Elegien der Liebe
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Elegien der Liebe

  1. 135 Seiten
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Elegien der Liebe

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Über dieses Buch

Die Amores (Elegien der Liebe) gehören zu den bekanntesten Werken des römischen Dichters Ovid. Die "Elegien der Liebe" sind eine Sammlung von Elegien (Klage- oder Liebesgedichte mit oft sehnsuchtsvoller und schwermĂŒtiger Grundstimmung), in denen der ErzĂ€hler Naso als gewitzter, aber auch nachdenklicher Liebhaber einer fiktiven Liebesgespielin, Corinna, erscheint. Insgesamt handelt es sich um eine Sammlung von Gedichten, die in drei BĂŒchern zusammengefasst sind. Trotz aller Sehnsucht und mancher Schwermut sind die Liebesgedichte amĂŒsant zu lesen, weil Ovid darin allerlei kluge Tipps gibt, wie man zu einer Liebhaberin gelangt, sie beeindruckt, betört, verfĂŒhrt, aber auch ihren TĂ€uschungen entgeht. So geht es in den "Elegien der Liebe" um Liebesbeichten, Treue und Verrat, Eifersucht, LiebeskĂŒnste und das Ausschalten von Nebenbuhlern. Mit jedem Gedicht werden neue Beobachtungen Ovids thematisiert. Was mit Wortgewalt und manchmal schwĂŒlstigem Ton daherkommt, ist jedoch eine anschauliche Darstellung der Verwirrungen, EifersĂŒchte und Triebe der Menschen. Auch wenn die Gedichte rund 2.000 Jahre alt sind, sind sie nicht nur eine Quelle ĂŒber das Leben im alten Rom. Das meiste, was Ovid ĂŒber Liebende und die Hindernisse der Liebe erzĂ€hlt, ist auch heute noch wie aus dem Alltag gegriffen. 100% Klassiker: vollstĂ€ndig, kommentiert, relevant, zitierbar.

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783940621344
Drittes Buch.

1. Am Scheideweg.

Alt, Jahrtausende lang verschont von der SchÀrfe des Beiles,
Ragt hochherrlich ein Wald, Göttern zur Wohnung geweiht;
Mitten ein heiliger Quell, umwölbt vom hangenden Tuffstein,
Rings durch den dĂ€mmernden Hain klagen die Vögel gar sĂŒĂŸ.
Dort erging ich mich einst einsam auf schattigem Waldweg,
Sinnend, welch passenden Stoff nun sich erwÀhle mein Lied.
Sieh, da erschien mir die Elegie in duftendem Haarschmuck,
Aber es schien ein Fuß etwas ihr kĂŒrzer zu sein.
Hold die Gestalt, durchsichtig das Kleid, die Mienen so schmachtend,
Ja, selbst der Fehler am Fuß gab ihr nur grĂ¶ĂŸeren Reiz.
Auch die Tragödie kam, mit mÀchtigen Schritten, gewaltig,
Wild in die Stirne das Haar, schleppend das dĂŒstre Gewand.
Hoch in der Linken schwang ein Königszepter voll Kraft sie,
WĂ€hrend der hohe Cothurn fest ihr die FĂŒĂŸe umschloss.
Diese begann zuerst: »Wann machst du der Liebe ein Ende,
Dichter, der immer so zÀh hÀngt an dem nÀmlichen Stoff?
Sieh, schon erzÀhlt man beim Wein deine schmÀhlichen Liebesgeschichten,
Und schon erzĂ€hlen davon Straßen und PlĂ€tze der Stadt.
Alles schon zeigt auf dem Markt mit dem Finger auf dich und sie sagen:
Das ist der Dichter, den ach immer die Liebe so quÀlt.
Rein als MĂ€rchen schon gehst in der Stadt du herum (und du merkst nichts!),
Seit du so ganz ohne Scheu selber dein Treiben erzÀhlst.
Zeit wĂ€r’s, dass nun auch dich der ernstere Thyrsus bewegte –
Schreite, du ruhtest genug, endlich zu grĂ¶ĂŸerem Werk.
Jetzt verdirbt dein Talent durch den Stoff. Sing’ Taten von MĂ€nnern
Und bald sagst du: Ja, dies ist mir ein wĂŒrdiges Feld.
TĂ€ndelnd hast du GesĂ€nge fĂŒr zĂ€rtliche MĂ€dchen gedichtet,
Hast deine Jugend, im Lied fröhlich sie feiernd, verbracht;
Doch jetzt fordere ich, die Tragödie Roms, einen Namen,
Heische von dir ihn und du sollst mein Gebieter nun sein.« –
Also sprach sie und hoch gestĂŒtzt auf die bunten Cothurnen
Neigte sie drei-, viermal lockenumschĂŒttelt das Haupt.
Aber die Andere lachte sie an mit schelmischen Augen,
Ihr in den HĂ€nden lag, glaub’ ich, ein myrtener Zweig.
»Stolze Tragödie,« sprach sie, »was greifst du so hart mich und ernst an?
Oder vermagst du denn nie anders, als ernst nur zu sein?
Und doch verschmĂ€hte dein Zorn nicht das ungleichfĂŒĂŸige Versmaß,
Hast mit dem eigenen Vers mich noch soeben bekÀmpft.
Nimmer vergleich’ ich ja deine erhabene Dichtung mit meiner,
Wie sich die HĂŒtte vergleicht nimmer dem Königspalast,
Leicht nur bin ich und leicht ist auch Amor, dem ich mich weihte;
Wie denn kĂ€m’ ich dazu, ernster zu sein, als mein Stoff?
Plump nur wĂ€r’ ohne mich selbst die Mutter des schelmischen Amor,
Darum zur Helferin ward ihr, zum Geleit ich gesellt.
Schmeicheln nur kann ich; doch dann, dann fliegen mir TĂŒren, die nie dein
Stolzer Cothurn dir erschließt, auf wie mit Zaubergewalt.
Doch ist die grĂ¶ĂŸere Macht auch verdient, da ich mehr auch erleide,
Mehr schon ertrug, als dein Stolz wÀre zu tragen bereit.
Durch mich lernte Corinna die WÀchter zu tÀuschen und selbst die
Treue des festesten Tors brachte durch mich sie zum Fall.
Sacht sich vom Lager zu stehlen, im losen Gewand, und zu schleichen
Leis durch die schweigende Nacht, lernte sie gleichfalls von mir.
Und doch hing ich wie oft an die Pfosten der TĂŒre genagelt,
Dass meine Verse das Volk gaffend und zischelnd umstand.
Ja, ich erinnere mich, wie ich einst, bis der grimmige WĂ€chter
Fort war, tief in der Magd Busen mich angstvoll verbarg.
Und nun gar, da mich einst, zum Geburtstag gesendet, Corinna
Launisch zerriss und o Schmach! zornig ins Wasser dann warf.
Doch dir weckt’ ich zuerst die glĂŒcklichen Keime des Geistes,
Und dass dich jene begehrt, dankest du heute nur mir.«
Also schloss sie; ich sprach: »Ich beschwör’ euch, Göttinnen, beide,
Möge mein schĂŒchternes Wort finden ein freundlich Gehör.
Du hier schmĂŒckst mit dem Zepter und schmĂŒckst mit dem hohen Cothurn mich,
Und da du kaum mich ergreifst, tönt schon erhaben mein Mund.
Doch du machst meine Liebe und mich mit der Liebe unsterblich –
Bleibe bei mir, o lass tönen elegisch mein Lied.
Gönne, Tragödie, du dem Dichter die wenige Zeit noch,
Welche sich jene verlangt – dann bin fĂŒr immer ich dein.«
Und sie gewÀhrte den Wunsch. Nun eilet, ihr zÀrtlichen Lieder,
Noch ist es Zeit, schon harrt meiner die ernstere Tat.

2. Das Wagenrennen.

Nicht um die Pferde zu sehn, die edlen, bitt ich gekommen –
Sieger sei immer das Pferd, das dir am meisten gefiel! –
Nein, ich kam, um mit dir nur zu sprechen, bei dir nur zu sitzen,
Dass du erfahrest, wie heiß du mir die Liebe erregst.
Dort auf die Bahn blickst du, ich auf dich – so lass uns denn Beide
Anschaun, was uns gefÀllt, was uns die Augen ergötzt.
GlĂŒcklich der Lenker der Rosse, fĂŒr den du, Holde, Partei nimmst,
Der deiner Gunst dir wert, wert deiner Sorge dir scheint.
WĂŒrde das mir doch zu Teil! Dann entstĂŒrzt den heiligen Schranken,
Flög’ ich auf hohem Gespann selber gewaltig einher,
Und die ZĂŒgel verhĂ€ngt, die Rosse zerpeitschend umsauste
Ich mit dem inneren Rad scharf an der SĂ€ule das Ziel.
Freilich, erblickt’ ich dann dich, so hielt’ ich wohl staunend im Lauf an
Und aus den HĂ€nden gewiss glitte vor Schreck mir der Zaum.
WÀre doch Pelops beinahe gefallen vom Speer des PisÀers,
Da er ins Antlitz dir, Hippodamia, gesehn.
Und doch hat er zuletzt noch gesiegt durch die Gunst der Geliebten –
FĂŒhrte doch Jeden von uns zĂ€rtliche Liebe zum Sieg!
Aber was rĂŒckst du? Umsonst! Man muss sich so eng hier bequemen –
Zwingt doch des Circus Gesetz selbst zu so löblichem Brauch.
Doch du, wer du auch seist, da zur Rechten! Schone das MĂ€dchen!
DrĂ€nge zu derb nicht! Du tust wahrlich der Ärmsten noch weh!
Und du hinter uns da! So nimm deine Beine doch an dich!
Pfui, mit dem spitzigen Knie drĂŒckst du den RĂŒcken ihr ein!
Aber dein Mantel! Er streift auf dem Boden, er glitt dir vom Arme –
Heb’ ihn doch auf – oder nein, lass mich, schon heb’ ich ihn selbst.
Neidisches Kleid, wie verdecktest du doch so reizende FĂŒĂŸe!
Sieh doch nur selber, wie schön! Sieh nur, du neidisches Kleid!
Das sind die FĂŒĂŸe, die du einst, Melanion, an Atalanta
Liebtest und die deine Hand hÀtte so gerne umspannt.
So auch malt man den Fuß der hochgeschĂŒrzten Diana,
Wenn sie das flĂŒchtige Wild, selber so flĂŒchtig, verfolgt.
Deine FĂŒĂŸchen nun liebt’ ich, bevor ich sie sah – doch was wird nun,
Da ich sie schaute und so Feuer zum Feuer du legst?
Ach, ich schließe gar sehr, auch das Andere könne gefallen,
Was sich so zĂŒchtig noch birgt unter dem zarten Gewand.
Willst du inzwischen jedoch, dass freundlich kĂŒhlende LĂŒfte
Dich umfÀcheln? Schon ist, siehe, mein FÀcher bereit.
Wie? Oder ist es die Glut des Herzens nur, die mich so peinigt?
Ist es die Liebe zu dir, die mir die Seele versengt?
WĂ€hrend ich zu dir sprach, flog Staub auf das weiße Gewand dir:
Fort mit dir, hÀsslicher Staub! Fort von dem schneeigen Leib!
Aber schon naht ja der Zug! ErfĂŒllt von schweigender Andacht
Klatschet ihm Beifall! Es naht, siehe, der goldene Zug.
Allen voran die Göttin des Siegs mit entfalteten Schwingen –
Komm, o Göttin, verleih’ du meiner Liebe den Sieg.
Beifall klatscht dem Neptun ihr, die ihr zu gern nur dem Meer traut!
Ich, ich verschmÀhe das Meer, mir ist die Erde genug.
Beifall klatscht auch dem Mars, ihr Krieger! Ich hasse die Waffen:
Friede behagt mir, mich freut Liebe, von Frieden umhegt.
Sei von den Sehern gegrĂŒĂŸt, o Apoll, von den JĂ€gern, Diana,
Wende des KĂŒnstlers Hand, ernste Minerva, dir zu.
Auf, Landleute, erhebt euch vor Ceres und Bacchus, dem Zarten,
Fechter und Reiter, nun macht Castor und Pollux euch hold.
Ich, ich klatsche, o Venus, nur dir, und dem bogengewalt’gen
Knaben – o neige voll Huld meinem Beginnen dich zu!
Lenke der neuen Gebieterin Sinn, meine Liebe zu dulden –
Sieh nur, sie neigte das Haupt, winkte Erhörung mir zu!
Was mir die Göttin versprach, das versprich mir nun selber – du sollst auch
(Möge mir Venus verzeihn!) grĂ¶ĂŸer als Venus mir sein!
Hier bei allen den Zeugen, beim Zuge der Götter beschwör’ ich’s:
Dir nur gehör’ ich und dein bin ich fĂŒr ewige Zeit.
Aber dir fehlt ja der Halt fĂŒr die FĂŒĂŸe; so setze die Spitzen,
Wenn dir das irgend behagt, doch in das Gitter vor dir!
Schon ist der Circus gerÀumt, schon öffnet die Schranken der PrÀtor
Und vierspÀnnig geschirrt sausen die Rosse dahin.
Wen du begĂŒnstigst, ich seh’ es, und wen du begĂŒnstigst, der siegt auch –
Ja, selbst die Rosse, beim Zeus, wissen, wohin du dich neigst.
Weh mir Armen! Er schießt um das Ziel weitlĂ€ufig im Bogen –
Weh, was beginnst du? Schon drÀngt rasch sich der Folgende ein.
UnglĂŒckslenker! Du machst mir des MĂ€dchens Wunsch ja zu nichte!
Zieh’ doch mit krĂ€ftiger Hand, hörst du, die ZĂŒgel nach links!
Feigling, unwĂŒrdig der Gunst! So ruft ihn zurĂŒck denn, Quiriten,
Ruft ihn, und gebt das Signal rings mit geschwung’nem Gewand.
Siehe, man ruft ihn zurĂŒck! Sie schwingen die Togen – sei achtsam,
Wahr’ deine Locken, o birg schnell an der Brust mir dein Haupt.
Und schon stehen die Schranken zum anderen Male geöffnet,
In buntfarbigem Zug donnern die Pferde hervor.
Siege doch wenigstens jetzt! StĂŒrm’ keck auf der offenen Bahn hin,
Siege! ErfĂŒlle den Wunsch mir und der Herrin zugleich!
Meiner Gebieterin Wunsch ist erfĂŒllt, ich harre noch immer:
Er hat die Palme, doch ich kÀmpfe noch immer um sie . . . . .
Und hier lĂ€chelte sie, gar schelmisch, wie etwas versprechend –
Dank dir! An anderem Ort gibst du, so hoff’ ich, noch mehr.

3. Die Meineidige.

Glaub’ an Götter, wer will! Sie brach die beschworene Treue
Und doch blieb sie so schön, ach, wie sie immer nur war.
Lang wie ein Schleier umfloss sie das Haar, eh’ falsch sie geschworen,
Das, da der Götter sie lacht, heut noch sie herrlich umgibt.
Weiß, doch das blendende Weiß durchschimmert von rosiger Röte,
War ihr Gesicht und noch heut glÀnzt es wie Rosen und Schnee.
Klein war ihr Fuß und wie klein ist noch heut dies kleinste der FĂŒĂŸchen!
Schlank und von Anmut umwallt war sie und ist sie noch stets.
War nicht ihr Auge voll Glanz? Noch strahlen wie Sterne des Himmels
Jene Augen, die mich, die schon so oft mich getÀuscht.
Freilich, den MÀdchen gestatten selbst Götter seit lang schon den Meineid
Und was nur hold ist und schön, hat seinen eigenen Gott.
Schwor sie nicht neulich erst noch – ich weiß es zu gut nur – bei ihren
Augen und meinen? Doch mich schmerzten die Augen dann sehr.
Götter, o sprecht! Straflos wohl durfte euch jene betrĂŒgen –
Doch warum soll denn nun ich bĂŒĂŸen, was jene verbrach?
Denkt an Andromeda doch, die der schönheitprahlenden Mutter
Torheit bĂŒĂŸte, von euch schimpflich zum Tode verdammt!
Ist’s nicht genug, dass ihr Zeugen mir wart und nun doch mich im Stich lasst,
WÀhrend sie straflos und frei mich und euch Alle verhöhnt?
Soll sie durch meine Bestrafung sich lösen vom eigenen Meineid?
Soll ich, Betrogener, mich auch noch zum Opfer ihr weihn?
Nein! Entweder ist Gott nur ein Schall, ein nichtiges Schreckbild,
Das mit törichter Furcht glÀubige Seelen beherrscht,
Oder es ist ein Gott; dann ist er verliebt in die MĂ€dchen
Und was dem Völkchen beliebt, lÀsst er voll Schwachheit geschehn.
Uns nur gilt es, wenn Mars mit dem Schwerte des Todes sich gĂŒrtet,
Uns nur schleudert den Speer Pallas mit sicherer Hand;
Uns nur bedroht mit dem Bogen der Fernhintreffer Apollo
Und der gewaltige Blitz Jupiters fÀllt nur auf uns.
Doch eine spöttische Schöne zu krÀnken, das wagte kein Gott noch;
Nein, denn er fĂŒrchtet das Weib, das doch vor ihm sich nicht scheut.
Wer denn möchte noch fromm die AltÀre bestreuen mit Weihrauch?
Wahrlich, ein stÀrkerer Sinn ziemte dem MÀnnergeschlecht.
Jupiter schleudert voll Mut auf Tempel und Haine den Blitzstrahl –
Doch meineidige Fraun hat er noch immer verschont.
Und doch verdienten so viele den Blitz! Nur Semele musste
Elend verbrennen, weil sie Alles dem Gott einst gewÀhrt.
HĂ€tte sie Jupiter doch sich entwunden, da liebend er nahte!
Bacchus auch hÀtte ihn dann nimmer zur Mutter gehabt.
Aber was klag’ ich und schelt’ auf den ganzen Olymp? Auch die Götter
Haben ja Augen, auch sie ha...

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitendes Essay
  2. Erstes Buch.
  3. Zweites Buch.
  4. Drittes Buch.