Gemeinsames Abendmahl?
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Gemeinsames Abendmahl?

Zum Abendmahlsverständnis der großen Konfessionen

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Gemeinsames Abendmahl?

Zum Abendmahlsverständnis der großen Konfessionen

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Das Abendmahl tritt uns in den biblischen Texten als ein sichtbares Zeichen der Gemeinschaft aus dem Geist der Liebe entgegen. Die gegenwärtige kirchliche Abendmahlspraxis wird hingegen als Symbol konfessioneller Trennung und als Barriere zwischen den Konfessionen wahrgenommen. Ausgehend von den biblischen Zeugnissen und ohne sich in historisch überholten Details zu verlieren, zeichnet Helmut Fischer jene entscheidenden Entwicklungsschritte und Weichenstellungen nach, die zu den konfessionellen Positionen geführt haben. So treten die Prägungen des Abendmahls in den verschiedenen Konfessionen klar hervor. Damit wird es den Leserinnen und Lesern möglich abzuschätzen, was in absehbarer Zukunft im Bereich ökumenischer Abendmahlspraxis möglich sein wird und wie sie sich in das Gespräch aktiv einschalten können.

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Information

|45| III Das gegenwärtige Abendmahlsverständnis der großen Konfessionen

Das Eucharistieverständnis der römisch-katholischen Kirche

Eucharistie und Kirchenverständnis

Der Blick in die neutestamentlichen und frühchristlichen Zeugnisse hat ergeben, dass am Beginn des Abendmahlsverständnisses und der Abendmahlspraxis nicht die Einheit, sondern die Vielgestaltigkeit stand. Das ist so geblieben, ja die Unterschiede sind punktuell sogar noch größer geworden.
Das Eucharistieverständnis der römisch-katholischen Kirche ist in deren Selbstverständnis als Kirche eingebunden und ist deshalb nur vor diesem Hintergrund voll verständlich. Die römisch-katholische Lehre versteht Kirche als das »allumfassende Sakrament des Heils« (Lumen gentium 48), kurz, als das Ursakrament. Sie ist überzeugt, dass es der Kirche allein aufgetragen ist, Gnade und Heil voll zu verwalten. Dazu seien ihr auch von Christus die entsprechenden Heilsmittel anvertraut worden. Neben der Taufe sieht sie in der Eucharistie das zentrale Heilsmittel. Im Katechismus der katholischen Kirche von 1993 (KKK) heißt es: »Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens … Sie enthält das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle.« (KKK 1324)
Für ihr Eucharistieverständnis beruft sich die römisch-katholische Kirche auf die Bibel. Das allein wahre und verbindliche Abendmahlsverständnis sieht sie durch die Sukzession der Bischöfe gewährleistet, denen nach ihrer Lehre von den Aposteln das Depositum, der »Schatz des Wortes |46| Gottes« und dessen verbindliche Auslegung anvertraut worden ist. Nach der im Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedeten »Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung – Dei verbum« von 1965 (DV) haben die Bischöfe »mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen« (DV 8). »Die Aufgabe, das Wort Gottes verbindlich auszulegen, wurde einzig dem Lehramt der Kirche, dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut.« (KKK 100) Die Bibel sei zwar auch wissenschaftlich zu erforschen, aber nur im Sinne und »unter Aufsicht des kirchlichen Lehramtes« (DV 23). Viele römisch-katholische Bibelwissenschaftler und Theologen lassen sich freilich nicht auf diese Rolle festlegen. Unter Berufung auf die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils weisen sie auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse hin, die den lehramtlichen Normen widersprechen. Diese Stimmen sollen im Sinne der Berücksichtigung eines innerkatholischen Dialogs im Folgenden gehört werden. An der Alleinverbindlichkeit des offiziellen Eucharistiedogmas der römisch-katholischen Kirche ändern sie allerdings nichts.

Die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus

Das Dogma sagt: »Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er verraten wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt …« (KKK 1323) Diese Einsetzung durch Jesus gilt als die historische und theologische Begründung dafür, dass die Eucharistie als »die bleibende Mitte des Lebens der Kirche« (KKK 1343) und als »die Summe unseres Glaubens und Lebens« (KKK 1327) allsonntäglich zu feiern ist.
|47| Historische Behauptungen müssen auch historisch überprüfbar sein. Was also sagen katholische Bibelwissenschaftler und Historiker dazu? G. Hasenhüttl, Professor für systematische Theologie an der Universität des Saarlandes und Vorsitzender der Internationalen Paulusgesellschaft, fasst zusammen: »Jesus selbst hat wegen … der Naherwartung das Abendmahl sicher nicht gestiftet.« (Hasenhüttl II, 478) »Der historische Jesus hat (auch) keine Kirche gegründet« (Hasenhüttl II, 247), der er irgendetwas anvertraut hätte, denn für ihn stand das Ende dieser Welt unmittelbar bevor.
Historisch ist nicht zu ermitteln, was sich in der letzten Nacht vor Jesu Tod im Kreis der Jünger ereignet hat und welche Worte von Jesus tatsächlich gesprochen wurden. Die uns dazu vorliegenden Überlieferungen gehen zu weit auseinander. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Deuteworte zu Brot und Wein, in welcher Version auch immer, von Jesus stammen. Sie sind mit großer Wahrscheinlichkeit erst in einer nachösterlichen Gemeinde entstanden. Historisch nicht zu klären ist ferner die Frage, ob die älteste Fassung dieser Deuteworte überhaupt auf Jesu Tod bezogen war und ob sie von einem Opfer spricht, das Jesus für uns gebracht hat. Die historische Behauptung des Dogmas, wonach Jesus die Eucharistie im Sinne des römisch-katholischen Verständnisses eingesetzt hat, wird von der Bibelwissenschaft nicht bestätigt, sondern widerlegt.

Die Eucharistie als Opfer

Das römische Dogma definiert die Eucharistie als Opfer des Leibes und des Blutes Christi. Genauer: »Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer.« (KKK 1367) Schon vom Konzil in Trient wurde 1562 |48| verbindlich festgelegt: »Derselbe, der sich selbst damals am Kreuz opferte, opfert jetzt durch den Dienst der Priester.« (Denzinger/Hünermann, 1743) In diesem göttlichen Opfer, das in der Messe vollzogen wird, »ist jener selbe Christus enthalten und wird unblutig geopfert, der auf dem Altar des Kreuzes ein für allemal sich selbst blutig opferte« (ebenda). Mehr noch: »Indem Christus der Kirche sein Opfer schenkte, wollte er sich auch das geistliche Opfer der Kirche zu eigen machen, die berufen ist, mit dem Opfer Christi auch sich selbst darzubringen.« (Eclesia de Eucharistia 13) Das Messopfer ist also gleichsam das unblutige Abbild des blutigen Opfers Jesu am Kreuz. In dieses Opfer ist nicht nur die Kirche hineingenommen, sondern sind alle einbezogen, die an der Eucharistie teilnehmen. Wer das Messopfer empfängt, dem werden die lässlichen Sünden vergeben und er wird vor schweren Sünden bewahrt. Das richtig vollzogene eucharistische Sakrament wirkt ex opere operato, das heisst, es wirkt kraft seines Vollzugs aus sich selbst, wenn der Empfänger ihm kein Hindernis entgegensetzt.
Die Bibelwissenschaftler aller Konfessionen weisen darauf hin, dass das Verständnis des Todes Jesu als Opfertod nur eine von vielen Deutungen des Todes Jesu in den biblischen Texten ist. Nach Hasenhüttl kommt erst durch Anselm von Canterbury (†1109) »die Sühneopfertheorie zu einer Bedeutung, die sie vorher nicht hatte« (Hasenhüttl II, 482).
Wo Jesu Tod als ein Opfertod gedeutet wird, da geschieht das mit Blick auf den und im Vergleich zum jüdischen Opferkult. Die jüdischen Opferhandlungen mussten immer wieder vollzogen werden. Von diesem Hintergrund setzt Paulus den Tod Jesu mit dem Satz ab: »Sofern er starb, starb er der Sünde ein für alle Mal« (Röm 6,10). Der Apostel |49| sieht den jüdischen Opferkult durch Jesu Tod grundsätzlich und endgültig überwunden. Diese Endgültigkeit wird gerade durch den einmaligen Tod Jesu hervorgehoben. Die Theologen wenden deshalb gegen die Vorstellung, dass im Messopfer der Opfertod Jesu unblutig vollzogen werde, Folgendes ein: Das »ein für alle Mal«, das der Apostel Paulus so stark betone, werde zurückgenommen und die Einmaligkeit des Todes Jesu werde entwertet. Außerdem werde das Heil des Menschen nicht mehr allein dem einmaligen Opfer Jesu zugetraut, sondern in die Hände derer gelegt, die das Messopfer immer wieder vollziehen oder vergegenwärtigen müssen. Schließlich sei in den biblischen Abendmahlstexten nichts von dieser dogmatischen Theorie des Opfers und seinem unblutigen Nachvollzug zu finden.

Ohne Amtspriester keine Eucharistie

Nach römisch-katholischem Dogma kann eine gültige Eucharistie nur stattfinden, wenn sie von einem Amtspriester vollzogen wird, der nach dem Rechtsverständnis der römisch-katholischen Kirche geweiht ist. Diese Weihe muss durch einen Bischof erfolgt sein, der in der rechtmäßigen apostolischen Sukzession (Nachfolge) steht, das heißt, sein Bischofsamt in lückenloser Folge von den Aposteln empfangen hat. »Nur gültig geweihte Priester können der Eucharistie vorstehen.« (KKK 1411) Papst Johannes Paul II. erinnerte in seiner Eucharistie-Enzyklika von 2003 (EdE) erneut daran, »dass die Eucharistie der wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums ist, das ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist« (EdE 31). Denn: »Christus selbst, der ewige Hohepriester des Neuen Bundes, bringt |50| durch den Dienst der Priester das eucharistische Opfer dar.« (KKK 1410) Für den Vollzug des Messopfers ist das »Amtspriestertum, das in der apostolischen Sukzession gründet« (EdE 10), unerlässlich.
Was sagen die Bibelwissenschaftler und Historiker zu diesem Element des Eucharistiedogmas? Hasenhüttl fasst zusammen: »Der Begriff Priester (gr. hiereus) kommt im Neuen Testament als eine Funktions- oder gar Amtsbezeichnung in der Kirche nie vor.« (Hasenhüttl II, 515) Jesus hat sich selbst nie als Priester verstanden, sondern setzt sich sogar mit harten Worten von der institutionellen Einrichtung eines Priestertums ab. Der Hebräerbrief (geschrieben um 100) greift erstmals (und im Neuen Testament einmalig!) für Christus das Bild des Hohepriesters auf, wendet sich aber geradezu polemisch gegen jede andere Art von Opfer und Priestertum. »Jesus hat keinen Priesterstand gegründet« (Hasenhüttl II, 532), und er hat auch kein Priesteramt gestiftet. Die Feier des Herrenmahles ist im Neuen Testament und in der Didachē (geschrieben um 100) nicht an ein besonderes Priestertum gebunden. Historiker weisen auf Tertullian († 225) hin, der schreibt: »Wo aber kein Kollegium eingegliederter Diener vorhanden ist, musst du, Laie, die Eucharistie feiern und taufen; dann bist du dein eigener Priester, denn wo zwei oder drei versammelt sind, dort ist die Kirche, selbst wenn diese drei Laien sind.« (Hasenhüttl II, 515f) Tertullian spricht auch zum ersten Mal von einer Ernennung (lat. ordo) von Episkopen (Aufsehern). Erst der Kirchenvater Augustinus († 430) verbietet den Laien, einer Eucharistiefeier vorzustehen.
Das gültige Priesteramt gründet nach römisch-katholischer Lehre in der Weihe durch einen in der apostolischen Sukzession stehenden Bischof. Diese Weihe gilt seit 1563 |51| lehramtlich als »ein von Christus, dem Herrn, eingesetztes Sakrament« (Denzinger/Hünermann, 1773), obwohl das Wort »Weihe«, eine Weihehandlung oder gar die Einsetzung einer Weihe durch Jesus im gesamten Neuen Testament nicht vorkommen. Eine Weihehandlung kommt erstmals zu Beginn des 2. Jahrhunderts ins Gespräch, aber erst seit dem 5. Jahrhundert gibt es die Priesterweihe und damit das Amtspriestertum. Hätten die Gemeinden vier Jahrhunderte lang kein gültiges Herrenmahl gefeiert, da ihnen ja das Amtspriestertum noch fehlte?

Brot und Wein werden verwandelt

In seiner Eucharistie-Enzyklika von 2003 bekräftigte Papst Johannes Paul II. »die immer gültige Lehre des Konzils von Trient: Durch die Konsekration des Brotes und des Weines, das heißt durch die Einsetzungsworte des geweihten Priesters, geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes.« (EdE 15 und KKK 13) Die Wandlung ist eine »Wesensverwandlung« (Fachwort: Transsubstantiation). Danach bietet sich in der Eucharistie Christus substantiell mit seinem Leib und Blut dar.
Die Bibelwissenschaftler sagen übereinstimmend, dass Jesus und die Menschen der jüdischen Kultur gewiss keine Mühe hatten, Brot und Wein als Symbol...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelei
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Zur Einleitung
  4. I Die Mahlgemeinschaften Jesu als seine Botschaften
  5. II Die Mahlgemeinschaften der frühchristlichen Gemeinden
  6. III Das gegenwärtige Abendmahlsverständnis der großen Konfessionen
  7. Zitierte Literatur