Bewegungen, die heilen
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Bewegungen, die heilen

Einfache Übungen für jedes Alter. RMT hilft bei ADHS, Lern- und Verhaltensproblemen

  1. 256 Seiten
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Bewegungen, die heilen

Einfache Übungen für jedes Alter. RMT hilft bei ADHS, Lern- und Verhaltensproblemen

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Über dieses Buch

Dieses Buch stellt 15 einfache, von jedem anwendbare Übungen mit erstaunlichen Wirkungen vor - sie fördern die gesunde Entwicklung und helfen bei Entwicklungsstörungen.Der Hintergrund: Das kindliche Gehirn braucht Stimulation durch Sinneseindrücke, damit sich die Nervenzellen verzweigen. Besonders wichtig ist die Anregung der Sinne für Gleichgewicht, Berührung und Bewegung. Im Normalfall erhält das Kleinkind diese Stimulation durch Berühren und Wiegen von den Eltern und es führt selbstständig rhythmische Bewegungen aus.Bei Kindern, denen eine ausreichende Anregung fehlt, wird die Gehirnentwicklung verzögert oder behindert. Koordinationsprobleme, Aufmerksamkeits und Lernstörungen sowie emotionale Unausgeglichenheit sind die Folgen.Die gute Nachricht: Diese mangelnde Gehirnaktivierung im Säuglings- und Kleinkindalter lässt sich später nachholen. In Anlehnung an die natürlichen rhythmischen Bewegungen bei Kleinkindern entwickelte Dr. Harald Blomberg ein sehr effizientes, grundlegendes Bewegungsprogramm: das "Rhythmic Movement Training" (RMT), das die gesunde kindliche Entwicklung von Anfang an fördert. In späteren Altersstufen hilft es, Fehlentwicklungen zu beheben (etwa das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder Lese-Rechtschreibprobleme).Dr. Blomberg erklärt in diesem Buch die Hintergründe und Anwendungsgebiete der RMT-Methode. Viele Fallbeispiele sowie 15 detaillierte, bebilderte Übungsanleitungen demonstrieren anschaulich die Anwendung in jedem Alter.Dieses Buch richtet sich an Eltern, Erzieher, Lehrer, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und speziell an Eltern von Kindern mit Entwicklungsstörungen.

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Information

KAPITEL 1

Die traditionelle Behandlung von ADHS

Kinder, die überaktiv, unaufmerksam und leicht ablenkbar sind, nicht lange bei einer Sache bleiben können oder Probleme damit haben, ihre Aktivitäten zu organisieren und ihre Impulse zu kontrollieren, gelten als „ADHS-Kinder“: Sie leiden unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom.
In den USA werden die Verhaltensmerkmale von Hyperaktivität bereits seit Langem mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelt. Das sind Betäubungsmittel mit hohem Suchtpotenzial (die also leicht süchtig machen können), etwa Ritalin und Amphetamine, die seit mehr als 50 Jahren zur Behandlung von Kindern mit Verhaltensstörungen eingesetzt werden. In den 1990er-Jahren verzehnfachte sich die Produktion von Ritalin und nach gegenwärtigen Schätzungen werden 7 bis 10 Prozent der amerikanischen Kinder, vorwiegend Jungen, damit oder mit anderen zentral wirksamen Stimulanzien „behandelt“. Auch lassen sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr Erwachsene mit zentral wirksamen Stimulanzien behandeln. Zwischen 2000 und 2004 – so besagt eine Statistik – ist der Umsatz mit diesen Substanzen von 759 Millionen auf 3,1 Milliarden Dollar gestiegen.1

Zentral wirksame Stimulanzien – das konventionelle Mittel der Wahl

Hinter dieser Entwicklung stecken hauptsächlich die großen Pharmakonzerne, die diese Medikamente verkaufen, und das American National Institute for Mental Health [NIMH; zu Deutsch etwa: Staatliches amerikanisches Institut für geistige Gesundheit]. Das NIMH wird von Psychiatern geleitet, die entschiedene Befürworter der Behandlung von hyperaktiven Kindern mit zentral wirksamen Stimulanzien sind.
Zu den Aufgaben des NIMH gehört unter anderem die Verteilung von Forschungsgeldern. Laut einem Artikel in US News & World Report hat das NIMH seine Studien fast ausschließlich auf die Gehirnforschung und die genetische Untermauerung psychischer Krankheiten konzentriert. Die Neuordnung der Forschungsschwerpunkte sei sowohl eine wissenschaftliche als auch eine politische Entscheidung gewesen.2
Der amerikanische Psychiater Peter Breggin, ein erklärter Kritiker der zunehmenden Praxis des Verschreibens von Stimulanzien für Kinder, sagt, das NIMH habe viele Millionen Dollar für Forschung an zentral wirksamen Stimulanzien bewilligt. Fast das gesamte Geld sei an unermüdliche Befürworter von Ritalin gegangen, die Kritiker hätten keines bekommen.

Die Theorie von ADHS als biologischer Störung – von amerikanischen Psychiatern widerlegt

Im Jahre 1998 organisierte das NIMH eine „Konsens-Konferenz“ mit dem offensichtlichen Ziel, dass ADHS als genetisch determinierte biologische Störung anerkannt werden sollte. Bei dieser Konferenz wurde ein Beitrag zur Prüfung der gesamten Bandbreite der Berichte über Gehirnscans vorgelegt, die angeblich für eine biologische Basis von ADHS sprachen. In diesen Gehirnscan-Studien wurde behauptet, dass in bestimmten Gehirnarealen von Kindern mit ADHS-Diagnose Anomalien gefunden worden seien. In vielen dieser Studien waren solche Kinder jedoch mit Stimulanzien behandelt worden. Und keine dieser Studien konnte den Nachweis dafür erbringen, dass sie ausschließlich mit ADHS-Kindern gemacht worden war, die keine zentral wirksamen Stimulanzien erhalten hatten.3
Demzufolge waren die Unterschiede zwischen den Gehirnen normaler Kinder und denen der Kinder mit ADHS-Diagnose mit größter Wahrscheinlichkeit auf die Wirkung der Medikation zurückzuführen, die dafür bekannt war, dass sie zumindest bei Affen Schädigungen in den fraglichen Gehirnarealen hervorrief.
In Laufe der Konferenz wurden auch mehrere Beiträge vorgelegt, die ernsthafte Risiken und Nebenwirkungen von zentral wirksamen Stimulanzien hervorhoben. Nachdem eine Reihe von Vorträgen angehört und zahlreiche Beiträge von Wissenschaftlern studiert worden waren, die über ADHS geforscht hatten, zog das Gremium die Gültigkeit der ADHS-Diagnose mit gutem Grund in Zweifel. Sehr enttäuschend für die Medikationsbefürworter vom NIMH war die Schlussfolgerung in der abschließenden einvernehmlichen Erklärung, die an die Presse verteilt und in der festgestellt wurde, es gebe keine Hinweise darauf, dass eine Gehirnstörung Ursache für ADHS sei.
Im Jahre 2000 gab es eine ähnliche Erklärung der American Academy of Paediatrics [zu Deutsch etwa: Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde], die besagte, dass Gehirnscans und ähnliche Studien keine zuverlässigen Aussagen über Unterschiede zwischen Kindern mit ADHS und Kontrollgruppen machten.4

Die MTA-Studie von 1999

Obwohl seit über 50 Jahren einer ständig zunehmenden Zahl von amerikanischen Kindern zentral wirksame Stimulanzien verschrieben werden und ungeachtet der Tatsache, dass viele Kinder diese Medikamente fünf Jahre oder länger nehmen, waren bis vor Kurzem keine Fördergelder des NIMH mit dem Ziel bewilligt worden, die Gefahren der Langzeit-Einnahme von Ritalin und anderen Stimulanzien aufzudecken. Im Jahre 1999 wurde die sogenannte MTA-Studie veröffentlicht (Multimodal Treatment Approach = multimodaler Behandlungsansatz), die Kindern galt, die ein Jahr lang mit Stimulanzien behandelt worden waren. Davor wurden die behandelten Kinder bei den meisten Studien höchstens ein paar Monate beobachtet. Einer der an dieser ersten MTA-Studie maßgeblich beteiligten Forscher, Professor Peter Jenson, äußerte sich folgendermaßen:
„Wir haben die beste Studie gemacht, die es auf unserem Planeten je gegeben und die Eltern und Lehrern dieser Kinder geholfen hat – und was kam dabei heraus? Es kam heraus, dass die medikamentöse Therapie bei diesen Kindern immer noch die wirksamste war.“5
Laut Eric Tailer, einem renommierten britischen Kinderpsychiater, war die wichtigste Schlussfolgerung der Studie, dass eine sorgfältig durchgeführte Medikation besser sei als jede andere Behandlung; aufgrund dessen sei zu fordern, dass die medikamentöse Therapie allen Kindern mit ADHS zugänglich gemacht werde.
Diese erste MTA-Studie war ein Triumph für die Pharmaindustrie und für die Befürworter von Ritalin bei ADHS. Gleichzeitig erwies sie sich als Blamage für die weltweite Gemeinschaft der Kinderpsychiater und als Katastrophe für die steigende Zahl von Kindern, die infolge dieser Studie als „ADHS-Kinder“ abgestempelt und mit Stimulanzien behandelt wurden.
Das Studienergebnis wurde weltweit publiziert und führte dazu, dass immer mehr Kinder auf der ganzen Welt das Etikett „ADHS“ erhielten und mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelt wurden. In mehr als zehn Ländern, die ich besuchte, um Kurse in rhythmischem Bewegungstraining zu geben, habe ich Berichte über eine ständig steigende Zahl von Kindern gehört, die seit dem Jahr 2000 mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelt werden.

Die MTA-Nachfolgestudie von 2007

Im Jahre 2007 wurde vom selben Forschungsteam eine Nachfolgestudie veröffentlicht. Sie hatte die Kinder, die medikamentös behandelt wurden, über drei Jahre beobachtet.
Das Ergebnis dieser Studie war für das Forschungsteam eine große Enttäuschung. Einer der wichtigsten Beteiligten, Professor William Pelham, trat bei BBC Panorama, einer investigativen TV-Sendung, auf und erklärte, im Gegensatz zu den Erwartungen des Forschungsteams hätten sich auch nach 36 Monaten Behandlung keinerlei positive Wirkungen eingestellt. Laut Professor Pelham gab es keine Hinweise, dass Medikamente auf lange Sicht besser seien als keine Behandlung, und er betonte, diese Information solle man den Eltern eindeutig klar machen.6
Laut Professor Pelham zeigte der Bericht, dass die anfänglich guten Behandlungsergebnisse bei den Kindern mit den schwerwiegendsten Problemen vollständig verschwanden, als sie älter wurden. Der Bericht stellte außerdem fest, dass zentral wirksame Stimulanzien das normale Wachstum von Kindern hemmten und dass davon auch das noch wachsende Gehirn beeinflusst werde.
Zudem veranschaulichte die Studie, dass zentral wirksame Stimulanzien mit aggressiverem und unsozialerem Verhalten korrespondieren sowie mit einem erhöhten Risiko, später kriminell und drogenabhängig zu werden. Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren, die an der Studie teilnahmen, griffen im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe von Klassenkameraden öfter zu Alkohol und illegalen Substanzen. Der häufigere frühe Beginn des Missbrauchs, so die Schlussfolgerung des Berichts, mache klinische Behandlung erforderlich.7 Mit typisch englischem Understatement äußerte Professor Pelham in der oben erwähnten BBC-Sendung:
„Ich glaube, wir haben die positiven Wirkungen der Medikation in der ersten Studie überschätzt.“
Wenngleich das Ergebnis dieser neuen Studie in den USA, in Großbritannien und in Australien veröffentlicht wurde, schwiegen sich die schwedischen Medien darüber aus. Meines Wissens haben diese Erkenntnisse nirgendwo auf der Welt Diskussionen unter den Psychiatern oder in den Medien ausgelöst. Medizinische Fachleute geben Fehler selten oder niemals zu und im Fall der zentral wirksamen Stimulanzien scheinen die Psychiater ein „Vogel-Strauß-Verhalten“ vorzuziehen. Vielleicht warten sie auf eine neue Studie, die das Ergebnis der vorherigen widerlegt? Die Pharmaindustrie wird zweifellos alles daransetzen, dass es dazu kommt.

Zentral wirksame Substanzen verringern das Wachstum

Hätten die verantwortlichen Forscher der MTA-Studien ihre Hausaufgaben gemacht und die zahlreichen vorausgegangenen Studien analysiert, dann wären sie vom Ergebnis nicht so überrascht gewesen. Dutzende von Studien haben tatsächlich gezeigt, dass zentral wirksame Stimulanzien das Gesamtwachstum verringern. Eine offensichtliche Ursache ist, dass sie den Appetit zügeln, doch noch heimtückischer ist, dass sie die Produktion des Wachstumshormons stören. Das wurde bereits 1976 von einer norwegischen Forschergruppe gezeigt.8
In einer Studie von 1986 mit 24 jungen Erwachsenen, die als Kinder wegen Hyperaktivität mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelt worden waren, wurde in mehr als 50 Prozent der Fälle ein Schwund an Gehirnmasse festgestellt.9

Zentral wirksame Substanzen verbessern den schulischen Erfolg nicht

Entgegen allen Behauptungen der Befürworter von Ritalin bei ADHS kommt es bei den mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelten Kindern nicht zu verbesserten schulischen Leistungen. Bereits im Jahre 1976 konnte eine Doppelblindstudie bei mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelten Kindern keine verbesserten Schulleistungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zeigen, wenngleich das Verhalten der behandelten Kinder als besser eingestuft wurde. Ganz im Gegenteil, die Forscher fanden heraus, dass zentral wirksame Stimulanzien wünschenswerte Verhaltensweisen, die das Lernen erleichtern, unterdrücken. Im Jahre 1992 warnten James Swanson (ein prominenter Befürworter von Ritalin bei ADHS) und seine Kollegen, dass es bei den üblicherweise verordneten klinischen Dosen zur toxischen Wirkung auf die geistigen Fähigkeiten, zur kognitiven Toxizität, kommen könne. Die Kinder würden verschlossen und überfokussiert und viele erschienen „zombiartig“. Laut Swanson ist kognitive Toxizität weit verbreitet und kann bei 40 Prozent der behandelten Fälle auftreten; und die Überfokussierung der Aufmerksamkeit kann das Lernen eher beeinträchtigen als verbessern.10

Erhöhtes Risiko von Drogenmissbrauch

Frühere Forschungen ergaben auch ein erhöhtes Risiko von Drogenmissbrauch. Die amerikanische Drogenbehörde (Drug Enforcement Administration, DEA) hat wiederholt große Bedenken geäußert, dass die Behandlung mit Ritalin zum Missbrauch anderer Drogen führen werde. Im Jahre 1995 berichtete die DEA, neuere Studien, Fälle von Drogenmissbrauch und Trends unter den Jugendlichen (aus verschiedenen Quellen) wiesen darauf hin, dass Methylphenidat (Ritalin) ein Risikofaktor für Substanzenmissbrauch sein könne.11
Bei der 1998 vom NIMH organisierten „Konsens-Konferenz“ legte die Professorin Nadine Lambert von der Universität von Kalifornien in Berkeley eine ungewöhnliche Langzeitstudie über den (späteren) Drogenmissbrauch in zwei ADHS-Gruppen vor. Die Studie verglich eine Gruppe, der im Kindesalter Stimulanzien verschrieben worden waren, mit einer Gruppe, die keine Medikamente erhalten hatte.
Die Wissenschaftlerin stellte eine deutliche Korrelation zwischen der Behandlung mit Stimulanzien und späterem Drogenmissbrauch fest. Sie erklärte, dass die Verordnung von Stimulanzien bei Kindern über einen Zeitraum von einem Jahr oder länger mit einem erhöhten lebenslangen Konsum von Kokain und Aufputschmitteln korreliere. In ihrer Abhandlung schlussfolgerte sie, dass die Einnahme von Stimulanzien in der Kindheit maßgeblich und durchgängig daran beteiligt sei, dass mit dem regelmäßigen Rauchen begonnen werde, dass im Erwachsenenalter täglich geraucht werde und dass es zu Kokainabhängigkeit und lebenslangem Konsum von Kokain und Aufputschmitteln komme.12
Aus ersichtlichen Gründen wäre es schwierig, Nebenwirkungen zentral wirksamer Stimulanzien wie Wachstumshemmung oder das Risiko späteren Drogenmissbrauchs zu demonstrieren, indem man die Kinder nur ein Jahr oder sogar kürzer begleitete. Solche Wirkungen zeigen sich erst Jahre später. Viele Kinder nehmen 5 bis 10 Jahre oder noch länger zentral wirksame Stimulanzien. Was mit diesen Kindern in Zukunft geschehen wird, darüber kann vorläufig nur spekuliert werden. Bisher fand keine Langzeitbeobachtung über mehr als drei Jahre statt und es darf bezweifelt werden, dass sich das jemals ändern wird, da die Ergebnisse solcher Studien für die Pharmaindustrie wahrscheinlich noch verheerender sind als die bisher jüngste veröffentlichte MTA-Studie.

Anfänglich gute Wirkungen – nach 3 Jahren verschwunden

Hätten die für die MTA-Studien verantwortlichen Forscher die früheren Studien an Affen über zentral wirksame Stimulanzien untersucht, so hätten sie vorhersagen können, dass die scheinbar „guten“ Wirkungen nach 3 Jahren verloren gehen.
Gemäß einer von den Befürwortern von Ritalin unterstützten Hypothese wird ADHS verursacht durch eine mangelhafte Funktion des Neurotransmitters Dopamin in zwei Hirnarealen, dem präfrontalen Kortex und den Basalganglien. Der präfrontale Kortex ist für die sogenannten exekutiven Funktionen verantwortlich: Aufmerksamkeit, Urteilsvermögen, Planung, Impulskontrolle; und die Basalganglien steuern unter anderem unsere Fähigkeit, still zu sitzen. [Exekutive Funktionen = Gehirnfunktionen, mit denen Menschen ihr Verhalten steuern. – Anm. d. Verlags]
Der Wirkungsmechanismus zentral wirksamer Stimulanzien besteht darin, die Freisetzung von Dopamin zu erhöhen und seine Aufnahme an den Synapsen des präfrontalen Kortex und in den Basalganglien zu verhindern. Infolgedessen vermehrt sich die in den Synapsen dieser Areale verfügbare Dopaminmenge; dadurch kommt es zu einer unmittelbaren klinischen Wirkung: Ein überaktives Kind, das die meiste Zeit herumgesprungen und -gelaufen ist und eine Belastung für die Menschen in seiner Umgebung war, ist oft schon nach der ersten Dosis in der Lage, ruhig zu sitzen und sich auf jede „langweilige“ Aufgabe zu konzentrieren. Dies hinterlässt bei vielen Lehrern und Eltern natürlich einen „nachhaltigen“ Eindruck.
Diese Wirkung ist jedoch nicht nur von...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Einleitung: Wie das rhythmische Bewegungstraining (RMT) entstand
  7. Kapitel 1: Die traditionelle Behandlung von ADHS
  8. Kapitel 2: Eine alternative Sichtweise und Behandlung von ADHS
  9. Kapitel 3: Kinder mit besonderen Heraus­forderungen – zwei verschiedene Betrachtungsweisen
  10. Kapitel 4: Umfeldbedingte Ursachen von Aufmerksamkeits- und Lernstörungen
  11. Kapitel 5: Das Stammhirn und die rhythmischen Bewegungen
  12. Kapitel 6: Das Kleinhirn und die rhythmischen Bewegungen
  13. Kapitel 7: Das reptilienhafte Gehirn
  14. Kapitel 8: Wichtige primitive Reflexe bei ADHS
  15. Kapitel 9: Primitive Reflexe bei Lese- und Schreibschwierigkeiten
  16. Kapitel 10: Das limbische System und die rhythmischen Bewegungen
  17. Kapitel 11: Der präfrontale Kortex und die rhythmischen Bewegungen
  18. Kapitel 12: Störungen aus dem autistischen ­Formenkreis und das rhythmische Bewegungstraining
  19. Kapitel 13: Rhythmisches Bewegungstraining und Psychose
  20. Kapitel 14: Was ist Legasthenie?
  21. Kapitel 15: Sehprobleme und Legasthenie
  22. Kapitel 16: Probleme mit der Phonologie und dem Schreiben
  23. Kapitel 17: Das neuronale Netzwerk für das Lesen
  24. Quellenverzeichnis
  25. Über den Autor: Mein Werdegang (von Dr. H. Blomberg)
  26. Das RMT-Übungsprogramm: Die 15 rhythmischen Bewegungsübungen – Anleitungen und Wirkungen