Der unsichtbare Drache
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Der unsichtbare Drache

Ein Gespräch mit Heinrich Detering

  1. 224 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Der unsichtbare Drache

Ein Gespräch mit Heinrich Detering

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Über dieses Buch

Seinen ersten Roman Beerholms Vorstellung verfasste Daniel Kehlmann während seines Studiums in Wien. Ein Literaturkritiker riet ihm, ihn in der Toilette herunterzuspülen. Seitdem hat er 15 weitere Bücher geschrieben und gilt heute als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Kehlmann hat sich mit Heinrich Detering zu einem langen Gespräch getroffen. Sie reden über das Spiel mit historischen Figuren, über Geister, die sich in Texte drängeln, über Logik und das Paradoxe, denn: »Einen Drachen muss man dort suchen, wo noch nie einer gesehen wurde.« Kehlmann erzählt von seiner Prägung durch das Theater, von Vorbildern, Schreibgewohnheiten und dem Verfassen des sehr deutschen Romans Tyll in der New York Library. Er spricht über den Umgang mit Kritik, Intelligenz als Vorwurf und das Dasein als »Formalist ohne Seele«. Neben Einblicken in sein Werk zeigt sich hier auch der private Kehlmann, Sohn eines bedeutenden Regisseurs und selbst Vater eines Kindes, das seinen Blick auf die Welt und sein Schreiben verändert hat.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783311700685

Ruhm und Nachruhm

Da wir von Felix Krull sprechen: Thomas Mann gehört so offensichtlich zu deinen Meistern wie Nabokov. Warum eigentlich? Ich kenne Leute, die deine Bücher sehr gern lesen, aber gleichzeitig mit Thomas Mann dezidiert nichts anfangen können und wollen, weil ihnen das Preziöse, das demonstrativ Gekonnte, das Abendländisch-Gebildete – und ich könnte noch ein paar Schlagwörter dieser Art aufzählen – auf die Nerven geht.
Aber das ist ja alles ein Irrtum. Das muss ich ausgerechnet dir nicht sagen. Man muss immer und immer wiederholen, dass Thomas Mann ein dermaßen unterhaltsamer, komischer Erzähler ist, ein sehr postmoderner übrigens auch, um das berüchtigte Wort mal zu verwenden. Was ist der Joseph, wenn nicht auch ein großes postmodernes Genrespiel!
Und wie sieht der Faustus aus, wenn man ihn zur Abwechslung nicht als einen Nietzsche- oder Adorno-Roman liest, sondern als eine Horrorgeschichte!
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Das stimmt.
Und es könnte immerhin sein, dass Edgar Allan Poe am Ende mehr für den Faustus getan hat als Adorno.
Adornos Einfluss hat den Roman vielleicht sogar beschädigt. Dieses große Letztmaligkeitspathos, dass also die große Kultur am Ende sei, das hat mich mit neunzehn ungeheuer beeindruckt, es hat mich fast überzeugt – aber es stimmte ja überhaupt nicht, es sind seit dem Doktor Faustus, nach dem »Endspiel«, in dem Thomas Mann auch sich selbst sah, noch einige der größten Romane der Literaturgeschichte erschienen. Und es wurde nach Adrian Leverkühns Zeit viel erstklassige Musik komponiert.
Sogar Jazzmusik und, horribile dictu, Rock ’n’ Roll.
Die vollkommene Abwesenheit von Jazz in all den musikalischen Überlegungen des Romans ist auch ein unglückseliges Adorno-Erbe.
Thomas Mann selbst hat einen seiner komischsten, zauberischsten Romane nach dem Faustus und geradezu als Anti-Faustus geschrieben, den Erwählten.
Das ist ein hinreißendes Buch! Und es passt auf besonders signifikante Weise nicht ins Thomas-Mann-Klischee, mit seiner Leichtigkeit, seinem Witz, seiner Grazie. Überhaupt finde ich, dass es bei Thomas Mann ein ganz merkwürdiges Rezeptionsmissverständnis gibt. Wer immer etwas Schlechtes über ihn sagen wollte, hat betont, dass er so kalt sei, du hast das ja vorhin schon zitiert, und so unemotional, und dabei wurden seine Bücher immerzu von Scharen von Lesern mit größter Begeisterung gelesen, von Lesern, die sich gepackt fühlten. Wenn man ihn dann im Hinblick darauf noch einmal liest, kommt man nicht umhin zu bemerken, dass unter den großen deutschen Schriftstellern wenige eine solche emotionale Wucht haben wie er. Mann kann wahnsinnig komisch sein, und er traut sich gewaltiges Pathos zu, er traut dem Pathos. So etwas wie die Sterbeszene von Mont-kaw im Joseph ist ja umwerfend, überhaupt seine großen Sterbeszenen, das fängt schon bei Der kleine Herr Friedemann und der Konsulin Buddenbrook an, und es geht bis zum Sterben Rahels. Oder bis zum elenden Tod des kleinen Echo. Auch über die Kälte kann er so schreiben, dass es dich packt …
»Thomas Mann ist ein ganz großer Pathetiker, er hat Mut zur emotionalen Wucht wie zum Spiel.«
… also alles andere als kalt.
Denk daran, wie der Teufel Adrian Leverkühn sagt, dass er nicht lieben darf. Hier verwechselt man den Inhalt mit der : Adrian wird zur Kälte verurteilt, aber der Roman, in dem das steht, ist von gewaltigem Pathos. Thomas Mann ist ein ganz großer Pathetiker, er hat Mut zur emotionalen Wucht wie zum Spiel, und er hat einen trockenen, aber doch immer wieder verblüffenden Humor. Wenn er will, ist er witzig.
Und dann kommt noch etwas hinzu, das seltsamerweise noch seltener gesagt wird: Vom Essayisten Thomas Mann kann man wirklich lernen, weil seine Essays nicht nur phantastisch geschrieben sind, das versteht sich von selbst, sondern weil er auch fast immer recht hat.
Genau das hat Borges über Oscar Wilde gesagt und hatte dabei wie fast immer recht.
Und es stimmt auch für Thomas Mann. Während Nabokov etwa, wenn er sich als Kritiker betätigt, in erstaunlich vielen Fällen unrecht hat! Ich habe heute etwas mehr Distanz zu Mann, als ich sie mit zwanzig, einundzwanzig hatte. Zum Beispiel traue ich mich jetzt, wenn ich den Krull wiederlese, in der zweiten Hälfte zu sagen: Na ja, da ist er nicht mehr ganz auf der Höhe.
Das fand er zu seinem Kummer ja auch selbst. Da gibt es Passagen, die lesen sich wie von einem etwas mühsamen Thomas-Mann-Imitator.
Ja, leider. Sogar in Der Zauberberg gibt es Seiten, bei deren Lektüre ich denke, die würden mir nicht fehlen, wenn sie gestrichen wäre...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Knock-knock-knockin’ on the dragon’s [...]
  4. Boltzmanns Gehirne
  5. Die Verschwörung der Drachen
  6. Geister in der Kälte
  7. In der Echokammer
  8. Schreiben im Krieg
  9. Auf der Romanbühne
  10. Von Perutz lernen
  11. Albträume in der Endlosschleife
  12. Der empathische und der ortsverteilte Autor
  13. Kein Sex, keine Pferde
  14. Theaterdonner
  15. Das Königreich Belgien und die HSDPA-Karte
  16. Genre-Hasardspiele
  17. Metaphysical Poets
  18. Die erwartbare Avantgarde
  19. Ruhm und Nachruhm
  20. Der Plot und die Nebensachen
  21. Lebensläufe
  22. Politisch werden
  23. Leben und Werk
  24. Über Daniel Kehlmann
  25. Impressum