Kapitel 1: Treibhausgasemissionen – Wo liegt das Problem?
Die Umwelt und das Klima werden durch Treibhausgase belastet: Neben Kohlendioxid (CO2) gehören dazu auch Methan (CH4), Distickstoffmonoxid bzw. Lachgas (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), Tetrafluormethan (CF4), Hexafluorethan (C2F6), Oktafluorpropan (C3F8) und Schwefelhexafluorid (SF6). Das Emissionsvolumen all dieser Treibhausgase wird ausgedrückt in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Mit Blick auf das jährliche Volumen macht Kohlendioxid den mit Abstand höchsten Anteil aus: Im Jahr 2017 lag das Volumen der in Deutschland ausgestoßenen genannten Treibhausgase bei rund 1.080 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Die Menge an CO2-Emissionen betrug rund 971 Millionen Tonnen (vgl. Statistisches Bundesamt 2019: 3 und 12).
Das quantitativ wichtigste Treibhausgas ist Wasserdampf. Es spielt in der Diskussion zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen jedoch keine Rolle, weil die Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre nicht direkt vom Menschen gesteuert werden kann. Wasserdampf entsteht aus der Verdunstung von Wasser, allen voraus dem der Ozeane. Der menschliche Einfluss auf diese Verdunstung ist vernachlässigbar, selbst wenn zukünftig Wasserstoff als Energieträger eingesetzt wird. Es gibt jedoch einen indirekten Einfluss des Menschen auf das Ausmaß des weltweiten Wasserdampfvolumens: Da warme Luft mehr Wasserdampf halten kann als kalte Luft, erhöht der Mensch über die von ihm steuerbaren Treibhausgase die globale Erwärmung und mit ihr die Wasserdampfkonzentration (vgl. Rahmstorf und Schellnhuber 2007: 35 f.). Wegen des fehlenden direkten Einflusses des Menschen auf die Wasserdampfkonzentration spielt dieses Treibhausgas in den weiteren Ausführungen keine Rolle.
Zu den natürlichen Ressourcen gehören grundsätzlich alle Bestandteile der Natur, also »nachwachsende (biotische) und nicht-nachwachsende (abiotische) Rohstoffe, der physische Raum, die Fläche, die Umweltmedien, also Wasser, Boden und Luft, die strömenden Ressourcen sowie alle lebenden Organismen« (Umweltbundesamt 2018: 10). Da es in diesem Buch um die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen geht, sind im Folgenden mit dem Begriff »Ressourcen« nur die natürlichen Ressourcen gemeint, deren Nutzung durch den Menschen zu solchen Emissionen führt. Auch die Begriffe »Ressourcenproduktivität« und »Ressourceneffizienz« beziehen sich ausschließlich auf diese natürlichen Rohstoffe.
Der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid ist seit dem Beginn der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rasant gewachsen. Mit dem wirtschaftlichen Fortschritt und der Zunahme des materiellen Wohlstands stieg der CO2-Ausstoß je Einwohner:in stark an. Vor allem in den hoch entwickelten Volkswirtschaften Europas und Nordamerikas ist der Lebensstil immer CO2-intensiver geworden. Erst in den letzten Jahren ist dort ein Rückgang der durchschnittlichen CO2-Emissionen je Einwohner:in festzustellen. In Asien steigt der CO2-Ausstoß je Einwohner:in infolge des großen Wirtschaftswachstums samt eines Anstiegs der durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen seit dem Jahr 2000 (siehe Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Entwicklung des CO2-Ausstoßes je Einwohner:in in verschiedenen Weltregionen
Quelle: Ritchie und Roser 2017 (aktualisiert 2020)
Wegen der steigenden Bevölkerungszahlen hat auch das globale Emissionsvolumen enorm zugenommen. Die Kombination aus einem schnell wachsenden materiellen Wohlstand je Einwohner:in und einer starken Zunahme der Bevölkerungszahlen hat dazu geführt, dass Asien seit zwei Jahrzehnten die Region mit dem weltweit höchsten CO2-Emissionsvolumen ist (siehe Abbildung 1.2).
China ist dabei in erheblichem Maße für den Anstieg der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die chinesischen Emissionen sind zwischen 1990 und 2014 von 2,8 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten auf 11,6 Milliarden gestiegen. Damit war das Land in diesem Zeitraum für mehr als die Hälfte des globalen Anstiegs der Treibhausgasemissionen von 33,8 Milliarden Tonnen auf 48,9 Milliarden verantwortlich. So gesehen ist China »der Haupttreiber des weltweiten Treibhausgasausstoßes« (Frondel 2019: 167).
Abbildung 1.2: Entwicklung des gesamten CO2-Ausstoßes in verschiedenen Weltregionen
Quelle: Ritchie und Roser 2017 (aktualisiert 2020)
Die mit Abstand wichtigste Emissionsquelle ist der Energiesektor inklusive des Verkehrswesens. Weitere Quellen sind die Industrie, die Landwirtschaft und die Abfallwirtschaft (vgl. Umweltbundesamt 2020a: 71). Exemplarisch zeigt sich dies an Deutschlands Treibhausgasemissionen des Jahres 2018 (siehe Tabelle 1.1).
Tabelle 1.1: Deutschlands Treibhausgasemissionen im Jahr 2018, ausgedrückt in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten
Quelle: Umweltbundesamt 2020c
Treibhausgasemissionen sind eine zentrale Ursache für den Treibhauseffekt und die damit verbundene globale Erwärmung. Für Letztere gibt es zwei grundsätzliche Ursachen (vgl. zu den folgenden Ausführungen Rahmstorf und Schellnhuber 2007: 13, 29–53). Zum einen kann die Sonnenstrahlung, die auf die Erde trifft, zunehmen, etwa durch eine Veränderung der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Zum anderen kann sich die Abstrahlung der Wärme von der Erde verändern. Für eine Verringerung der in das All zurückgespiegelten Wärmestrahlung gibt es wiederum zwei Gründe:
1.Die Reflexionsflächen der Erde können sich verringern, etwa durch einen Rückgang der weltweiten Eisflächen. Dadurch wird ein kleinerer Anteil der Sonnen- bzw. der Wärmestrahlung von der Erde zurückgespiegelt. Die Folge ist, dass sich die Erde erwärmt.
2.Eine Veränderung in der Atmosphäre kann dazu führen, dass die von der Erde reflektierte Wärme nicht das Weltall erreicht. Verantwortlich für diese zweite Möglichkeit ist eine Erhöhung der Konzentration bestimmter Gase – der bereits genannten Treibhausgase – und von anderen Partikeln in der Luft. Die Treibhausgase absorbieren die Wärmestrahlung, statt sie in das All entweichen zu lassen, sodass es zu einem Wärmestau kommt. Dieser Treibhauseffekt ist grundsätzlich ein natürlicher und auch notwendiger Vorgang, denn ohne ihn wäre die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche rund 33 Grad Celsius niedriger, als sie es ist (vgl. Umweltbundesamt 2020e: 74). Problematisch ist jedoch, dass die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre infolge menschlicher Aktivitäten dramatisch zugenommen hat.
Aus der globalen Erwärmung ergeben sich etliche Konsequenzen, von denen hier lediglich die ökonomisch relevanten skizziert werden. Zu den wichtigsten Negativeffekten gehören die folgenden (die Ausführungen sind Petersen 2008 entnommen und basieren auf Rahmstorf und Schellnhuber 2007: 54 – 81):
•Das Abschmelzen der Gletscher und des arktischen Meereseises bewirkt eine Verstärkung der Erderwärmung, weil die Sonnenlicht reflektierenden Eisflächen kleiner werden. Der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels und das zunehmende Überflutungsrisiko bewirken höhere Kosten für den Küstenschutz und für die Beseitigung von Überflutungsschäden. Zudem sind kostenintensive Verlagerungen von Produktionsstätten erforderlich sowie die Umsiedlung der Bevölkerung, die in dann nicht mehr sicheren Orten wohnt.
•Mit dem Abschmelzen der Gletscher ist zudem eine Abnahme der Wasservorräte verbunden. Hiervon sind die Landwirtschaft und damit die Herstellung von Agrarprodukten betroffen. Weitere negative Folgen sind für die Trinkwasserversorgung der Menschen zu erwarten. Die Erwärmung von Seen und Flüssen führt schließlich zu einer vermehrten Algenbildung, die die Wasserqualität verschlechtert und daher die Kosten der Trinkwasserversorgung erhöht.
•Die globale Erwärmung kann darüber hinaus die Meeresströmungen verändern. Derzeit sinken die relativ kalten Wassermassen im europäischen Nordmeer und in der Labradorsee, wodurch sie das wärmere Wasser der südlichen Meere anziehen. Dieser Wärmetransport kann als Konsequenz der Erwärmung zum Erliegen kommen. Damit ginge eine Abkühlung im Nordatlantikraum einher, während sich die Südhalbkugel weiter erwärmen würde. Zudem würde der Meeresspiegel »praktisch ohne Verzögerung im Nordatlantik um bis zu einem Meter steigen, auf der Südhalbkugel etwas fallen« (Rahmstorf und Schellnhuber 2007: 69). In den Regionen mit steigendem Meeresspiegel sind daher erhebliche Maßnahmen für den Küstenschutz erforderlich. Andernfalls ist mit großen Schäden durch Überschwemmungen zu rechnen.
•Eine weitere Folge der globalen Erwärmung ist das Auftauen von Permafrostböden. Im Bereich instabiler Abhänge sind Schutzmaßnahmen erforderlich oder die Beseitigung von Schäden, die durch Bergstürze auftreten. Zu denken ist darüber hinaus an die Schäden, die aus dem Versinken von Häusern und Infrastruktur (Straßen, Pipelines etc.) entstehen sowie aus dem Versickern von Seen, die als Trinkwasserquellen dienen.
•Im Zuge des Klimawandels sind weiter zunehmende Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürren, Stürme, Überflutungen etc. zu erwarten. Wirtschaftlich relevante Konsequenzen sind unter anderem Hitzewellen mit einer steigenden Zahl von Hitzetoten, die Zunahme von hitzebedingten Erkrankungen, ein hitzebedingter Rückgang der Arbeitsproduktivität, die Zunahme tropischer Wirbelstürme mit entsprechenden Schäden, starke Niederschlagsereignisse mit Überflutungen sowie immer mehr Dürren mit entsprechenden Ernteeinbußen.
•Der Klimawandel hat zudem Folgen für die Ökosysteme, etwa das Massensterben von Tier- und Pflanzenarten mit den entsprechenden Produktionseinbußen in der Landwirtschaft. Weitere Konsequenzen sind mehr Waldbrände, ein stärkerer Insektenbefall und die Ausbreitung von Krankheiten, die von Insekten übertragen werden (Malaria, Borreliose), die generelle Ausbreitung von Krankheiten (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und die Versauerung der Ozeane durch eine erhöhte CO2-Konzentration, was wiederum negative Folgen für die Fischbestände und damit für die Fischerei hat.
•Aus den beschriebenen Konsequenzen ergeben sich schließlich gravierende Folgen für die Produktion von Nahrungsmitteln. Ernteeinbußen resultieren aus Wassermangel, Dürren, Stürmen, Überflutungen und einem stärkeren Insektenbefall. Zudem ist davon auszugehen, dass eine steigende globale Durchschnittstemperatur in den meisten Regionen der Welt – allen voran im globalen Süden – die Ernteerträge reduzieren wird (vgl. Nicoll 2016: 342). Schließlich werden auch noch Jagdkulturen (Arktis) und Fischfanggründe beeinträchtigt.
Neben diesen negativen Konsequenzen haben die skizzierten klimatischen Entwicklungen auch einige Vorteile, die vor allem die Regionen in den höheren Breitengraden, etwa Kanada, Skandinavien und Russland, betreffen. Der Rückgang des arktischen Eises öffnet den arktischen Ozean für die Schifffahrt und reduziert Transportkosten. Die globale Erwärmung bewirkt eine Reduktion der kältebedingten Todesfälle, Energieeinsparungen infolge des geringeren Heizbedarfs und eine Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge. Zudem werden diese Regionen eine Ankurbelung des Tourismus erwarten können.
Während die Erwärmung im Norden also noch Vorteile haben kann, werden sich im Süden die negativen Folgen eher verstärken. Hierbei ist vor alle...