Sozialphilosophie, Teil 4
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Sozialphilosophie, Teil 4

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  1. 14 Seiten
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Über dieses Buch

Was ist Gesellschaft? Sie ist unser Raum und unsere Zeit, ihr gehören wir untrennbar an und stehen doch auch immer außerhalb von ihr. Ihre hierarchische Ordnung und ihr Gedächtnis spiegeln sich in den unvermeidbaren Konflikten, die in Wirtschaft und Politik besonders weitreichend sind. Unverzichtbar für ihre Lösung ist es dabei, sich über sozialethische Maßstäbe wie Gerechtigkeit zu verständigen.Zwei Brennpunkte dieser Debatte sind die Fragen nach der Gestaltung der Globalisierung und der Rolle von Religion in demokratischen Gesellschaften.WAS HEISST GERECHTIGKEIT?Mit der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls 1971 ist die politische Philosophie wieder salonfähig geworden im weiten Feld philosophischer Debatten. Was Gerechtigkeit aber genau bedeutet - das ist alles andere als unumstritten. Kann Gerechtigkeit als ein einheitliches Prinzip gefasst werden oder gibt es Gerechtigkeit nur im Plural? Bezieht sich Gerechtigkeit mehr auf die Handlung des Einzelnen oder ist sie ein Bewertungsraster für politische Institutionen?Die Vorlesung zeigt die politische Philosophie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gibt eine Antwort auf die Ausgangsfrage: Welches Verständnis von Gerechtigkeit kann überzeugen?

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783831256334

1. Was bedeutet Gerechtigkeit? Spurensuche im Alltagsverständnis

Das Nachdenken über politische Fragen in der Philosophie war im 20. Jahrhundert nicht immer populär gewesen. In den siebziger Jahren hat sich das grundlegend geändert. Denn 1971 hat der mittlerweile verstorbene US-amerikanische Philosoph John Rawls seine „Theorie der Gerechtigkeit“ vorgelegt. Das philosophische Nachdenken über Gerechtigkeit in Gesellschaft, Politik und Ökonomie spielt seither keine untergeordnete Rolle mehr, sondern ist zu einem zentralen Thema der Philosophie geworden. Man könnte auch sagen, mit John Rawls ist die politische Philosophie wieder salonfähig geworden innerhalb der Philosophie. Gerechtigkeit ist seither ein Dreh- und Angelpunkt der politischen Philosophie, das ist gewissermaßen das Erbe der Theorie der Gerechtigkeit. Wenn man heute in die Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten weltweit schaut, so spielt Gerechtigkeit deshalb eine zentrale Rolle.
Was aber bedeutet Gerechtigkeit überhaupt? Gerechtigkeit ist sicherlich, so lässt sich schnell feststellen, kein eindimensionaler Begriff, auch die Verwendungsweisen sind oft sehr unterschiedlich. Zum einen kann man danach fragen: Betrifft Gerechtigkeit eher den einzelnen Menschen, seine individuellen Verhaltensweisen oder betrifft Gerechtigkeit die gesamte Gruppe, d.h. eine größere Gemeinschaft oder gar die Weltgesellschaft als Ganze?
Eine zweite Facette, die in gewisser Weise mit der ersten zusammenhängt, wäre: Ist Gerechtigkeit eher eine Bewertung von einzelnen Handlungen oder von gesellschaftlichen Regeln? Der erste Aspekt von Gerechtigkeit bezieht sich auf den einzelnen Menschen, der zweite versteht Gerechtigkeit als eine ethische Kategorie zur Beurteilung von Institutionen.
Der dritte Aspekt, der heute in der Öffentlichkeit viel diskutiert wird, ist die Frage, ob Gerechtigkeit ein abstraktes und allgemeines Prinzip oder eine konkrete Regel ist, die beispielsweise in konkreten Verteilungskonflikten eine Orientierung bietet.
Ein vierter Aspekt von Gerechtigkeit betrifft seine Verwendung in unserer Alltagssprache. Beispielsweise sagen wir, „das war ein gerechter Wettbewerb“ oder „das Ergebnis eines Fußballspiels ist gerecht“. Bei Fußballkommentatoren findet man diesen Begriff sehr häufig. „Das war nicht gerecht, dass sie verloren haben“ – dieser Satz meint entweder, dass eigentlich die andere Mannschaft hätte gewinnen müssen oder dass der Schiedsrichter nicht anständig gepfiffen hat.
Diese vier Aspekte spannen ein Grundraster auf, wie Menschen den Begriff Gerechtigkeit verwenden.
Wenn man sich nun der philosophischen Debatte zuwendet, dann kann man diese vier Aspekte in verschiedene philosophische Grundfragen übersetzen.
Eine erste zentrale Frage, die innerhalb der letzten zwanzig Jahre in der politischen Philosophie eine große Rolle gespielt hat, ist die nach dem Verhältnis von Gerechtigkeit auf der einen und Gleichheit auf der anderen Seite. Bedeutet, gerecht zu sein, jedem das gleiche zu geben oder kann Gerechtigkeit auch eine gewisse Form von Ungleichheit beinhalten? Und wenn es Ungleichheit gibt, worin besteht sie?
Eine zweite philosophisch spannende Frage ist die nach dem Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit. Inwieweit ist unser Recht, beispielsweise unsere Verfassung, ein Ausdruck von Gerechtigkeit? Wie hängt der ethische Begriff von Gerechtigkeit mit unserem Rechtsverständnis zusammen?
Eine dritte Frage, die in den aktuellen Diskussionen der politischen Philosophie oft auftaucht, ist folgende: Hat Gerechtigkeit etwas mit Verteilung zu tun? Und wenn ja, welche Verteilungsregel ist denn die gerechteste?
Ich möchte diese Unterscheidungen der Philosophie zum Thema Gerechtigkeit zum Einstieg an einem Beispiel illustrieren: Man stelle sich ein schönes Sommerfest vor. Man sitzt mit Freunden im Garten zusammen und stellt plötzlich fest, dass nicht genügend zu essen da ist. Man beschließt kurzerhand den Pizzaservice anzurufen und eine große Familienpizza XXL zu bestellen. In wenigen Minuten ist die Pizza da. Man setzt sich an den Tisch, und stellt sich nun die Frage: Wie teilen wir denn die Pizza auf? Die erste Frage ist natürlich, wer bekommt denn bitteschön die entsprechenden Stücke, die man aus der Pizza herausschneidet. Sind es nur die Leute, die um den Tisch herum sitzen oder sollen auch die Menschen berücksichtigt werden, die gerade im Haus sind und nicht mitbekommen, dass die Pizza schon da ist. Man weiß vielleicht, dass um Mitternacht Uhr noch späte Gäste kommen: Soll man für sie auch Pizzastücke aufheben? Es geht in dieser Perspektive im Grunde um die Reichweite von Gerechtigkeit und die Frage, wer an der Verteilung der Pizza überhaupt beteiligt werden soll.
Als zweites muss geklärt werden, nach welchem Verfahren aufgeteilt werden soll. Soll der Gastgeber bestimmen oder ein demokratisches Verfahren? Philosophisch wird diese Frage als Verfahrensgerechtigkeit diskutiert. Mit diesem Begriff ist die Suche nach einem gerechten Verfahren gemeint, mit dem entsprechende Güter, in unserem Fall die Pizza beim Sommerfest, aufgeteilt werden soll.
Wenn sich die Gäste auf ein entsprechendes Verfahren und die Reichweite von Gerechtigkeit verständigt haben, bleibt trotzdem noch eine entscheidende Frage: Wie wird die Pizza denn nun schlussendlich aufgeteilt? Hier möchte ich einige Vorschläge machen, die Spiegelbild der aktuellen philosophischen Debatte über Gerechtigkeit sind.
Ein e...

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Was bedeutet Gerechtigkeit? Spurensuche im Alltagsverständnis
  2. 2. John Rawls: Ein Meilenstein der philosophischen Debatte über Gerechtigkeit im 20. Jahrhundert
  3. 3. Einsprüche gegen das Rawlsche Verständnis von Gerechtigkeit
  4. 4. Fazit