H. P. Lovecraft - Leben und Werk, Band 1
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H. P. Lovecraft - Leben und Werk, Band 1

1890–1924

  1. 750 Seiten
  2. German
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H. P. Lovecraft - Leben und Werk, Band 1

1890–1924

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Über dieses Buch

H. P. Lovecraft gilt als der bedeutendste Autor unheimlicher Phantastik des 20. Jahrhunderts. Im angloamerikanischen Raum ist er längst als Klassiker anerkannt, und auf Deutsch liegt sein Werk in verschiedenen Ausgaben und Übersetzungen vor. Sein Leben dagegen ist mehr als umstritten: Als "Einsiedler von Providence" wurde er bezeichnet, als Rassist und Menschenfeind. Dem steht entgegen, dass er sich sein Leben lang als Amateurjournalist innerhalb eines großen Bekanntenkreises bewegte. Außerdem hat er Zentausende von Briefen geschrieben, an Schriftstellerkollegen wie Robert E. Howard und Clark Ashton Smith und an "Fans" wie den "Psycho"-Autor Robert Bloch und den späteren Lovecraft-Verleger August Derleth.Grundlage jeder ernsthaften Beschäftigung mit Lovecraft ist das Standardwerk "I am Providence: The Life and Times of H. P. Lovecraft" von S. T. Joshi, erstmals 1996 erschienen und, als definitive Ausgabe überarbeitet und erweitert, in zwei Bänden 2010. Diese materialreiche Biographie liegt nun zum ersten Mal in Deutsch vor.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783944720531
1. Reinblütiger englischer Adel
Da er sich nur sporadisch für die Erforschung seines Stammbaums begeisterte, gelang es Howard Phillips Lovecraft nicht, viel mehr über seine Familie väterlicherseits herauszufinden, als aus den Aufzeichnungen seiner Großtante Sarah Allgood hervorging.1 Viele der von ihr gesammelten Informationen, insbesondere über die Familie Lovecraft vor ihrer Ankunft in Amerika im frühen 19. Jahrhundert, wurden allerdings durch spätere genealogische Forschungen nicht bestätigt. Darüber hinaus hat sich einiges von dem, was Lovecraft über seine väterlichen wie mütterlichen Ahnenreihen berichtet, als eindeutig falsch herausgestellt. Lovecrafts Stammbaum lässt sich also nur in Ansätzen rekonstruieren.
Folgt man den Aufzeichnungen von Sarah Allgood, dann taucht der Name Lovecraft oder Lovecroft zum ersten Mal um 1450 in einer Reihe von Wappentafeln auf, die Lovecrofts in Devonshire in der Gegend des Flusses Teign ausweisen. Einige Nebenlinien lassen sich sogar bis zur Normannischen Eroberung oder noch weiter zurückverfolgen. Lovecrafts unmittelbare Ahnenreihe beginnt 1560 mit John Lovecraft. In Lovecrafts eigenen Worten: »Nun – John zeugte Richard, Richard zeugte William, William zeugte George, George zeugte Joseph, Joseph zeugte John, John zeugte Thomas, Thomas zeugte Joseph, Joseph zeugte George, George zeugte Winfield und der zeugte deinen alten Großpapa« – wobei Lovecraft mit dem »alten Großpapa« sich selbst meint.2
Unglücklicherweise hat Kenneth W. Faig, Jr. kürzlich in Bezug auf die Aufzeichnungen Sarah Allgoods festgestellt, dass sie »weitgehend der Phantasie ihrer Autorin entsprungen sind«.3 Es ist Faig zusammen mit A. Langley Searles und Chris Docherty nicht gelungen, auch nur einen einzigen Namen aus der lovecraftschen Ahnenreihe vor seinem Urgroßvater Joseph Lovecraft (1775–1850) zu verifizieren. Es gibt einige Anhaltspunkte dafür, dass Joseph von John (und nicht Thomas) Lovecraft (1742–1780) und John von Joseph Lovecraft (1703–1781) abstammen könnte, doch auch das bleibt letztlich Spekulation. In Bezug auf Lovecrafts mehrfach geäußerte Vermutung, dass er von einer anderen Nebenlinie abstammen könnte, fährt Faig fort: »Aller Wahrscheinlichkeit nach stammte Lovecraft nicht von irgendeiner der ›großen‹ Familien ab, die in seiner Ahnentafel auftauchen. Fulford, Edgecombe, Chichester, Carew, Musgrave und Reed – das sind nur ein paar der Namen, die wahrscheinlich nicht zu Lovecrafts direkten Vorfahren zählen.«4
Leider findet sich die einzige genuin phantastische Legende in Lovecrafts Stammbaum ausgerechnet in einer dieser Nebenlinien. Lovecrafts Großvater väterlicherseits, George Lovecraft, war mit Helen Allgood verheiratet, und durch sie meinte Lovecraft, mit den Musgraves von Eden Hall in Cumberland verwandt zu sein. Von diesen erzählte man sich, dass einer der ihren den Feen einen Trinkbecher gestohlen hatte. Nachdem die Feen vergeblich versucht hatten, ihn zurückzuerhalten, sprachen sie die folgende Prophezeiung aus:
Kommt dies Glas zu Fall
Fahr wohl dann, o Glück von Edenhall
Lovecraft berichtet in einem Brief, dass der Trinkbecher im South Kensington Museum in London – eigentlich seit 1899 Victoria and Albert Museum – zu sehen sei.5 Das betreffende Objekt – ein etwa 15 Zentimeter hoher Trinkbecher syrischer Herkunft aus dem 13. Jahrhundert, der vermutlich als Beute aus den Kreuzzügen nach England gelangte – befindet sich heute in der Islamischen Galerie des Museums. Seit 1926 war er eine Leihgabe der Familie Musgrave, und 1959 wurde er vom Museum angekauft.6 Die Legende um das Gefäß findet sich erstmals 1791 im GENTLEMAN’S MAGAZINE erwähnt.7
Später hatte der astronomiebegeisterte Lovecraft die Genugtuung, unter seinen entfernteren Verwandten mütterlicherseits einen echten Mann der Wissenschaften zu entdecken. John Field oder Feild (1520–1587) veröffentlichte 1556 ein astronomisches Jahrbuch für das Jahr 1557 und 1558 ein weiteres für die Jahre 1558, 1559 und 1560. In diesen Bänden findet sich die erste Darstellung der kopernikanischen Theorie in englischer Sprache.8 Leider sind inzwischen Zweifel an der Verwandtschaft zwischen diesem John Field und jenem John Field (gest. 1686) aufgekommen, der einer der ersten Siedler in Providence, Rhode Island, und ein direkter Vorfahre von Lovecrafts Mutter war. Lovecraft, der diese verwandtschaftliche Bindung für authentisch hielt, war begreiflicherweise hocherfreut, denn als Atheist war er mit seiner Ahnenreihe väterlicherseits alles andere als zufrieden. Sie schien ihm »verseucht von Geistlichen, während an klaren Denkern Mangel herrscht«.9 Über seine Vorfahren im Allgemeinen urteilte er: »Keine Philosophen, keine Künstler, keine Schriftsteller – niemand dabei, mit dem ich mich unterhalten könnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.«10
Lovecraft fand besonderes Vergnügen an den (vermutlich von Helen Allgood gesammelten) Berichten über seinen Ahnen Thomas Lovecraft (1745–1826), der offensichtlich ein derart ausschweifendes Leben geführt hatte, dass er sich 1823 gezwungen sah, den Familiensitz Minster Hall in der Nähe von Newton Abbot zu verkaufen. Obwohl es angesichts seiner im Allgemeinen eher negativen Haltung gegenüber sexueller oder materieller Zügellosigkeit eher überrascht, fühlte sich Lovecraft zu diesem Vorfahren seltsam hingezogen. Er war stolz darauf, ein Buch mit der Inschrift »Tho. Lovecraft, Gent. His Book, 1787«11 zu besitzen und äußert sich fast beifällig über die Verschwendung des Familienbesitzes durch seinen Ahnen. Auch in diesem Fall bleibt ein tatsächliches Verwandtschaftsverhältnis jedoch zweifelhaft. Faig schreibt dazu: »Es ist uns nicht gelungen, einen Thomas Lovecraft ausfindig zu machen, der 1766 Letitia Edgecombe heiratete und Besitzer von Minster Hall bei Newton Abbot war. Ein Anwesen mit dem Namen Minster Hall ist in Devon nicht belegt.«12 Lovecraft ging davon aus, dass es sich bei Joseph Lovecraft, der 1827 mit seiner Ehefrau Mary Fulford (tatsächlich Mary Full, 1782–1864) und ihren sechs Kindern John, William, Joseph Jr., George, Aaron und Mary Full nach Ontario in Kanada ausgewandert war, um Thomas Lovecrafts sechstes Kind gehandelt hat.
Da Joseph in Kanada keine Arbeit fand, zog die Familie weiter südwärts bis in die Gegend von Rochester, New York, wo er sich spätestens 1831 als Küfer und Schreiner niederließ. Die Einzelheiten seiner Auswanderung bleiben unsicher, und einige von Lovecraft kolportierte Details scheinen definitiv falsch zu sein – so befanden sich zum Beispiel Joseph und seine Kinder 1828 noch in England. Als gesichert kann jedoch gelten, dass wir Joseph Lovecraft um das Jahr 1831 in der Gegend von Rochester antreffen.
Lovecraft war überzeugt, dass damit in England keine Lovecrafts mehr übrig geblieben waren. Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es allerdings eine Vielzahl von Personen mit den Namen Lucraft oder Luckraft,13 und noch heute findet man diesen Namen im Londoner Telefonbuch.14 Es handelt sich offenbar um variierende Schreibweisen oder verwandte Familien. Lovecraft selbst hatte jedoch keinerlei Kontakte zu Verwandten in England. Bemerkenswert ist, dass bei der Volkszählung 1840 in Rochester der Nachname von Joseph Lovecrafts Söhnen John F. und William als »Lovecroft« angegeben wird, während bei derselben Volkszählung in Peru Township in Clinton County, New York, der Nachname von Joseph Jr. »Lucraft« geschrieben wird.15
Lovecrafts Großvater väterlicherseits, George Lovecraft, wurde 1815 geboren.16 1839 heiratete er Helen Allgood (1820–1881) und verbrachte den größten Teil seines Lebens in Rochester, wo er als Sattler tätig war. Von seinen fünf Kindern starben zwei noch im Säuglingsalter. Die überlebenden waren Emma Jane (1847–1925), Winfield Scott (1853–1898) und Mary Louise (1855–1916). Emma heiratete Isaac Hill, den Rektor der Highschool von Pelham, New York,17 und Mary ehelichte einen gewissen Paul Mellon. Winfield heiratete Sarah Susan Phillips und aus ihrer Verbindung ging Howard Phillips Lovecraft hervor. Eine Reihe der genannten Personen – darunter George Lovecraft, Helen Allgood Lovecraft, Emma Jane Hill, Mary Louise Mellon – liegen auf dem Woodlawn Cemetery im New Yorker Stadtteil Bronx begraben.18
Es scheint, dass Lovecraft weit mehr Energie darauf verwendet hat, seine mütterliche...

Inhaltsverzeichnis

  1. Impressum
  2. Inhalt
  3. Eine Vorbemerkung
  4. 1. Reinblütiger englischer Adel
  5. 2. Ein waschechter Heide
  6. 3. Dunkle Wälder und unergründliche Höhlen (1898–1902)
  7. 4. Und das unerforschte Afrika? (1902–1908)
  8. 5. Barbar und Fremder (1908–1914)
  9. 6. Ein neuerlicher Lebenswille (1914–1917)
  10. 7. Metrischer Mechaniker (1914–1917)
  11. 8. Träumer und Visionäre (1917–1919)
  12. 9. Fiebriges und unaufhörliches Geschreibsel (1917–1919)
  13. 10. Zynischer Materialismus (1919–1921)
  14. 11. Dunsany-Studien (1919–1921)
  15. 12. Ein Fremder in diesem Jahrhundert (1919–1921)
  16. 13. Der Scheitelpunkt meines Lebens (1921–1922)
  17. 14. Zu meinem eigenen Vergnügen (1923/1924)
  18. 15. Ehebande (1924)
  19. Anhang
  20. Phantastik im Golkonda Verlag