Der Muskeltest - Was er wirklich kann
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Der Muskeltest - Was er wirklich kann

Erkenntnisse aus der Praxis: Chancen, Grenzen, Grundprinzipien

  1. 272 Seiten
  2. German
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Der Muskeltest - Was er wirklich kann

Erkenntnisse aus der Praxis: Chancen, Grenzen, Grundprinzipien

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Über dieses Buch

Das Grundlagenbuch zum Thema Muskeltesten: Mit Kinesiologie und ihrem bekanntesten Instrument, dem Muskeltest, haben viele Menschen bereits erstaunliche positive Erfahrungen gemacht. Manche fragen sich aber, ob er wirklich immer verlĂ€ssliche Ergebnisse bringt und wie seine professionelle Anwendung aussieht.Dr. Christa Keding beschreibt hier den methodischen Hintergrund zum Muskeltest, beleuchtet mögliche Unklarheiten in der Anwendung und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur professionellen Nutzung dieser vielseitigen Sondierungstechnik. Ihre reflektierte Darstellung der Grundlagen, Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen liefert die Basis fĂŒr die breite Anerkennung des Muskeltests auch in der therapeutischen Praxis. Die erfahrene Ärztin und Seminarleiterin beantwortet die entscheidenden Fragen, beispielsweise: - Wie fĂŒhre ich den Muskeltest professionell aus?- Wie muss ich fragen, um aussagekrĂ€ftige Ergebnisse zu erhalten?- Welche SchlĂŒsse kann ich aus den Testergebnissen ziehen?- Was kann der Test leisten und was nicht?Die Autorin rĂ€umt alle Zweifel an der ZuverlĂ€ssigkeit des Muskeltests aus, indem sie zu tieferem VerstĂ€ndnis der Prinzipien fĂŒhrt, die seinem Funktionieren zugrunde liegen. Kritische EinwĂ€nde arbeitet sie sachlich auf und entwickelt ein stimmiges ErklĂ€rungsmodell. Mit vielen Beispielen aus ihrer Praxis belegt sie die VorzĂŒge des Muskeltests, die ihn zu einem universalen Arbeitsinstrument fĂŒr die therapeutische Anwendung machen. Dieses fundierte Buch ist ein Muss fĂŒr alle, die den Test bereits anwenden, und eine Bereicherung fĂŒr die Praxis von Ärzten, Heilpraktikern und Psychotherapeuten.

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Information

Verlag
VAK
Jahr
2014
ISBN
9783954840809

TEIL IV

KONSEQUENZEN

Beim Muskeltesten „genau auf die Finger schauen“?

Nun wissen wir also, wie sich beim Muskeltesten durch die Informationsfelder Positives und Problematisches ĂŒbertragen kann. Nachdem anfangs meine Frustration ĂŒber viele Ungereimtheiten „Motor“ fĂŒr dieses Buch war, versöhnte mich das Modell der Felder wieder, ja, es begeisterte mich sogar: Es zeigt, welchen Einfluss jeder Testende in diesem Feld hat. Es zeigt die Gefahren, aber es zeigt auch die Chancen. Das heißt, wenn wir von dieser Hypothese der Kommunikationsfelder ausgehen, ergeben sich daraus notwendigerweise Konsequenzen fĂŒr unser Handeln.
Ein Teil der Konsequenzen vertieft etwas, was in kinesiologischen Schulungen meist bereits vermittelt wird, ein anderer Teil ergibt sich aus den Wechselwirkungen innerhalb der angesprochenen Felder.
Zum ersten Punkt: Zwar fordern sĂ€mtliche Schulungen der Kinesiologie ebenfalls Unvoreingenommenheit vom Testenden, aber ich empfinde es als einen entscheidenden Unterschied, ob Unvoreingenommenheit und Achtsamkeit als gleichrangige Aspekte neben anderen innerhalb der Methodik stehen oder ob die Bewusstheit und die damit verbundenen EinflĂŒsse als Grundlage dieser Arbeit ĂŒberhaupt verstanden werden. Im Falle der Gleichrangigkeit stehen die BewusstseinsqualitĂ€ten als eine SĂ€ule neben anderen – aus meiner Sicht jedoch sind sie das Fundament, auf dem alle anderen SĂ€ulen ruhen bzw. aus dem sie erst hervorwachsen. Konkreter heißt das:
Wenn der Einfluss des Bewusstseins innerhalb dieser Felder die Basis der gesamten Arbeit ist, gestalten wir selbst – bewusst oder unbewusst – einen großen Teil ihrer Bedingungen, die wir dann aber nicht zum integralen Anteil der Methode erklĂ€ren dĂŒrfen.
Damit werden etliche oberflĂ€chliche „Bedienungselemente“ möglicherweise ĂŒberflĂŒssig und allemal wird mancher Streit ĂŒber „richtig“ und „falsch“ geradezu absurd, wenn man weiß, dass wir durch Überzeugungen eigene Lehrmeinungen schaffen, die sich oft verbreiten und verselbststĂ€ndigen, auch ohne einen Wahrheitsanspruch erheben zu können.
Ob wir dann Quarzuhren vor dem Test entfernen „mĂŒssen“, beim Einatmen oder beim Ausatmen testen, den Testpunkt fĂŒr Störfelder hier oder dort lokalisieren oder bei der Arbeit einen rosafarbenen Pullover tragen „mĂŒssen“ 
 – das wird sich als SelbstbestĂ€tigung im Testergebnis wiederfinden, weil wir dem Test ein entsprechendes mentales Feld ĂŒberstĂŒlpen.
Ein Indiz, aus dem ich geschlossen habe, dass viele Elemente der Kinesiologie (unbewusst?) „erfunden“ worden sein mĂŒssen, liefern die sogenannten „ModalitĂ€ten“ beim Muskeltest. Das sind unterschiedliche Fingerhaltungen, die in der Kinesiologie bestimmten Behandlungskriterien zugeordnet sind und einer schnelleren Therapiefindung dienen. So gibt es Fingerhaltungen, die Krankheitsursachen zuordnen (– um eine Anwendung aus der analytischen Kinesiologie zu nennen) oder die den Einsatz von Bach-BlĂŒtenessenzen empfehlen.
Diese ModalitĂ€ten sind den Mudras des Yoga entlehnt und gehen in Resonanz mit EnergieflĂŒssen oder Informationen des menschlichen Systems. Gertrud Hirschi beschreibt in ihrem Buch Mudras – FingerYoga fĂŒr Gesundheit Herkunft und Bedeutung vieler solcher Mudras – und weist darauf hin, dass ein und dieselbe Fingerhaltung in Indien eine andere Bedeutung haben kann als in China oder Tibet; und wieder eine andere Bedeutung verbindet die christliche Mystik damit.
Wenn diese Mudras „objektiv“ bestimmte Eigenschaften besĂ€ĂŸen, könnte es solche Differenzen nicht geben. Daraus folgt, dass auch die Kinesiologie mit den ModalitĂ€ten nichts „Objektives“ gefunden haben kann, sondern etwas sehr NĂŒtzliches erfunden und sinnvoll zugeordnet haben muss. Sie können demnach einfach ausprobieren, was geschieht, wenn Sie eine selbst ausgedachte Haltung oder BerĂŒhrung mit einer gewĂ€hlten Information verknĂŒpfen – es wird so wirken, wie Sie es belegt haben (was all denen nicht neu sein dĂŒrfte, die NLP praktizieren).
Zu erkennen, dass ein großer Teil der Struktur und der Leitlinien der kinesiologischen Arbeit aus (unbewusst) selbst gezogenen „Halteseilen“ besteht, kann einerseits entspannen, weil der Kopf von manchem Regelwerk freigeblasen werden darf. Andererseits wird die Anforderung an den Testenden keineswegs geringer, wenn er den Prinzipien folgt, die unter den Regeln liegen. Von ihnen aus zu agieren ist keineswegs ein Freifahrtschein fĂŒr Beliebigkeit, sondern durchaus anspruchsvoll. Aber es macht frei und verschafft SouverĂ€nitĂ€t und Sicherheit.
In diesem Sinne wage ich hier zu versprechen, dass es sich lohnt, sich der therapeutischen (und kinesiologischen) Aufgabe von der grundsĂ€tzlichen Wirkungsebene her zu nĂ€hern. Was anfangs etwas mĂŒhsamer erscheint als das Befolgen vertrauter Benutzerregeln, wird schon bald zu einer verinnerlichten Haltung. Diese wirkt dann nicht nur in die erlernte Methode hinein, sondern erlaubt, jede Art von Methode auf eine prinzipielle Weise zu erfassen und anzuwenden. Der Gewinn dabei ist der Freiraum zu individueller therapeutischer Gestaltung, oft verbunden mit vertieften Heilungsprozessen bei den betreuten Patienten.
Doch da die Götter vor den Lohn zunĂ€chst den Schweiß setzen, lade ich Sie ein, in den nachfolgenden Kapiteln noch nĂ€her anzuschauen, welche Bedeutung und welche Konsequenzen die Idee der Kommunikationsfelder fĂŒr unsere kinesiologische und therapeutische Arbeit mit sich bringt.

Es lebe die ObjektivitÀt!?

Der rote Faden:

Wie ich ĂŒber die Suche nach ObjektivitĂ€t wieder beim Vorzug der „Feldtheorie“ landete und warum auch Technik keine Garantie fĂŒr ObjektivitĂ€t ist
*
In den vielen Seminaren, die ich im Laufe der Jahre absolviert oder geleitet habe, sind mir immer wieder Verunsicherung und Angst vor dem persönlichen Einfluss beim Muskeltest begegnet. Manche Kursteilnehmer erschrecken geradezu, wenn sie sich ihres persönlichen Anteils bewusst werden, und möchten ihn schnellstens zurĂŒckziehen. Immer wieder wird deshalb der Wunsch laut nach einem objektiven Werkzeug, mit dem wir „einfach nur messen“ können, ohne „Selbstreflexionsakrobatik“ betreiben zu mĂŒssen.
Obwohl in diesem Wunsch eine deutliche Selbstbegrenzung liegt, kann ich das gut verstehen, allein schon aus dem Motiv heraus, dem Patienten keinesfalls durch eigene UnzulĂ€nglichkeit zu schaden. Ebenso schließe ich mich dem Wunsch nach wissenschaftlicher SoliditĂ€t an – und diese scheint bei so viel potenziellem Einfluss subjektiver Übertragungen doch reichlich fragwĂŒrdig.

Technik oder Therapeut?

Manche versuchen zuverlĂ€ssige Testergebnisse zu erreichen, indem sie den Therapeuten und seine subjektiven EinflĂŒsse durch Messapparaturen ergĂ€nzen, in der Hoffnung, dass er dann nicht mehr mental „dazwischenfunken“ kann und die Diagnostik damit unverfĂ€lscht bleibt. Solche Hoffnungen setzen etwa auf Elektroakupunktur, Bioresonanz und Ähnliches als objektives Instrumentarium.
Damit ObjektivitĂ€t garantieren zu wollen ist jedoch ein Irrtum. Auch technische Messverfahren sind trotz elektronischer Apparaturen auf menschliche Elemente angewiesen, die der ersehnten ObjektivitĂ€t einen Streich spielen können – angefangen damit, dass diese GerĂ€te und gegebenenfalls die computertechnischen Auswertungsprogramme von Menschen entwickelt wurden und damit per se ein StĂŒck SubjektivitĂ€t in sich tragen.
DarĂŒber hinaus aber mischen sich konkret gerade in energetische Untersuchungen der KomplementĂ€rmedizin subjektive Anteile ein, zum Beispiel durch die StĂ€rke des Drucks einer Messelektrode oder durch die Schwingung eines Tensors in der Hand des Untersuchers.
Wir retten uns also nicht in die ObjektivitĂ€t, indem wir technische Anzeigen zwischenschalten, im Gegenteil, sie suggerieren oft eine Scheinsicherheit, da sich die darin verborgenen mentalen EinflĂŒsse noch schwerer enttarnen lassen als beim Muskeltest, weil alle Beteiligten auf das GerĂ€t vertrauen. Wer aus Sorge ĂŒber eine „störanfĂ€llige“ Methode wie den Muskeltest lieber auf technische Messinstrumente zurĂŒckzugreifen möchte, trickst sich damit also hin und wieder sozusagen selbst aus.

Technische GerĂ€te – unbestechlich und zuverlĂ€ssig?

Mit einem Vertreter fĂŒr BioresonanzgerĂ€te unterhielt ich mich ĂŒber das Thema ObjektivitĂ€t bei Messungen und berief mich auf Aussagen eines Elektroakupunkteurs, der unumwunden den subjektiven Einfluss des Untersuchers eingestand. Hinter vorgehaltener Hand berichtete dieser Medizintechniker, dass er eine erfahrene und erfolgreiche Anwenderin der Bioresonanz besucht habe. Diese Ärztin schwĂ€rmte in den höchsten Tönen von der VerlĂ€sslichkeit der Ergebnisse. Da möglicherweise der Kauf eines neuen GerĂ€tes anstand, sollte das alte GerĂ€t noch einmal begutachtet werden – zwecks Inzahlungnahme.
Die Ärztin wollte dabei einen Untersuchungsgang demonstrieren und nahm die entsprechende Verkabelung vor. Der Techniker stutzte und wies sie darauf hin, dass sie falsch eingestöpselt habe, so könne das GerĂ€t gar nicht korrekt arbeiten 
 Die Therapeutin sah ihn entsetzt an, kontrollierte die Verbindungen noch einmal und schwor, dass sie seit Jahren genau in dieser Weise das GerĂ€t einsetze und dass es immer verlĂ€sslich angezeigt habe, mit großem Erfolg bei den Behandlungen. Der Ingenieur zeigte anhand der Technik, warum es eigentlich nicht funktionieren konnte – sie aber hatte damit erfolgreich therapiert 


Lieber „blind“ als sehenden Auges?

Also behĂ€lt doch der Therapeut den entscheidenden Einfluss bei energetischen Untersuchungsverfahren und damit auch beim Muskeltest. Aber können wir seinen Einfluss nicht wenigstens „neutralisieren“ und damit den Muskeltest von subjektiven AnfĂ€lligkeiten freihalten? Ist es nicht doch möglich und nötig, unsere mentalen EinflĂŒsse allein durch den Aufbau einer Untersuchung zu minimieren, anstatt stĂ€ndig aufpassen zu mĂŒssen, was wir denken und welche Überzeugungen wir mitbringen könnten? – Mit anderen Worten: Spricht nicht doch einiges fĂŒr Blindtestungen?
Ich greife zurĂŒck auf das Kapitel „Das Feld des Testobjekts“ und antworte mit einem entschiedenen Nein, zumindest, sofern wir uns fĂŒr den Blindtest entscheiden, um „bloß nichts zu ĂŒbertragen“: Da das Substanzfeld im VerhĂ€ltnis zum mentalen Feld eher schwach ist, ist der Blindtest kein Garant fĂŒr richtige Ergebnisse. Gewisse „Halb-Blindtestungen“ empfehlen sich dagegen hin und wieder aus ökonomischen GrĂŒnden: Wenn ich Therapiemittel teste, dann schaue ich mir nicht vorab jede einzelne Testampulle an, bevor ich sie dem Patienten in die Hand gebe, sondern lasse den Patienten „blind“ seine Hand auf die einzelnen Sektoren der TestkĂ€sten legen, um mich schrittweise selektierend der richtigen Essenz zu nĂ€hern. Aber ich arbeite dann bewusst konzentriert, ruhig und offen und weiß zugleich, in welchem Bereich wir uns gerade bewegen.
Ebenso spricht nichts dagegen, wenn beispielsweise ein Homöopath zwischen einigen vorab ausgewÀhlten Mitteln per Test blind entscheiden lÀsst: Er hat bereits durch die Anamnese und die Mittelfindung das Informationsfeld sensibilisiert, sodass bei der Muskelreaktion dann die feine Differenz zwischen den verschiedenen Mitteln den Ausschlag gibt.
Wer aus Bedenken gegenĂŒber eigenen EinflĂŒssen nicht wissen will, was er gerade testet, stĂ¶ĂŸt an absurde Grenzen. Substanzen blind zu testen aus der Sorge, anderenfalls das Ergebnis zu beeinflussen, klingt zunĂ€chst noch logisch. Wenn wir das jedoch auf die Spitze treiben, mĂŒssten wir beim Testen von Alarmpunkten, Wirbelsegmenten oder ZĂ€hnen eines Patienten die Augen schließen, um nicht zu sehen, welche wir jeweils berĂŒhren. Und mĂŒsste ich dann nicht konsequenterweise in einer psychotherapeutischen Sitzung dem Patienten die emotionalen Stressoren oder GlaubenssĂ€tze schriftlich vorlegen, damit ich nicht durch mein Mitwissen hineinwirke?
Ziemlich unsinnig, nicht wahr? – Doch wenn wir die Alarmpunkte nicht blind testen und auch die emotionalen Stressoren nicht, warum sollten wir es dann bei Substanzen tun? Warum sollten wir gerade beim Substanztest stĂ€rker voreingenommen sein als bei allem anderen?
Mit Verlaub, mir persönlich ist es egal, ob der Patient nun Vitamin A oder Vitamin D, dieses oder jenes Ausleitungsmittel oder ein Antibiotikum braucht! Da ich davon ausgehe, dass den meisten Therapeuten ebenso wie mir das konkrete Testergebnis gleichgĂŒltig ist, habe ich den Verdacht, dass es bei der Forderung nach Blindtests gar nicht nur um die NeutralitĂ€t geht, sondern auch um den Versuch, den Test als solchen auf die Probe zu stellen 

Mein hoher Anspruch an solide Arbeit und Belegbarkeit wird nicht befriedigt durch die „Beruhigung“, blind getestet zu haben. Das beruhigt mich nĂ€mlich keineswegs mehr, seit ich weiß, dass mentale KrĂ€fte deutlich stĂ€rkere Signale senden als die Substanz an sich, sodass ich nicht einmal sicher sein kann, ob sich beim Blindtest wirklich die Substanz durchsetzt oder ob mein Mentalfeld am Ende doch die Untersuchung dominiert.
Deshalb versuche ich lieber, wachen Auges zu testen und – wo immer es möglich ist – die (halb blind oder bewusst getesteten) Ergebnisse logisch nachzuvollziehen oder auf bereits anerkannten Wegen zu kontrollieren. Das kann durch Abgleich klinischer Befunde geschehen, aber ebenso durch eine vertiefte Anamnese, die im Nachhinein das Ergebnis bestĂ€tigt, wie etwa die Erinnerung an eine frĂŒhere Infektion oder Impfung mit ungewöhnlichen Reaktionen. Manchmal gehört einiges an Detektivarbeit dazu, die Stimmigkeit aufzudecken.

Detektivarbeit 1

Ein Kursteilnehmer, den ich im Seminar zwecks Demonstration untersuchte, klagte ĂŒber einen seit mehreren Monaten bestehenden trockenen Husten. Ich fand eine akute Vergiftung mit Formaldehyd als Ursache; die Behandlung sollte mit homöopathischen Ausleitungsmitteln erfolgen.
Wir rĂ€tselten eine Weile, woher die Schadstoffbelastung stammen könnte. Erst als ich konkret fragte, was sich vor Beginn der Beschwerden in seinem Leben ereignet habe, fiel ihm sein Umzug ein. Er hatte nicht nur diverse alte Pressspanplatten aus der Wohnung entfernt, sondern auch die neue Wohnung renoviert, einschließlich Verkleben eines neuen Teppichbodens. Das war mein Indiz fĂŒr Stimmigkeit, weil sowohl die alten, brĂŒchigen Spanplatten noch Formaldehyd freisetzen konnten wie auch die Materialien fĂŒr die Renovierung. Dass der Husten mit der ausgetesteten Behandlung innerhalb von knapp zwei Wochen verschwand, kann Zufall sein oder Placebo-Effekt – oder ein Erfolg des Muskeltests.
Noch eindrucksvoller zeigt es die folgende Begebenheit:

Detektivarbeit 2

In der Praxis einer ZahnĂ€rztin kollabierte eine ihrer Helferinnen plötzlich aus unersichtlichen GrĂŒnden. Sie entwickelte zunehmend einen allergischen Schock, der notfallmĂ€ĂŸig behandelt werden musste. Nachdem die akute Gefahr gebannt war und die medizinische Untersuchung keine Ursache fĂŒr den Zwischenfall finden konnte, testete die ZahnĂ€rztin mit dem Muskeltest. Sie fand als Auslöser eine Allergie auf ein Nahrungsmittel. Erst mit einiger Dete...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. TEIL I: ERFAHRUNGEN
  6. TEIL II: IRRITATIONEN
  7. TEIL III: (ER-) KLÄRUNGEN
  8. TEIL IV: KONSEQUENZEN
  9. TEIL V: AUSWIRKUNGEN
  10. Ausklang: Ein persönlicher RĂŒckblick
  11. Literaturverzeichnis
  12. Über die Autorin