Deutsche Indianer
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Deutsche Indianer

Eine kleine Kulturgeschichte über Freiheit, Blutsbrüder und letzte Mohikaner

  1. 202 Seiten
  2. German
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Deutsche Indianer

Eine kleine Kulturgeschichte über Freiheit, Blutsbrüder und letzte Mohikaner

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Über dieses Buch

"Deutscher sein, heißt Indianer sein", behauptete der Dramatiker Heiner Müller in einem Interview. Mehr als andere Nationen identifizieren sich die Deutschen mit den amerikanischen Ureinwohnern. Warum das so ist, untersucht dieses Buch. Es will dem Phänomen der deutschen Indianerbegeisterung, die vor fast 200 Jahren mit dem Erscheinen von James F. Coopers "Der letzte Mohikaner" ihren Anfang nahm, geschichtlich auf die Spur kommen. Dabei geht es um Fragen wie: Warum gibt es das Gefühl der Verwandtschaft ausgerechnet mit den Indianern und nicht mit einem anderen "Naturvolk"? Warum sind die Dakota unsere populärsten Indianer? Welche Rolle spielte Karl May und wie ging man mit seinem Erbe in Ost-und Westdeutschland um? Nach der Lektüre wird der Leser zwar nicht mehr über das Leben der amerikanischen Ureinwohner wissen, dafür aber über die komplizierte Suche der Deutschen nach ihrer nationalen Identität in der Mitte Europas.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783864082283

Anhang


Interview mit Robin Leipold, Kurator des Karl-May-Museums in Radebeul, über die Zukunft des Karl-May-Museums und der Indianerbegeisterung in Deutschland

Haben Sie als Kind Karl Mays Bücher gelesen? Wer waren Ihre Lieblingsindianer?
Ich gehöre ja zu einer Generation (Baujahr 1987), in der Karl May schon nicht mehr so angesagt war. Allerdings ist man natürlich mit den Verfilmungen in irgendeiner Weise aufgewachsen und bekam dadurch seinen Karl-May-Bezug. Erstmals zu einem Buch von Karl May habe ich dann mit 10 Jahren gegriffen, nachdem ich eine Aufführung bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg sah und mir mein Vater erklärte, dass es da Unterschiede zum Buch gibt. Das hat mich dann dazu angespornt, mal näher in die damalige Vorlage zum Stück Winnetou II zu schauen. Mittlerweile interessieren mich die Werke vor allem, seitdem ich mich mit Mays Biographie beschäftigt habe. Winnetou I, Unter Geiern, Old Surehand, aber auch Satan und Ischariot und Winnetous Erben habe ich daher mit Interesse durchgestöbert.

Wie wird man Kurator des Karl-May-Museums? Was genau ist Ihre Aufgabe?
Die Aufgaben eines Kurators oder auch Kustos kann man schon im Namen selbst erkennen. Das Wort Kurator bildet sich vom lateinischen Verb curare, das so viel wie „pflegen“ oder „kümmern“ bedeutet. Kustos heißt übersetzt so viel wie „Wächter“. Meine Aufgabe ist also, dass ich mich hauptsächlich um die Sammlungsbestände des Karl-May-Museum kümmere und darüber wache, dass sie für die Nachwelt als kulturelle Zeugnisse der Menschheit erhalten bleiben.
Die Stelle des Kurators im Karl-May-Museum habe ich 2014 in der Nachfolge von Herrn Hans Grunert angetreten, der in den letzten Jahren zu einer Institution in unserem Haus geworden ist. Ich habe mich seit meiner Kindheit mit den nordamerikanischen Kulturen beschäftigt und absolvierte bereits 2008 ein mehrmonatiges Praktikum als Assistent bei Hans Grunert. Danach arbeitete ich ab 2011 im Konzeptionsteam zur Neuausrichtung der „Indianerausstellung“ des Museums mit und schrieb parallel meine Masterarbeit über die Sammlungsgeschichte des Museums, die bisher kaum analysiert wurde. Dieses Thema ist auch weiterhin mein Schwerpunkt und Interessensgebiet.

Wer kommt ins Karl-May-Museum? Sind es überwiegend ältere oder jüngere Besucher? Was treibt sie ins Museum?
Ins Karl-May-Museum kommen alle Altersschichten. Darunter sind Karl-May-Fans, jung wie alt, ebenso wie Besucher, die schon als Kind das Museum besichtigt hatten und davon so fasziniert waren, dass sie es nun auch ihren Kindern, Enkeln oder sogar Urenkeln zeigen wollen. Als familienfreundliche Einrichtung wollen wir zudem vor allem auch Familien ansprechen. Die Kinder, die zu uns kommen, sind nicht mehr, wie noch vor einigen Jahrzehnten, durch Winnetou mit der Thematik „Indianer Nordamerikas“ in Berührung gekommen, sondern zumeist durch die Trickserie Yakari. Daher bieten wir eigene Yakari-Nachmittage für die kleinen Besucher an, in denen sie anhand einer Episode aus der Serie, in der Ausstellung auf die Spuren nach deren Wahrheitsgehalt und dem historischen Hintergrund gehen können. Diese Nachmittage kommen sehr gut an und es sind sowohl Familien mit Kindern aus der Region als auch Familien von weiter weg, die diese Veranstaltungen besuchen. Ausländische Besucher kommen vor allem aus den osteuropäischen Raum. Gerade in Tschechien und Polen sind die Werke von Karl May sehr populär und es gibt dort eine große Begeisterung für die nordamerikanischen Ureinwohner.

Die Besucherzahlen des Karl-May-Museums sind rückläufig. Wieviele waren es im letzten Jahr? Worin sehen Sie die Ursache, dass nicht mehr so viele Besucher kommen wie noch vor 10 oder 20 Jahren?
Die Besucherzahlen in den letzten Jahren lagen immer im Bereich zwischen 55.000 und 60.000. Das ist für ein kleines privates Museum, wie unseres, ein sehr ordentlicher Wert. Jedoch finanzieren wir uns fast komplett aus den Besuchereinnahmen, sodass wir daher natürlich auch immer sehen müssen mindestens diese Zahlen zu erreichen. Zu DDR-Zeiten besuchten das Karl-May-Museum bis zu 400.000 Besucher im Jahr. Das ist mit der heutigen Zeit nicht mehr zu vergleichen. Damals waren Ausflüge in das Karl-May-Museum fester Bestandteil bei Schulen und Kindergärten in der Umgebung. Zudem kamen regelmäßig in der Woche zahlreiche Reisebusse mit Gästen aus Polen, Tschechien und anderen osteuropäische Staaten, die die Besucherzahlen ansteigen ließen. Heute haben wir uns als kleines Museum auch mit einem immer größer werdenden Angebot im Freizeitbereich auseinanderzusetzen. Es gab in den letzten Jahren quasi Museumsgründungen am laufenden Band. Auch muss man, um im Wettbewerb bestehen zu können, mittlerweile auf neue Sehgewohnheiten der Besucher eingehen – heißt, es geht alles immer mehr in Richtung „Eventisierung“ kultureller Einrichtung. Wir haben als museale Einrichtung einen klaren Bildungsauftrag, der sich auch in den Grundsätzen der Karl-May-Stiftung als Erbin des Mayschen Vermächtnisses manifestiert. Dennoch müssen wir natürlich als Privatunternehmen auch ein Stück weit neue Besucherinteressen bedienen. Dies versuchen wir seit einigen Jahren mit unseren Old Shatterhand-Erlebnisrundgängen aber auch mit wechselnden und spannenden Sonderausstellung sowie durch unsere Museumsfeste.

Es gibt große Pläne, das Karl-May-Museum schrittweise zu einer Art Erlebniswelt zu erweitern. Können Sie in bisschen genauer erläutern, wie das Karl May Museum in zehn Jahren aussehen soll? Was wird den Besuchern da geboten?
Was ist die Zielgruppe? Wird die Indianerausstellung der Ausstellung im Museum of the American Indian in Washington ähnlicher werden?
Die jetzigen Pläne sehen vor, dass die einzelnen Aspekte, die das Karl-May-Museum ausmachen, stärker herausgearbeitet werden. Es soll ein neues Gebäude geben mit einer neuen Ausstellung zu den Kulturen Nordamerikas. Die alte Ausstellung in der „Villa Bärenfett“ wird dafür abgebaut. Das hat den Vorteil, dass wir uns in der „Villa „Bärenfett“, mit der 1928 das Museum gegründet wurde ganz auf die Museumsgeschichte rund um Patty Frank, Klara May und weiteren daran beteiligten Personen konzentrieren können. Die Villa „Shatterhand“ bleibt natürlich Karl May vorbehalten. Hier sollen jedoch vor allem seine Orient- und Amerikareise größere Schwerpunkte bilden, sowie sein Sterbezimmer gezeigt werden.
Es wäre natürlich toll, wenn wir uns mit der Ausstellung zu den nordamerikanischen Ureinwohnern mit großen Museen, wie dem Museum of the American Indian in Washington messen könnten. Dafür bräuchten wir allerdings auch sehr viel mehr finanzielle Mittel. Die bisherig kalkulierten Summen müssen zudem auch erstmal über Spenden eingeworben werden.
Der neu geplante Museumskomplex mit der Ausstellung zu den Ureinwohnern Nordamerikas ist jedoch auch eine einmalige Chance für das Karl-May-Museum, die Visionen und Ideale seines Namensgebers – Karl May – stärker zu vermitteln. Natürlich sind wir immer auch ein Stück weit davon abhängig, was wir an Sammlungsgütern zur Verfügung haben. Die meisten wurden von Karl May, Patty Frank und Klara May bis in die 1940er-Jahre gesammelt. Zu DDR-Zeiten und danach war es nicht mehr möglich, neue Objekte aufzunehmen, die vielleicht auch etwas über das heutige Leben und die kulturelle Entwicklung erzählen können. Es ist auf jeden Fall wichtig und sogar zentral für die neue Ausstellung, heutige indigene Thematiken stärker zu betrachten und den Besuchern etwas darüber zu erzählen. Dafür benötigt es aber noch ein fundiertes Sammlungs- und Ausstellungskonzept und eine gute Vernetzung mit indigenen Künstlern und Museumsleuten. Daran arbeiten wir zurzeit und im Idealfall können die Besucher in ein paar Jahren von Karl May und seinen „Träumen“ von fremden Kulturen – speziell den nordamerikanischen Ureinwohnern – ausgehend auf eine Entdeckungsreise auf mehreren Ebenen zu verschiedenen Themen gehen. So können die Besucher einerseits eine Reise durch die verschiedenen Etappen der Geschichte der Ureinwohner in Nordamerikas bis heute machen und gleichzeitig erfahren, welche Ausformungen das kulturgeschichtliche Phänomen einer deutschen oder europäischen „Indianerbegeisterung“ hatte und wie dieses sich bis heute entwickelt hat. Dies wird dann auch eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Museumsgeschichte beinhalten.

Wie finanziert sich das Karl-May-Museum? Gibt es genügend Sponsoren? Wird die Finanzierung ein Problem sein?
Das Karl-May-Museum ist ein privates Museum der 1913 gegründeten Karl-May-Stiftung, einer Stiftung bürgerlichen Rechts. Alle Liegenschaften und Sammlungsgüter sind Eigentum der Stiftung und das Museum selbst wird von einer gemeinnützigen GmbH betrieben. Trotz dass die Karl-May-Museums GmbH einige öffentliche Fördermittel bekommt, müssen wir uns zu 85% selbst erwirtschaften – heißt über unsere Eintrittsgelder. In der Vielfalt heutiger kultureller Angebote ist dies stets ein sehr harter Kampf ums Bestehen und trotz unserer relativ hohen Besucherzahlen für so eine kleine Institution, müssen wir jedes Jahr aufs Neue dafür arbeiten, mindestens auch diese Zahlen zu erreichen. Der Neubau bietet für das Museum daher eine riesige Chance, aber ist zu großen Teilen nicht mit den eigenen geringen Mitteln zu finanzieren. Daher müssen für diesem Pläne genügend Spender geworben werden und daher benötigt es auch ein sehr gutes und innovatives Konzept, wie sich das Karl-May-Museum in Zukunft präsentieren möchte und wie es aussehen will.

Wird es im neuen Museum auch kritische Töne zu Karl May geben?
Es ist eine Pflicht meiner Tätigkeit auch selbstkritisch mit der eigenen Geschichte umzugehen. Natürlich hat Karl May viele falsche Bilder von den nordamerikanischen Ureinwohnern mitgeprägt und zur Stereotypisierung beigetragen – das wird sicherlich auch thematisiert – anderseits sollte man dabei allerdings nicht vergessen, dass Karl May mit seinen „Träumen“ von fremden Kulturen hier im deutschsprachigen Raum zu einem grundlegenden Interesse an fremden Kulturen – speziell den nordamerikanischen Ureinwohnern – beigetragen hat. Die Thematisierung von „Indianern“ und das große Interesse der Deutschen daran, das bis heute anhält, hätte es ohne Karl May so nie gegeben. Meiner Ansicht nach, liegt darin auch eine große Chance für die Natives selbst – sie können hier in Deutschland auf ein großes Interesse an ihrem Leben und ihrer Kultur treffen, was sich durchaus als Plattform nutzen lässt, den Menschen hier fernab von Indianer- und Wildwest-Romantik auch etwas über die Wirklichkeit zu erzählen.

Die Nachricht, dass Vertreter des Sault Ste. Marie Tribe der Ojibwa im März 2015 einen Skalp aus dem Museumsbestand zurückforderten, schaffte es im August sogar bis in die New York Times. In den USA wurden in den 1990er-Jahren alle menschlichen Überreste aus der Sammlung des National Museum of the American Indian entfernt.
Das Ausstellen von Skalps wird als eine Provokation und als Beleidigung der indianischen Kultur verstanden. Die Meinung einiger Berufsmuseologen, heißt es, stehe nicht über der Meinung der Völker, von denen diese Überreste ursprünglich stammen. Fühlen Sie sich hier stark unter Rechtfertigungsdruck? Was ist die Ansicht des Karl May Museums (und anderer europäischer Museen) zu dieser Forderung?
Die indigenen Kulturen haben ein – auch durch die Vereinten Nationen bestätigtes – Anrecht auf Rückforderung ihrer menschlichen Überreste. Mit Rückforderungen solcher Art ist nicht allein das Karl-May-Museum betroffen, sondern es betrifft – auch insbesondere durch die koloniale Vergangenheit – nahezu alle anderen völkerkundlichen Sammlungen hier in Deutschland. Das ist eine Problematik, mit der man sich als Museumsmitarbeiter heute auseinandersetzen muss. Was das Karl-May-Museum in Bezug auf die Skalps betrifft, ist jedoch auch anzumerken, dass dieses Museum nicht das einzige war und ist, das Skalps in der Auss...

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Indianerkult in Deutschland
  2. Chingachgook. Die Missionierung der Delawaren in Pennsylvania
  3. Edle oder arme Wilde? Gedanken über das Leben des Indianers im Naturzustand
  4. Der letzte Mohikaner. Coopers Roman und die Folgen
  5. Ritter der Prärie. Forschungs- und Abenteuerreisen zu den Indianern
  6. Einigkeit und Recht und Freiheit. Der Indianer als Symbol für Patriotismus
  7. Pflanzenmenschen. Indianer in der Völkerkunde und in den politischen Schriften des 19. Jahrhunderts
  8. Sitting Bull. Die Dakota als Freunde der Deutschen
  9. Winnetou. Der Indianer als Edelmensch
  10. Blutsbrüder. Indianer und Deutsche in den 1920er- und 1930er-Jahren im deutschen Showbusiness
  11. Der ‚‚Kampf ums völkische Dasein‘‘. Indianerliteratur der 1920er- bis 1950er-Jahre.
  12. Winnetou im Kalten Krieg. Indianerfilme und Jugendkultur in Ost und West
  13. Im roten Reservat. Das Indianer-Hobby in den 1970er- und 1980er-Jahren in der DDR
  14. Traumtänzer. Die New-Age-Bewegung und die Indianer
  15. Gelassenheit. Indianer im Zeitalter der Globalisierung
  16. Anhang