Eine Kindheit im Waldkindergarten
eBook - ePub

Eine Kindheit im Waldkindergarten

Eine Entscheidungshilfe für Eltern und Kommunalpolitik

  1. 88 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Eine Kindheit im Waldkindergarten

Eine Entscheidungshilfe für Eltern und Kommunalpolitik

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Mehr als 1.500 dieser "Kindergärten ohne Dach und Wände" gibt es inzwischen in Deutschland – Tendenz steigend. Nicht nur Elternbefragungen, auch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Gründe für die hohe Nachfrage und Zufriedenheit bei Familien, die ihre Kinder schon in Waldkindergärten untergebracht haben: Der tägliche Aufenthalt in der freien Natur fördert die Entwicklung der kindlichen Motorik und Wahrnehmungsfähigkeiten; Kinder im Waldkindergarten sind gesundheitlich stabiler und auch auf die kommenden schulischen Anforderungen besser vorbereitet als Kinder, die einen Regelkindergarten besucht haben. Und nicht zuletzt durch die aktuelle Klimadiskussion gerät eine natur- und umweltsensible Erziehung immer stärker in den Fokus. Hier haben Waldkindergärten einfach einen nicht zu schlagenden Standortvorteil.Immer mehr Eltern überlegen, ihre Kinder in einen Wald- oder Naturkindergarten zu geben – oder eben selbst einen zu gründen, wenn es keinen in ihrer Nähe gibt. Dieses Buch soll sie dabei unterstützen, ihre Fragen beantworten, Argumente an die Hand geben, den Alltag und die Ziele der Waldkindergärten beschreiben. Es soll aufzeigen, warum und wie Kommunen Waldkindergärten fördern sollten. Das Buch soll für Entscheider*innen sein – für Eltern, Fachkräfte in der Kindergartenarbeit, Bürgermeister*innen und andere kommunalpolitisch Verantwortliche.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Eine Kindheit im Waldkindergarten von Stefan Lenz im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Bildung & Frühkindliche Bildung. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Verlag
Hirnkost
Jahr
2021
ISBN
9783948675851

PLÄDOYER FÜR WALDKINDERGÄRTEN ALS KOMMUNALE INFRASTRUKTUR

Die Waldkindergärten sind entstanden, weil es engagierte Menschen gab, die für ihre Kinder ein alternatives Betreuungskonzept haben wollten. Manche Eltern verstanden das auch als Kritik an dem bestehenden System, andere Eltern wiederum waren und sind in erster Linie der Überzeugung, dass Kinder in der Natur aufwachsen sollten. In der Kinderliteratur, die von vielen sehr geschätzt wird, finden sich hier Vorbilder. Man denke beispielsweise an das Buch Die Kinder aus Bullerbü von Astrid Lindgren, in dem ein unbeschwertes Aufwachsen im engen Kontakt mit der Natur beschrieben wird. Diese Beschreibungen verbinden wir natürlich mit Waldkindergärten.
Der Kindergarten ist inzwischen in Deutschland mit einer weiteren Funktion versehen worden, nämlich, dass Eltern arbeiten gehen können in der Gewissheit, dass ihre Kinder in der Zeit gut betreut werden. Damit steigen auch die Anforderungen an einen Kindergarten. Dies hat damit zu tun, dass die Gesellschaft von staatlichen Institutionen erwartet, dass diese ihnen einen möglichst hohen Schutz bieten. Kindheit bedeutet aber auch, Risiken einzugehen und etwas auszuprobieren. Dies ist natürlich im Waldkindergarten ein interessanter Widerspruch. Auf der einen Seite sind zunehmend steigende Sicherheitsauflagen festzustellen und auf der anderen Seite sind in dieser Einrichtungsform die „Gefahren“ per se deutlich höher.
Für eine Elterninitiative ist es gar nicht mehr so leicht, einen Kindergarten am Leben zu erhalten oder gar zu gründen. Aufgrund der Berufstätigkeit der Eltern fehlt ihnen vielfach die Zeit, die Trägerarbeiten zu übernehmen. Hinzu kommt die Aufgabe, sich in den ganzen Vorschriften auszukennen, was oft nicht mehr geleistet werden kann. Denn Vorschriften gibt es auch im Waldkindergarten viele. Diese sind wiederum von Bauamt zu Bauamt unterschiedlich. In Land- oder Stadtkreisen, die viele Waldkindergärten haben, hat sich natürlich Erfahrungswissen gebildet. Man kommt immer mehr zu einer Normierung. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hat eigene Hygiene-Richtlinien für solche Einrichtungen erlassen. Auch die Forstämter beschäftigen sich zunehmend damit. Ich möchte an dieser Stelle nicht so sehr ins Detail gehen, aber jede Kindertagesstätte braucht eine Betriebserlaubnis. Dafür gibt es in jedem Bundesland unterschiedliche Anforderungen. Aber immer ist eine Baugenehmigung notwendig, weil eine Unterkunft benötigt wird. Und damit sind wir schon in den Wirren der Gesetze und Verordnungen. Diese sollen überhaupt nicht in Frage gestellt werden, wenngleich man sich manchmal über die ein oder andere Vorschrift wundert. Die Logik des jeweiligen Fachamtes, wenn man sich mit den zuständigen Sachbearbeiter*innen unterhält, kann meist durchaus nachvollzogen werden. Doch mitunter gibt es auch einen Interessenkonflikt zwischen einer guten Entwicklung der Kinder und den Sicherheitsbedürfnissen der Verwaltungen.
image
Auch eine Ganztagsbetreuung ist möglich, hier werden aber Ruheplätze dringend gebraucht. Der Tag im Wald ist anstrengend. Fotos: Archiv Postillion e. V.
Wer also einen guten Waldkindergarten möchte, benötigt verlässliche Trägerstrukturen, mit einer entsprechenden finanziellen Ausstattung, um die Personalkontinuität zu gewährleisten. Die Fachkräfte sollten nach Tarif bezahlt werden, möglichst nicht nach einem Haustarifvertrag, sondern nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, um Abwanderungen von Mitarbeiter*innen zu verhindern. Eine Kontinuität der Mitarbeiter*innen ist wichtig.
Jedes Kind hat einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. So ist es im Kinder- und Jugendhilfegesetz als Bundesgesetz formuliert. Die Länder haben entsprechende Möglichkeiten, dies auszugestalten. Daher macht es Sinn, Waldkindergärten finanziell über die Kommune auszustatten, dass sie als ebenbürtige Einrichtungsform neben den Hauskindergärten existieren können. Dennoch wird es natürlich ein Nischenprodukt bleiben. Wir werden gerade im städtischen Raum kaum so viele Flächen bekommen, dass wir alle Kinder in die Wälder stecken können. Hinzu kommt, dass das natürlich auch für die Wälder und die Tierwelt eine Einengung des verbleibenden Lebensraums bedeuten würde. Denn ein Waldkindergarten kann sich bemühen, im Einklang mit der Natur zu leben, gleichzeitig wird er aber immer auch ein Störenfried in einem Wald sein.
Dennoch können für Kommunen die Waldkindergärten eine hervorragende Perspektive bilden. Der Neubau eines Kindergartens kostet zusätzlich Geld und bedeutet Flächenverbrauch. Das fällt bei einem Waldkindergarten weg. Die Einrichtung eines Waldkindergartens wird immer dann interessant sein, wenn zusätzliche Plätze benötigt werden.
Bei einem Waldkindergarten ist neben dem Gelände und den Pädagog*innen auch der jeweilige Kindergartenträger von Bedeutung. Es gibt kommunale Trägerschaften, das heißt, in diesem Fall ist die jeweilige Kommune direkt verantwortlich und die Mitarbeiter*innen sind auch bei der Kommune angestellt. Es gibt darüber hinaus aber auch viele kirchliche Kindergärten und andere freie Träger. Inzwischen haben einige Kirchengemeinden oder kirchliche Wohlfahrtsverbände den Waldkindergarten für sich entdeckt, in Niedersachsen gibt es auch einen Waldkindergarten des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND).
Der Träger hat die Aufgabe, die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören: Personal, Geld und Verwaltung. Der Träger muss aber auch dafür Sorge tragen, dass das Team arbeitsfähig bleibt, gerade dann, wenn es mal Schwierigkeiten gibt, wie zum Beispiel Konflikte mit Eltern, Überforderung mit einzelnen Kindern, Schwierigkeiten in Gruppenkontexten oder Konflikte innerhalb eines Teams. Das ist nicht unbedingt zu vermeiden, denn in der Erziehung gibt es kein klares richtig und falsch wie bei einem Lokführer, der extrem wenig Spielraum hat, wie er seinen Zug von Bahnhof zu Bahnhof fährt. In der Erziehung gibt es viele Wege. Es wird von unserer Herkunft geprägt, was wir in der Erziehung für wichtig und weniger wichtig halten. Daher kann man sich gut vorstellen, dass es immer ein Aushandlungsprozess ist, wie Erziehung in einem Kindergarten stattfindet. Zugegeben: Dies ist kein Spezifikum des Waldkindergartens.
Durch die Zunahme der Waldkindergärten müssen wir uns aber auch die Frage stellen, ob diese Form der Kindertagesbetreuung auf Kosten der Natur geht: die Verdichtung des Bodens im Bereich der Kernzone des Kindergartens, die Bedrohung, Zerstörung von Tieren und Pflanzen … Im Waldkindergarten „lernen die Kinder einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur“, betont dagegen Anne Lier. „Durch die empfohlene Zusammenarbeit mit dem Förster sind die Regeln und Vorsichtsmaßnahmen im Wald zum Schutz der dortigen Tiere und Pflanzen den Kindern und Erzieher*innen bewusst. Auch hinterlässt der Natur- und Waldkindergarten keinen Müll, da so...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. Kinder brauchen Waldkindergärten
  6. Was ist ein Waldkindergarten?
  7. Der Alltag im Waldkindergarten
  8. Die Gefahren des Waldes
  9. Die Erfahrung des Gebrauchtwerdens
  10. Sprechen lernen und die Liebe zum Lesen entdecken
  11. Waldkindergarten ist Bewegung
  12. Der Waldkindergarten ist mehr als nur die Abwesenheit von Lärm
  13. Der Waldkindergarten ist für alle Kinder da
  14. Vorbereitung auf das Leben – und die Schule
  15. Plädoyer für Waldkindergärten als kommunale Infrastruktur
  16. Der Waldkindergarten aus Sicht eines Oberbürgermeisters
  17. Zum Schluss