Dinge zurechtrücken
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Gespräche aus vierzig Jahren

  1. 216 Seiten
  2. German
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Dinge zurechtrücken

Gespräche aus vierzig Jahren

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Dieser Band versammelt die besten Gespräche der »Schriftstellerin und Ikone« (The New Yorker) aus vier Jahrzehnten. Joan Didion erzählt von ihrer Kindheit in Sacramento, ihrer Studienzeit in Berkeley, den Jahren in New York und Los Angeles. Sie denkt nach über ihre Ehe mit dem Schriftsteller John Gregory Dunne, seinen unerwarteten Tod und den ihrer Tochter Quintana, nur zwei Jahre später – Schicksalsschläge, die sie in ihren Erinnerungsbüchern Das Jahr magischen Denkens und Blaue Stunden verarbeitete, die schon jetzt als Meilensteine des Genres gelten.Aber natürlich geht es in diesen Gesprächen auch um Literatur, um das Schreiben von Romanen, das dem nicht-fiktionaler Texte so gar nicht gleicht, um das Schreiben als Akt der Notwehr, um Politik und Engagement, Sonnenuntergänge an der kalifornischen Küste, lange Spaziergänge durch New York und vieles mehr. Ein reiches Leben ist hier zu besichtigen und das Werk einer Frau, deren Stil wegweisend war, so wie ihr Erscheinungsbild: Noch im Alter von über achtzig Jahren wirkte Didion in einer Anzeige der Modemarke Céline als Testimonial. »Didion still glitters«, schrieb die New York Times.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783311700289
Auflage
1
Thema
Art

Das Schreiben von Essays ist wie Bildhauerei, Romane sind wie Gemälde.

Im Gespräch mit Hilton Als, 2006
Sie haben bis heute mindestens so viele nicht-fiktionale wie fiktionale Texte verfasst. Welche Unterschiede bestehen im Schreiben der einen oder anderen Form?
Romane zu schreiben ist eine nervenaufreibende Angelegenheit für mich, verbunden mit einer täglichen Angst, zumindest während der ersten Hälfte, manchmal auch bis zum Ende. Der Arbeitsprozess ist vollkommen anders als beim Schreiben nicht-fiktionaler Texte. Man muss sich jeden Tag hinsetzen und alles erfinden. Man hat keine Notizen, oder manchmal hat man welche – für Wie die Vögel unter dem Himmel hatte ich mir ausführliche Notizen gemacht –, aber sie liefern einem nur den Hintergrund und nicht den Roman selbst. Bei nicht-fiktionalen Texten liefern Notizen einem das Stück. Das Schreiben von Essays und Reportagen ist mehr wie Bildhauerei, es geht darum, die Recherchen zum Endprodukt zu formen. Romane sind wie Gemälde, wie Aquarelle. Jedem Strich, den man ausführt, muss man folgen. Natürlich kann man alles überarbeiten, aber die ursprünglichen Striche bleiben in der Struktur des Stoffs erhalten.
Überarbeiten Sie viel?
Wenn ich an einem Buch sitze, schreibe ich dauernd um. Jeden Tag kehre ich zurück und beginne wieder mit Seite eins und schreibe einfach noch einmal ab, was ich schon habe. So finde ich einen Rhythmus. Wenn ich dann über hundert Seiten habe, gehe ich nicht mehr zu Seite eins zurück, aber vielleicht zu Seite fünfundfünfzig oder sogar zwanzig. Am Ende des Tages korrigiere ich, was ich geschrieben habe – mehrere Seiten oder nur eine – bis ganz zurück zum Anfang. Ich mache diese Korrekturen, damit ich die Seiten am nächsten Morgen abschreiben kann. Das hilft mir über die Furcht vor der leeren Seite hinweg.
Haben Sie diese Methode des Neuschreibens auch bei Das Jahr magischen Denkens angewandt?
Ja. Bei diesem Buch war es besonders wichtig, weil so viel vom Sound abhing. Ich schrieb es innerhalb von drei Monaten, aber ich machte jeden Abend Korrekturen.
Wann wussten Sie, dass aus den Notizen, die Sie als Reaktion auf den Tod Ihres Mannes verfassten, ein Buch werden würde?
John starb am 30. Dezember 2003. Mit Ausnahme von ein paar Zeilen, die ich am Tag danach oder so geschrieben habe, begann ich mit den Notizen, aus denen dann das Buch wurde, erst im folgenden Oktober. Nach ein paar Tagen des Notierens merkte ich, dass ich darüber nachdachte, wie man ein Buch strukturieren könnte, und in dem Moment merkte ich, dass ich es schon schrieb. Diese Erkenntnis veränderte aber nichts an dem, was ich schrieb.
Ist es Ihnen schwergefallen, das Buch zu beenden? Oder waren Sie froh, in den Alltag zurückzukehren – wieder mit einer Selbstbetrachtung auf niedrigerem Niveau zu leben?
Ja, es war schwierig, das Buch abzuschließen. Ich wollte John nicht gehen lassen. Tatsächlich habe ich meinen Alltag noch nicht zurück, Quintana starb ja erst vor wenigen Monaten, am 26. August.
»Ich fing an, Hemingway zu lesen, als ich elf oder zwölf war. Seine Sätze zogen mich an wie ein Magnet. Weil sie so einfach waren – oder vielmehr so einfach schienen.«
Da Sie über sich selbst schreiben, neigen Ihre Gesprächspartner dazu, Sie zu Ihrem Privatleben zu befragen; ich frage Sie nach dem Schreiben und nach Büchern. In der Vergangenheit haben Sie Artikel über V.S. Naipaul, Graham Greene, Norman Mailer und Ernest Hemingway geschrieben – gigantische, umstrittene Ikonoklasten, die Sie meist verteidigen. Waren das die Schriftsteller, mit denen Sie aufwuchsen und denen Sie nacheifern wollten?
Hemingway kam wirklich sehr früh. Ich fing wohl an, ihn zu lesen, als ich elf oder zwölf war. Seine Sätze zogen mich an wie ein Magnet. Weil sie so einfach waren – oder vielmehr so einfach schienen, es aber nicht waren.
Ich habe neulich eine Studie wieder gelesen, die mir irgendwie im Gedächtnis geblieben war, eine vor einigen Jahren erstellte Untersuchung über den Zusammenhang schriftstellerischer Fähigkeiten junger Frauen und der Häufigkeit von Alzheimererkrankungen. Zufällig waren alle Untersuchten Nonnen, alle diese Frauen waren an einem bestimmten Konvent ausgebildet worden. Dabei kam heraus, dass diejenigen, die als junge Frauen einfache Sätze geschrieben hatten, später öfter an Alzheimer erkrankten, während diejenigen, die komplizierte Sätze mit mehreren Nebensätzen geschrieben hatten, seltener erkrankten. Die These – die ich für falsch hielt – lautete, dass diejenigen, die als junge Frauen zu einfacheren Sätzen geneigt hatten, über kein gutes Gedächtnis verfügten.
Wenngleich Sie Hemingways Sätze nicht als einfach klassifizieren würden?
Nein. Sie sind trügerisch einfach, weil er darin immer eine Veränderung unterbringt.
Dachten Sie, Sie könnten solche Sätze schreiben? Wollten Sie es ausprobieren?
Ich glaubte nicht, dass ich das könnte, aber ich glaubte, ich könnte es lernen – weil sie sich so natürlich anfühlten. Ich erkannte, wie sie funktionierten, als ich damit begann, sie abzuschreiben. Da war ich wohl fünfzehn. Ich schrieb einfach diese Kurzgeschichten ab. Das war eine großartige Methode, sich Rhythmen einzuprägen.
Haben Sie vor Hemingway jemand anderen gelesen?
Niemanden, der mich in gleicher Weise angezogen hätte. Ich hatte vorher eine Menge Theaterstücke gelesen. Ich hatte die törichte Vorstellung, Schauspielerin zu werden. Allerdings drückte sich das nicht im Schauspielern aus, sondern im Stückelesen. Sacramento war kein Ort, an dem man viele Theaterstücke zu sehen bekam. Ich glaube, das erste Stück, das ich sah, war eine Tourneeaufführung von O Mistress Mine mit den Lunts. Ich glaube nicht, dass mich das inspiriert hat. Die Theatre Guild brachte Aufführungen im Radio, und ich kann mich daran erinnern, dass ich mit großer Begeisterung zugehört habe. Und dass ich in der Nachkriegszeit Monologe aus Tod eines Handlungsreisenden oder aus der Carson-McCullers-Verfilmung Das Mädchen Frankie auswendig gelernt habe.
»Ich litt an Nasenbluten, und es dauerte einen Sommer lang, einen Arzttermin zu bekommen. Also lag ich den ganzen Tag auf der Veranda und las Eugene O’Neill. Das war alles, was ich tat. Und mein Gesicht mit einem Eiswürfel betupfen.«
Welche Dramatiker haben Sie gelesen?
Eine Zeit lang habe ich alles von Eugene O’Neill verschlungen. Die schiere Theatralik seiner Stücke traf mich wie ein Blitz. Man konnte sehen, wie sie funktionierten. Ich las sie alle in einem Sommer. Ich litt an Nasenbluten, und aus irgendeinem Grund dauerte es einen Sommer lang, einen Arzttermin zu bekommen. Also lag ich den ganzen Tag still auf der Veranda und las Eugene O’Neill. Das war alles, was ich tat. Und mein Gesicht mit einem Eiswürfel betupfen.
Sie reagierten bei diesen frühen Einflüssen offenbar besonders auf den Stil – auf Stimme und Form.
Ja, aber ein anderer Schriftsteller, den ich während meiner Schulzeit las und der mich umgehauen hat, war Theodore Dreiser. Ich habe Eine amerikanische Tragödie an einem Wochenende gelesen. Ich konnte es einfach nicht weglegen und habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Nun war das aber das genaue Gegenteil von all den anderen Büchern, die ich zu der Zeit las, denn Dreiser hat wirklich keinen Stil. Aber es war gewaltig.
Ein Buch, das mich überhaupt nicht erreichte, als ich es zum ersten Mal las, war Moby-Dick. Ich las es zum zweiten Mal, als Quintana es in der Highschool lesen musste. Es war klar, dass sie nicht damit durchkäme, wenn wir nicht ein paar Unterhaltungen beim Abendessen darüber führen würden. Ich hatte überhaupt nichts verstanden, als ich es in ihrem Alter gelesen hatte. Mir war diese wilde Kontrolle der Sprache entgangen. Was ich für weitschweifig gehalten hatte, waren tatsächlich große Sprünge. Das Buch war mir als Wirrwarr erschienen, ich hatte die darin liegende Kontrolle nicht begriffen.
Nach der Highschool wollten Sie nach Stanford. Warum?
Ganz einfach – alle meine Freunde gingen nach Stanford.
Aber dann gingen Sie nach Berkeley und studierten Literatur im Hauptfach. Was haben Sie damals gelesen?
Am intensivsten habe ich mich mit Henry James beschäftigt und mit D.H. Lawrence, nach dem ich nicht gerade verrückt war. Er nervte mich in fast jeder Hinsicht.
Er hat keine Ahnung von Frauen.
Nein, nicht die geringste. Und die Prosa war so knorrig und sentimental. Sie sagte mir nicht zu, in keiner Weise.
Denken Sie, er schrieb zu schnell?
Ich weiß nicht. Ich denke, er war einfach knorrig und sentimental.
Sie erwähnten Ihre Lektüre von Moby-Dick. Lesen Sie viele Bücher mehrmals?
Ich lese Sieg immer wieder, mein vielleicht liebstes Buch auf der ganzen Welt.
Conrad? Wirklich? Warum?
Die Geschichte wird aus dritter Hand erzählt. Es ist keine Geschichte, die der Erzähler von jemandem gehört hätte, der sie selbst erlebt hat. Der Erzähler scheint sie von Leuten gehört zu haben, denen er rund um die Straße von Malakka begegnet. Also ist da diese fantastische Distanz der Erzählung, aber, wenn man mittendrin steckt, ist es sehr unmittelbar. Es ist ein unglaublich kunstvolles Buch. Ich habe noch nie einen Roman begonnen – ich meine, mit Ausnahme des ersten, als ich einfach nur einen Roman anfing, um einen Roman anzufangen –, noch nie einen geschrieben, ohne Sieg noch einmal zu lesen. Das Buch zeigt einem die Möglichkeiten des Romans auf. Es lässt ihn wie eine Unternehmung erscheinen, die es wert ist. In der gleichen Weise haben John und ich uns auf unsere Drehbücher vorbereitet, indem wir uns jedes Mal Der dritte Mann ansahen. Der ist perfekt erzählt.
Conrad war auch für Naipaul, dessen Werk Sie bewundern, eine große Inspiration. Was hat Sie bei Naipaul angezogen?
Ich las zuerst seine Essays. Aber was mich wirklich fasziniert hat – und ich lese den Anfang immer noch hin und wieder –, ist der Roman Guerillas. Auf den ersten Seiten kommt dieses Bauxit-Werk vor, das einem ein umfassendes Gefühl für diesen Teil der Welt vermittelt. Ein aufregendes Buch. Seine Essays hatten auf mich die gleiche Wirkung wie die Werke von Elizabeth Hardwick – man bekommt das Gefühl, dass es möglich ist, einfach durchs Leben zu gehen, etwas zu bemerken und es aufzuschreiben, und dass es in Ordnung ist, dass es sich lohnt. Dass die scheinbar unbedeutenden Dinge, die wir jeden Tag beobachten, bedeutend sind, einen Sinn ergeben und uns etwas erzählen. Es lohnt sich, Naipaul zu lesen, bevor man etwas schreibt. Und Edmund Wilson, die Essays in The American Earthquake. Sie haben diesen Blickwinkel ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Motti
  4. Ich liebe Hotels.
  5. Der Schriftsteller versucht immer, den Leser zum Zuhörer seines Traums zu machen.
  6. Ganze Sätze fallen mir nur beim Schreiben ein.
  7. In gewisser Weise übernimmt man die Grundstimmung des Buchs.
  8. Es ist unheimlich, woran wir uns erinnern und woran nicht.
  9. Ich bin gern allein.
  10. Ich durfte nicht vergessen, woher ich kam, dass ich einen Platz in der Welt hatte.
  11. Das Schreiben von Essays ist wie Bildhauerei, Romane sind wie Gemälde.
  12. Ich denke in Bildern, die man als weiblich bezeichnen könnte.
  13. Mein erster Roman entstand, glaube ich, aus einem Gefühl des Heimwehs.
  14. Ich ziehe das Sein dem Nichtsein vor.
  15. Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben.
  16. Anmerkung des Übersetzers
  17. Nachweis
  18. Leben und Werk
  19. Über Joan Didion
  20. Impressum