FilmMusik - Martin Scorsese
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FilmMusik - Martin Scorsese

Die Musikalität der Bilder

  1. 128 Seiten
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Über dieses Buch

Bereits in "Mean Streets" im Jahre 1973 gelang Martin Scorsese eine Szene, deren Kombination von Bild und Musik Kultstatus erlangte: Der Auftritt Robert De Niros zum Song "Jumpin' Jack Flash" der Rolling Stones sollte nur der erste Wurf eines Regisseurs sein, der es wie kaum ein anderer verstand, Musik und Film zur Einheit zu verschmelzen. Martin Scorseses Werke zeigen eine Fülle von Facetten der Komposition von Bild und Ton und zeugen von einer Musikkenntnis jenseits stilistischer und zeitgeschichtlicher Befangenheit. Ob in Bernard Herrmanns Soundtrack zu "Taxi Driver" (1975), ob als Hommage an die goldenen Zeiten des Jazz in "New York, New York" (1977) und "Raging Bull" (1980), ob in Peter Gabriels Originalkomposition zu "The Last Temptation of Christ" (1987), in zahlreichen Reminiszenzen an die Oper oder in Konzertdokumentationen wie "The Last Waltz" (1978), "Feel Like Going Home" (2003), "No Direction Home" (2005) oder "Shine a Light" (2008) - immer wieder ist es Scorsese gelungen, den Zuschauer zum Zuhörer zu machen.Der zweite Band der Reihe "FilmMusik" nimmt daher das Werk eines der musikalischsten aller Filmregisseure in den Blick, mit Beiträgen zu Scorsese und Oper, zu präexistenter Musik als Autorensignatur, zur Schizophrenie der Musik in "Taxi Driver", zur stilistischen Vielfalt der verwendeten Musik in "The Wolf of Wall Street" und zu Scorseses Arbeit mit seinem "music supervisor" Robbie Robertson.

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Willem Strank

Sex, Drugs & Miscellaneous Styles

Musik in THE WOLF OF WALL STREET

I Exposition

THE WOLF OF WALL STREET (USA 2013) beginnt in medias res – ohne Filmtitel, ohne Vorspann. Stattdessen übernimmt sogleich Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio ) das Wort und führt in einer ersten von zahllosen Montagesequenzen in die Handlung ein. Diese Handlung, so wird es schon in der Exposition deutlich, ist eine jener epischen Scorsese-Erzählungen vom Aufstieg und Fall eines Kriminellen, wie sie der Regisseur bereits in RAGING BULL (USA 1980), GOODFELLAS (USA 1990) und CASINO (USA 1995) inszenierte – nur stärker denn je vermittelt durch ihre Hauptfigur, die von Anfang an mittels eines Voice-Overs eine Deutungshoheit über die gezeigten Bilder beansprucht und sogar so weit geht, auch die Gedankenwelten fremder Figuren zu kommentieren.1
Der Film löst dies auch formal ein, indem nach den Produktionslogos von Universal und Red Granite statt eines Vorspanns eine fiktive Werbung für Belforts Firma Stratton Oakmont zu sehen ist und er somit selbst den (fingierten) Paratext seinem auktorialen Erzähler übergibt. Der Materialunterschied zum übrigen Film suggeriert Authentizität, im Bild ist allerdings eindeutig das Filmset zu sehen – bestückt mit angepassten Wall-Street-Arbeitern, die, wie in Kürze ein Umschnitt offenbaren wird, mit der fiktiven Realität von Belforts Firma nicht weniger gemeinsam haben könnten. Die Musik dazu stammt aus der Feder des Studiokomponisten Theodore Shapiro, der auch für zwei weitere Inzidenzmusiken im Laufe der Exposition verantwortlich ist: Infomercial und Exotic Vacations . Bereits hier wird die Musik als vermittelnde Ebene zwischen Belforts subjektivierendem und tendenziösem Voice-Over und den möglicherweise nur partiell seine Perspektive wiedergebenden Bildern des Films etabliert und integriert, und zu diesem Zeitpunkt gehorcht sie – wie auch die übrige Tonebene – Belfort. Und schon in diesen ersten 20 Sekunden führt der Film seine grundsätzlichen Prinzipien vor: Der Werbefilm zerfällt in zwei Teile. Nach der Einblendung des Stratton-Oakmont-Logos (0:00:42), die ihn den vorangegangenen Produktionslogos annähert, folgt eine zehnsekündige Reihe unruhig aneinander geschnittener Wall-Street-Impressionen, die erst in den Räumlichkeiten von Stratton Oakmont einer ruhigen, klaren Kameraführung weichen (0:00:52). Nicht nur die pulsierende Klaviermusik gibt dem zweiten Teil einen steten Rhythmus, auch der Bildschnitt erfolgt nunmehr in regelmäßigen Abständen und doppelt somit die ruhige, man könnte angesichts der diegetischen Adressatengruppe ›potenzielle Investoren‹ auch sagen: beruhigende Musik. Mit dem hier dargestellten Ideal einer vorhersehbaren und kontrollierbaren Börse verdient Belfort sein Geld – mit einer Fiktion.
Auf den Werbefilm folgt ein Szenenwechsel, der erstmals diejenige Diegese zeigt, in der sich der Film die meiste Zeit bewegen wird und die der Binnenwelt des Werbefilms diametral entgegengesetzt ist: Man sieht dasselbe Gebäude, dieselbe Firma, in der aber nun ekstatische Angestellte Kleinwüchsige auf Zielscheiben schleudern – statt eines geordneten Büroraums, in dem sich sogar der Maskottchenlöwe von den geordneten Strukturen des Unternehmens zähmen lässt. Die Montage etabliert sich angesichts von Belforts erzählerischer Dominanz als ordnende, objektivierende Instanz – ein Status, der sich im Film an mehreren Stellen beobachten lässt.2
Die Bilder selbst gehorchen indessen dem Erzähler, wie auch zu Beginn des Voice-Overs deutlich wird (0:01:42), als Jordan Belfort sich zunächst vorstellt und dann korrigierend eingreift, da nicht er, sondern einer der Kleinwüchsigen im Standbild festgehalten ist (0:01:45). Dieses Prinzip wird im Folgenden fortgeführt, als Belfort die Farbe seines Ferraris korrigiert (0:02:10) und mit einem implizierten Zuschauer interagiert, der sich keine Hoffnung auf Belforts Frau machen solle (0:02:39). Dadurch wird die Illusion von Interaktivität und damit von einer dokumentarischen Filmsituation erzeugt, was im Folgenden unmittelbar ironisch kommentiert wird: Eindeutig ältere Aufnahmen aus der TV-Serie LIFESTYLES OF THE RICH AND FAMOUS (USA 1984–1995, Creator: Alfred M. Masini ) markieren die Analepse des rahmenden Spielfilms als fingiert und thematisieren damit seinen inszenatorischen Gestus. Verknüpft werden beide Ebenen durch die von Bill Conti komponierte3 Titelmusik zur Serie, die bereits einsetzt, als Belforts zweite Frau Naomi Lapaglia (Margot Robbie ) erstmals im Bild zu sehen ist (0:02:27). Dass die Stimme von Robin Leach, dem Moderator von LIFESTYLES OF THE RICH AND FAMOUS, bereits vorher einsetzt, verkompliziert die Situation noch zusätzlich. Es bleibt in der Schwebe, ob Naomi das Programm im Fernsehen sieht, ob Belfort es mit seinem eigenen Lifestyle assoziiert oder ob es sich um einen filmischen Kommentar handelt, der Belforts Prahlerei ironisch untermalt.
Von welchem Standpunkt aus Belfort diese narrative Introduktion überhaupt vornimmt, erscheint unklar. Am Ende des Films sieht man ihn als teilweise gescheiterten Überle...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Präexistente Musik als Autorensignatur in den Filmen Martin Scorseses
  7. »This is addictive«. Robbie Robertson als Scorseses music supervisor
  8. Vexierspiele durchs Opernglas. Die Spur der Oper und ihre Relevanz in Martin Scorseses Spielfilmen
  9. Alles in der Schwebe: Taxi Driver
  10. Sex, Drugs & Miscellaneous Styles. Musik in The Wolf of Wall Street
  11. Auswahlbibliografie
  12. Autoren
  13. Herausgeber
  14. Register