Kompendium Flächenhygiene
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Über dieses Buch

Dieses Buch ist als Standardwerk für die wesentlichen Aspekte der Flächenhygiene in allen Bereichen der Versorgung von Patienten und Heimbewohnern konzipiert. Erkenntnisse aus der internationalen wissenschaftlichen Fachliteratur werden umfassend ausgewertet und dargestellt, Fallbeispiele, Infoboxen und Abbildungen erleichtern deren Lesbarkeit. Zahlreiche Tabellen ermöglichen eine intensivere Beschäftigung mit Einzelergebnissen. Mit einem Fazit am Ende eines jeden Kapitels werden die für die Praxis wesentlichen Erkenntnisse komprimiert zusammengefasst. Ein Team aus insgesamt 11 Autoren befasst sich im ersten Teil des Buches mit der Kontamination von Flächen, den Übertragungswegen, Flächen-assoziierten nosokomialen Infektionen, dem OP-Bereich, der unmittelbaren und erweiterten Patientenumgebung, Stethoskopen, mobilen elektronischen Geräten, der praktischen Durchführung von Reinigung und Desinfektion, dem Schutz der Mitarbeiter bei der Durchführung der Flächendesinfektion, den verschiedenen Tuchspendersystemen sowie der Qualitätssicherung in der Flächenhygiene. Im zweiten Buchteil werden die Prüfmethoden zur Bestimmung der Wirksamkeit, die antimikrobielle Wirkung der häufigsten chemischen Wirkstoffe - einschließlich Kupfer und Photodynamik - sowie Möglichkeiten zur Reduktion des bakteriellen Selektionsdrucks in der Flächendesinfektion beschrieben ("Antimicrobial Stewardship").

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Information

1. Übertragung von Krankheitserregern auf Flächen
Günter Kampf
1.1. Hände bzw. Fingerkuppen
Mikroorganismen und Viren können durch einen kurzen Kontakt direkt von kontaminierten Händen oder Fingerkuppen auf unbelebte Flächen übertragen werden. Dabei wird meist nur zwischen 0 % und 24 % der Viren tatsächlich auf die Flächen gelangen. Wenn die Trocknungszeit der Kontamination auf den Fingerkuppen länger war, konnte nur weniger Virus auf die Fläche übertragen werden (1, 29). Lediglich mit dem Norovirus, gewonnen aus einer kontaminierten Stuhlprobe, waren Übertragungsraten von bis zu 100 % messbar. Sie nahm jedoch mit zunehmender Zahl an Flächenkontakten kontinuierlich abnahm (Tabelle 1.1). Wenn Mitarbeiter nach direktem Hände- oder Handschuhkontakt mit VRE-Patienten weitere Flächen berührten, konnte auf 10,6 % der 151 untersuchten und bis dahin nachweislich VRE-negativen Flächen eine Übertragung nachgewiesen werden, beispielsweise auf das Bettgestell, die Infusionspumpe, die Blutdruckmanschette oder den Nachttisch (18).
Tabelle 1.1: Übertragungsrate von Viren von künstlich kontaminierten Händen bzw. Fingerkuppen auf unbelebte Flächen; *„plaque forming units“ (PFU; Höhe des Virustiters); **höhere Übertragungsrate bei kürzerer Trocknungszeit auf den Fingerkuppen.
1.2. Atemwegsekrete
Durch das Niesen können 40 000 Partikel ausgestoßen werden. Die meisten von ihnen trocknen sofort in kleine, potenziell infektiöse Tröpfchenkerne aus, von diesen sind 80 % kleiner als 100 μm (15). Kleine Tröpfchen haben eine Reichweite von etwa acht Metern, große Tröpfchen von ca. zwei Metern (3, 8, 9, 21, 34). Beim Niesen finden sich im Hinblick auf den Durchmesser der Tröpfchenpartikel Häufigkeitsgipfel bei ca. 100 μm und 500 μm (23). Beim Husten werden ca. 710 Partikel ausgestoßen, die mehr als zwei Meter weit fliegen können. Das allgemeine Husten ist im Vergleich zum Niesen eventuell ein wirksamerer Weg der Übertragung in der Luft, z. B. von Coxsackievirus A (16). Bei leichtem Wind können die Tröpfchen bis zu sechs Meter weit getragen werden, dabei sinken mit zunehmender Distanz sowohl ihre Anzahl als auch ihr Durchmesser (17). Durch das Sprechen von 100 Worten werden etwa 36 Partikel abgegeben (21). Die Übertragung über die Luft oder Tröpfchen hängt dabei auch von der Häufigkeit der auslösenden Aktivität ab.
1.3. Erbrochenes
Fallbeispiel
Im Januar 1999 waren mehr als 300 Menschen von einem Norovirus-Ausbruch mit Gastroenteritis betroffen, die über einen Zeitraum von fünf Tagen einen Konzertsaal besucht hatten. Der Indexfall war ein Konzertbesucher, der sich im Auditorium und in der angrenzenden Männertoilette erbrach. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts traten bei Besuchern von acht der 15 Schulgruppen auf, die am folgenden Tag anwesend waren. Kinder, die auf der gleichen Ebene des Auditoriums saßen wie der Indexfall, waren viel häufiger krank als Kinder, die anderswo saßen (relatives Risiko: 7,1; p < 0,001). Die Übertragung erfolgte höchstwahrscheinlich durch direkten Kontakt mit kontaminierten Flächen (19).
Das typische Beispiel für das Entstehen einer Kontamination unbelebter Flächen ist das Erbrechen bei einer Norovirus-Infektion (12, 13, 22, 28). Dabei können die Tröpfchen und Partikel eine Entfernung von mehr als drei Meter zurücklegen (26). Nach dem Antrocknen auf einer Fläche können Viruspartikel darüber hinaus durch Luftströmung weiter verteilt werden (30).
Mit einer Simulation des Erbrechens anhand einer technischen Vorrichtung („vomiting Larry“) wurde mit dem felinen Calicivirus (FCV) untersucht, wie stark der Fußboden in der Umgebung nach einmaligem Erbrechen von einem Liter mit dem Virus kontaminiert ist. Dabei fand sich die höchste Virenzahl unmittelbar vor „vomiting Larry“, doch einzelne Tröpfchen wurden noch in drei Meter Entfernung beschrieben (27)
1.4. Stuhl
Infektiöse Gastroenteritis wird vorwiegend durch Noroviren und Rotaviren ausgelöst (4). Darüber hinaus ist Durchfall das Hauptsymptom der C. difficile Infektion (CDI), die inzwischen die vierthäufigste nosokomiale Infektion in Deutschland darstellt (6). Im Umfeld von CDI Patienten findet sich häufig C. difficle auf Flächen (9,3 % - 32,8 %) (20, 24, 32). In Zimmern von Patienten, bei denen MRSA im Stuhl nachgewiesen und Durchfall beschrieben war, fand sich MRSA auf sogar auf 59 % der untersuchten Flächen (10).
1.5. Blut
Relevante Mengen potenzieller Pathogene sind durch Blut auf unbelebten Flächen nicht zu erwarten Das Ebolavirus kann jedoch bis zu zehn Tage in getrocknetem Blut auf unbelebten Flächen infektiös bleiben, die Nachweisdauer ist in Erbrochenem bzw. im Stuhl kürzer (31).
1.6. Lebensmittel
Eine weitere Quelle der Kontamination von Flächen kann im Küchenbereich die Zubereitung von Lebensmitteln sein. Insbesondere das Verarbeiten von Hähnchenfleisch hat wiederholt zur Kontamination von Flächen mit Salmonella spp., Listeria spp. bzw. Campylobacter spp. geführt (7, 11, 14, 25).
Fazit für die Praxis
1. Flächen können über die Hände, Atemwegsekrete, Stuhl, Erbrochenes oder Lebensmittel mit potenziell pathogenen Mikroorganismen kontaminiert werden.
2. Von primär kontaminierten Händen lassen sich bei einmaligem Kontakt meist zwischen 0 % und 24 % der Viren auf Flächen übertragen.
3. Lediglich mit dem Norovirus aus einer kontaminierten Stuhlprobe waren Übertragungsraten von bis zu 100 % messbar, die mit der zunehmenden Zahl an Flächenkontakten kontinuierlich abnahm.
4. Im Umfeld von CDI-Patienten mit Durchfall findet sich häufig C. difficile auf Flächen (9,3 % bis 32,8 %).
Literatur
1. Ansari SA et al. Rotavirus survival on human hands and transfer of infectious virus to inanimate and nonporous inanimate surfaces. J Clin Microbiol 1988; 26: 1513-8.
2. Ansari SA et al. Potential role of hands in the spread of respiratory viral infections: studies with human parainfluenza virus 3 and rhinovirus 14. J Clin Microbiol 1991; 29: 2115-9.
3. Asadi S et al. Aerosol emission and superemission during human speech increase with voice loudness. Sci Rep 2019; 9: 2348.
4. Bányai K et al. Viral gastroenteritis. Lancet 2018; 392: 175-86.
5. Barker J et al. Effects of cleaning and disinfection in reducing the spread of norovirus contamination via environmental surfaces. J Hosp Infect 2004; 58: 42-9.
6. Behnke M et al. Nosocomial infection and antibiotic use: a second national prevalence study in Germany. Dtsch Arztebl Int 2013; 110: 627-33.
7. Borrusso PA et al. Prevalence of Pathogens and Indicator Organisms in Home Kitchens and Correlation with Unsafe Food Handling Practices and Conditions. J Food Prot 2017; 80: 590-7.
8. Bourouiba L. Images in clinical medicine. A Sneeze. N Engl J Med 2016; 375: e15.
9. Bourouiba L. Turbulent Gas Clouds and Respiratory Pathogen Emissions: Potential Implications for Reducing Transmission of COVID-19. JAMA 2020; 323: 1837-8.
10. Boyce JM et al. Widespread environmental contamination associated with patients with diarrhea and methicillin-resistant Staphylococcus aureus colonization of the gastrointestinal tract. Infect Control Hosp Epidemiol 2007; 28: 1142-7.
11. Cardoso MJ et al. Cross-contamination events of Campylobacter spp. in domestic kitchens associated with consumer handling practices of raw poultry. Int J Food Microbiol 2021; 338: 108984.
12. Caul EO. Small round structured viruses: airborne transmission and hospital control. Lancet 1994; 343: 1240-2.
13. Chadwick PR et al. Management of hospital outbreaks of gastro-enteritis due to small roundstructured viruses. J Hosp Infect 2000; 45: 1-10.
14. Cliver DO. Cutting boards in Salmonella cross-contamination. J AOAC Int 2006; 89: 53...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Vorwort
  5. Autorenverzeichnis
  6. Inhalt
  7. 1. Übertragung von Krankheitserregern auf Flächen
  8. 2. Überleben von Krankheitserregern auf Flächen
  9. 3. Übertragung von Krankheitserregern von Flächen
  10. 4. Biofilm auf Flächen
  11. 5. Nosokomiale Infektionen durch kontaminierte Flächen
  12. 6. OP-Bereich
  13. 7. Die unmittelbare Patientenumgebung
  14. 8. Die erweiterte Patientenumgebung
  15. 9. Stethoskope
  16. 10. Mobile elektronische Geräte
  17. 11. Flächenreinigung
  18. 12. Flächendesinfektion
  19. 13. Wiederverwendbare Tuchspender
  20. 14. Gebrauchsfertige Desinfektionstücher
  21. 15. Mitarbeiterschutz bei der Flächendesinfektion
  22. 16. Qualitätssicherung in der Flächenhygiene
  23. 17. Methoden zur Bestimmung der Wirksamkeit
  24. 18. Reiniger
  25. 19. Benzalkoniumchlorid
  26. 20. Didecyldimethylammoniumchlorid
  27. 21. Glutaraldehyd
  28. 22. Natriumhypochlorit
  29. 23. Wasserstoffperoxid
  30. 24. Peressigsäure
  31. 25. Alkohole
  32. 26. Kupfer
  33. 27. Antimikrobielle photodynamische Verfahren
  34. 28. Antimicrobial Stewardship in der Flächendesinfektion
  35. Danksagung
  36. Abkürzungsverzeichnis