Meine Pädagogik
eBook - ePub

Meine Pädagogik

Einführung in eine neue Erziehung

  1. 80 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Meine Pädagogik

Einführung in eine neue Erziehung

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Im Mittelpunkt des pädagogischen Denkens Maria Montessoris steht das Kind mit seinen grundlegenden Entwicklungsbedürfnissen und Aufbaukräften. Erziehung bedeutet für sie, dem Kind, dem Jugendlichen, dem Menschen überhaupt Hilfe zu leisten beim Selbstaufbau seiner Persönlichkeit. Die Texte diese kleinen Bandes können als Einführung in die Pädagogik Maria Montessoris dienen. Der erste ist ein umfassender Artikel, den Montessori eigens für ein 1934 erschienenes deutsches Handbuch verfasst hat. Der zweite Text erschien 1942 in Indien.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Meine Pädagogik von Maria Montessori, Michael Klein-Landeck, Harald Ludwig im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Bildung & Frühkindliche Bildung. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2021
ISBN
9783451819872

Meine Pädagogik

In allen Ländern wird daran gearbeitet, die Erziehung zu verbessern. Eine Reihe psychologischer Wissenschaften mit den verschiedensten Namen ist mit dem Zweck entstanden, das Kind zu studieren. Die meisten dieser Studien basieren auf Charakteristika, die allgemein als normalen Kindern gemeinsam gelten, und alle Voraussetzungen und alle Folgerungen bleiben Theorie. Auch wenn die Forschung zu einem Ergebnis geführt hatte, fehlte der Weg, diese Erkenntnis dem kindlichen Leben nutzbar zu machen. Doch in den meisten Fällen glaubt man trotz aller Forschung auch heute noch, dass der Erwachsene den Charakter eines Kindes formen könne und dass es nicht nur die Aufgabe, sondern die Pflicht des Erziehers sei, diese Formung vorzunehmen. Dem Kind und seiner schöpferischen Kraft überlässt man den kleinsten Teil dieser Bildungsarbeit.
Fast alle Pädagogen und Eltern betrachten die Kindheit als ein Durchgangsstadium zum Erwachsensein, und in diesem Sinne bestimmt der Erwachsene alle Bedürfnisse des kindlichen Lebens.1 Der Charakter muss gefestigt werden, das Kind muss sich bestimmte moralische Eigenschaften aneignen, andere unmoralische unterdrücken. Auch der Geist muss gebildet werden, und ein bestimmtes Kulturgut erwerben. Man verlangt vom Kind, in der gleichen Weise zu arbeiten wie der Erwachsene: zielbewusst und mit geringstem Kraftaufwand. In festgelegten Zeitabschnitten muss ein bestimmtes Pensum erreicht werden. Die Ordnung beim Kind wird von außen diktiert, und Gehorsam und Disziplin sind die Folgen der Autorität des Erwachsenen. Wie es um die innere Ordnung eines Kindes bestellt ist, interessiert immer erst dann, wenn ein Kind krank, übernervös oder über das Normalmaß hinaus »ungezogen« ist.
Die Pädagogik verlangt, ebenso wie die Medizin, dass die Erziehung am ersten Tage des Lebens des Kindes beginne. Die Medizin fordert besondere Rücksicht vom Erwachsenen auf die physische Entwicklung des Kindes, Rücksicht auch schon vor der Geburt des Kindes, die also nur der Erwachsene nehmen kann. Die Medizin gibt Richtlinien und Hilfen, die wir als Regeln der Hygiene und Kinderpflege kennen und die sich allein an den Erwachsenen richten. Die Pädagogik dagegen gibt nur ein Prinzip, gleichsam einen Rat, wie der Erwachsene seine eigene Arbeit, seine Erziehungsarbeit, am leichtesten durchführen kann. Sie gibt Hilfen für den Erwachsenen, aber nicht für das Kind. Man gibt den Rat, mit der Erziehung im frühesten Alter einzusetzen, solange das Kind noch wie weiches Wachs sei. Es sei leichter, das kleine Kind aus weichem Wachs zu formen als das ältere, das nicht mehr so formbar sei. Und so erzieht man das Kind vom ersten Tag seines Lebens an, und bestraft es für seine Fehler und seinen Ungehorsam. Der Erwachsene hat also den Nutzen der pädagogischen Lehre, nicht das Kind.
Wenn ein Problem trotz aller aufgewandten Kraft und Anwendung aller zur Verfügung stehenden Mittel schwer zu lösen bleibt, so liegt dies oft daran, dass man nicht jeden einzelnen Faktor, der für die Lösung von Bedeutung sein könnte, genügend beachtet hat. Ist der übersehene Faktor erst einmal entdeckt, so ist das Problem von überraschender Einfachheit. Gerade die besonders nahe liegenden Faktoren lässt man meist unbeachtet.
Immer hat man sich an die Persönlichkeit des Kindes nur in dem pädagogischen Sinn gewendet, der das Kind zum Objekt der Erziehung und des Unterrichts macht. Gemäß dieser pädagogischen Ausrichtung hat man die Art der Beziehung zwischen dem Kind und dem Erwachsenen festgelegt. Die Natur dieser Beziehung zwischen dem Kind und dem Erwachsenen hat man aber zu erforschen versäumt, so dass man sie nicht erkennen konnte.
Geht man aber diesem Aspekt genauer nach, so taucht ein soziales Problem auf, das niemals Beachtung gefunden hat: Der übersehene Faktor ist gefunden. Das Kind und der Erwachsene leben in einer Vereinigung der Zwietracht und des Kampfes. Es sind zwei vollkommen verschiedene Wesen.
Der Erwachsene ist ein willensstarker, selbstbewusster Mensch im Vergleich zu dem kleinen, unwissenden Kind, das hilflos seiner Obhut anvertraut ist. Der Erwachsene hat sich mit seiner produktiven, nach außen gerichteten Arbeit eine Umgebung geschaffen, die seinen Bedürfnissen entspricht. In dieser Umgebung lebt das Kind wie ein außersoziales Wesen, das nichts zu dieser Gesellschaft beitragen kann, da das Ziel seines Lebens und seiner Arbeit sich auf sein Inneres und nicht auf die Außenwelt richtet.
Das Kind ist so ein Fremder in der sozialen Ordnung des Erwachsenen und könnte sagen: ›Mein Reich ist nicht von dieser Welt‹. Die Pädagogik hat also Forderungen aufzustellen, die sich an den Erwachsenen richten und nicht an das Kind.
Aus der Erkenntnis der richtigen Beziehung zwischen dem Kind und dem Erwachsenen konnten wir mehr finden als eine abstrakte Psychologie. Wir haben das neue Kind gefunden, das sich uns durch wunderbare Äußerungen offenbart hat. Wir sehen also klar, dass die Kindheit ein Stadium des Menschseins ist, das sich vollkommen von dem des Erwachsenseins unterscheidet. Wir haben erkannt, dass es sich um zwei verschiedene Formen des menschlichen Lebens handelt. Das Kind trägt nicht die verkleinerten Merkmale des Erwachsenen in sich, sondern in ihm wächst sein eigenes Leben, das seinen eigenständigen Sinn hat. Wer ist es, der diese zweite Schöpfung, das Werden des Erwachsenen, vollbringt? Wachsen vielleicht die Eltern für das Kind? Formt etwa der Erzieher den Charakter? Bildet der Lehrer den Geist? Das Reifen des Menschen im Kinde ist eine Art neuer Schwangerschaft, die länger währt als die Schwangerschaft im Mutterleib, und das Kind allein ist der Bildner seiner Persönlichkeit. Es ist ein schöpferischer Wille, der es zur Entwicklung drängt. Im ganz kleinen Kind ist die Zeichnung des Charakters noch nicht sichtbar, aber in ihm ruht, wie in einer Zelle, die ganze zukünftige Persönlichkeit.
Der Erwachsene soll nicht danach streben, ein mächtiger Erzieher zu werden, sondern er muss seine Beziehungen zum Kind harmonisch gestalten und dem Kind gegenüber eine verständnisvolle Einstellung erwerben. Dann wird es für ihn eine Selbstverständlichkeit werden, dem Kind eine Umgebung zu schaffen, die seiner Aktivität angepasst ist, damit es – Herr in dieser Umgebung – sich frei entwickeln kann. Es ist notwendig, dass der Erwachsene die beiden verschiedenen Lebensrhythmen anerkennt, sie ordnet und miteinander ausgleicht, dass er die Grenzen begreift, innerhalb deren er pädagogisch handeln darf. Es ist notwendig, dass er sich dem Kind gegenüber beherrschen lernt. Wir predigen Zurückhaltung und Geduld als fundamentale Vorbereitung des Lehrers und Zurückhaltung und Geduld allen Müttern und Vätern und allen denen, die mit dem Kind in Berührung kommen. Diese Zurückhaltung wird das Kind nicht verweichlichen oder verwöhnen, sondern ihm das größte Hindernis für die gesunde Bildung seiner Persönlichkeit aus dem Weg räumen.
Auch wir gebrauchen den Vergleich mit dem Wachs, doch in ganz anderer Weise. Es ist wahr, dass das Kind in seiner frühen Lebensepoche gleich weichem Wachs ist, aber dieses Wachs kann nur von der sich entfaltenden Persönlichkeit selber geformt werden. Die einzige Pflicht des Erwachsenen ist es, diese Formung des Wachses vor Störung zu bewahren, damit die feinen Zeichnungen, die das erwachende psychische Leben des Kindes dem Wachs einritzt, nicht ausgelöscht werden. Das kleine Kind formt die Sprache, bevor es sprechen kann; es formt die Bewegungen, bevor es die Herrschaft darüber gewonnen hat. Wenn der Erwachsene diese zarten Formungen auslöscht, so ist das so, wie wenn die Meereswelle, wenn sie auf den Sand schlägt, alles verwischt; und wer hier etwas aufbauen wollte, müsste stets neu anfangen und würde dabei ermüden.
Wir verstehen unter Erziehung, der psychischen Entwicklung des Kindes vom Beginn seines Lebens an zu helfen. Wir wollen dieses Kind schützen und pflegen, das immer wachsen muss, jeden Tag und jede Stunde, und dessen Arbeit die größte Schöpferarbeit der Menschheit ist. So wie sein Körper in Intervallen wächst und sich entwickelt, so wächst auch seine Persönlichkeit in Perioden bestimmter Sensibilität. Die ganze Entwicklungsarbeit, die das Kind leistet, wird von Gesetzen bestimmt, die wir nicht kennen, und folgt dem Rhythmus einer Aktiv...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Reihentitel
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Inhalt
  6. Vorbemerkung
  7. Meine Pädagogik
  8. Aufbauarbeit in der Erziehung
  9. Nachwort von Harald Ludwig
  10. Literaturhinweise