Fremdwörter in der italienischen Sportsprache (1920–1970)
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Fremdwörter in der italienischen Sportsprache (1920–1970)

Lexikalischer Wandel unter dem Einfluss des faschistischen Fremdwortpurismus im Spiegel von «La Stampa»

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Fremdwörter in der italienischen Sportsprache (1920–1970)

Lexikalischer Wandel unter dem Einfluss des faschistischen Fremdwortpurismus im Spiegel von «La Stampa»

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Loanwords in Italian, in particular in the language of sport, were subject to vehement replacement attempts during fascism (1922–1943). This study examines the relationships between linguistic transformation and puristic intervention by taking an onomasiological, corpus-based approach, throws new light on fascist loanword purism and reveals mechanisms of lexical transformation in Italian (sporting) language.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783110713671

1 Einleitung

Uscimmo dal recinto delle frasi storiche, dopo aver data un’occhiata addolorata alla lapide della trista Linea del bagnasciuga, e seguendo il nervoso vecchietto entrammo in un altro campo.
  • Qui c’è un po’ di tutto, – disse il guardiano. – Abbiamo le parole obbligatorie come cialdina...
  • Che cos’è? – lo interrompemmo, mentre si rileggeva sulla lapide la misteriosa parola.
  • Ma sa, quelle cose che si pigliano per il mal di testa, i cachets.
  • Ah, già, quelle che i medici, i quali se ne intendono, chiamano capsule.
  • Beh, li chiami un po’ come vuole, io cialdine non li chiamo di sicuro. Poi abbiamo girella, invece che roulette e, ma questo è morto subito appena nato, diporto invece di sport.
  • Vitaiolo, – leggemmo camminando per il campo. – Tabarino, Ferribotto ...
  • Ma poi il nostro sguardo cadde su qualche cosa di grandioso che si ergeva in fondo. Presto comprendemmo che cos’era: enormi blocchi di marmo si drizzavano verso il cielo disegnando il pronome Voi.
  • Quello è un caso curioso, – disse il nostro vecchietto. – Io lo chiamo il morto che parla. Perché, vede, qualcuno ha preso gusto a trattare la gente con quel voi allontanante e continua ad usarlo, così ha l’impressione di essere più in alto di colui al quale parla. Altri dicono che adesso sono liberi di parlare col voi o col zoi, come meglio credono, senza capire che prima che il voi abbia perduto quell’antipatico colore di grida prefettizia ne deve passare del tempo, e solo allora potranno adoperarlo senza far pensare cose piuttosto dubbie sul loro conto.1
Nur wenige Wochen nach der Absetzung der faschistischen Mussolini-Regierung am 25. Juli 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, beschrieb der italienische Schriftsteller und Journalist Giorgio Scerbanenco (1911–1969) mit der Erzählung Lingua morta, der dieses Zitat entnommen ist, die vom Faschismus überformte Sprache als einen Friedhof und die von ihm forcierten Wörter («le parole obbligatorie») als teils bereits tote und vergessene, teils als lange Schatten werfende Mahnmale. Bemerkenswert an dieser Erzählung ist nicht nur der frühe Entstehungszeitpunkt, sondern auch mit welcher Weitsichtigkeit Scerbanenco einerseits die Wirkung bzw. Wirkungslosigkeit der faschistischen Sprachpolitik erkannte und andererseits die tiefgreifenden gesellschaftlichen Zerwürfnisse, die sie mit sich brachte. Die Erzählung erschien nicht wie geplant im Spätsommer 1943 im Corriere della sera, sondern erst über 60 Jahre später in einem Sammelband (Scerbanenco 2011).
Der Fremdwortpurismus war das dominante und markanteste Thema der Sprachpolitik des faschistischen Regimes (1922–1943) (Raffaelli 2006a, 1467). Bereits kurz nach der Machtergreifung Mussolinis wurde 1923 ein Gesetz erlassen, dass die öffentliche Verwendung von Fremdwörtern einschränken sollte. Getragen wurde die puristische Kampagne von Beginn an von Vertretern der intellektuellen und politischen Elite Italiens, u.a. dem berühmten Begründer des Futurismus, Filippo Tommaso Marinetti, den Journalisten Paolo Monelli, Antonio Jàcono und Cesare Meano, den Schriftstellern Pasquale De Luca, Alfredo Panzini und Pietro Silvio Rivetta sowie von Politikern wie Tommaso Tittoni und Umberto Silvagni. Zwischen 1924 und dem Ende des Regimes im Jahr 1943 schlugen sie und weniger illustre Puristen Wörter vor, die zur Ersetzung von Fremdwörtern in der italienischen Sprache verwendet werden sollten. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Tageszeitungen, die die Kampagne gegen Fremdwörter mit eigenen Rubriken und sogar Leserwettbewerben unterstützten. Im Rahmen des Neopurismus trugen auch Sprachwissenschaftler, wie Bruno Migliorini und Giacomo Devoto, teils kritisch, teils durch eigene puristische Beiträge zur Kampagne bei und beteiligten sich an der Ausarbeitung von lexikalischen Ersetzungen. Nachdem das Regime 1936 die Autarkie proklamierte, wurde die – nun campagna per l’autarchia linguistica genannte – puristische Intervention verstärkt von institutioneller und akademischer Seite übernommen. Sie mündete schließlich in der Ausarbeitung von rund 1.500 offiziellen Italianisierungsvorschlägen zwischen 1941 und 1943 durch die Commissione per l’italianità della lingua, die von der wichtigsten Kulturinstitution des Faschismus, der Accademia d’Italia, eingesetzt worden war. Damit wurde ein Gesetz von 1940 (n. 2042) umgesetzt, das den Gebrauch von Fremdwörtern in der Sprache des Handels und der Werbung sowie in Firmennamen verbot. Bedenkt man, dass die prominent besetzte Commissione per l’italianità della lingua ihre Sitzungen noch bis zum 28. Juni 1943 fortsetzte (Raffaelli, A. 2010, 43), macht Scerbanencos Erzählung deutlich, wie groß der Abstand zwischen der staatlicherseits vorgeschriebenen und kontrollierten Wortwahl und der wahrgenommenen Sprachrealität bereits vor dem Ende der Diktatur war.
Die Frage, wie der faschistische Fremdwortpurismus den italienischen Sprachgebrauch beeinflusste und inwiefern er zur Ersetzung von Fremdwörtern durch native Lexeme beitrug, wird in der italienischen Sprachwissenschaft seit Jahrzehnten diskutiert. Generell sind sich die Studien zum Thema einig, dass der faschistische Fremdwortpurismus sein Ziel, Fremdwörter aus dem Sprachgebrauch zu verbannen und durch italienische Entsprechungen zu ersetzen, weitgehend verfehlt hat.2 Die Untersuchungen kommen zum Ergebnis, dass zahlreiche der zu ersetzenden Fremdwörter nach dem Ende des Faschismus weiterhin in Gebrauch waren und die Neuentlehnung, insbesondere aus dem Englischen, stark zunahm. Insgesamt attestiert die Forschungs- und Lehrbuchliteratur dem faschistischen Fremdwortpurismus somit eine überwiegend negative Bilanz. Andererseits führen viele Autoren an, der faschistische Fremdwortpurismus habe dennoch Erfolge zu verzeichnen, denn einige der kritisierten Fremdwörter seien tatsächlich dauerhaft ersetzt worden.
Methodisch fußen die Studien zur Wirkung der faschistischen Kampagne gegen Fremdwörter bislang vorrangig auf lexikografischen Vergleichen, in jüngerer Zeit auch auf Korpusanalysen. Vielfach werden die Urteile zum Einfluss der Kampagne auf den italienischen Fremdwortschatz exemplarisch oder gar nicht weiter begründet, wie etwa folgende Einschätzungen zeigen:
[...] è indubbio che l’autarchia linguistica del regime abbia contribuito in buona misura alla eliminazione di un certo numero di francesismi, sia nei settori speciali che nel lessico generale (Morgana 1994, 715).
La campagna per l’autarchia fu l’unica [delle iniziative di politica linguistica del fascismo, GS] a essere condotta con impegno e fu l’unica a fornire qualche risultato (di fatto usiamo ancora, nel parlare ordinario, qualche termine sostitutivo di quelli allora proscritti) (Iannaccaro 2003, 266).
Die Sprachpolitik des Faschismus hat in der Sprachentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg kaum Spuren hinterlassen, abgesehen von Tolomeis Ortsnamen in Südtirol und einigen wenigen Wörtern, die sich im italienischen Gebrauch eingebürgert haben (z.B. autista statt frz. chauffeur, autocontrollo statt engl. self-control, calcio statt engl. football oder autorimessa statt frz. garage) (Michel 2005, 439).
Il rifiuto delle parole straniere [...] ebbe qualche successo, e vari forestierismi (per esempio: chauffeur, check o chèque, guichet, régisseur) furono sostituiti da parole italiane in uso ancor oggi (per esempio: autista, assegno, sportello, regista) (Della Valle/Patota 2007, 148).
La guerra e le battàglie (come amàvano definirle) in difesa della lìngua, condotte individualmente da uòmini come il Bresci e il Monelli e supportate dall’adesione sentimentale e concreta di società nazionali e dall’ufficialità di scelte di governo, non si può dire che non àbbiano avuto effetto. Già guardando l’elenco che il Bresci dà delle abusatìssime voci straniere ‹relative al giuoco del càlcio›, dal confronto dei corrispondenti italiani, accostati a quelle voci, e ciò che oggi si usa nel linguàggio calcístico, emerge il grado di incidenza di quella tríplice alleanza (Agnello 2006, 47–48).
Bisher konnte nicht systematisch bestimmt werden, welche Italianisierungsversuche des faschistischen Fremdwortpurismus «glückten» und welche verfehlt wurden, zumal eine solche Untersuchung als methodisch anspruchsvoll gilt.3 Sergio Raffaelli (1934–2010), der insbesondere mit seinem wegweisenden Buch Le parole proibite von 1983 die Aufarbeitung der faschistischen Sprachpolitik und des italienischen Fremdwortpurismus maßgeblich vorangetrieben hat, betonte einmal den Nutzen einer solchen Untersuchung:
qualche anno fa in una riunione di lavoro alla Crusca sul trattamento del prestito nell’italiano odierno dissi, affidandomi ad affermazioni d’altri, che le sostituzioni della Commissione per l’italianità della lingua erano decadute assieme al regime fascista, in massima parte (per loro inadeguatezza o per reazione ideologica degli utenti usciti dalla guerra), Arrigo Castellani, incredulo, auspicò che compissi una verifica personale. Lascio di buon grado ad altri questo compito, che appare utile, avvincente e non arduo (Raffaelli 2006, 104).4
Hinter der Annahme von «Erfolgen» bzw. «Misserfolgen» des faschistischen Fremdwortpurismus steht die Frage, welche Faktoren die Ersetzung von Fremdwörtern generell beeinflussen und ob sie durch Präskription und puristische Intervention beeinflusst werden kann. Die bisherigen Forschungsansätze, die sich mit der Wirkung des faschistischen Purismus auf den italienischen Wortschatz befasst haben, bergen mehrere methodisch-epistemologische Probleme:
  • Zentral für die Beantwortung der Frage nach dem Erfolg der während des Faschismus empfohlenen Italianisierungen ist zunächst eine Erörterung, wie ein solcher lexikalischer «Erfolg» zu definieren sei und wie er sich wissenschaftlich erfassen lässt. Dabei ist zu diskutieren, inwiefern die Dichotomie Erfolg/Misserfolg von Sprachpolitik und Sprachkritik in Bezug auf lexikalischen Wandel überhaupt geeignet ist.
  • Um Aussagen über den Sprachgebrauch treffen zu können, sind große, repräsentative Korpora als Datenbasis nötig. Wörterbücher stellen in Bezug auf ihren Umgang mit dem in faschistischer Zeit kritisierten Fremdwortschatz einen eigenen Forschungsgegenstand dar, sind aber als Datengrundlage für die Beurteilung des Sprachgebrauchs nur beschränkt aussagekräftig.
  • Viele Studien haben «Ersetzungserfolge» auf der Grundlage des späteren bzw. heutigen Gebrauchs von Fremdwörtern erhoben, die während des Faschismus ersetzt werden sollten. Die Möglichkeit, dass der Gebrauch dieser Fremdwörter bereits vor dem Faschismus rückläufig war, wird damit ausgeklammert.5 Studien, die den Gebrauchsstatus von Fremdwörtern während des Faschismus einbeziehen, beschränken sich dagegen auf die Angaben zeitgenössischer, und damit meist ideologisch beeinflusster Wörterbücher. Um Aussagen zur Entwicklung des Fremdwortgebrauchs treffen zu können, sind längsschnittliche Datenerhebungen notwendig, die den Gebrauch über mehrere Zeitpunkte bzw. Zeiträume vergleichen, idealerweise mit Daten, die den Gebrauch vor, während und nach dem Faschismus wiedergeben. Nur so ist Falsifizierbarkeit gewährleistet, also die Möglichkeit zur Widerlegung der These, ein bestimmtes Fremdwort sei aufgrund der puristischen Intervention ersetzt worden.
  • Bisherigen Untersuchungen mangelt es an Vergleichsgrößen, die die Gebräuchlichkeit und die Verankerung von Fremdwörtern im Zeitverlauf bestimmen können. Erhebungen absoluter Wortvorkommen in üblichen Korpora ermöglichen zwar einen Vergleich der absoluten Häufigkeiten untereinander («Lexem A wird häufiger verwendet als Lexem B»), jedoch keinen diachronischen Vergleich («Lexem A ist heute erfolgreicher gegenüber Lexem B als früher»). Denn die höhere Frequenz eines Lexems zu einem späteren Zeitpunkt kann auch durch ein größeres Vergleichskorpus oder eine gesteigerte Popularität des Konzepts erklärt werden und nicht zwangsläufig damit, dass das Lexem gebräuchlicher geworden wäre. Ohne verlässliche diachronische Vergleichsgröße kann aber nicht beurteilt werden, ob ein Fremdwort ersetzt wurde oder nicht (und ggf. in welchem Ausmaß). Daher bedarf es eines geeigneten Tertium comparationis, beispielsweise die Gesamtgröße des Untersuchungskorpus.
  • Mit der Behauptung von «Ersetzungserfolgen» der faschistischen Sprachpolitik wird impliziert, dass Fremdwörter deshalb aufgegeben wurden, weil Vertreter des faschistischen Fremdwortpurismus Ersatzwörter vorschlugen, die schließlich in den Sprachgebrauch übernommen wurden. Der puristischen Intervention wird damit direkter Einfluss auf den Sprachgebrauch zugeschrieben. Ob andere sprachinterne und sprachexterne Faktoren mit der Ersetzung bzw. Assimilation von Fremdwörtern in Zusammenhang stehen (z.B. das Alter des Fremdworts, seine Ausgangssprache, seine Frequenz, die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Sachgebiet oder strukturelle Eigenschaften der konkurrierenden Ersatzwörter), wurde dagegen bisher nicht geprüft. Um zu einer angemessenen Einschätzung des Einflusses des faschistischen Fremdwortpurismus’ zu gelangen, sollten solche Alternativerklärungen aber einbezogen werden.
Aus diesen Desiderata leitet sich das Forschungsinteresse und das methodische Vorgehen der vorliegenden Arbeit ab: Forschungsgegenstand ist die onomasiologische Konkurrenz6 zwischen Fremdwörtern und ihren nativen Synonymen. Am Beispiel der Sportsprache wird in einer Längsschnittstudie korpuslinguistisch untersucht, ob und ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Typografische Konventionen
  5. Verzeichnis der verwendeten Siglen und Abkürzungen
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Theoretische und historische Grundlagen
  8. 3 Methodische Grundlagen
  9. 4 Onomasiologische Variation in der italienischen Sportsprache zwischen 1920 und 1970
  10. 5 Einflussfaktoren des Italianisierungsstatus
  11. 6 Synthese
  12. Personenindex
  13.  Sachindex
  14. Wortindex