Ein Quantum Zeit
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Ein Quantum Zeit

Wahrscheinliche ZufälleSeltsame WirklichkeitWunderbarer Kosmos

  1. 384 Seiten
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Ein Quantum Zeit

Wahrscheinliche ZufälleSeltsame WirklichkeitWunderbarer Kosmos

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die 27-jährige Lea Morgenstern hat auf dem Weg in den Skiurlaub einen Autounfall und wird in eine Klinik in den italienischen Bergen gebracht. Dort lernt sie Christopher Dietrich, einen einflussreichen Physiker kennen. In der abgeschiedenen Bergwelt diskutieren sie, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Daraus ergeben sich eine Reihe weiterführender Fragen: War es Zufall oder ein wahrscheinliches Ereignis? Ist die Vergangenheit veränderbar, die Zukunft vorhersehbar? Was ist Zeit überhaupt? Lea, die sich nie für Physik interessierte, wird vom Zauber dieser Wissenschaft erfasst und begibt sich auf eine atemberaubende, siebentägige Reise durch Raum und Zeit.

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Information

DONNERSTAG
Das Universum entwickelt sich fort
Wir dürfen das Weltall nicht einengen, um es den Grenzen
unseres Vorstellungsvermögens anzupassen, wie der Mensch
es bisher zu tun pflegte. Wir müssen vielmehr unser Wissen
ausdehnen, sodass es das Bild des Weltalls zu fassen vermag.
Francis Bacon,
Autor und Philosoph
Sie hatte nicht gut geschlafen. Wer wollte ihr das verdenken.
Mitten in der Nacht war sie aufgewacht, hatte sich im Bett hin und her gewälzt und ihren Kopf zermartert, was sie tun sollte. Sie wusste es nicht. Auf der einen Seite wäre es wohl besser, sich operieren zu lassen, damit sie Gewissheit hatte. Aber wenn da etwas »Bösartiges« gewachsen war, wäre schlagartig ihr jetziges Leben vorbei. Sie müsste sich weiteren, vermutlich gravierenden Eingriffen unterziehen. Vielleicht war auch nichts mehr groß zu tun, und das war’s dann mit ihrem Dasein auf dieser wunderbaren Welt. Dann lieber gar nichts machen und auf einen guten Ausgang hoffen, oder? Es gab ja auch Risiken einer Operation.
Irgendwann gelang es ihr, die Sorgenkiste wieder zu verschließen. Sie hatte sich damit beruhigen können, dass die Gewebeveränderung gutartig war und selbst wenn nicht, es wahrscheinlicher schien, dass alles heilbar war, als dass es sich als unheilbar erwies, weil zu spät entdeckt.
Hatten ihr die Gespräche der letzten Tage geholfen, ein Problem zu lösen? Wäre sie selbst darauf gekommen, die möglichen Varianten nach Wahrscheinlichkeitskriterien einzuordnen? Vielleicht. Doch war das Problem damit nicht gelöst.
Jedenfalls hatte sie die intensive Diskussion um Vorgänge im Innersten der Natur in einem Maße fasziniert, wie sie es früher nicht für möglich gehalten hätte. Die neuen Erkenntnisse hatten sie auch von ihren Sorgen, sei es Unfall, Verletzung des Unfallgegners oder zuletzt die sie betreffende Diagnose, abgelenkt. Sie vertrieben sogar die Ängste kurzzeitig.
Wenn ihr wirklich nicht mehr viel Zeit bleiben sollte in dieser schönen Welt, dann wollte sie wenigstens so viel wie möglich darüber erfahren. Machte es Sinn, so zu denken? Für sie schon.
Oder sollte man bei dieser Diagnose eher die Feste feiern, wie sie fallen, um die verbleibende Zeit optimal zu nutzen? Sie wusste es nicht. Sie war nicht erfahren in der Bewältigung einer derartigen Situation. Woher auch?
Wie nutzt man die Zeit bestmöglich, wenn man vielleicht nicht mehr so viel davon hat? Das musste wohl jeder selbst für sich entscheiden. Mit Trübsal blasen bestimmt nicht. Hätte sie die möglicherweise schwerwiegende Diagnose nicht erfahren, wäre sie auf jeden Fall geblieben, um mehr vom Universum zu erfahren. Er hatte ja angeboten, das Gespräch fortzuführen.
Bestimmt konnte er ihr auch erklären, wie sich die Welt so entwickeln konnte, wie sie von uns wahrgenommen wird. Möglicherweise würden ihr die Erkenntnisse auch eine Grundlage geben für die Entscheidung, die noch zu treffen war. Das war allerdings nur eine vage Hoffnung. Das wusste sie auch. Darüber schlief sie ein.
Nachdem sie um 6:00 Uhr wieder aufgewacht war und nicht mehr schlafen konnte, stand sie auf. Sie zog ihren Skisachen an, nicht weil sie Skifahren, sondern weil sie vor dem Frühstück noch etwas frische Luft schnappen, sich den Kopf etwas mit kühler Luft durchpusten lassen wollte.
Sie ging an der Rezeption vorbei und erfuhr, dass die Straßen ins Tal wegen Lawinengefahr gesperrt worden waren. Es hatte die ganze Nacht geschneit, und es würde laut Wettervorhersage weiter den ganzen Tag schneien. Eigentlich war ihr das nicht unlieb. So wurde auch auf diese Weise die Entscheidung bestätigt, dass sie blieb.
Etwas weiter in der Eingangshalle begegnete ihr die nette Kellnerin, die sie überschwänglich begrüßte. »Guten Morgen. Gehen Sie einmal in den Keller des Nebengebäudes, da wartet eine Überraschung auf Sie.«
»Guten Morgen. Von welchem Nebengebäude sprechen Sie?«
»Dort, wo wir Angestellten wohnen. Es befindet sich schräg gegenüber der Hotellobby. Die Eingangstür des Nebengebäudes ist zu dieser Zeit nicht verschlossen, und falls doch, ein Schlüssel liegt immer in einer kleinen Maueröffnung links neben der Tür. In den Keller geht es dann gleich die erste Tür rechts«, sagte die Kellnerin und stürmte davon.
Lea begann ihren kleinen Rundgang. Die Luft war frisch, und sie tat ihr gut. Es war noch dunkel und schneite, aber die Lichter der Gebäude und die Straßenlaternen beleuchteten ausreichend die Straßen und Wege. Sie ging die Straße hinunter bis an deren Ende, lief den kleinen Wanderweg um das Hotel und über den allgemeinen Parkplatz in Richtung des Hubschrauberlandeplatzes. Sie ging festen Schrittes, als wollte sie damit dem Universum ihre Entscheidungsfreudigkeit demonstrieren. Der Parkplatz war kaum belegt und der Hubschrauber nicht da. Er stand bestimmt im Hangar im Tal, startklar für Notfälle.
Immer wieder legte sie eine kleine Pause ein, um sich zu orientieren. Die Intensität des Schneefalles war wirklich beeindruckend. Als ob sich die Natur gegen sie verschworen hatte. Sie wusste, dass es so was nicht gab. Dem Gedanken hing sie trotzdem nach.
Nach etwa 30 Minuten ging sie zurück in Richtung Hotel. Fast hätte sie es vergessen, ging dann doch in das besagte Nebengebäude, dessen Eingangstür tatsächlich nicht verschlossen war. Ihr war etwas mulmig zumute gewesen, so einfach in das Übernachtungsheim der Angestellten einzudringen, hatte es aber dann doch getan. Immerhin hatte es ihr die Kellnerin erlaubt. Sie öffnete schnell die erste Tür rechts, suchte nach dem Lichtschalter, der etwas versteckt war, sah die Kellertreppe und ging hinunter. Die Treppenstufen knarrten bei jedem Schritt. Unten war es erstaunlich warm und trocken.
Sie traute ihren Augen kaum: In einer Ecke neben einem Strohballen war eine Decke ausgebreitet, auf der die Katze lag. Aber nicht allein. Einstein hatte Junge bekommen. Vier kleine blinde Wollknäuel schmiegten sich an die Mama. Es war ein wunderbares Bild. Sie blieb einen Moment stehen, um diesen fabelhaften Augenblick voll auszukosten. Wie schön es doch war, wenn neues Leben geboren wurde. Das Universum entwickelt sich fort, dachte sie.
Sie streichelte die Mama besonders lange, die das Kraulen mit einem freudigen Schnurren quittierte. Jetzt war die Zeit für die offizielle Taufe gekommen. Hoppla, dachte sie, Einstein wäre ja eigentlich der Name für einen Kater. Egal, sie hatte sich entschieden. Ich taufe dich auf den Namen Einstein, flüsterte sie der Mama ins Ohr und gab ihr einen Kuss. Jetzt hast du mir ein neues Problem beschert. Da bin ich dir aber überhaupt nicht böse. Ich brauche noch vier Namen.
Nachdem sie nochmals Einstein ausgiebig gekrault, liebkost und auf den Arm genommen hatte, ging sie zurück ins Haupthaus. So oft wie möglich wollte sie die Kätzchen besuchen. Momentan konnte sie nicht viel für sie tun. Sie bekamen Milch von ihrer Mutter, die offenbar selbst gut versorgt war.
Beim Frühstück traf sie Christopher kurz und berichtete von dem freudigen Ereignis. Sie verabredeten sich für später.
Nach dem Frühstück rief sie den Chefarzt an. Diese ständige Grübelei musste aufhören. Sie musste sich der Diagnose stellen. Sie hatte Glück. Die Sekretärin stellte sie durch, und der Chefarzt hatte vollstes Verständnis für ihre Sorgen. In einem längeren Gespräch machte er ihr klar, dass es nach seinen Erfahrungen ziemlich unwahrscheinlich war, dass sie einen bösartigen Tumor hatte. Aus seiner Sicht solle sie sich bald entscheiden, am besten für den kleinen operativen Eingriff. Denn je länger sie die Entscheidung hinauszögern würde, desto stärker würde sie das Ganze belasten. Das Gespräch tat ihr gut. Sie fand seine Erklärungen absolut überzeugend.
Wohlgemut ging sie in Richtung Bibliothek. Als sie an der Rezeption vorbeikam, stockte ihr der Atem. Nach der Schlagzeile der heutigen Zeitung gab ihr der Politiker eindeutig die Schuld an dem Autounfall. Sie las sofort den Artikel. Dort wurde der Politiker ganz anders zitiert, als er sich in dem Telefonat geäußert hatte. Er hegte sogar die Vermutung, dass er Dauerschäden davontragen könnte. Die Ratte, dachte sie nur. War das die typische Eigenschaft eines Politikers, sich einmal so und ein anderes Mal genau entgegengesetzt zu äußern? Bestimmt nicht immer, hier aber schon. Oder war dieser Artikel wiederum ein Zeichen, dass nach dem Unfall ihre Welt in Unordnung geraten war? Sie wusste es nicht.
Neben der Rezeption war das Office Center des Hotels. Dort waren Arbeitsplätze mit Computern eingerichtet, an denen man im Internet surfen oder Dokumente bearbeiten und ausdrucken konnte. Zu ihrer Verwunderung waren alle Arbeitsplätze belegt. Überall war hektische Betriebsamkeit, und das am frühen Morgen. Wieso, dachte sie, das ist doch ein Hotel zum Ausruhen. Was war hier los?
Was ist das, unser Universum?
Sollten wir uns in den Kopf setzen,
unseren Apfelkuchen von Grund auf selber zu machen,
müssten wir erst das Universum erfinden.
Carl Sagan,
Physiker
Als Lea in die Bibliothek kam, hatten dort sechs Leute Platz genommen. Sie lasen kein Buch, blätterten in keiner Zeitschrift, schauten auch nicht aus dem Fenster oder spielten mit dem Smartphone. Sie starrten gebannt auf Christopher Dietrich, der vorn stand.
Einen jungen Mann, schätzungsweise Mitte bis Ende zwanzig, erkannte sie. Er hatte sich gestern Abend für die interessante Diskussion bedankt. Netter Typ, der sich als Rudy vorstellte und auch jetzt wieder das Wort ergriff. »Ihre gestrige Unterhaltung war so aufschlussreich und bemerkenswert informativ, dass wir gerne weiter zuhören wollten, natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Das ist ja wie ein kleines Kolloquium«, sagte Christopher. »Natürlich habe ich keine Einwände und meine Diskussionspartnerin wohl auch nicht.« Lea schüttelte den Kopf, um ihre Zustimmung zu signalisieren. Sie wollte noch wissen, woher die Menschen kommen und wohin die Reise im Universum geht, bevor sie sich wieder der Diagnose widmen würde. Sie hoffte, dass er sie ablenken würde von ihren trübsinnigen Überlegungen, die trotz des guten Gespräches mit dem Arzt immer wieder aus der Kiste zu entkommen versuchten. Die Hoffnung war berechtigt.
»Sie können sich auch gerne an der Diskussion beteiligen«, fuhr er fort. »Die grundlegenden Fragen, die wir heute diskutieren wollen, gehen uns alle an.«
Ein junger Mann, gut aussehend, durchtrainiert und ihr doch irgendwie unsympathisch, sagte forsch, in einer Art, die ihm sicherlich nicht zustand: »Was gibt es denn Neues im Universum, Meister?«
Sie fand das ziemlich unpassend, doch die Antwort kam trocken, fast wie ein Keulenschlag: »Kennen Sie denn schon das Alte?«
Sie war nicht die Einzige, die kichern musste.
»Das war exakt die Antwort, die der Hofastronom des Königs Friedrich II von Preußen, auch der Alte Fritz genannt, seinem König auf die gleiche dämliche Frage gab«, sagte Christopher zu dem unsympathischen Typ, der errötete und fortan schwieg.
»Wir wollen uns, glaube ich, lieber im Hintergrund halten und Ihnen nur zuhören«, sagte ein Herr im vorgerückten Alter, der sich als Michael vorstellte. Die anderen nickten. Lea war das durchaus recht. Sie hatte sich eine Reihe von Fragen überlegt, die sie Christopher stellen wollte. Die Themen waren zu wichtig, als dass sie sich von ein paar Zuhörern ablenken lassen würde.
»Schön«, sagte er. »Gestern haben wir nicht nur besprochen, dass die Zeit kurzzeitig vergessen kann, welches ihre vorgegebene Richtung ist, sondern auch die extrem kurzen Zeitspannen behandelt, in denen Geschehnisse im Innersten der Welt passieren. Heute wollen wir die Sache etwas grundlegender angehen und klären, woher die Zeit nun wirklich kommt und welche Zeiträume – und es sind ungewöhnlich lange Zeitabschnitte – vergehen mussten, um diesen f...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titelblatt
  4. Urheberrecht
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. Samstag
  8. Sonntag
  9. Montag
  10. Dienstag
  11. Mittwoch
  12. Donnerstag
  13. Freitag
  14. Samstag
  15. Sonntag
  16. Endnoten