Das Kreuz mit dem C
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Das Kreuz mit dem C

Wie christlich ist die Union?

  1. 202 Seiten
  2. German
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Das Kreuz mit dem C

Wie christlich ist die Union?

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Über dieses Buch

Das "C" der CDU/CSU - welche Bedeutung wird ihm in der aktuellen Politik noch zugemessen? Der versierte Politikjournalist Martin Lohmann stellt den C-Parteien im Superwahljahr 2009 ebenso provokant wie nachdrücklich die Gretchenfrage. Ist das "C" ein Hemmschuh auf dem Weg in die Moderne? Nur noch schmückendes Beiwerk für Festtagsreden vor traditioneller Klientel? Oder wird es zunehmend zur echten Herausforderung für Politiker und Bürger? Kann es politische Richtschnur für eine "Avantgarde von übermorgen" sein? Lohmann geht diesen Fragen nach, und dabei kommt der überzeugte Christ zu Antworten, die Widerspruch wie Zustimmung garantieren.

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Zukunft? Nein danke!

Das C und die Familie

Diese Freiheit ist auch der Maßstab für das Familienbild. Aber: Gibt es das überhaupt noch? Träumen nicht jene von alten Zeiten, die von einem christlichen Familienbild ausgehen und glauben, so etwas könne heute noch eine Auswirkung auf die Politik haben? Christliche Familienpolitik – wie könnte sie aussehen? Jean-Jacques Rousseau wusste: „Der Reiz des Familienlebens ist das beste Gegengift gegen den Verfall der Sitten.“ Das aber sollte Christen, erst recht Christdemokraten, doch interessieren, oder?
Es gibt Grund zur Freude, denn man könnte meinen, dass die Union das Thema Familie endlich wieder entdeckt hat. Endlich ist es ein Thema nicht nur für Festtagsreden und Wahlkämpfer auf Stimmenfang. Endlich wird mit Leidenschaft und großem Engagement über Familie und über Familienpolitik diskutiert, geredet, gestritten, nachgedacht – und gar politisch gehandelt. Es scheint, als habe es eine einzelne Politikerin geschafft, alte Denkstrukturen zu verlassen und neue Formen der Familie anzudenken. Die dumpfen Schlagwörter „Rabenmutter“ und „Heimchen am Herd“ verschwinden. Ist also Deutschland mit Hilfe der Union nun endlich auf einem guten Weg – zu mehr Kinderfreundlichkeit, zu mehr Familiengerechtigkeit, zu mehr Lebensqualität? Und ist das, was nun als neues Credo in die politische Landschaft getönt wird, eine dem C entsprechende Ideologie? Entspricht das, was nun allenthalben an Krippen und U3-Gruppen aus dem Boden gestampft wird, dem christlichen Menschenbild und der christlichen Vorstellung von Familie und Freiheit?
Es gibt Zweifel. Nicht nur, weil der in regelmäßigem Abstand werbewirksam verkündete Babyboom nicht wirklich da ist und jenseits des Lächelns einer monothematischen Familienministerin viel Enttäuschung und wenig Kinderfreundlichkeit wächst. Deutschland stirbt nach wie vor aus, hat wesentlich mehr Särge als Wiegen. Aber dennoch scheint nichts anderes der Maßstab für eine sogenannte Familienpolitik zu sein als die Erwerbstätigkeit der Frau. Nicht das Kindeswohl. Nicht das Familien- oder Elternwohl. Nicht die Entwicklungschancen für Kinder, zu denen vor dem Eintritt ins Schulleben mit klassischer Bildung vor allem die emotionale und soziale Bildungs- und Bindungsfähigkeit gehört. Nicht die neuesten, aber irgendwie auch störenden Erkenntnisse der Hirnforschung sind Maßstab. Nein, alleiniger Maßstab ist offenbar die außerhäusliche Erwerbstätigkeit der Frau. Eine Berufstätigkeit der Mutter als Mutter – solches Denken gilt immer noch als geradezu unanständig. Solche Ideen, die aus dem „Nur“ der Hausfrau und Mutter eine echte Anerkennung machen könnten, sind verpönt. Wehe dem, der hier ideologiefrei nach vorne denkt – und dies auch noch zu äußern wagt!
Es war für alle, die etwas von der Materie verstehen, mehr als erstaunlich, mit welch geradezu stolzem Selbstbewusstsein die Familienministerin im Februar 2009 vollmundig und medienwirksam begleitet erklärte, dank ihrer Politik gebe es endlich wieder mehr Geburten in Deutschland. Anfang April entpuppte sich dies jedoch als gigantischer Schwindel. Denn das Statistische Bundesamt veröffentlichte die Zahlen, die man schon zuvor durch einige wenige Gegenrechnungen hatte finden können, und verkündete nun offiziell, dass es nicht mehr, sondern erheblich weniger Geburten 2008 in Deutschland gab. Die „leise Revolution“, die sich die lächelnde Ministerin als Verdienst ihrer angeblichen Familienpolitik einem Orden gleich anheftete, war nichts weiter als ein als Faktum verkauftes Wunschdenken. Eine Seifenblase. Peinlich. Familienpolitik? Gescheitert? Entzaubert. Blamiert. Dem lauten Selbstapplaus nach vermeintlicher Erfolgsmeldung im Februar folgte wenig später nach Bekanntwerden der wahren Ist-Zahlen ein beredtes Schweigen jener Politikerin, deren Eigenlob-Begabung offenbar in einem bemerkenswerten Gegensatz zu ihrer Sachkenntnis steht. Tatsache ist nach vier Jahren sogenannter Familienpolitik unter Merkel: Deutschland schrumpft. Tatsache ist: Die Zahl der Neugeborenen sank 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 8000. Das sind 1,1 Prozent weniger als zuvor. Tatsache ist: Es gibt nicht wirklich eine Familienpolitik, die ihren Namen verdient hätte. Tatsache ist: Eine Politik für Familien oder gar eine Politik für Kinder gibt es auch unter der CDU-Kanzlerin (noch) nicht. Leider.
Der gigantische Etikettenschwindel
Auf den gigantischen Etikettenschwindel, der mit dem Wort Familienpolitik betrieben wird, habe ich in einem eigenen Buch hingewiesen. Einiges sei hier erneut angemerkt. Denn es ist leider so, dass das, was in diesbezüglich reichlich entleerten Parteiprogrammen steht und mühsam unter dem Diktat des Minimalkompromisses dort noch festgehalten wird von einer C-Kanzlerin und ihrer engagierten Kabinettskollegin, nun wirklich nicht ausreicht für eine wirkliche Debatte über Familie in Deutschland. Das C will mehr als ein die Wirklichkeit beschneidende und menschliche Sehnsüchte ignorierendes Wirtschaftsdiktat. Das C lädt hingegen ein zu einem hohen Maß an Freiheit und Unabhängigkeit in einer tabuverdichteten und vermeintlich aufgeklärten freien Gesellschaft wie der deutschen, die diesen Sprung ins Morgen erst noch wagen muss.
Was längst kein Geheimnis mehr ist und von immer mehr Menschen erkannt wird, was sehr viele denken und beklagen: Wir erleben bei dem, was als Familienpolitik verkauft wird, einen gigantischen Etikettenschwindel. Mehr noch: Das, was sich mitten in unserer Gesellschaft abspielt, ist ein bisweilen in Gleichgültigkeit oder Apathie hingenommener Totalbetrug, an dem nicht nur Politiker und Fernsehleute mitarbeiten. Es sind vor allem C-Politiker, die den Eindruck erwecken, als sei das, was heute als Familienpolitik verkauft wird, das eigentlich Christliche an dieser Politik. Assistiert wird dies gelegentlich sogar von medienerfahrenen Geistlichen, die – anders als von ihrer Kirche sonst gefordert – nicht das Wohl der Kinder bei der Gründung einer Einrichtung für die Kleinsten zum Ausgangspunkt machen. In der Lokalzeitung lassen sie gar verkünden, man habe ausschließlich Ganztagsplätze geschaffen, um die Erwerbstätigkeit der Frauen im Pfarrviertel zu unterstützen. Ist also die Wegbetreuung und die ausschließliche Orientierung am Erwerbsleben der einzige und wirklich christliche Maßstab für eine C-orientierte Familienpolitik?
Keine Frage: Es mag sein, dass die so verkaufte Familienpolitik eine ordentliche Frauenpolitik ist. Im Sinne der Gleichstellung durch Erwerbsförderung. Ja, es ist sicher auch richtig, dass vieles als Familienpolitik verkauft wird, was wichtig und notwendig ist – es ist aber eben keine Familienpolitik. Frauenerwerbsförderpolitik könnte man sie nennen. Doch ist das eine Frauenpolitik, die für alle gilt? Für alle Frauen? Auch für die, die die Krönung ihres Daseins nicht im Wegdelegieren von Kindern oder in der gerne so bezeichneten Gebärverweigerung sehen? Also: Auch für Frauen, die gerne Mutter wären oder sind, dafür aber von der Gesellschaft und auch von der Politik wenig bis gar keine Anerkennung erfahren? Noch einmal: Ist nicht das, was wir als „Familien“-politik beobachten, letztlich nichts anderes als eine – ebenfalls gute und dringend notwendige – Frauenerwerbsförderpolitik?
Familie ist „in“ – nur nicht bei der Union
Man kann es nicht häufig genug wiederholen: Es gibt eine nach wie vor – und vielleicht irgendwann wieder wachsende – große Mehrheit derer, die konkret in Familien leben. Immerhin sind es noch 77 % der deutschen Kinder, die bei ihren miteinander verheirateten Eltern aufwachsen. Anfang der 90er-Jahre waren es noch 85 %. Und auch das ist wahr: Im privaten Leben hat, anders als im „veröffentlichten“ oder öffentlich wahrgenommenen, das Wort „Mutter“ meist einen klaren Klang. Nähe, Geborgenheit, Zuversicht, Heimat, Liebe, Treue und Klugheit – all das schwingt für die meisten Menschen mit, wenn sie an ihre Mutter denken. Auch viel anderes, gewiss.
Das C will keine Einengung, sondern eine Weitung des Denkens. Auch und vor allem des Denkens und Wollens in der Politik. Doch für einen wirklichen Perspektivenwechsel steht die Union bis heute nicht. Erkennbar wird das Defizit daran, dass zum Beispiel in der Krippendiskussion nach wie vor das Prinzip der außerhäuslichen Erwerbsarbeit dominiert. Dabei weiß man aus christlicher Sicht, dass es vor allem darum gehen müsste, die Familie zum Dreh- und Angelpunkt zu machen. Notwendig wäre ein echter Perspektivenwechsel. Es geht auch um einen Paradigmenwechsel. Es geht um ein neues Denken. Es geht um die Zulassung von Freiheit und die Ermöglichung von Zukunft. Es geht um den Ausbruch aus einem Jahrzehnte lang herrschenden Tabu, den eine neue alte, seit etwa 40 Jahren verfestigte Ideologie freilich nicht zulassen will. Es geht um den Aufstand gegen die Diktatur der Ungerechtigkeit und des Egoismus. Es geht um eine neue Revolution, die endlich dem lange herabgesetzten garantiert Wertvollen jenen Wert voll zugesteht, der ihm zusteht – und der allen zugutekommt.
Auch denen, die andere Lebensentwürfe als die lange propagierten belächeln oder gar bedauern. Es geht also um Vernunft und Herz. Doch die haben es – als Kombination – schwer in einer Gesellschaft, die sich geradezu schizophren im gestrigen Heute bewegt und aufgrund eines amputierten Denkens sich einseitig an Lebensentwürfen orientiert, die vorgegeben werden, die aber in dieser Einseitigkeit nicht wirklich von den Menschen gewollt sind. Wohl wahr: Wer so formuliert, macht sich gleichsam automatisch verdächtig. Noch. Denn noch greifen reflexartig Mechanismen, die alle Andersdenkenden rasch in Schubladen sperren wollen und dem Nonkonformisten verstaubtes und altbackenes Gedankengut unterstellen. Verleumdungen haben hier Konjunktur, und wer sich gar mit kritischen Fragen gegen die öffentlich bejubelte Kinderkrippenneukultur stellt und diese nicht als der Weisheit letzten Schluss anzuerkennen bereit ist, gilt als Störenfried.
C-Politiker könnten mutig sein
Warum scheuen sich nicht zuletzt so viele C-Politiker, beispielsweise zur Kenntnis zu nehmen, dass etwa die neueste Hirnforschung bestätigt, wie wichtig ausgerechnet die Mutter für das Wohl des Kindes ist. Wer in einer sonst so wissenschaftsgläubigen Gesellschaft wie der deutschen mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen belegen kann, dass die Ermöglichung eines intensiven und zeitlangen gemeinsamen Daseins der Mutter für das Kind dieses in der Entwicklung besser fördert als alles andere – und so zu größerer Persönlichkeitsstabilität und stärkerer Gesundheit des Kindes führt –, wird wie automatisch in eine Ecke gestellt. Seltsam. Aber logisch – im Sinne der Logik des Falschen. Und es scheint wenig zu helfen, dass sogar die Wirtschaft davon profitiert, wenn Kinder mütterliche (und väterliche) Zeit erleben, Zärtlichkeit und Zuneigung. Es mag Männer treffen, ist aber wahr: Sie sind als Väter wichtig, sehr sogar. Aber in den ersten Jahren können sie mit der Bedeutung der Mütter nicht konkurrieren.
Das christliche Menschenbild schneidet nichts ab, verkürzt nichts und kennt keine brutale Gleichmacherei. Als Christen dürfte man also keine Mühen haben, die Unterschiedlichkeit bei gegebener Gleichwertigkeit nicht nur zu erkennen, sondern auch zu verkünden. Männer und Frauen sind verschieden. Zum Glück. Sie sind gerufen und berufen, einander zu ergänzen. Weder sollten aus Frauen Auch-Männer gemacht werden noch aus Männern Auch-Frauen. Unser Land braucht Frauen als Frauen und Männer als Männer, Mütter als Mütter und Väter als Väter!
In der Familienpolitik jedenfalls hat das C seine Leuchtkraft und seine zukunftsorientierte Weite noch nicht entfalten können. Eine ganze C-Riege hängt eher an alten und eines Tages als von vorgestern erkannten Klischees, in denen nicht das Bild der Familie entscheidet, sondern wenigstens zu großen Teilen eine am Diktat der Wirtschaft klebende Lebensgestaltung. Die Freiheit, die stets im Munde der entsprechenden Politiker geführt wird, gibt es nämlich bis heute nicht. Eine echte Wahlfreiheit zwischen Erwerbstätigkeit und Familienarbeit wird wegen der immer noch nicht gegebenen gleichwertigen Anerkennung vorenthalten. Solange nämlich das Kind lediglich zum Objekt der – sicher auch notwendigen – Betreuung degradiert und nicht als Subjekt der Entfaltung (an)erkannt wird, versündigen wir uns an Kindern, Familien und damit am Staat. Dessen Keimzelle ist auch heute die Familie, die mehr ist als eine solitäre Wohngemeinschaft rund um den gemeinsamen Kühlschrank! Je gesünder und freier die Familien sich entfalten können, desto gesünder und kräftiger, desto zukunftssicherer ist die Gesellschaft.
Wer wirklich etwas für die Familie tut, wer also zum Beispiel eine echte und gleichwertige – auch gleich anerkannte – Wahlfreiheit für Frauen (und Männer) als Mütter (und Väter) schaffen wird, gehört zur Avantgarde. Es wird Zeit, den Mut zur Erkenntnis zuzulassen. Es ist bemerkenswert, wenn ausgerechnet die familienpolitische Sprecherin der Linken im Saarland und Frau von Linke-Fraktionschef Oskar Lafontaine, Christa Müller, in einem Spiegel-Streitgespräch mit der Unionsministerin Klartext redet und Millionen Müttern eine Stimme verleiht. Schon Wochen zuvor hatte sie sich „unbeliebt“ gemacht und gegen jede political correctness behauptet, die Pläne der Merkel-Regierung seien „einseitig auf eine Fixierung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern fixiert“. Ist diese Beobachtung falsch, nur weil es die „Falsche“ sagt?
Kinder haben keine Lobby
Man möge einmal überzeugte Mütter fragen, ob sie eigentlich meinen zu arbeiten. Es gibt zahlreiche engagierte Frauen, die tatsächlich einen Vollzeitberuf ausüben, der wirklich die volle Zeit sieben Tage die Woche fordert, nämlich den der Mutter. Es ist vielleicht der einzige Beruf, der die Bezeichnung Vollzeitbeschäftigung verdient. Aber es ist eben leider auch der einzige Beruf, der in den meisten Fällen gar nicht als Beruf oder Berufung gesehen und gewertet wird. Sind Frauen, die wirklich frei wählen wollen und sich für etwas als wertvoll Erkanntes entscheiden, tatsächlich „veraltet“? Wie kommt es, dass ausgerechnet diese Zukunftsinvestorinnen zunehmend den Eindruck haben, dass sie vor allem in der Union kein Gehör mehr finden? Warum ist das so, dass die Familien, denen im Christentum die besondere Aufmerksamkeit gilt und von deren Bedeutung Christen mehr als einen Schimmer von Ahnung haben dürften, in den C-Parteien keine Lobby zu haben scheinen? Sind sie, die sich nicht in ideologische Schablonen pressen lassen wollen, die also eher ihr Leben weitergeben und es auch als Eltern leben wollen, die ihre Kinder als dem ihnen Kostbarsten in allem beistehen und für sie da sein wollen, vielleicht in Wirklichkeit zu sehr die moderne und emanzipierte Avantgarde? Sind die Unionsparteien mit ihrem konditionierten Führungspersonal überfordert mit der Idee, einmal unverkrampft und mutig nach vorne zu denken? Liegt das mangelnde Interesse an den Familien und an all jenen, die sich unzweifelhaft tatsächlich für die Zukunft der Gesellschaft einsetzen, vielleicht gar daran, dass es kein Familienwahlrecht gibt – Familienstimmen also nicht zählen?
Auch durch gebetsmühlenartig wiederholtes Behaupten, selbstbewusste Mütter seien altmodisch und nicht wirklich emanzipiert, wird Falsches nicht wahr. Wirklich aufgeklärte, fortschrittliche Frauen und Männer lassen sich ihre Lebensplanung von niemandem mehr diskreditieren und schon gar nicht vorschreiben. Es wäre also ein Zusatzgewinn, wenn die Unionsparteien im Sinne des C und seiner Vielfalt sich an die Spitze einer Bewegung setzten, bei der es um die längst überfällige Ergänzung bisheriger mentaler Engführung ginge. Ich wiederhole: Das, was wir bisher Familienpolitik nennen, ist letztlich gescheitert. Und das C scheint in diesem Falle so verblasst zu sein im Parteinamen, dass die C-Damen am Kabinettstisch bisher nichts Neues zu denken wagten, stattdessen alte Denkmuster anderer Parteien liebevoll aufpolierten und mit dem C-Etikett verkauften.
Doch: Ein „Weiter so“ auf diesem Holzweg bringt nichts. Ohne Aufgabe bisheriger Positionen und auch ohne Aufgabe der wohl auch für eine Union notwendigen Anbiederei an den sogenannten Zeitgeist stünde es vor allem der Union gut an, das Spektrum zu erweitern. Sie sollte in familienpolitischen Fragen nicht den anderen hinterherlaufen, sondern angstfrei eine den Namen verdienende Familienpolitik in die Mitte ihres politischen Denkens stellen. Modern. Frei. Stark. Es ist, um nur ein einziges Beispiel aus dem Frühjahr 2009 zu nennen, hingegen lächerlich, wenn bei gleichzeitiger Vergabe von Milliardenhilfen die mehr als andere von der Wirtschaftskrise betroffenen Familien einmalig mit 100 Euro – in Worten: einhundert Euro – abgespeist werden.
Die Union braucht ein Vorwärts
Es geht um kein Zurück. Es geht um ein Vorwärts. Dieses Vorwärts sollte sich die Union sichern! Denn es wird nicht reichen, auf Dauer die Familie der ohnehin in Wertfragen höchst wenig belastbaren Wirtschaftswelt anzupassen, um die Vereinbarkeit von Familie und Wirtschaft zu befördern. Es wird notwendig sein, die Wirtschaft familienfähig zu machen und aus familienpolitischer Sicht sozial gerechte Rahmenbedingungen für das Funktionieren von Familie zu schaffen. Hier ist Ideenreichtum gefragt. Hier sind die C-Parteien gefragt. Hier müssen sie in der Lage sein, aus gewohnten Trampelpfaden des vorgegeben Denkens auszubrechen. Flickschusterei, wie sie mit Lächeln und medienwirksam betrieben wird, ist eigentlich nicht das Gebot des C!
Sein Gebot ist eher: Hinsehen und Kostbares erkennen, schützen und fördern. Wir wissen längst: Die meisten Frauen hätten liebend gerne mehr Zeit und Möglichkeit für das ihnen kostbarste Geschöpf. Betreuungsplätze für viele sind allenfalls ein bis zur nächsten Wahl haltendes Pflaster auf einer Wunde, die durch das Pflaster womöglich eine Weile verdeckt wird, die aber eine richtige Medizin braucht, um heilen zu können. Für die meisten Eltern, insbesondere die Frauen und Mütter, gilt: Sie hätten liebend gerne mehr Zeit für ihre Kinder. Frauen, Mütter, Männer und Väter wollen mehr als ein Pflaster. Sie wollen endlich anerkannt sein – als Mütter und Väter, als Familien! Sie wollen die Freiheit, die ihnen ermöglicht, ihr Leben in Verantwortung so gestalten und leben zu können, wie sie es wollen. Weniger Staat und mehr Freiheit bedeutet auch: weniger Staat durch mehr Familie. Und diese Forderung betrifft alle und alles: Sie beginnt bei der Erfüllung der bisher konsequent ausgeblendeten Forderung des Bundesverfassungsgerichtes von 1992 und 2001 nach einem fairen familiengerechten und unmittelbaren Familienlastenausgleich.
In Deutschland gibt es einen fein geschützten Mutterkomplex. Wer „nur“ Mutter sein will, genießt fast schon Mitleid. Die Gesellschaft insgesamt, aber nicht minder die Politik weiß den Wert der Familie und den der Mutter nicht wirklich zu schätzen. Erstaunlich, wo doch offensichtlich ist: Jede Mutter ist für ihr Kind etwas ganz Besonderes. Und sei es nur in der Sehnsucht danach, eine gute Mutter gehabt zu haben. Die Mutter ist mehr als eine Managerin. Sie ist mehr als eine Tagesmutter. Sie ist mehr als eine Betreuerin. Sie ist mehr als eine Köchin. Sie ist mehr als eine Zugehfrau. Sie ist mehr als eine Sekretärin. Sie ist mehr als eine Erzieherin. Sie hat auch mehr als einen Acht-Stunden-Job. Sie ist all das – und noch viel mehr. Und sie ist letztlich durch niemanden zu ersetzen. Irgendwo und irgendwie, so möchte man sagen, wird das schon geahnt. Auch in der Politik. Aber gewürdigt?
Kinder brauchen beide Eltern: Vater und Mutter. Manches kann eine Mutter einfach besser als ein Vater. Und die Beziehung zur Mutter ist auch stets eine etwas andere als die Beziehung zum Vater. Beides hat seine Bedeutung. Beides ist wertvoll. Aber es ist eben nicht dasselbe. Beides ergänzt sich. Beides wird gebraucht. Beides ist notwendig. Doch ganz ehrlich: Hier ist das C, in dem auch diesbezüglich viel Erkenntniszuwachs schlummert, auf der politischen Bühne mehr als löchrig.
Reichtum, der arm macht
Es ist beschämend, ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhalt
  2. Vorwort
  3. Worum es geht
  4. Feigheit vor dem Freund
  5. Grundsätzliches Placebo?
  6. Denn sie wissen nicht, wer sie sind
  7. Exklusivität für alle!
  8. Wir sind mehr wert
  9. Zukunft? Nein danke!
  10. Süßes Gift mit Todesfolge
  11. Das Phänomen Merkel
  12. Worauf es ankommt
  13. Der Tod gehört mir?
  14. Der Marsch durch die Union
  15. Keine Angst vor Profil!
  16. Anhang
  17. Dank