Woche 1
Haltung des Feierns
1.1 Das Leben feiern
Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest.
—Wassilij W. Rosanow
In der deutschen Sprache taucht das Wort feiern häufig und in ganz unterschiedlichen Kontexten auf. Es werden fröhliche Anlässe gefeiert: Abitur, Richtfest, Geburt, Hochzeit, Beförderung. Auch bei traurigen Ereignissen sprechen wir von Feiern: Abschiedsfeier, Beerdigungsfeier.
Religiöse Feiertage, die im Englischen holidays, also heilige Tage heißen, werden bei uns Feiertage genannt. Und anders als in anderen Sprachen, wo die Zeit nach Dienstschluss schlicht »nach der Arbeit« heißt, gibt es bei uns den – manchmal lang ersehnten – Feierabend.
Ich finde es spannend, dass uns das Wort »feiern« in so vielfältiger Weise begegnet. Doch gerade die Vielfalt macht es schwerer zu verstehen, was genau das Feiern ausmacht.
Wie schon erwähnt, meine einfache, aber umfassende Definition lautet: Feiern bedeutet, etwas Besonderes zu betonen.
Man nimmt etwas – eine Begebenheit, Beziehung oder Geste – als besonders wahr und wählt dann einen angemessenen Ausdruck dafür.
Auch Leistungen sind eine Feier wert. Das erhöht auch die Motivation, sich weiter einzusetzen.
Durch Feiern wie Geburtstage, Hochzeiten und sogar Beerdigungen wird die Verbindung zwischen Menschen vertieft und gefördert. Im religiösen Kontext stärken Feiern den Glauben und den Zusammenhalt der Gläubigen und binden sie ein in eine lange Tradition.
Feiern sind ein Weg, dem Leben Orientierung und Halt zu geben und Markierungen zu betonen. Wie zum Beispiel das Ende von etwas Altem und der Beginn von etwas Neuem.
Was denkst du über die Feste in deinem Leben? Was geben sie dir?
Erinnere dich an ein Fest, das für dich besonders bedeutungsvoll war.
1.2 Das Bedürfnis zu feiern
Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Gasthaus.
—Demokrit
Psychologen sprechen von verschiedenen menschlichen Grundbedürfnissen.
Da gibt es ganz grundlegend das Bedürfnis nach dem Erhalt des Lebens: durch Nahrung, Sicherheit und Schutz.
Daneben haben wir soziale Bedürfnisse, wie etwa nach Liebe, Wertschätzung und Nähe zu anderen Menschen.
Und auch den Wunsch danach, etwas zu leisten und zu erreichen, Freude und Spaß zu haben und das Leben zu feiern. Zu guter Letzt ist es wichtig zu erleben, dass wir Sinn finden und stiften.
In meinem Swing-Konzept (s. S. 38) habe ich die elementaren Bedürfnisse für erfülltes Leben so formuliert:
- Vision und Kreativität
- Ordnung und Struktur
- Produktivität und Sinn
- Höhepunkte und Feiern
- Energie und Lebensfreude
- Reflexion und Ausrichtung
- Beziehungen und Nähe
- Ruhe und Regeneration
Höhepunkte zu feiern, ist ein Grundbedürfnis des Menschen – wir brauchen es für ein starkes und ausgewogenes Leben.
Die Schöpfungsgeschichte bietet uns wunderbare Bilder für diese verschiedenen Bedürfnisse. Gott macht nicht an jedem Tag das Gleiche. Er versucht nicht, alles auf einmal zu schaffen, sondern setzt jeden Tag Schwerpunkte. Und er feiert am Ende jedes Tages, was er gemacht hat.
Tipp: Überlege dir, für welche der Bedürfnisse du bereits gut sorgst. Finde einen Weg, das zu feiern!
Welchen Stellenwert hat Feiern als Bedürfnis in deinem Leben?
Überlege jetzt, was vom heutigen Tag du feiern könntest.
1.3 Wim...