Das Nahe und das Ferne
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Das Nahe und das Ferne

Eine Autobiographie in Gesprächen mit Didier Eribon

  1. 336 Seiten
  2. German
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Das Nahe und das Ferne

Eine Autobiographie in Gesprächen mit Didier Eribon

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Über dieses Buch

Im Alter von achtzig Jahren erklärte sich einer der einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts bereit, ein Interview zu geben, sein erstes Interview seit fast dreißig Jahren. »Ein Ereignis«, jubelte Le Figaro. Im Gespräch mit dem Bestsellerautor Didier Eribon blickt Claude Lévi-Strauss auf die Stationen seines Lebens und Schaffens zurück – frühe Freud- und Marx-Lektüren, seine Flucht nach New York, Freundschaften mit André Breton und Max Ernst, seine Kritik am Kolonialismus und Cartesianismus, seinen anhaltenden Kampf für einen radikalen Humanismus. Und immer wieder wird deutlich, dass die historischen Ereignisse Lévi-Strauss' Schicksal genauso beeinflusst haben wie er das Denken unserer Epoche. Aber auch private Betrachtungen kommen in diesen Gesprächen nicht zu kurz. Eindrücklich erzählt er von seiner Liebe zur Musik, zur Malerei, zu Blumen, und warum er, der große Ethnologe, nie gern auf Reisen gegangen ist. Claude Lévi-Strauss' Erinnerungen sind die Confessiones eines herausragenden Gelehrten – und gleichzeitig ein bedeutendes Dokument europäischer Geistesgeschichte.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783311700265

Erster Teil Wenn Don Quijote wiederkehrt

Kapitel 1 Von Offenbach zu Marx

Sie sind in Brüssel geboren, im Jahr 1908.
Durch Zufall. Mein Vater war Maler. Vor allem Porträtmaler. Er hatte Jugendfreunde in Belgien, die ihm irgendwelche Auftragsarbeiten besorgt hatten, und so hat er sich mit seiner jungen Frau vorübergehend in Brüssel niedergelassen. Während dieses Aufenthaltes kam ich zur Welt. Meine Eltern sind nach Paris zurückgekehrt, als ich zwei Monate alt war.
Sie wohnten in Paris?
Mein Vater war Pariser. Meine Mutter ist in Verdun geboren und in Bayonne aufgewachsen.
Ihre Kindheit haben Sie also in Paris verbracht, im 16. Arrondissement, glaube ich.
In einem Gebäude, das noch heute existiert, Nr. 26 in der Rue Poussin, in der Nähe der Porte d’Auteuil. Wenn ich dort vorbeikomme, schaue ich zu dem Balkon der Wohnung im fünften Stock, wo ich die ersten zwanzig Jahre meines Lebens verbracht habe.
Und heute wohnen Sie ebenfalls im 16. Arrondissement. Ist das ein Viertel, das Sie lieben?
Es ist ein Viertel, das ich in meiner Kindheit geliebt habe, weil es sich viel Pittoreskes bewahrt hatte. Ich erinnere mich, dass es am Ende der Rue Poussin, bei der Abzweigung zur Rue La Fontaine, noch eine Art Bauernhof gab. Die Rue Raynouard war zur Hälfte ländlich. Gleichzeitig gab es da Ateliers von Künstlern, kleine Antiquitätenhändler … Heute ist es ein Viertel, das mich langweilt.
War Ihre Familie sehr an Kunst interessiert?
Es gab sogar eine regelrechte erbliche Belastung! Mein Urgroßvater, der Vater der Mutter meines Vaters, hieß Isaac Strauss. 1806 in Straßburg geboren, stieg er sehr jung nach Paris auf, wie es heißt. Er war Geiger und gründete ein kleines Orchester. Er trug dazu bei, die Musik Ludwig van Beethovens, Felix Mendelssohn Bartholdys und mancher anderer bekannt zu machen. In Paris hat er mit Hector Berlioz zusammengearbeitet, der ihn in seinen Memoiren erwähnt; und auch mit Jacques Offenbach, für den er einige seiner berühmten Quadrillen schrieb. Offenbachs Musik kannte man in meiner Familie auswendig; sie hat meine ganze Kindheit begleitet.
Strauss wurde gegen Ende der Regentschaft von Louis-Philippe I. Leiter des Ballorchesters bei Hofe, später dann, unter Napoleon III., Direktor des Casino-Orchesters von Vichy, das er lange leitete. Wiederum später trat er die Nachfolge von Philippe Musard als Dirigent der Opernbälle an. Gleichzeitig war er so etwas wie ein »Cousin Pons« und leidenschaftlicher Sammler von Antiquitäten, mit denen er auch handelte.
Hat Ihre Familie von dieser Sammlung etwas erhalten können?
Er hatte eine bedeutende Sammlung von Judaica, die gegenwärtig im Musée de Cluny aufbewahrt wird. Verschiedene Objekte, die durch seine Hände gegangen sind, wurden von Mäzenen erworben, die sie dem Louvre übereigneten. Was übrig blieb, wurde nach seinem Tode verkauft oder zwischen seinen Töchtern aufgeteilt. Der Rest wurde während der Besetzung von den Deutschen geplündert. Ich bewahre ein paar Überreste davon auf; so das Armband, das Napoleon III. meinem Urgroßvater überreichte, um sich für die Gastfreundschaft in der Villa Strauss in Vichy zu bedanken. Diese Villa Strauss, in der der Kaiser zu Besuch weilte, existiert noch heute. Sie ist zu einer Bar oder einem Restaurant umgestaltet worden, ich weiß nicht mehr, aber ihren Namen hat sie behalten.
Wurde die Erinnerung an diese Vergangenheit in der Familientradition wachgehalten und weitergegeben?
Sicher, denn das war die glorreiche Periode der Familie: Sie stand dem Thron nahe! Mein Urgroßvater hatte häufigen Umgang mit der Prinzessin Mathilde. Die Familie meines Vaters lebte im Gedenken an das Zweite Kaiserreich. Es blieb ihr übrigens nahe und lebendig: Als Kind habe ich noch – und zwar mit meinen eigenen Augen – die Kaiserin Eugénie gesehen.
Sie haben erzählt, dass Ihr Vater Maler war.
Ja, und zwei meiner Onkel ebenfalls. Anfangs vom Glück begünstigt, starb mein Großvater väterlicherseits ruiniert, sodass einer seiner Söhne – er hatte vier Jungen und ein Mädchen – schon sehr früh arbeiten musste, um die Familie zu unterstützen.
Man schickte meinen Vater auf die École des hautes études commerciales [Wirtschaftswissenschaftliche Hochschule].[3] Zu Beginn seines Berufslebens hat er mit bescheidenen Tätigkeiten an der Börse angefangen. Er hat Daniel-Henry Kahnweiler kennengelernt, und sie sind Freunde geworden. Sobald er konnte, hat er sich der Malerei verschrieben, für die er sich seit der Kindheit leidenschaftlich begeisterte.
Andererseits fügte es der Zufall, dass mein Vater und meine Mutter Cousine bzw. Cousin zweiten Grades waren. In Bayonne hatte die ältere Schwester meiner Mutter einen Maler geheiratet, der zeitweilig sogar eine Berühmtheit war, Henry Caro-Delvaille. Eine andere Schwester hat ebenfalls einen Maler geheiratet, Gabriel Roby, einen Basken; für ihn, der von schwächlicher Gesundheit war und früh starb, war das Leben noch schwieriger als für meinen Vater.
Haben meine Eltern sich aufgrund der familiären Bindungen oder aufgrund der Beziehungen zwischen Malern kennengelernt? Ich weiß es nicht mehr. Wie dem auch sei, meine Mutter lebte vor ihrer Heirat in Paris, zum Teil bei den Caro-Delvailles. Um Sekretärin we...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Prolog
  4. Erster Teil Wenn Don Quijote wiederkehrt
  5. Zweiter Teil Die Gesetze des Geistes
  6. Dritter Teil Die Kulturen, die Kultur
  7. Epilog
  8. Leben und Werk
  9. Endnoten
  10. Über Claude Lévi-Strauss
  11. Impressum