieb auf der Suche nach mir selber, nach der mir eigenen Wahrheit« (Jung 1984, S. 278). Er war sehr berührt von der buddhistischen Architektur und den Stupas. Stupas sind zeremonielle, runde, üblicherweise nicht-hohle Hügel, die dreidimensionale Mandalas darstellen. Mandalas sind zweidimensionale, symmetrische Malereien, die vor allem in der tibetischen buddhistischen Kultur perfektioniert wurden. Sie bestehen üblicherweise aus einer Serie von zentrierten Kreisen und Quadraten. Sie können als Meditationshilfen verwendet werden und symbolisieren den spirituellen Pfad, beginnend von der Peripherie in einem Zustand der Verwirrung, der jedoch schrittweise aufgelöst wird, je mehr man sich der Mitte nähert und das Verständnis zunimmt. Mandalas sind heutzutage in westlichen Ländern sehr populär geworden. Es gibt viele Malbücher zum Ausmalen von Mandalas für Kinder wie auch Erwachsene. C. G. Jung war auch von Mandalas fasziniert und zeichnete und malte viele von ihnen während seiner eigenen persönlichen Krise, der Explorationsphase seiner Seele. Viele Mandalas können im berühmten roten Buch C. G. Jungs betrachtet werden (Jung 2009), das ein faszinierendes Dokument seiner persönlichen Suche darstellt. Sein tiefes Interesse an Mandalas erklärt, warum Jung emotional so bewegt war, als er sie selbst in Form von dreidimensionalen Stupas betrachten konnte:
»Unvergeßlich sind für mich die Stupas von Sanchi. Sie ergriffen mich mit unerwarteter Gewalt und versetzten mich in eine Emotion, die dann bei mir einzutreten pflegt, wenn ich einer Sache oder Person oder eines Gedankens ansichtig werde, deren Bedeutung mir noch unbewusst ist« (Jung 1984, S. 281).
Buddhismus und Jung’sche Psychologie haben tatsächlich viele Gemeinsamkeiten, wie von Moacanin (2003) umrissen wurde. Die Ähnlichkeiten sind zum einen, dass beide hochdifferenzierte psychologische Systeme darstellen. Die therapeutische Beziehung in Psychotherapie ist vergleichbar mit der Beziehung von Schüler und Lehrer im Buddhismus. Beide haben das Ziel, Leiden zu reduzieren und Freude und Ausgeglichenheit zu ermöglichen. Wie wir sehen werden, ist das Jung’sche Konstrukt der Individuation durchaus vergleichbar mit der Suche nach Erkenntnis in spirituellen Traditionen wie dem Buddhismus. Die Erfahrung des Numinosen, C. G. Jungs Begriff für Spiritualität allgemein, entspricht der Erfahrung der Leere im Buddhismus. Individuation und Weisheit führen natürlicherweise zu Empathie gegenüber anderen Lebewesen. Keiner der beiden Zugänge, d. h. die Psychologie C. G. Jungs und des Buddhismus, endet in beschränkter Selbstzufriedenheit, sondern beide haben immer auch das Wohlergehen anderer Lebewesen im Fokus. Zusätzlich sind für beide Haltungen direkte, unmittelbare Erfahrungen entscheidend – und nicht metaphysische und philosophische Spekulationen. Beide sind hochgradig empirische Systeme, d. h., sie beruhen auf Erfahrung und haben deshalb in säkularen Gesellschaften auch eine ungebrochene Anziehungskraft.
Jedoch gibt es auch einige Unterschiede. Buddhismus strebt eine transpersonale Erkenntnis und Freiheit durch Ethik, Weisheit und meditative Praktiken an. Diese meditativen Praktiken können fokussiert sein und damit zu Konzentration und Ruhe führen; sie können auch offen auf alle Eindrücke gerichtet sein und dadurch Achtsamkeit und Einsicht begünstigen. Der Schwerpunkt der Meditation liegt auf formalen Aspekten der Praxis, zum Beispiel indem man umschriebene Objekte, wie den Atem oder Veränderungen in Körper und Geist, beobachtet. Man wird nicht ermutigt, dem Inhalt der auftauchenden Gedanken, Gefühle und Erinnerungen nachzugehen, sondern nur zu beobachten und loszulassen. Meditation begünstigt, aber garantiert nicht, dass tiefe Erkenntnisse tatsächlich auftauchen. Wie Kornfield (2000) uns humorvoll daran erinnert, gibt es nach der Erleuchtung keine Pensionierung, d. h., es gibt niemals einen Augenblick, in dem man sich in voller Erkenntnis und Zufriedenheit zurücklehnen kann.
Die Beiträge der Psychotherapie, selbst der analytischen Psychologie C. G. Jungs, sind beschränkter. Auf der einen Seite können Schmerz und Leiden erleichtert werden, indem persönliche Konflikte behandelt und gelöst werden. Der Fokus der psychodynamischen Psychotherapie im Besonderen liegt eindeutig auf Inhalt und Bedeutung, d. h. die bewussten und unbewussten Aspekte von Gedanken, Gefühlen, Träumen, Fantasien und Symbolen. Psychotherapie kann auch sehr hilfreich sein, indem Abwehrmechanismen erkannt werden, die die spirituelle Entwicklung behindern können. Einer dieser Abwehrmechanismen wurde von Welwood (2000) als »spirituelle Abkürzung oder Umleitung« bezeichnet. Er meinte damit den Versuch, schmerzhaften persönlichen Fragen auszuweichen, mit der Behauptung, dass diese nicht notwendig seien, wenn man tief meditiert. Wie der australische Jung’sche Analytiker David Tacey es beschrieb: »Das Durcheinander von psychischen und emotionalen Problemen der individuellen Erfahrung wird durch unsere Identifikation mit spirituellen und kosmischen Zusammenhängen glorreich transzendiert« (Tacey 2001, S. 92). Viele andere subtile Arten der Abwehrmechanismen, mit persönlichen Konflikten umzugehen, wurden von dem amerikanischen Psychoanalytiker Mark Epstein (1996) beschrieben, der entscheidend dazu beigetragen hat, eine Überidealisierung von spirituellen Zugängen zu vermeiden.
Man kann zusammenfassend sagen, dass beide Zugänge hilfreich und gewinnbringend sein und sich gegenseitig verstärken können:
»Die zwei Zugänge ergänzen sich gegenseitig. Ohne ein meditatives Bewusstseinstraining kann der psychodynamische Therapeut zu sehr auf die alleinige Analyse des Inhalts fixiert bleiben. Ohne Aufmerksamkeit für psychodynamische Faktoren kann der Meditierende möglicherweise nicht ausreichend fähig sein, die Meditation ohne Fragmentierung zu tolerieren« (Corbett 1996, S. 226).
Zusätzlich kann die Psychotherapie eine große Hilfe bei der Individuation sein, C. G. Jungs Begriff für die Entwicklung, mit tiefen Ebenen der eigenen Kernpersönlichkeit in Kontakt zu treten und damit zu einem Selbst zu werden:
»Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. Man könnte ›Individuation‹ darum auch als ›Verselbstung‹ oder als ›Selbstverwirklichung‹ übersetzen« (Jung 1995, 7, § 266).
Diese Selbsterkenntnis ist ein kontinuierlicher Prozess, der paradoxerweise eine Verbindung mit dem Leben und anderen Lebewesen beinhaltet:
»Ich sehe aber immer wieder, dass der Individuationsprozess mit der Bewusstwerdung des Ich verwechselt und damit das Ich mit dem Selbst identifiziert wird, woraus natürlich eine heillose Begriffsverwirrung entsteht. Denn damit wird die Individuation zu bloßem Egozentrismus und Autoerotismus. Das Selbst aber begreift unendlich viel mehr in sich als bloß ein Ich … es ist ebenso der oder die anderen wie das Ich, Individuation schließt die Welt nicht aus, sondern ein« (Jung 1995, § 432).
Der Jung’sche Analytiker Murray Stein (2006) hat ein gesamtes Buch dem Thema der Individuation gewidmet. Zusammengefasst ist die Individuation eine angeborene, oft drängende, zwingende Kraft, die eine Person zur Selbsterkenntnis vorantreibt. Das Ziel ist es zu erkennen, wer er oder sie wirklich ist, d. h. eine Rückkehr zur eigenen Natur. Sie ist eine spirituelle Suche, die auch beinhaltet, dass eigene beschränkte persönliche Ansichten einer größeren, transzendenten Kraft untergeordnet werden.
Klassischerweise verläuft die Individuation in zwei Schritten: Zunächst erfolgen eine Trennung und ein Rückzug von äußeren Normen und Erwartungen; zweitens kommt es dann zu einer Wiedervereinigung mit der Menschheit und einer Stärkung der interpersonellen Verbindung. Wie viele andere Mystiker auf ihrer spirituellen Suche zog sich Siddharta Gautama mit einem ersten notwendigen Schritt, der Trennung von seiner Familie, von der Welt zurück. Nach seiner Erleuchtung widmete er sein Leben und seine Lehren dem Wohlergehen anderer Menschen. Manche Jugendliche benötigen ebenfalls zuerst eine Zeit des Rückzugs und der Trennung, bevor sie fähig sind, ihre Spiritualität mit anderen voll zu leben.
Lionel Corbett beschreibt die Individuation als eine Berufung oder Aufforderung. Sie ist vergleichbar mit einem Grundriss oder Plan, der durch die tiefen Schichten des Unbewussten bereitgestellt wird. Individuation kann mit Leiden und Opfer verbunden sein, damit etwas tief Spirituelles auftauchen kann:
»Für Jung setzt der Prozess der Individuation oder der vollen Entwicklung der Persönlichkeit voraus, dass das Ich sich den transpersonalen Ebenen der Psyche, d. h. des Selbst, ergibt und kapituliert« (Corbett 2015, Ort 5707).
Individuation ist ein wirklich spiritueller, göttlicher Prozess, der nicht durch Erziehung beigebracht wird. Wie Jung es ausdrückte, »das Werden der Persönlichkeit ist ein Wagnis, und es ist tragisch, dass gerade der Daemon der inneren Stimme höchste Gefahr und unerlässliche Hilfe zugleich bedeutet« (Jung, 1995,17, 3 321). Er vergleicht die Individuation mit dem Tao:
»Der unentdeckte Weg in uns ist wie ein psychisch Lebendiges, dass die klassische chinesische Philosophie ›Tao‹ nennt und mit einem Wasserlauf vergleicht, der unerbittlich sich zu seinem Ziele bewegt. Im Tao sein, bedeutet Vollendung, Ganzheit, erfüllte Bestimmung, Anfang und Ziel und völlige Verwirklichung des den Dingen eingeborenen Daseinssinnes. Persönlichkeit ist Tao« (Jung, 1995,17 § 323).
Jungs Worte sind vergleichbar mit dem buddhistischen Symbol des mittleren Weges. Wie der Buddha es einmal ausdrückte, wird ein Baumstamm im Fluss unweigerlich zu dem Ozean der Erkenntnis fließen, solange er nicht angehalten wird durch eines der beiden Ufer der Verwöhnung oder der Askese.

Zusammenfassung der Jung’schen Psychologie

Warum ist die Jung’sche Psychologie so wichtig, um die Spiritualität zu verstehen? Hauptsächlich ist sie dies aus zwei Gründen: Zunächst ist die Spiritualität in der Jung’schen Psychologie als essenzieller Aspekt der menschlichen Seele integriert und wird gewürdigt; des Weiteren ermöglicht sie ein tiefes und detailliertes Verständnis, beginnend vom leichter zugänglichen Bewusstsein bis zu den tiefen Schichten des Unbewussten. Ich habe die Jung’sche Psychologie immer als sehr hilfreiche Ergänzung zu den Einsichten und Lehren des Buddha empfunden. In diesem Zusammenhang werden nur die Aspekte der Jung’schen Psychologie in einfachen Worten dargestellt, die helfen können, spirituelle Erfahrungen zu verstehen.
C. G. Jung war ein Schweizer Psychiater und Psychotherapeut, der ursprünglich stark von Sigmund Freud beeinflusst wurde. Im Verlauf seiner eigenen inneren Entwicklung begann er daran zu zweifeln, ob der Sexualtrieb, wie von Freud behauptet, wirklich der bestimmende Faktor für menschliches Verhalten sei. Für Jung ist die Libido eine allgemeine Lebenskraft oder Energie, die nicht auf den Sexualtrieb beschränkt ist. Weiterhin erweiterte er das Konstrukt des Unbewussten. Nach C. G. Jung ist das Unbewusste nicht nur der Behälter persönlicher Erfahrungen, der mit den Residuen des eigenen Lebens gefüllt ist. Für ihn ist das Unbewusste ein weiteres Konstrukt, das tiefe Schichten der Psyche umfasst, die nicht durch die Biografie alleine erklärbar sind. Obwohl Jung und Freud selbst keine Kinder als Patienten behandelt haben, passt die Jung’sche Psychologie sehr gut zur Spiritualität des Kindes. Wie wir bereits gesehen haben, hatte Jung selbst entscheidende spirituelle Erfahrungen als Kind, die ihn lebenslang beeinflussten. Indem er im Alter von zehn Jahren symbolisch aus dem Nebel der begrenzten Wahrnehmung heraustrat, erlebte er einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben.

Int...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort zur deutschen Übersetzung
  6. Vorwort
  7. Einleitung
  8. Teil I: Buddhismus und Kindheit
  9. Teil II: Spiritualität und Kinder
  10. Teil III: Die Lehren des Buddha und kindliche Spiritualität
  11. Stichwortverzeichnis