Paradiesvögel fängt man nicht ein
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Paradiesvögel fängt man nicht ein

Hommage an Tamara Danz

  1. 208 Seiten
  2. German
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Paradiesvögel fängt man nicht ein

Hommage an Tamara Danz

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Als am 22. Juli 1996 die Nachrichtenagenturen und Radiosender den Tod der Rocksängerin Tamara Danz vermeldeten, wurde zur traurigen Gewissheit, dass nicht eintreten wird, was sie sich in einem der schönsten Silly-Lieder so poetisch von der Seele geschrieben hatte: "Bye-bye, my Love""Ich komme wieder, wenn die Wiesen blüh'n"Eine der wichtigsten Stimmen deutscher Rockmusik war für immer verstummt.Und sie fehlte fortan, ihrer Band, den vielen Fans, der Musikszene. Kein Livekonzert mehr, in dem Tamara Danz mit ihrer unvergleichlichen Rockröhre einem Vulkanausbruch gleich "Die wilde Mathilde" oder den "Panther im Sprung" gab, gleich danach die Emotionen der Zuhörer*innen mit Balladen rührte, die im Repertoire der Rock-Ikoneund ihrer Band Silly immer etwas Besonderes waren.1978 gründete Tamara mit gleichgesinnten Musikern zunächst Familie Silly, die ab 1982 nur noch Silly hieß. Von nun an stürmten sie unaufhaltsam den deutschsprachigen Rock-Olymp, mit Songs und LPs, heute als "Kult" und "Klassiker" bezeichnet, TamaraDanz mit Silly zur "Rock-Legende" stilisiert. Sämtliche ihrer Platten der 1980er Jahrewurden von den Jugendmedien der DDR als "Rock-Album des Jahres" gefeiert: Mont Klamott, Liebeswalzer, Bataillon d'Amour, Februar.Tamara liebte Blumen, zumal Sonnenblumen, die von Freunden und Fans immer frisch auf ihr Grab in Münchehofe bei Berlin gelegt werden. Zum 25. Todestag von Tamara Danz erscheint dieses Buch als Hommage an eine einzigartige Künstlerin.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783959588102
1 Gib mir Asyl,
hier im Paradies
Es war einer der traurigsten Sommer meines Lebens. Am 22. Juli 1996 starb TAMARA DANZ und knapp einen Monat später, am 20. August, RIO REISER. Zwei der bedeutendsten Stimmen und Künstler der deutschen Rockmusik waren für immer verstummt.
Durch meinen Kopf schwirrten Akkorde, Melodien und Textfetzen, flüchtig, als würden sie gar nicht zusammenpassen. der nebel legt sich blei … für immer und dich … gib mir asyl, hier im paradies … wo bist du … wenn die nacht am tiefsten ist … die ferne ist ein schöner ort …
Den Tag, an dem ich von einem ORB-Kollegen benachrichtigt wurde, Tamara Danz sei gestorben, werde ich nie vergessen. Es war ein Montag und ich hatte mir diesen Tag im Sender frei genommen, um meinem Freund »Holle« in seinem Plattenladen in Köpenick auszuhelfen, weil er irgendeinen Behördentermin wahrnehmen musste. Das habe ich immer gern gemacht, meistens am Samstag, weil ich dafür nicht extra einen Urlaubstag nehmen musste. So ein Plattenladen war früher ein großer Traum von mir gewesen, und in der Wendezeit loderte er wieder auf, weil nicht klar war, ob es mit dem Radiojob weitergehen würde. Aber das tat es ja, zuerst bei Radio Brandenburg und schließlich bei Antenne Brandenburg, da war ich im Sommer 1996 bereits seit einem Jahr.
Ich erinnere mich, dass ich in Holles Laden gleich eine Silly-CD eingelegt habe, vermutlich Bataillon d’Amour, und wenn keine Kunden drin waren, den Tränen freien Lauf ließ. Obwohl wir wussten, dass 1995SILLY arbeitete gerade an ihrem siebten Studioalbum Paradies – bei Tamara Brustkrebs diagnostiziert worden war, überfiel mich diese Nachricht mit ihrer seelenlosen Endgültigkeit wie ein großer Schock. Am nächsten Morgen kam es überall in den Nachrichten, zahlreiche Sender brachten teils ausführliche Nachrufe, in den Tageszeitungen war es am Mittwoch zu lesen.
Am Dienstag, wieder im Büro, rief mich eine Kollegin aus der Kulturredaktion vom Deutschlandfunk Kultur an und bat mich, ihr in einem Interview das Phänomen Tamara Danz zu beschreiben. Auf mich gekommen war sie durch eine Empfehlung meines früheren DT64-Kollegen und Freundes Leo Gehl. Sie war sehr ehrlich, als sie mir im kurzen Vorgespräch erzählte, dass sie Tamara und Silly bis dahin gar nicht gekannt hatte, wollte es nicht darauf schieben, dass sie »ja aus dem Westen« käme. Ihr Interesse und schließlich ihre Zusage, diesen Beitrag zum Tode von Tamara Danz zu realisieren, rührte von den vielen starken emotionalen Aussagen her, die sie in den zurückliegenden vierundzwanzig Stunden gelesen, gehört und gesehen, sich inzwischen auch mit einigen Songs vertraut gemacht hatte.
Sie war so gut vorbereitet, dass es mir eine Freude war, auf interessante Fragen zu antworten. Das »Phänomen« Tamara Danz zu erklären, zögerte ich ein wenig. Schließlich hatte ich sie natürlich, ganz real erlebt, in all ihren mentalen und emotionalen Facetten, ernsthaft und liebenswürdig, auch temperamentvoll und aufbrausend. Es blieb also nicht bei der Feststellung, mit Tamara Danz sei die namhafteste Rocksängerin der DDR gestorben. Wir konnten gemeinsam in diesem Gespräch viel mehr von der Musikerin und Künstlerin, dem Menschen und der Persönlichkeit, dem Phänomen Tamara Danz vermitteln.
Darum soll es auch in diesem Buch gehen, das mit Geschichten, Gedanken und Statements vieler Freund*innen und Weggefährt*innen die Erinnerung an diese wunderbare Frau wachhalten will. Das ist leicht und zugleich schwer, denn in den Jahren nach ihrem Tod sind bereits so viele Artikel und Bücher, Porträts und Dokumentarfilme, immer neue Kompilationen veröffentlicht worden. Sogar ein Musical gibt es, Tamara, das am 29. September 2018 an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt Premiere feierte. Straßen wurden nach ihr benannt, die erste im November 2006 in Berlin-Friedrichshain und die zweite im thüringischen Breitungen/Werra, wo Tamara Danz am 14. Dezember 1952 im heutigen Ortsteil Winne das Licht der Welt erblickte. Ihre Kindheit verbrachte sie aber an verschiedenen Orten, auch im »befreundeten« Ausland, in Bulgarien und Rumänien, wo ihr Vater, ein Baumaschinen-Ingenieur, als Handelsrat tätig war, bis er politisch in Ungnade fiel. Dieser familiäre Vorfall und ihre kritische Meinung zum Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 in die damalige ČSSR, »von den Regierenden, den Parteien und Medien der DDR begrüßt und gutgeheißen«, schärfte das politische Weltbild der damals fünfzehnjährigen Tamara Danz.
Bulgarien: Tamara im Alter von drei Jahren
Seit ihrem Tod sind neue Rocklieder entstanden, die ihre früheren Kollegen für sie komponiert und getextet haben: die Band CITY 2004 den Song »Tamara« auf dem Album Silberstreif am Horizont oder »ihre Jungs«, die Band Silly, 2010 »Sonnenblumen (für Tamara)« auf dem Comeback-Album Alles Rot, erstmals mit Sängerin ANNA LOOS. Den poetischen Text (wie auch alle weiteren dieses Albums) schrieb Tamaras Alter Ego, WERNER KARMA.
Eine weit in die Zukunft weisende Ehrung führt nach Halberstadt in Sachsen-Anhalt, dort in die Burchardikirche, einem bald tausend Jahre alten ehemaligen Kloster. In dem Städtchen wurde 1361 »die erste Großorgel der Welt, eine Blockwerksorgel, gebaut. Diese Orgel stand im Dom und hatte zum ersten Mal eine (12-tönige) Klaviatur.« In St. Burchardi, lange dem Verfall preisgegeben, wird ein außergewöhnliches Vorhaben verwirklicht:
1987 komponierte der amerikanische Musiker und Künstler JOHN CAGE das 1989 in einer neunundzwanzigminütigen Version von dem deutschen Organisten GERD ZACHER uraufgeführte Orgelstück »ORGAN²/ASLSP«. Die Abkürzung steht für »as slow as possible« und ist die Anweisung von John Cage, »die achtseitige Partitur so langsam wie möglich zu spielen«. Dahinter steckt das komplexe Anliegen des 1912 in Los Angeles geborenen und 1992 in New York gestorbenen Avantgardisten, »ein Bewusstsein zu schaffen, für Musik, für Verhaltensweisen und für unser Vermögen zu denken«. Seit 2001 nun wird dieses Werk, im Ergebnis eines Orgel-Symposiums 1997 und den Intentionen von John Cage folgend, »in der Burchardikirche in Halberstadt als langsamstes und längstandauerndes Orgelstück der Welt in einer Gesamtlänge von 639 Jahren aufgeführt«. Der nächste Klangwechsel findet am 5. Februar 2022 statt.
Finanziert wird das inzwischen weltweit bekannte Stiftungsprojekt von Sponsoren, die für eine Summe ab eintausend Euro ein eigenes Klangjahr erwerben können. Die Band Silly hat das 2014 gemeinsam mit dem Halberstädter Arzt Prof. Dr. Steffen Rickes getan, festgehalten auf einer Klangtafel für das Jahr 2196, dem 200. Todestag (!) von Tamara Danz.
Wenn ich an Tamara denke, dann tauchen vor meinem geistigen Auge Erlebnisse und Begegnungen mit ihr auf, die nachhaltige Spuren hinterlassen haben, Erinnerungen an die Komplexität einer starken Persönlichkeit. Ob beim Interview im »Notenbuden«-Studio, später bei...

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Gib mir Asyl, hier im Paradies
  2. 2 Ein »PS« von Angelika Weiz
  3. 3 Ein leises Lied von Toni Krahl
  4. 4 Werner Karma: »Sonnenblumen (für Tamara)«
  5. 5 Tamara und »ihre Jungs«
  6. 6 Ritchie Barton trifft auf Familie Silly
  7. 7 1989 und Februar werfen ihre Schatten voraus
  8. 8 Die Wende: Hurensöhne und andere Hindernisse
  9. 9 Jörg Stempel erinnert sich an Tamara
  10. 10 Dänemark-Report
  11. 11 Norwegen-Report und Pop-Kongress 1991
  12. 12 Die Zöllner-Freunde
  13. 13 Das Versprechen
  14. 14 Und Schluss?