Die Wirklichkeit verstehen
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VEDANTA - Eine praktische Einführung

  1. 496 Seiten
  2. German
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VEDANTA - Eine praktische Einführung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Den Hunger des Herzens stillen"Wenn du verstehen möchtest, wer du bist und wie du in die Unermesslichkeit des Lebens hineinpasst – wenn du mit anderen Worten glücklich sein möchtest – dann kann Vedanta dir den Weg weisen."James SwartzJames Swartz schafft es in diesem Buch die umfassende Lehre der Nicht-Dualität in klarer, moderner Sprache zu präsentieren und mit alten Vorurteilen aufzuräumen. Er nimmt den Leser an die Hand und führt ihn Schritt für Schritt durch grundlegende Definitionen der Lehre.

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Information

Kapitel 1

WAS IST MIR WIRKLICH WICHTIG?

MOTIVATIONEN

Das Leben ist ein großes Puzzle. Wir sind im Besitz aller Teile, aber kaum in der Lage, sie richtig zusammenzufügen. Unsere Versuche, das Puzzle zu lösen, scheinen zum Scheitern verurteilt. Es sind zu viele Variablen und es ist zu schwer, sie richtig anzuordnen. Wäre das Leben einfach, würdest du mehr glückliche Menschen sehen. Doch wenn die Lösung bereits gefunden wurde, welchen Grund gäbe es dann, es selbst herausfinden zu wollen? Warum sie nicht einfach benutzen? Vedanta kennt das Puzzle des Lebens und es legt alle Teile an ihren richtigen Platz.
Stell dir vor, es ist Frühling, und du bist in einem Tal im Gebirge. Viele schöne Blumen blühen. Du pflückst eine von jeder Sorte, bringst sie heim und legst sie auf den Küchentisch. Jede Blume besitzt ihre eigene Schönheit und Vollkommenheit. Aber wenn du aus ihnen ein Bouquet gestaltest, erhält jede von ihnen eine erhöhte Bedeutung. Das Ganze wird mehr als die Summe seiner Teile. Vedanta nimmt all deine Erfahrungen und das Wissen, das du aus ihnen gewonnen hast, und ordnet sie auf eine Weise, die dich das Leben klar sehen lässt. Es enthüllt, wie du dich in die Gesamtheit des Lebens einfügst, und ermöglicht dir eine vertiefte Würdigung deiner wahren Bestimmung.
Viele beeindruckende Dinge, Wolkenkratzer und Brücken, Mobiltelefone und das Internet, sind das Resultat des kollektiven Wissens und Denkens der Menschheit. Auf dieselbe Weise wurden spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse zu einem perfekten Bouquet von Ideen zusammengefügt, zu einer Lehre, die Menschen befreit. Diese Lehre ist nicht im Besitz einer einzelnen Person, sondern gehört der Allgemeinheit. Das geistige Eigentum daran kann niemals von einer einzelnen Person beansprucht werden. Dieses perfekte Bouquet, diese raffinierte Methode wird Vedanta1 genannt, das Wissen, welches die Suche nach dem Sinn des Lebens beendet.
Wenn du verstehen möchtest, wer du bist und wie du in die Unermesslichkeit des Lebens hineinpasst (oder wie das Leben in dich hineinpasst), wenn du mit anderen Worten glücklich sein möchtest, dann kann Vedanta dir den Weg weisen. Wenn du dich der Logik dieser Lehre anvertraust und ihr folgst, wird sie ihre Wirkung entfalten. Ihre Lektionen bauen aufeinander auf, das Verstehen der ersten Lektion ist daher die Voraussetzung für das Verstehen der zweiten. Und nur nachdem du der zweiten Lektion folgen konntest, wird die dritte einen Sinn ergeben. Wenn du das große Gesamtbild, die Vision der Nicht-Dualität, nicht verstehen kannst, wirst du ein Sucher bleiben. Ein Puzzle ist erst dann vollständig, wenn jedes Teil am richtigen Platz liegt. Im Vedanta fügt sich jede Lehre nahtlos in jede der anderen Lehren. Denn die Wirklichkeit ist ein einziges Bewusstsein, und Vedanta ist die Wissenschaft vom Bewusstsein. Um den maximalen Nutzen aus Vedanta ziehen zu können, müssen wir geduldig sein, denn die Idee der Nicht-Dualität ist sehr anspruchsvoll. Das Verstehen kann wie ein Blitz in dir einschlagen, aber ohne eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Lehren wird es dir wieder verloren gehen. Die Vision der Nicht-Dualität muss sich langsam aber stetig mit deinem Geist verschmelzen. Lass dir Zeit, lies dieses Buch sorgfältig und ohne Hast. Du wirst nicht enttäuscht werden.
Es ist sehr wichtig, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, nicht so, wie du sie dir vorstellst oder wünschst. Wir sind alle sehr stolz auf unser spirituelles Wissen, also wirst auch du dazu neigen, Vedanta nach deinen eigenen Ideen zu beurteilen. Aber das kann nicht funktionieren. Wenn du schon so erleuchtet bist, warum bist du dann immer noch auf der Suche? Nachdem du Vedanta mit einem offenen Geist gehört hast, geht es darum, das, was du zu wissen glaubst, im Lichte der Lehre zu bewerten und nicht umgekehrt. Denn wenn du die Lehre nur auf der Basis deiner Überzeugungen und Ansichten bewertest, kann die Lehre nicht wirken. Du benötigst einen offenen Geist und die Bereitschaft, alte Überzeugungen zu überwinden, sonst wirst du in dem Gefühl stecken bleiben, unvollständig, abgetrennt und begrenzt zu sein. Nur mit einem offenen Geist kannst du verstehen, was Vedanta zu sagen hat.

DIE UNVERSTANDENE LOGIK DEINER EIGENEN ERFAHRUNG

Vedanta ist eine Methode der Selbst-Erforschung. Die erste Stufe im Prozess ist das Hören der Lehre mit einem offenen Geist – unbeeinflusst von deinen persönlichen Ansichten. Es ist ein Hören, das nicht beurteilt. Das ist schwer, aber nicht unmöglich. Wenn du merkst, dass du bewertest, was du hörst, dann hörst du nicht richtig zu. Es geht nicht darum, ob du es magst oder nicht, es geht darum, etwas zu verstehen. Wenn du vorurteilsfrei zuhörst, werden die Worte einen Sinn ergeben. Wenn du die Wirklichkeit und dich selbst verstehen möchtest, musst du bereit sein, über deine alten Überzeugungen und Ansichten hinauszuwachsen, sonst ist Vedanta nichts für dich.
Erst nachdem du die Lehre vollständig aufgenommen hast, kannst du deine Überzeugungen und Ansichten wieder hervorholen und sie mit der gehörten Wahrheit interagieren lassen. Diese zweite Stufe im Prozess der Selbst-Erforschung wird Reflexion oder Kontemplation genannt. Wenn du dich diesem Prozess anvertraust, wirst du Erfolg haben.
Um Befreiung zu erlangen, reicht das Verständnis eines bestimmten Teils der Lehre nicht aus. Du musst die vollständige Kette der Wahrheit verstehen, auf der – perlengleich – all die Lektionen schmuckvoll aufgereiht sind und so ein sinnvolles Ganzes ergeben. Die Vision der Nicht-Dualität kann nicht durch das Zusammenfügen von Einsichten verschiedener spiritueller Traditionen gewonnen werden. Mühelos hingegen kann diese Vision gewonnen werden, wenn du deinen Geist beständig und konsequent den Lehren des Vedanta aussetzt.

WAS BEGEHRE ICH WIRKLICH? – SICHERHEIT, VERGNÜGEN UND TUGENDHAFTIGKEIT

Was möchte ich wirklich vom Leben? So lautet die erste Fragestellung im Vedanta. Es ist klar, dass du nicht unglücklich sein möchtest. Wenn Kummer kommt (und das tut er), dann nicht, weil du es möchtest. Wahrscheinlich kommt er, weil du inkompetent bist oder ineffizient in deiner Suche, weil es dir an Verständnis deiner selbst und der Welt mangelt, in der du lebst.
Jeder möchte frei und glücklich sein, sich vollkommen und vollständig fühlen. Wenn du aus anderen Gründen hier zu sein glaubst, dann ist Selbst-Erforschung nichts für dich. Wenn Menschen glücklich und frei sein möchten, was tun sie? Sie jagen Dingen hinterher, von denen sie glauben, dass sie frei und glücklich machen.
Das Erste, um das sie sich im Leben sorgen, ist Sicherheit. Das leuchtet ein, denn das Leben ist unsicher. Nichts hat Bestand. Es gibt viele Formen von Sicherheit, eine der offensichtlichsten ist materielle Sicherheit. Kaum jemand meint, er habe genug Geld. Die Begierden sind grenzenlos, und je mehr Geld man hat, desto mehr Begierden können sich erfüllen [Begierden können sich nicht „erfüllen“, und sie können es nicht selbst tun]. Es ist daher natürlich, dem irrigen Glauben anzuhängen, man sei umso sicherer, je mehr Geld man habe.
Unser Begehren entstammt einem Gefühl von Unsicherheit, und Unsicherheit hat viele Gesichter. Du magst dich finanziell abgesichert fühlen, aber dann wird sich die Unsicherheit in anderen Lebensbereichen äußern. Wenn ich euch frage, wer genügend Liebe bekommt, gehen nicht viele Hände nach oben. Jeder könnte sich selbst noch mehr lieben oder mehr Liebe von anderen empfangen. Dein Verlangen nach Aufmerksamkeit ist ein Zeichen emotionaler Unsicherheit. Bevor ich fortfahre, die Dinge aufzuzählen, die wir begehren, solltest du wissen, dass nicht alle auf dich zutreffen müssen. Dies ist nur eine allgemeine Liste, auf deren Grundlage wir gewisse Tatsachen über die Natur weltlichen Strebens darlegen wollen.
In der vedischen Tradition gibt es einen berühmten Text über Genuss, das Kama Sutra. Es gibt diesen Text, weil Menschen wissen wollen, wie sie höchsten Genuss erleben können. Sobald du physisch und materiell abgesichert bist, möchtest du dein Leben genießen, und so wird sich dein Fokus auf die vielfältigen Formen von sinnlichem Genuss ausrichten. Sicherheit ist eine Notwendigkeit, Genuss ein Luxus. Doch unsere westliche Gesellschaft ist wirtschaftlich so erfolgreich, dass wir verrückt sind nach Unterhaltung und Luxusartikel zu lebensnotwendigen Gütern geworden sind.
Wenn du emotional unsicher bist, möchtest du es dir gut gehen lassen. Sieh nur, wie viel Energie in Unterhaltung investiert wird: Internet, Sport, Glücksspiel, Reisen, Musik, Sex, Drogen und so weiter. Wir brauchen diese Dinge nicht wirklich, aber da sie verfügbar sind, wollen wir sie in Anspruch nehmen. Sundari, meine Frau, nennt sie ‚Massen-Zerstreuungs-Waffen‘2. Ich reise viel, und auf jedem Flughafen führt der Weg durch ein Dickicht von Shops, die alle möglichen verführerischen Sachen anbieten, Tausend-Dollar-Handtaschen, Berge von Schokolade und eine unübersehbare Menge elektronischen Schnickschnacks. Kein normaler, vernünftiger Mensch benötigt diese Dinge.
Vor kurzem habe ich mir im Flugzeug eine kleine digitale Waage gekauft. Nun kann ich mein Gepäck vor dem Flug wiegen, damit ich nicht auch noch für Übergewicht zahlen muss, wenn ich meine nutzlosen Luxusartikel von einem Land ins nächste schleppe. Sie druckten mir eine Quittung aus einem winzigen Computer.
Vergnügen ist kein Ziel, das uns wirklich glücklich macht. Um Vergnügen zu erleben, sind drei Faktoren erforderlich, die nicht immer vorhanden sind: ein Objekt, das Vergnügen schenken kann, ein geeignetes Instrument, um das Objekt genießen zu können, und ein Geisteszustand, der es ermöglicht, Vergnügen zu empfinden. Doch der Genuss der schönen Natur (Objekt) kann durch Mücken gestört werden, ein entzündetes Ohr (Instrument) das Hörvergnügen beeinträchtigen und die Sorge um meinen Job (Geisteszustand) einen sinnlichen Abend mit meinem Liebsten verderben. Da Vergnügen von diesen ständig sich wandelnden Faktoren abhängt, ist es selten und flüchtig. Diese Tatsache sollte mir zu denken geben und mich schlussfolgern lassen, dass es lohnendere Ziele gibt.
Nehmen wir an, du fühlst dich geborgen und bist nicht interessiert an Genuss. Dein Leben ist gemessen an üblichen Kriterien ziemlich gut, aber trotzdem glaubst du nicht, als Mensch gut genug zu sein. Du findest dich selbstsüchtig, eitel, herzlos, unehrlich, arrogant oder maßlos. Was du über dich denkst, fühlt sich nicht gut an, und du fühlst dich schuldig. Infolgedessen möchtest du aufrechter werden, reiner, heiliger, liebenswerter, großzügiger und liebevoller: Du strebst nach Tugendhaftigkeit.
In christlichen Kulturen hast du kaum das Licht der Welt erblickt, schon lernst du, dass du ein ‚Sünder‘ bist. Du bekommst eine Gnadenfrist, solange Mama und Papa denken, du seist Gottes größtes Geschenk an die Menschheit, und dich mit Zuneigung überschütten. Aber schon bald werden sie dir erzählen, mit dir stimme etwas nicht. Das ist dir neu, und du erlebst ein unsanftes Erwachen. Ehe du dich versiehst, entwickelst du einen Komplex und die Überzeugung, du seist nicht gut genug. In den heutigen Gesellschaften finden wir lauter Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, die hart daran arbeiten, ‚gut‘ zu werden oder wie Heilige zu leben. Dieses Streben nach Tugendhaftigkeit ist traurig, weil in Wirklichkeit doch gar nichts mit dir nicht stimmt.
Manche Menschen fühlen sich schwach und streben daher nach Macht. Sie neigen dazu, Leid in das Leben anderer zu bringen, weil sie selbst innerlich leiden. Es gibt noch viele weitere Dinge, nach denen Menschen streben, doch das Letzte, das ich nennen möchte, ist Ruhm oder Anerkennung. Du fühlst dich klein und unbedeutend, weil eine kleine Person in dir steckt, ein inneres Kind, das nie erwachsen wurde und das wahrgenommen und gewürdigt werden möchte. So wirst du ein bedürftiger Quälgeist, immer auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Möglicherweise entwickelst du raffinierte Strategien, um von anderen Menschen wahrgenommen zu werden.
Es ist nicht nötig, alle Ziele menschlichen Strebens zu erörtern – dies sind die wesentlichen. Alle dienen dem Zweck, dich stimmig, vollkommen, glücklich und frei zu fühlen. Ob sie tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten, werden wir sehen.
Wir sind nun an einem entscheidenden Punkt unserer ersten Fragestellung angelangt. Was jetzt folgt, wird einem Teil von dir nicht gefallen. Versuche trotzdem, es anzunehmen. Nimm dir Zeit, die Logik sorgfältig nachzuvollziehen. Wenn es dir nicht gelingt, die folgende Lehre zu verstehen, kann das darauf hinweisen, dass du nicht für Erleuchtung qualifiziert bist.

EXISTIERT GLÜCK?

Jeder Mensch hat Glück erlebt – eine Minute oder zwei, eine Stunde, eine Woche oder einen Monat lang. Dies beweist, das Glück existiert. Aber woher stammt es?
Liegt es in den Dingen?
Wenn du bekommst, was du möchtest, fühlst du dich frei, glücklich und erfüllt. Bedeutet dies, dass dein Gefühl von Fülle-Glück-Freiheit von dem Objekt kommt? Du jagst Dingen nicht hinterher, um dich unglücklich zu machen. Du strebst nach dem, wonach du strebst, weil du glaubst, das Glück sei auf magische Weise mit dem Objekt verknüpft.
Aber ist dem wirklich so? Liegt das Glück in den Dingen? Die ältere Dame, die voll Freude Socken und kleine Wollmützen für ihre Enkelkinder strickt, wird am Bungee-Jumping keinen Spaß haben. Kannst du dir diese Dame in ihrer Schürze vorstellen, wie sie am Brückengeländer steht, mit den Gummiseilen an ihren Beinen? Und wie glücklich wäre ihr jugendlicher Enkel, der es liebt, sich in die Tiefe zu stürzen, wenn er Socken strickte?
Wenn Objekte die Quelle des Glücks sind, ist es vernünftig, in der Welt nach Dingen zu jagen. Doch lass es uns genau untersuchen und schauen, ob sie wirklich die Quelle sind. Nehmen wir an, du hast eine ganz genaue Vorstellung des perfekten Partners, deines Seelengefährten. Du glaubst, dass deine Einsamkeit enden und du glücklich sein wirst, sobald dieser Mensch auftaucht. Eines Tages gehst du zu einer Veranstaltung. Dort siehst du jemanden, der deiner Vorstellung entspricht. Quer durch den Raum treffen sich eure Blicke. Du spürst die Anziehung und die Euphorie, die sie auslöst.
Doch was passiert mit der Vorstellung, wenn du mit dem Menschen in Kontakt kommst? Sie löst sich auf. Warum? Weil das begehrte Objekt präsent ist und sich ein großartiges Gefühl von Liebe, Freude, Frieden und Glück ausbreitet. Du nimmst an, dass das Glück von dem Objekt kommt, und ehe du dich versiehst, bist du von ihm abhängig. Doch deine Annahme ist falsch. Die Wahrheit ist: Wenn sich das Begehren in der Gegenwart des begehrten Objekts auflöst, dann flutet Liebe, die Natur deiner selbst, den Geist. Das Objekt ist nicht die Quelle des Gefühls, es ist nur der Katalysator, der die dir innewohnende Freude befreit. Aus dieser Beobachtung können wir nur einen Schluss ziehen: Wenn Glück-Liebe unsere Natur ist, müssen wir sie nicht in Dingen außerhalb von uns suchen.
Du kannst gerne noch an deinem Glauben an den Wert der Objekte für dein Glück festhalten. Aber bitte versuche wenigstens, dich probeweise auf unsere Sichtweise einzulassen und unseren Lehren zu lauschen. Und erlaube mir diese Frage: Wie dauerhaft ist ein Glück, das in den Dingen wohnt? Es ist nicht von Dauer, es ist vergänglich. Sobald die Erfahrung zu Ende geht, kehrt das Gefühl von Unvollkommenheit zurück, und wir benötigen ein neues Objekt, welches uns wieder glücklich macht. Wenn du diese Analyse hörst, wirst du sie wahrscheinlich nicht sofort akzeptieren. Du wirst vielleicht einwenden, dass das Objekt-Glück sehr wohl funktioniert, wenn du mit dem Objekt, das dich glücklich macht, verbunden bleiben kannst. Aber Dinge kommen und gehen. Es gibt kein Objekt, das in deinem Leben dauerhaft Bestand hat. Die einzige Konstante im Leben bist du, das Subjekt. Vedanta behauptet, dass die Natur des Subjekts unbegrenzte Glückseligkeit ist. Den Beweis für diese Behauptung werden wir dir in diesem Buch auf vielfache Weise liefern. Vedanta sagt, dass die Dinge schon deshalb nicht die Quelle unseres Glücks sein können, weil wir in ihnen Vollkommenheit suchen, obwohl wir bereits vollkommen sind. Wir suchen, weil wir nicht wissen, wer wir wirklich sind.
Unsere Erforschung der Natur d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Inhalt
  5. Einführung
  6. KAPITEL 1: WAS IST MIR WIRKLICH WICHTIG?
  7. KAPITEL 2: ERKENNTNIS UND ERFAHRUNG
  8. KAPITEL 3: DAS MITTEL DER SELBST-ERKENNTNIS
  9. KAPITEL 4: QUALIFIKATIONEN
  10. KAPITEL 5: GEWAHRSEIN, DAS SELBST
  11. KAPITEL 6: SCHÖNE, INTELLIGENTE IGNORANZ (MAYA)
  12. KAPITEL 7: DAS GEWÖHNLICHE INDIVIDUUM
  13. KAPITEL 8: KARMA YOGA
  14. KAPITEL 9: DHARMA
  15. KAPITEL 10: DIE GUNAS
  16. KAPITEL 11: DIE VISION DER NICHT-DUALITÄT – DAS YOGA DER ERKENNTNIS
  17. KAPITEL 12: WERTE
  18. KAPITEL 13: LIEBE
  19. KAPITEL 14: DIE ERLEUCHTETE PERSON
  20. Fußnoten
  21. Über den Autor
  22. Glossar