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- 320 Seiten
- German
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eBook - ePub
Mobbing Dick
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben
Über dieses Buch
Das Jurastudium wird immer trockener, das elterliche Reihenhäuschen immer enger. Die Lösung verspricht ein Job und eine eigene Wohnung. Sich selbst über sein Berufsprofil nicht ganz im Klaren, gelingt Dick in der ominösen Bankanstalt ein rasanter Aufstieg, der Druck wächst. Gleichzeitig wissen die Eltern immer noch nichts von der neuen Wohnung, ein überteuertes Loch in einer üblen Gegend, und schließlich entdeckt er ein lange gehütetes Geheimnis seines Vaters. Dick gerät immer mehr in Bedrängnis und flüchtet sich bald in seine eigene Wirklichkeit als Mobbing Dick. Es beginnt eine packende und extreme Irrfahrt, bei der er immer mehr die Kontrolle über sein Alter Ego verliert.
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Information
1
Am Anfang ist Dick nur zu seinem Arm böse. Er beißt hinein, bis er zum Arzt muss und dieser ihn über den Brillenrand hinweg anschaut und sagt:
Was ist das?
Ein Hund?
Das ist kein Hund.
Nein.
Dick mag den Arzt, aber er kann ihm nicht alles sagen, da er auch der Arzt seiner Eltern ist. Die Wunde sieht eklig aus und er schämt sich, dass der andere sie berühren muss. Der Arzt bestreicht sie mit Salbe.
Tut’s weh?
Es geht.
Was tut sonst noch weh?
Die Salbe riecht nach Kamille und Kinderspielplatz und Dick beginnt nun doch zu erzählen. Vom Jurastudium, das immer trockener wird. Vom elterlichen Reihenhäuschen, das immer enger wird. Vom Vater, der in der Küche Nachrichten hört, während Mutter im Keller Unterhosen wäscht.
Ich kriege keine Luft mehr, sagt er.
Und beißen hilft?
Der Arzt verbindet den Arm und fragt, was Dick tun würde, wenn er das Leben so leben könnte, als gehörte es ihm. Dick braucht nicht lange zu überlegen. Er würde aufhören zu studieren, einen Job suchen und zu Hause ausziehen. Vielleicht sollte er das tun, meint der Arzt. Schon seinem Arm zuliebe.
Wenige Tage später sitzt Dick im Büro einer Personalfrau. Sie hat einen strengen Pferdeschwanz gebunden und will wissen, wieso er Dick heißt, sie kennt keinen anderen Schweizer, der so heißt. Da ihm die Wahrheit peinlich ist, sagt er, dass er bei der Geburt sechs Kilo gewogen hat.
Sechs Kilo? Ihre arme Mutter!
Sie ist wohlauf.
Die Personalfrau wischt ein langes, schwarzes Haar vom Tisch und fragt, weshalb er das Studium abgebrochen hat.
Aus gesundheitlichen Gründen.
Was?
Er will ihr die Bisswunde zeigen, aber sie ist schon bei der nächsten Frage. Warum er hier arbeiten möchte. Weil seine Mutter früher hier gearbeitet hat.
Sie meinen, vor der Sechskilogeburt?
Genau.
Wissen Sie was? Ich glaube Ihnen kein Wort.
Sie hat aber wirklich hier gearbeitet.
Die Personalfrau blättert in den Unterlagen. Er soll von seinen Stärken erzählen. Gibt es etwas, das er besonders gut kann? Essen. Wie bitte? Er kann essen, so viel er will, ohne zuzunehmen.
Sie meinen, Sie sind ein Dick, der nicht dick wird?
Genau.
Das ist doch keine Stärke. Wir sind eine Bank und kein Restaurant.
Sie seufzt.
Reden wir über Ihre Schwächen. Haben Sie eine?
Süßes.
Also nein! Ist das Ihr erstes Bewerbungsgespräch?
Sie steht auf und begleitet ihn zum Ausgang, wobei sie nochmals auf seinen Namen zurückkommt:
Verraten Sie mir, wieso Sie so heißen?
Krieg ich dann den Job?
2
In der kleinen Küche riecht es nach Rosmarin. Mutter holt ein Huhn aus dem Backofen und zerteilt es. Vater faltet die Neue Zürcher Zeitung zusammen und legt sie weg, damit Mutter die Teller hinstellen kann. Sie fragt, wie es bei der Bank gelaufen ist, und Dick sagt, die Personalfrau hat seinen Namen komisch gefunden.
Meier?
Den Vornamen.
Wieso komisch?
Ssst!, macht Vater, weil im Radio die Nachrichten kommen. Lustigerweise ist auch etwas von Dick Cheney dabei. Er soll einem Freund bei der Jagd ins Gesicht geschossen haben. Der Arme, sagt Mutter, während Vater betrübt sein Hühnerbein salzt. Dick weiß, ihr Mitgefühl gilt nicht dem Opfer, sondern dem Schützen. Für die Eltern ist Dick Cheney ein Held. Das war er schon, bevor er Vizepräsident der Vereinigten Staaten wurde, und ist es bis heute geblieben, auch wenn er nur noch nach einem Herzinfarkt oder Jagdunfall in den Medien auftaucht. Die Eltern bewundern seinen Ehrgeiz und seine Entschlossenheit. Ein Mann, der zupacken kann und sich nicht von seinem Ziel abbringen lässt, auch nicht durch das Gesicht eines Freundes.
Nach dem Essen fragt Vater, wie viel Dick bei der Bank verdienen würde. Großbanken zahlen gut, hat er gehört, selbst bei Studienabbrechern. Mutter macht ein Gesicht wie ein zerrissenes Küchentuch. Sie hat es noch nicht überwunden, dass aus ihrem Sohn kein Dr. Rechtsanwalt werden wird. Aber vielleicht schafft er es ja zum Bankprokuristen oder gar Chefprokuristen. Ihr damaliger Abteilungsleiter war Chefprokurist. Ein Mann, von dem sie noch heute schwärmt, weil er Dick Cheney in Gestalt und Charakter ähnlich war und großen Mut und Tatkraft besaß. Wie in jenem heißen Sommer, als das Thermometer auf 35 Grad kletterte und die Männer der Abteilung fast erstickten. Da kam der Chefprokurist durch die Büros getrabt und brüllte mit hochrotem Kopf, alle Krawatten runter, sofort! Mutter bekommt noch heute eine Gänsehaut, wenn sie davon erzählt.
Denkst du, sie nehmen dich, Schatz?
Aus dem Keller ruft die Waschmaschine. Mutter steigt die schmale Treppe hinunter und Vater fragt, was Dick vorhat, wenn er Großverdiener ist. Leben, sagt Dick und Vater lächelt mit Senf in den Mundwinkeln und meint, er hat seiner Mutter sehr wehgetan.
Ich kann nur hoffen, du ersparst ihr weiteren Kummer.
Dick nimmt sich das restliche Huhn und die Bratkartoffeln und Vater sagt, das Schlimmste wäre jetzt, wenn er ausziehen würde. Das würde Mutter nicht verkraften.
Wieso?
Bist du etwa schon auf Wohnungssuche?
Dick stopft sich den Mund voll, um nicht reden zu müssen, und Vater erklärt, dass sie hier rausmüssten, wenn Dick sie im Stich ließe. Das Reihenhäuschen gehört einer Genossenschaft, deren Statuten besagen, dass man mindestens zu dritt sein muss, um hier wohnen zu dürfen.
Deine Mutter könnte ohne das Häuschen nicht leben, sagt er. So viele Erinnerungen sind für sie damit verbunden.
Quatsch, denkt Dick. Mutter würde liebend gern in die Stadt ziehen, das hat sie schon oft gesagt. Vater ist es, der am Häuschen hängt, weil es so günstig und weil ringsherum viel Wald für seine Sonntagsspaziergänge ist.
Du fühlst dich doch wohl hier bei uns, nicht?
Nein.
Was?
Doch, Scherz.
Mutter kommt zurück und Vater sagt, Dick hat soeben versichert, dass er gerne bei ihnen wohnt, sie braucht sich also keine Sorgen zu machen. Sie macht sich keine Sorgen, sagt sie und sieht, dass die Schüsseln leer sind. Wo tut Dick das bloß alles hin? Kein Wunder, ist das Haushaltsportemonnaie immer leer.
Sie werden mich wahrscheinlich nicht nehmen, sagt er.
Wieso nicht?
Weil nicht alle Dick Cheney mögen.
Hast du etwa gesagt, dass …?
Ich konnte die Personalfrau ja schlecht anlügen.
3
An seinem ersten Arbeitstag bringt Dick eine Schachtel Cremeschnitten mit. Er nimmt im Büro der Personalfrau Platz und sieht ihrem Pferdeschwanz zu, der aufgeregt zuckt, während sie ihn über das Schweizer Bankgeheimnis aufklärt. Sie sagt, das Bankgeheimnis ist zu einem großen Teil abgeschafft worden, aber er darf trotzdem nichts sagen, zu niemandem, verstanden? Sonst drohen Buße, Gefängnis und Ächtung auf dem Arbeitsmarkt. Apropos Arbeitsmarkt, er hat Glück, dass dieser zurzeit so ausgetrocknet ist und sie nicht allzu wählerisch sein dürfen. Fragen? Gut.
Nachdem er zahlreiche Papiere unterzeichnet hat, händigt sie ihm einen Personalausweis aus und sagt, willkommen bei der Schweizerischen Bankanstalt. Er öffnet seine Schachtel, holt ein Stück Cremeschnitte heraus und streckt es ihr hin, aber sie wehrt mit gespreizten F...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Widmung
- Inhalt
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Kapitel 12
- Kapitel 13
- Kapitel 14
- Kapitel 15
- Kapitel 16
- Kapitel 17
- Kapitel 18
- Kapitel 19
- Kapitel 20
- Kapitel 21
- Kapitel 22
- Kapitel 23
- Kapitel 24
- Kapitel 25
- Kapitel 26
- Kapitel 27
- Kapitel 28
- Kapitel 29
- Kapitel 30
- Kapitel 31
- Kapitel 32
- Kapitel 33
- Kapitel 34
- Kapitel 35
- Kapitel 36
- Kapitel 37
- Kapitel 38
- Kapitel 39
- Kapitel 40
- Kapitel 41
- Kapitel 42
- Kapitel 43
- Kapitel 44
- Kapitel 45
- Kapitel 46
- Kapitel 47
- Kapitel 48
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Kapitel 51
- Kapitel 52
- Kapitel 53
- Kapitel 54
- Kapitel 55
- Kapitel 56
- Kapitel 57
- Kapitel 58
- Kapitel 59
- Kapitel 60
- Kapitel 61
- Kapitel 62
- Kapitel 63
- Kapitel 64
- Kapitel 65
- Kapitel 66
- Kapitel 67
- Kapitel 68
- Kapitel 69
- Kapitel 70
- Kapitel 71
- Kapitel 72
- Kapitel 73
- Kapitel 74
- Kapitel 75
- Kapitel 76
- Kapitel 77
- Kapitel 78
- Kapitel 79
- Kapitel 80
- Kapitel 81
- Kapitel 82
- Kapitel 83
- Kapitel 84
- Kapitel 85
- Kapitel 86
- Kapitel 87
- Kapitel 88
- Kapitel 89
- Dank
- Zum Autor