Religionsphilosophie, Teil 4
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Religionsphilosophie, Teil 4

Personalit

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Religionsphilosophie, Teil 4

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Gibt es für uns einen Bezug zum Ewigen, Göttlichen, so dass die Welt nicht einfach "alles" ist? Haben wir eine letzte Orientierung, einen letzten Halt? Die Antwort der Religion ist die, dass wir aus einem uns tragenden, aber auch uns beanspruchenden Sinngrund leben, in dem wir Halt und Orientierung finden und für den der Name "Gott" steht.Seit Beginn des kritischen Denkens im alten Griechenland wollte man diese Antwort im Diskurs denkend entscheiden.PERSONALITÄT UND IHR TIEFERER GRUNDKann jenes Höchste und Unbedingte in unserem Denken, Erkennen und Bewerten personal genannt werden? Zu dieser Frage gab es eine sehr kontroverse Diskussion in der Geschichte der Philosophie. Eine interessante Antwort gibt der christliche Gottesbegriff mit seiner Lehre von der Dreifaltigkeit. Sie besagt, dass Gott einerseits uns gegenüber steht als Du, zugleich aber auf unserer Seite ist, nämlich neben uns als Mensch und in uns als Geist. So ist uns ein personales Verständnis Gottes möglich ohne dass wir ihn zu einem bloßen Gegenüber machen müssten.

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783831256273
Wir wollen uns in dieser Vorlesung mit dem Thema beschäftigen, inwiefern das von der Vernunft erreichbare Göttliche personal genannt werden kann, inwiefern man also von ihm als einer Person oder als einer personalen Wirklichkeit zu sprechen berechtigt ist.
Wir wissen alle, dass diese Frage sehr umstritten ist. Besonders heute durch die Begegnung mit den östlichen Religionen. Von dort her wird dem Christentum immer wieder der Vorwurf gemacht, Gott zu verendlichen und zu vermenschlichen, wenn man ihn personal versteht, d.h. als ein personales Gegenüber ansieht.
Wenn wir auf die Gedankengänge der letzten Vorlesungen zurückschauen, dann sind in den sog. Gottesbeweisen, also in den Argumentationen für die Wahrheit der Existenz Gottes, bereits Elemente enthalten, die uns in gewisser Weise berechtigen, von dem Absoluten, Höchsten, Unendlichen als einer personalen Wirklichkeit zu sprechen. Der kosmologische Gottesbeweis endete in dem Gedanken eines höchsten Aus-sich- und Bei-sich-Seins. Wenn man das ganz ernst nimmt, dann kann dieses Sein nicht nur als Faktum verstanden werden als opake, neutrale Wirklichkeit. Als Aus-sich-Sein ist es auch Bei-sich-Sein also Geist.
Und wenn diese Wirklichkeit unsere Freiheit begründet, dann heißt dies auch, dass sie unsere Freiheit als Freiheit begründen muss, so dass sich unsere Freiheit auf diesen ihren Grund nur als Freiheitsgrund beziehen kann. Doch muss dieser Freiheitsgrund dann auch selbst als Freiheit begriffen werden. Was der Freiheit untergeordnet ist, kann die Freiheit nicht wirklich im Innersten begründen. Unsere Freiheit müss te sich davon immer wieder distanzieren. Denn wir sind in unserer Freiheit anders begründet als das, was wir als neutrale oder sachhafte Begründung analysieren, wie etwa in den Naturwissenschaften. Der Gedankengang von der Wahrheit hat gezeigt, dass das Absolute und Höchste nicht nur ein Gegenstand ist, sondern auch auf der Seite des Subjektes steht, also beide umfasst. Es muss also unserer Subjektivität adäquat sein. Insofern kann man es als geistig und als personal bezeichnen. Besonders deutlich wurde dieser Gesichtspunkt der Personalität bei der Betrachtung der Ausrichtung unseres Strebens auf das Gute, von dem wir gesagt haben, dass es so ist, dass es uns anspricht, anfordert, auffordert, und zwar in einer unbedingten Weise.
Kann man aber von einem Anspruch des Unbedingten sprechen, ohne dieses Unbedingte in die-ser uns ansprechenden Weise personal zu verstehen? Zwar nicht als Person wie wir Personen sind, aber auch nicht als apersonal. Wir sehen also, dass uns von den bisherigen Gedankengängen bereits Hinweise dafür gegeben sind, dass wir dieses Höchste auch in personalen Kategorien denken dürfen.. In der abendländischen Geistesgeschichte ist dies freilich ein umstrittenes Thema. Doch kann man aus der Diskussion um dieses Thema sehr viel lernen. Deswegen wollen wir nun einen Blick in diese Geschichte werfen.

Person

Zunächst etwas zum Begriff “Person”. Woher kommt eigentlich dieser Begriff? Das lateinische Wort “Persona” stammt wohl aus dem Etruskischen und heißt Maske. Persona ist also die Maske, die im Theater die Rolle kennzeichnet (die Schauspieler hatte alle Masken). Persona bedeutet also die Rolle, die jemand spielt. Von da übertrug man den Begriff auch auf die Rollen in der Gesellschaft. Man war Person, wenn man eine bestimmte Rolle innehatte. Von dort aus wurde der Begriff in der Grammatik verwendet, zur Bestimmung der ersten, zweiten und dritten “Person”, und schließlich kam er in die Sprache des römischen Rechts. Dort wurde etwa unterschieden zwischen Personen- und Sachenrecht oder zwischen Personen eigenen Rechtes (die Freien) und anderen Rechtes (die Sklaven).
Dass die Person ganz allgemein Rechtssubjekt ist, mit unveräußerlichen Rechten, diese Erkenntnis kam erst später mit dem Christentum in die Rechtssprache, und auch da erst zu Beginn der Neuzeit in der Diskussion ob auch die Indianer Menschen sind, die Rechte haben. Dies führte dann in der späteren Neuzeit zur Formulierung der allgemeinen Menschenrechte, die nun unlöslich mit dem Personbegriff verbunden sind.
Die klassische Definition für den Begriff Person hat im 6. Jahrhundert Boethius, ein christlicher Autor, geprägt. Von ihm wird Persona definiert als. “individua substantia rationalis naturae” (individuelle Substanz mit rationaler Natur). Die Geistfähigkeit ist also das Wesentliche an der Person. Alles was man sonst über die Person sagen kann, muss aus diesem Begriff abgeleitet werden. Der griechische Begriff für Person ist dem lateinischen ähnlich: “Prosopon” heißt eigentlich Antlitz und meint ebenfalls die Theatermaske, die Rolle usw. Der Schritt des Boethius war es, die Person als das Individuum zu sehen, das sich durch Geistigkeit auszeichnet, und das mit seiner geistigen Individualität allen Rollen zugrunde liegt.
Von dieser Begriffsgeschichte her ist es aber nicht verwunderlich, dass für die Frage, ob das Göttliche Person sei, der Person-Begriff zunächst keine Rolle spielte. Er schien zu untergeordnet, um für die Thematik geeignet zu sein. An seine Stelle tritt der Begriff Geist, griechisch “Nous”. Die Frage war also: Ist das Göttliche Geist? Für uns ist es natürlich klar, dass es hier um die gleiche Frage ging, die wir uns stellen. Wir können also unsere Fragestellung, ob das Göttliche Person ist, leicht in der antiken Diskussion um die Frage, ob es Geist ist, wiederfinden.
Wir haben schon gesehen, wie die Frage bei den Vorsokratikern auftaucht. Xenophanes formuliert im 6. Jahrh. v. Chr. eine scharfe Religionskritik. Er wendet sich gegen die mythologischen Vorstellungen von den Göttern. Seine These ist: Einer ist der höchste Gott, und dieser ist ganz Geist, Nous. Sein Schüler Parmenides schöpft aus diesem Gedanken seine Philosophie des reinen Seins. Von diesem Sein sagt er aber, dass es eins ist mit dem Nous: “eines ist Denken und Sein”. D.h. das reine Sein ist vollkommener Selbstbezug und insofern auch reines Denken und reiner Geist.
Diese Gedanken sind auch leitend für Platon und Aristoteles. wegweisend geworden. Nach Platon ist das Höchste die Idee des Guten, nach manchen Dialogen (Timaios oder Nomoi) ist es aber der Nous. Platon ist hier schwankend in der Bestimmung des Höchsten. Aber in der Sphäre des Höchsten sind bei ihm das Gute und der Nous immerhin einander zugeordnet. Der spätere Platonismus wird hier eine Entscheidung treffen, wie wir noch sehen werden. Nach Aristoteles ist das Höchste der „unbewegte Beweger“. Er ist reiner Nous Noesis Noeseos, d. h. Denken des Denkens, also ein Denken, das strikt auf sich selbst bezogen ist. In dieser Konzeption, in der das Höchste reine reflexiver Akt ist, kommt die Gotteslehre als Geistlehre in der Antike zur höchsten Entfaltung.
Allerdings gibt es in der Antike auch eine Alternative zu dieser aristotelischen Konzeption. Es ist die Konzeption des Neuplatonismus, die Philosophie Plotions (3. Jahrh. n. Chr.). Sie knüpft an der Uneindeutigkeit Platons in der Bestimmung des Höchsten an. Ist nun die Idee des Guten oder der Nous das Höchste? Bei Platon gibt es die Aussage, die Idee des Guten sei “jenseits des Seins”. Plotin legt dies so aus, dass dieses Jenseits ein Jenseits des Denkens ist und deshalb das Denken nicht das Höchste sein kann. Plotin hat für diese These, dass Denken oder Geist nicht das Höchste sein kann, einen ganz einfachen Grund. Er sagt: Denken ist gebunden an den Subjekt-Objekt Bezug.
Damit ist aber in jedem Denken eine Trennung enthalten, nämlich die zwischen dem Denken und dem Gedachten. Auch im Selbstbezug des Denkens bleibt diese Trennung erhalten. Denn hier stellt sich das Denken sich selbst gegenüber.
Trennung aber ist immer ein Mangel. Das Höchste muss reine Einheit sein, ohne jede Trennung. Deswegen kann es auch nicht geistig sein. Die höchste Einheit, das “Hen” ist also noch jenseits des Denkens. Dies hat nach Plotin auch Konsequenzen für unsere Ausrichtung auf Gott, auf das Höchste. Wir erreichen es nicht mit dem Denken, sondern nur in einer “Ekstase”, d.h. in einem “Heraustreten” aus dem Denken, einem Überstieg über das Denken. Diese Konzeption des Plotin hatte großen Einfluss auf die christliche Mystik und auf die sogenannte “negative Theologie”, d.h. eine Theologie, die vor allem über die Verneinungen Gott zu erreichen oder zu berühren strebt.

Das christliche Gottesverständnis

Brechen wir hier einmal die philosophische geistesgeschichtliche Linie ab und wenden wir uns dem christlichen Gottesverständnis zu. Das christliche Gottesverständnis näher zu betrachten ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig, weil es die ganze weitere Diskussion um die Personalität des Göttlichen geprägt hat. Das heißt, das Christentum wurde eine geistige Macht. Man hat sich mit ihm auseinander gesetzt. Zugleich hat das Christentum einen Gottesbegriff entwickelt, der vielfache Beziehungen zur antiken philosophischen Tradition hat.
Wie ist nun der christliche Gottesbegriff, der spezifisch christliche Gottesbegriff entstanden oder wie leitet er sich her?
Dazu einige Ausführungen, die ansetzen müssen bei der biblischen Tradition. Im Alten Testament wird Gott erfahren als derjenige, der den Menschen anspricht, der ihm seinen Willen kundtut. So geschieht es Abraham, dem von Gott befohlen, er solle sein Land verlassen. Diesem Gott weiß sich Abraham verpflichtet. In diesem Angesprochen-werden von Gott ist auch enthalten, dass der Angesprochene eine besondere Würdigung durch Gott erfährt, d.h. seine “Erwählung”.
In der Folgezeit wird dieser Zusammenhang von Äußerung des göttlichen Willens und Erwählung ausgestaltet zur Erwählung des Volkes, die schließlich darin manifest wird, dass Gott dieses Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit und sich ihm am Sinai in den Geboten, als der Gott offenbart, der die Menschen in ihrem Gewissen bindet. Dabei ist diese Bindung so formuliert, dass die sittlichen Gebote dem Nächsten gegenüber (nicht töten, nicht lügen, nicht Unzucht treiben usw) gebunden sind an die Ausrichtung auf den einen Gott. Man könnte sagen: Die Unbedingtheit der Gewissensforderung gründet in der Anerkennung Gottes als dem Unbedingten schlechthin.
Jesus steht ganz in dieser Tradition. Seine Sendung und Aufgabe sieht er darin, den Menschen auf diesen göttlichen Willen neu auszurichten, die unmittelbare Präsenz dieses göttlichen Willens den Menschen zu vermitteln. Eben dies ist seine Botschaft von der “Herrschaft Gottes”, also von seinem “Reich”, wie es in seiner Predigt heißt. Er verkündet die Nähe der Herrschaft Gottes, die Nähe seines Reiches. “Dein Reich komme!” heißt es. Im “Vater unser” und zugleich besagt dies: „Dein Wille geschehe!”
Wo Gott seinen Willen äußert und man sich auf diesen ausrichtet, dort herrsc ht er oder beginnt er zu herrschen. Und wenn Gott den Menschen “beherrscht”, dann heißt dies, dass der Mensch seinen Willen erfüllt, und dieser Wille ist das, was absolut sein soll, d.h. das absolut Gute.
Jesu Anliegen ist es, den Menschen ganz auf diesen göttlichen Willen auszurichten. Dabei schöpft er aus der Tradition des Alten Testamentes. In gewisser Weise kann man sagen: er verkündet nichts Neues. Das gilt auch für die Bergpredigt. Es heißt da: Du sollst nicht nur nicht töten, sondern du sollst auch kein böses Wort deinem Bruder an den Kopf werfen. Das ist alttestamentliche Tradition, dafür kann man Stellen im Alten Testament finden. Sogar für das Gebot der Feindesliebe kann man Stellen im Alten Testament finden. Oder wenn sich Jesus gegen eine laxe Praxis der Ehescheidung wendet, dann begründet er das so, dass dies nicht der ursprüngliche Wille Gottes ist, denn im Schöpfungsbericht heißt es: “Die beiden werden ein Fleisch sein”. Und ein Fleis ch sein heißt „ein Organismus sein“. Das heißt, es sind nicht isolierte Atome, die in der Ehe äußerlich zusammengefügt werden (und dann auch wieder problemlos getrennt werden können). Vielmehr entsteht ein Organismus, und den kann man nicht einfach teilen ohne das jeder Teil Schaden nimmt. Das sind die alttestamentlichen Aussagen, auf die Jesus zurückgreift.
Er lässt diesen Willen präsent werden in seiner Verkündigung und in seiner Person. Damit rückt nun auch seine Person in die Mitte. Er wird derjenige, in dem der Wille Gottes vollkommen zur Erscheinung kommt. D.h. Jesus richtet sich so radikal auf Gott aus, dass dieser Gott ganz in ihm erscheint, schließlich der vollkommene Selbstausdruck des ewigen Gottes ist.
Seine Auferstehung wird erfahren als Bestätigung dieser Identität mit Gott. Gott ist der, der in Jesus sich vollkommen gezeigt hat, genauer gesagt, der in der Beziehung zu ihm sich gezeigt hat. Denn Jesus wandte sich an Gott als seinen Vater. Und Gott zeigte sich in ihm als dem Sohn dieses Vaters. Jesus sagt: Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Er unterscheidet sich also selbst klar von dem Gott, dessen Willen er verkündet, dessen Reich, dessen Herrschaft, dessen Willen er verkündet. Aber: indem Jesus so selbstlos vollkommen auf den Willen Gottes ausgerichtet ist, auf diesen Gott, der den Menschen anspricht, wird er mehr und mehr zur Erscheinung dieses göttlichen Willens. In diesem Menschen erscheint Gott in seinem Willen. Und aus diesem Grund wird dann in den Evangelien Jesus zum vollkommenen oder zur Präsenz und zum Da-Sein Gottes selbst.
Eben dies ist dann die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Er ist nicht einfach weg. Denn wenn sich Gott so deutlich in diesem Menschen gezeigt hat, so dass er geradezu in seinem Willen identisch mit diesem Jesus ist, dann ist dieser Gott nicht mehr von diesem Jesus zu trennen. Dann ist Gott ganz derjenige, der sich in diesem Menschen und vollkommen gezeigt hat.
Das ist der Beginn einer Gotteslehre, eines Gottesverständnisses, welches Gott so begreift, wie er sich dem Menschen gezeigt hat. Und d.h. er hat sich dem Menschen in der Beziehung zu diesem Jesus gezeigt.
Das wird in den Evangelien zum Beispiel so dargestellt, dass schon bei der Taufe sich der Himmel öffnet, Gott, der Vater, sagt: “Dies ist mein geliebter Sohn”.
Die Taube, der Geist, kommt auf ihn herab. Das heißt: Gott erscheint in diesem Jesus. Die Vermittlung ist Gott selbst. Angedeutet ist diese Vermittlung durch diese Taube. Hier haben wir bereits eine dreifaltige Struktur des „Sich-Zeigens Gottes“. Gott zeigt sich als der Gott, der eine Verbindung hat zu diesem Jesus als seinem Sohn, und die Einheit beider ist der eine Geist, der eine sie vereinende göttliche Geist.

Die Dreifaltigkeitslehre

Das ist nun die Grundlage für die christliche Dreifaltigkeitslehre. Gott zeigt sich uns, nicht nur durch Gesetze, durch Gebote oder Prophezeiungen, sondern er zeigt sich uns in einem bestimmten Menschen auf menschliche Weise. Er zeigt sich in der Beziehung zu einem Menschen und in der Einheit der Beziehung zu diesem Menschen. Wenn Gott sich aber so zeigt, dann ist er hinter diesem Sich-Zeigen nicht als ein ganz anderer noch verborgen, sondern dann ist er selbst so wie er sich da zeigt. Dann ist er selbst in dieser Beziehung des Vaters zum Sohn im einen göttlichen Geist zu denken. Und nur so haben wir Menschen dann zu ihm Zu gang. Wir haben zu Gott dann Zugang durch sein menschliches Antlitz, durch sein mensch liches Dasein und durch den uns von ihm mitgeteilten Geist in uns, der uns zu diesem menschlichen Dasein hinbewegt und durch ihn zu Gott als den Ursprung und dem göttlichen Vater. Das heißt, der Mensch ist dann einbezogen in diesen Gott, oder die Offenbarung dieses Gottes bedeutet, dass er einbezogen ist in dieses Verhältnis.
Das ist ein ganz neues Gottesverständnis, das damals in die geistige Welt der Antike hinein brach und eine große Herausforderung für das Denken darstellte. Die Herausforderung war es für die Verkündigung dieses Gottes, diesen Gott dem gebildeten Publikum der Antike verständlich zu machen und zugleich zu zeigen, dass seine eigene geistige Tradition durch dieses neue Gottesverständnis auf eine bisher ungeahnte Höhe erhoben werden kann. Es bildete sich die Lehre vom dreifaltigen Gott heraus. Sie besagt: Gott ist Person, er ist personal, aber er ist der eine Gott in einem personalen Austausch, in den er uns Menschen durch seine Offenbarung hinein nimmt. Definiert wurde dieser Glaube mit Hilfe philosophischer Begriffe, die bereits vorhanden waren. Diese wurden von den christlichen Theologen nun aufgegriffen, allerdings auch in ihrer Bedeutung durch den neuen Zusammenhang modifiziert. Gott wurde nun als die eine Unsia in den drei Hypostasen definiert, d.h. die eine Wesenheit in den drei Selbständigkeiten, wobei diese drei Selbständigkeiten durch ihre gegenseitige Beziehung definiert wurden.
Im Lateinischen wurde daraus die für uns gängige Formel von Gott als dem einen Gott in den drei Personen. Denn in der lateinischen Übersetzung von “Hypostasis” verwendete man das Wort “persona”. Gott ist also eine personale Bezie...

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  1. Person