Die Villa von Reinheim
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Die Villa von Reinheim

Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht

  1. 96 Seiten
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Die Villa von Reinheim

Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht

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Quellenangaben

Über dieses Buch

Die gallo-römische Villa von Reinheim(Saarland) zählt mit ihrer beeindruckenden Fläche von 7 ha zu den größten ihrer Art im Saar-Mosel-Raum. Ihre Blütezeit hatte sie im 2. Jh. n. Chr., als das Landgut vermutlich im Besitz einer einflussreichen Familie aus der gallischen Oberschicht war. Seit 1987 werden die Überreste kontinuierlich freigelegt und konserviert. Doch wie sah die Großvilla einst aus und was geschah mit ihr im Laufe der Zeit? Diesen und vielen weiteren Fragen geht dieses Buch auf den Grund.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783945751527

Ein Rundgang durch das Landgut

Hauptgebäude
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf und erstreckt sich auf 80 x 62 m (Abb. 13). Da die Fläche des „Heidenhübels“ lange Zeit landwirtschaftlich intensiv genutzt wurde, ist der Erhaltungszustand der Baureste entsprechend schlecht. In seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. verfügte der Hauptbau alleine im Erdgeschoss über rund 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m2einnahmen. Der imposante Bau gliederte sich in einen quergestellten Mitteltrakt, der von zwei Seitenflügeln flankiert wurde. Letztere weisen in sich jeweils nochmals eine Dreiteilung auf, die über 300 Jahre trotz zahlreicher Umbauten und Erweiterungen in ihren Grundzügen immer erhalten blieb.
Im Süden und Norden war dem Gebäude eine porticus (Säulengang) vorgelagert, deren Sandsteinsäulen toskanischer Ordnung weiß verputzt waren, wie manche Stücke mit anhaftenden Resten belegen. Möglicherweise befand sich darauf noch eine Bemalung, die sich jedoch nicht mehr nachweisen lässt. Zwar fanden sich zahlreich bemalte Wandputzfragmente von hoher Qualität, Estrichböden, Fußbodenheizungen und kleine Marmorplättchen, doch wies die villa angesichts ihrer Größe und konzeptionellen Planung insgesamt ein verhältnismäßig geringes Maß an luxuriöser immobiler Ausstattung auf. So sind keine Mosaikböden in der Anlage nachgewiesen, obwohl dies bei einem Landgut dieser Dimension zu erwarten wäre.
Mitteltrakt
Den Kern der Anlage bildete eine 557 m2große Fläche, bei der unklar ist, ob sie als saalartiger, überdachter Raum oder als Innenhof ausgeführt war. Für Letzteres spricht das Fehlen von Lisenen, also schmalen Verstärkungen am Mauerwerk zur statischen Unterstützung des Tragwerks. Geringe Reste eines Estrichbodens sowie die 70 cm starken Mauern, die nur als Auflage für die Pultdächer der Portiken mit dieser Breite überdimensioniert gewesen wären, deuten hingegen auf eine Überdachung hin. Ob ehemals ein flächiger Dachziegelversturz vorhanden war, was zur Klärung der Frage beigetragen hätte, konnte bei der Grabung nicht mehr festgestellt werden, da die antiken Schichten in diesem Bereich durch moderne Pflüge massiv gestört worden waren. Möglicherweise sind dabei auch Spuren von Stützkonstruktionen im Inneren des großflächigen Raumes verloren gegangen.
Bei der Reinheimer villa fällt auf, dass sich der zentrale Raum nicht symmetrisch an der Mittelachse zwischen Vorder- und Rückfront orientiert, wie es bei zahlreichen anderen herrschaftlichen Landgütern wie etwa Borg, Cappy, Echternach oder Nennig der Fall ist. Im Unterschied zu diesen Beispielen, bei denen die jeweiligen Räume als teilweise mit Mosaiken und Springbrunnen versehene, repräsentative Empfangshallen anzusprechen sind, wirkt der zentrale Raum der villa von Reinheim vergleichsweise schlicht ausgestattet. Ob dies als Hinweis darauf zu werten ist, dass ihm eine andere Funktion zuteil wurde, ist noch unklar.
Abb. 13 Plan des Hauptgebäudes in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr.: 1 Zentraler Raum oder Hof, 2 Keller, 3 Wasserbecken, 4 Ess- oder Schlafzimmer, 5 praefurnia (Heizräume), 6 Versorgungskorridor, 7 Becken des Kaltbades, 8 Latrine, 9 Treppenflur, 10 gemauerter Schacht unbekannter Funktion, 11 Türdurchlass, 12 Holzbrunnen aus dem späten 1. Jh. n. Chr., 13 Denkmalfundament.
Abb. 14 Rekonstruktionsversuch des Hauptgebäudes im frühen 3. Jh. n. Chr. In den Mitteltrakt gelangte man über einen überdachten Gang, zu dessen Seiten sich vermutlich als Ziergärten ausgestaltete Innenhöfe befanden.
Im Norden und Süden umschloss den Mitteltrakt jeweils ein Säulengang (porticus). Vor der hinteren porticus, von der aus man eine Sicht auf das nahe Flussufer und die dahinter befindlichen Hänge hatte, wurde im Laufe des 2. Jhs. n. Chr. zu dekorativen Zwecken ein 40 m langes und 3 m breites Wasserbecken aus hellen Kalksteinplatten (Abb. 15 u. 16) angelegt. Nach Norden hin waren die Randplatten schräg verlegt, wodurch vermutlich für Wartungs- und Reinigungsarbeiten oder vielleicht sogar für schmückende Wasservögel der Zugang erleichtert werden sollte. Bereits zu Beginn des 3. Jhs. n. Chr. wurde das Becken, vermutlich nach einem Brand des Hauptgebäudes, wieder aufgegeben und mit Bauschutt verfüllt. Bei dem heute im Außengelände des Europäischen Kulturparks zu sehenden Bassin handelt es sich um eine Rekonstruktion. Aus der Verfüllung des Beckens stammt das Bruchstück einer tönernen Maske (Abb. 18), die als Zierobjekt in der benachbarten porticus gehangen haben könnte.
Abb. 15 Blick auf das aus Kalksteinplatten bestehende Wasserbecken an der Rückseite des Hauptgebäudes von Osten.
Abb. 16 Das Wasserbecken von Norden gesehen.
Abb. 17 Diese Venus-Terrakotta könnte in einem Hausaltar im Hauptgebäude gestanden haben. Ton; H. 16,5 cm; Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim.
Abb. 18 Tönerne Maske, die zur Dekoration in einem der Säulengänge gehangen haben dürfte. Solche Masken kennt man auch von Bühnentheatern. Das Reinheimer Exemplar wurde in der Verfüllschicht des Wasserbeckens gefunden. 2. Jh. n. Chr.; Ton; H. 21,2 cm; Staatliche Altertümersammlung des Saarlandes.
Abb. 19 Blick in den einzigen Kellerraum der villa.
Abb. 20 An der Westmauer des einzigen Kellerraumes lässt sich noch ein Verputz in Fugenstrichtechnik nachweisen. Solch ein Verputz ist auch bei mehreren Nebengebäuden der Anlage nachgewiesen worden.
Westflügel
Im Mittelteil des Westflügels führt ein gepflasterter Weg ins Zentrum des Hauptgebäudes. Hier befindet sich der einzige unterkellerte Raum (5,4 x 5,2 m; Abb. 19), der jeweils zwei Lichtschächte und Wandnischen aufweist. Er war einst über eine Holztreppe zugänglich. Im Keller lässt sich noch ein Verputz in Fugenstrichtechnik nachweisen (Abb. 20), bei der lediglich die Mauerfugen verputzt, rechteckig nachgezogen und mit roter Farbe ausgemalt waren. Diese Verputztechnik findet man bei römischen Gebäuden in der Region sehr häufig.
Abb. 21 Die Hypokaustanlage in Raum 33.
Im Südteil des Westflügels (Abb. 22) waren mehrere Wohnräume mit Estrichboden anzutreffen, von denen drei über einen hypocaustum (Fußbodenheizung) verfügten. Die beiden ganz im Süden dieses Gebäudeflügels befindlichen beheizbaren Räume besaßen einen gemeinsa...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Ideale Lage
  7. Vom Trümmerhügel zum Archäologiepark
  8. Gegründet auf alten Nekropolen aus der späten Bronze- und Eisenzeit
  9. Ein Rundgang durch das Landgut
  10. Eine besondere Bauform mit gallischen Wurzeln
  11. Das Landgut im Wandel der Zeit
  12. Die kleine Nachbarvilla am „Furtweg“
  13. Der vicus von Bliesbruck
  14. Das frühmittelalterliche Reinheim
  15. Literatur
  16. Abbildungsnachweis
  17. Der Autor