Piraten
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Piraten

Freibeuter der Weltmeere

  1. 74 Seiten
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Piraten

Freibeuter der Weltmeere

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Über dieses Buch

Gestalten wie Klaus Störtebeker, Francis Drake, Blackbeard, Henry Morgan, Anne Bonny und viele andere lieferten den Stoff für spannende Romane und opulente Hollywood-Filme, durch die ihre Taten glorifiziert wurden. Sie waren kühne, aber gesetzeslose Räuber, die oft mit Duldung ihrer Regierungen den spanischen Schatzflotten in der Karibik auflauerten und große Reichtümer erbeuteten.Auch im Indischen Ozean trieben sie ihr Unwesen und kaperten Schiffe des indischen Großmoguls und der englischen "Ostindian Company".Piraterie ist aber kein Phänomen, das der Vergangenheit angehört. Entlang der Küste Somalias und besonders in der Straße von Malakka droht den Schiffen und ihren Besatzungen bis heute große Gefahr.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783831257263

Edward England

Wie bei vielen Piraten liegt Edward Englands Herkunft im Dunklen. Vermutlich wurde er in Irland als „Edward Seegar“ geboren. Als Seemann diente er auf einer Handelsschaluppe mit Heimathafen auf Jamaika. Sein Leben als gesetzestreuer Matrose fand ein jähes Ende, als sein Schiff 1717 von dem Piraten Christopher Winter gekapert wurde.
Die Piraten kehrten mit ihrer Beute auf die Bahamas zurück. Seegar schloss sich ihnen an und nannte sich fortan „England“. Er sammelte eine Mannschaft um sich, kaperte eine Schaluppe und arbeitete nun auf eigene Rechnung.
Vor der westafrikanischen Küste zwischen den Azoren und den Kapverdischen Inseln erbeutete er mehrere Schiffe. Darunter auch ein größeres, die „Pearl“, das England zu seinem Flaggschiff machte, während er die Schaluppe zusätzlich behielt. Die Piraten setzten ihre Fahrt fort und kaperten vor der Küste Guineas Dutzende von Schiffen. Einer von Englands Männern, ein gewisser „John Taylor“, erhielt eines davon, die „Victory“.
Sie umschifften das Kap der Guten Hoffnung und legten in Madagaskar an, um ihre Schiffe überholen zu lassen. Danach kreuzten sie vor der Nordwestküste Indiens und erneut übernahm England eines seiner Beutestücke in seine Flotte, den mit 34 Kanonen bestückten Rahsegler „Fancy“.
Über den beliebten Piratentreffpunkt „Johanna Island“, nordwestlich von Madagaskar, kehrten „England“ und „Taylor“ zur größten Insel im Indischen Ozean zurück. Als sie sich am 27. August 1720 dem Hafen näherten, trafen sie auf drei Schiffe, einen Holländer und zwei englische Ostindienfahrer, die damals die reichste Beute versprachen. Die zwei kleineren Schiffe lichteten den Anker und flohen, wobei ihnen die besser bewaffnete englische „Cassandra“ einen Vorsprung verschaffte, indem sie der „Fancy“ den Weg abschnitt.
Während das Piratenschiff „Victory“ die anderen Schiffe verfolgte, begann ein erbittertes Seegefecht zwischen Edward England auf der „Fancy“ und dem schottischen Kapitän James MacRae von der „Cassandra“. Offenbar beschossen sich die beiden in einem mehrstündigen heftigen Gefecht mit Breitseiten aus nächster Nähe. Sowohl die Kapitäne als auch die Mannschaften zeigten größte Entschlossenheit und Tapferkeit, aber am Ende gewann das besser bewaffnete Piratenschiff die Oberhand. Kapitän MacRae ließ sein stark beschädigtes Schiff auf Grund laufen und führte die Überlebenden an Land.
Die Piraten ließen eilig ein Boot zu Wasser, um die „Cassandra“ zu kapern. An Bord fanden sie eine Ladung vor, die angeblich 75.000 englische Pfund wert war. Im Jahre 1720 war das ein ansehnliches Vermögen. MacRae und seine Männer hielten sich an Land versteckt. Aus Mangel an Lebensmitteln und Wasser mussten sie sich aber nach zehn Tagen erschöpft ergeben. Das war ein großes Risiko, denn die Seeräuber wollten ihre getöteten Kameraden rächen. Der schottische Kapitän hatte 37 Mann verloren, während auf der „Fancy“ mehr als 90 Piraten im Kampf gestorben waren.
Nach langer Diskussion zwischen England und seinem Kumpan John Taylor setzte sich England mit seiner milderen Haltung durch. MacRae und seinen Leuten wurde Pardon gegeben. Dies löste eine Meuterei unter Taylors Führung aus. England wurde von Taylor als Kapitän abgesetzt und Anfang 1721 mit dreien seiner Anhänger auf einer kleinen Insel vor Madagaskar zurück gelassen. Es gelang ihnen schließlich, Madagaskar zu erreichen. Aber England, erschöpft und abgerissen ohne jegliches Vermögen, wurde zum Bettler. Kurz nach seiner Ankunft verhungerte er in den Elendsvierteln der Inselhauptstadt Antananarivo.

Kanhoji Angria

Im frühen 18. Jahrhundert begann der Aufstieg jener indischen Piratendynastie, die ein halbes Jahrhundert lang die englische Ostindische Kompanie, aber auch Seeräuber aus Europa und Amerika in ihre Schranken verweisen sollte.
Um 1700 brachen im Mogulreich auf dem Subkontinent Unruhen aus. Unter dem politischen und militärischen Druck stand das einst so mächtige Herrschaftsgebiet kurz vor seinem Untergang. In dieser Zeit gelang es einem gewissen „Kanhoji Angria“, einem afrikanischen Muslim, einen Küstenstreifen der indischen Westküste südlich von Bombay unter seine Kontrolle zu bringen. Von seinen Festungen an der Küste und von kleinen vorgelagerten Inseln aus griff er mit großen Flotten die Küstenschifffahrt an und versuchte, Ostindienfahrer zu kapern. Dieses „Angria-Reich“ zog viele Abenteurer aus Indien und auch aus Europa an, so dass in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts Hunderte von Piratenschiffen in den Gewässern der Region kreuzten, die alle der Familie Angria verpflichtet waren.
„Kanhoji Angria“ errichtete sogar Stützpunkte auf den Inseln vor Bombay. Jahrelang terrorisierte er von dort aus die indischen und britischen Schiffe, die den Hafen nutzten, in dem sich das Hauptquartier der Ostindischen Kompanie befand. Schließlich ging er dazu über, Schutzgelder zu erpressen.
1712 kaperten Angrias Schiffe die Privatyacht des Gouverneurs der Ostindischen Kompanie in Bombay und zwangen ihn Lösegeld für das Schiff zu zahlen. Die Summe beinhaltete auch Schutzgelder für alle Schiffe der Ostindischen Kompanie, so dass Angria während der folgenden vier Jahre seine Angriffe auf indische Schiffe beschränkte.
Als im Januar 1716 ein neuer Gouverneur der Kompanie ernannt wurde, änderte sich die britische Politik. Gouverneur „Charles Boone“ sammelte alle verfügbaren Marinestreitkräfte, um das Piratennest auszuräuchern. Angria reagierte prompt und terrorisierte erneut alle britischen Schiffe. Zwei Angriffe der Kompanie wurden zurückgeschlagen. Ende 1716 blockierte Angria daraufhin den Hafen von Bombay und zwang Boone Lösegeld zu zahlen. Weitere Angriffe der Engländer schlugen fehl – trotz des Einsatzes portugiesischer Bodentruppen.
Als „Kanhoji Angria“ 1729 starb, galt sein Piratenreich als unbesiegbar – ein idealer Zufluchtsort für Seeräuber. Ihm folgten seine beiden Söhne „Sumbhaji“ und „Mannaji“, die das Reich ihres Vaters unter sich aufteilten. „Sumbhaji“ kontrollierte die Inselfestungen im Norden, in der Nähe von Bombay, während „Mannaji“ über den südlichen, auf dem Festland gelegenen Teil herrschte. Zwischen den beiden entbrannte schon bald ein Machtkampf, der damit endete, dass „Sumbhaji“, von einer kleinen Küstenenklave abgesehen, die er großmütig seinem Bruder überließ, Herr über das gesamte Gebiet wurde.
Wie sein Vater hatte es auch „Sumbhaji Angria“ auf die Schifffahrt in der Nähe von Bombay abgesehen. 1736 kaperte er die mit Gold beladene „Derby“, den reichsten Ostindienfahrer, der je erbeutet wurde.
Als Sumbhaji 1743 starb, folgte ihm sein Halbbruder „Toolaji Angria“ nach, der die Angriffe auf die britischen Handelsschiffe noch verstärkte. Er kaperte die eskortierenden Kriegsschiffe und machte auf den Handelsschiffen reiche Beute.
Mitte des 18. Jahrhunderts war die Situation für die Briten unhaltbar geworden. Sie schlossen mit der indischen „Maratha Confederacy“ ein Bündnis und starteten zu Land und zu Wasser einen Angriff von bisher nicht gekannter Wucht. Eine nach der anderen fielen die Festungen der Angrias, bis ihnen im Februar 1756 nur noch ihr Stammsitz bei Vijayadurg blieb. Aber auch dieser wurde nach einem verheerenden Bombardement eingenommen. „Toolaji Angria“ wurde verhaftet und hingerichtet, seine Piratenflotte zerstört und seine Schätze nach Bombay gebracht.

Stede Bonnet

„Stede Bonnet“ war Major der Miliz auf Barbados und ein Gentleman, der auf der Karibik-Insel ein hohes Ansehen genoss. Umso rätselhafter, warum sich dieser wohlhabende Plantagenbesitzer der Seeräuberei zuwandte.
Im Frühjahr 1717 rüstete er seine eigene Schaluppe „Revenge“ mit zehn Geschützen aus und segelte mit einer Besatzung von 70 Mann zur Atlantikküste der amerikanischen Kolonien. Vor den Virginia Capes und vor Long Island bei New York kaperte er mehrere Schiffe. Im August 1717 kreuzte er vor South Carolina, wo er zwei weitere kleine Boote überfiel und ausraubte.
Irgendwann, vermutlich vor Carolina, traf er auf den Piraten „Edward Teach“. Offenbar übernahm einer von Teachs Männern die „Revenge“, während Bonnet dem berüchtigten Piraten auf dessen Schiff Gesellschaft leisten musste. Doch schon nach einigen Monaten wurde Bonnet frei gelassen und erhielt auch sein Schiff zurück.
Als Bonnet erfuhr, dass sich Großbritannien gegen Spanien im Krieg befand, bat er beim Gouverneur von North Carolina um Gnade, die ihm auch gewährt wurde. Er segelte nach St. Thomas auf den Jungferninseln, wo er – mit einem Kaperbrief ausgestattet – legal spanische Schiffe überfiel. Seinen Groll gegen Teach konnte er allerdings nicht vergessen und versuchte, ihn aufzuspüren, um sich für die erlittenen Demütigungen zur rächen. Doch war der Pirat als Piratenjäger erfolglos.
Vor Virginia enterte er drei Schiffe, denen später sechs weitere folgten. Zwei behielt Bonnet für seine Piratenflotte. Er segelte mit ihnen den Cape-Fear-River hinauf, um Reparaturen an seinen Schiffen durchzuführen. Zu diesem Zweck kaperte er vor Ort ein weiteres Schiff, das ihn mit Holz versorgen sollte.
Die Stadtväter von Charleston in South Carolina beschlossen zu handeln, als sie hörten, dass innerhalb ihrer Reichweite Piraten ankerten. Ein örtlicher Reeder, Oberst „William Rhett“, wurde beauftragt, die Piraten mit zwei bewaffneten Schiffen, der „Henry“ und der „Sea Nymph“ anzugreifen. Am Abend des 26. Septembers 1718 segelte Rhett den Cape-Fear-River hinauf. Bonnet zog sich weiter flussaufwärts zurück, lief aber auf Grund und war gezwungen, sich dem Kampf zu stellen. Nach einem fünfstündigen Gefecht ergaben sich schließlich die Piraten. Ihre Lage war aussichtslos geworden. Bonnet gelang zwar die Flucht, er wurde aber schnell gefasst und vor Gericht gestellt.
Durch seine Flucht hatte er jeden Anspruch auf Gnade verwirkt. Nur drei von 33 Gefangenen wurden freigesprochen. Unter den Verurteilten waren auch Männer, die sich erst wenige Wochen zuvor den Piraten angeschlossen hatten. „Stede Bonnet“ wurde schuldig gesprochen und im November 1718 mit 30 seiner Männer gehängt.

Anna Bonny und Mary Reade

Zu einer gewissen Berühmtheit haben es die beiden Piratinnen „Anne Bonny“ und „Mary Reade“ gebracht. Ihr Prozess im Jahre 1720 war eine Sensation, da bekannt wurde, dass sich die beiden jahrelang als Männer ausgegeben hatten. Ihr Komplize „Calico“ Jack Rackham war ein Westentaschenpirat, der seine Berühmtheit weniger seinen Taten als der ungewöhnlichen Wahl seiner Besatzung verdankte.
1719 lernte er in dem Piraten-Schlupfloch New Providence „Anne Bonny“ kennen. Sie war die unehelich Tochter eines irischen Rechtsanwalts, der nach South Carolina ausgewandert war. Sie hatte einen Matrosen namens „James Bonny“ geheiratet und war mit ihm durchgebrannt. Als er sich den Piraten anschloss, folgte sie ihm nach New Providence. Dort traf sie „Jack Rackham“, der heftig um sie warb. Vermutlich kam es zu einem Dreier-Verhältnis, als Anne und „James Bonny“ den Piraten begleiteten, als er wieder in See stach. In den folgenden 15 Monaten kreuzten Jack und seine Leute vor der Küste von Kuba, wo sie mehrere kleine Schiffe überfielen.
„Mary Reade“ kam angeblich in England zur Welt und wurde von ihrer verarmten Mutter als Junge groß gezogen. Als Jugendliche arbeitete Mary, wiederum als Junge verkleidet, als Lakai. Doch schon bald musterte sie auf einem Kriegsschiff an. Auch dort hielt sie es nicht lange aus und meldete sich zur britischen Armee, verliebte sich in einen Soldaten und heiratete ihn. Nach seinem Tod heuerte sie auf einem Westindienfahrer an. Aber ihr Schiff wurde von Piraten gekapert. Mary schloss sich ihnen an. Ab August 1719 segelte sie dann mit „Jack Reckham“, dem Verehrer von „Anne Bonny“.
Doch Ende 1720 verließ den Piraten das Glück. Während er vor der Westspitze von Jamaika vor Anker lag, wurde er von einem Schiff der Regierung überrascht. Die Schaluppe der Piraten wurde geentert. Angeblich leisteten „Anne Bonny“ und „Mary Reade“ als einzige mannhaften Widerstand. Der Rest der Besatzung war zu betrunken, um sich zu verteidigten. Die Frauen wurden überwältigt und mit den Piraten nach Port Royal gebracht. Der Prozess wurde zur Sensation.
Anne und Mary hatten jahrelang wie Männer gelebt. Sie waren nicht nur Piratinnen, sondern hatten auch gegen alle gesellschaftlichen Regeln verstoßen, die das Leben der Frauen in dieser Zeit bestimmten. Vor Gericht hieß es, „die beiden zeichneten sich durch große Verworfenheit aus, fluchten viel und seien zu allem bereit.“ Ihre Opfer sagten aus, die beiden hätten im Kampf und bei Überfällen Männerkleidung getragen, sich aber sonst wie Frauen gekleidet.
Sie wurden verurteilt, aber begnadigt, weil sich heraus stellte, dass beide schwanger waren. Mary starb noch im Gefängnis auf Jamaika am Fieber, Annes Schicksal ist unbekannt. „Jack Rackham“ und seine Komplizen wurden am 27. November 1721 gehängt.

Lowther und Low

Das Banner von Captain“ Edwin Low“, ein blutrotes Skelett auf schwarzem Grund, war unter den christlichen Seefahrern zu Beginn des 18. Jahrhunderts besonders gefürchtet. „Edward Low“ und „George Lowther“, Brüder im Geiste der Grausamkeit, verkörperten sinnlose Brutalität. Low galt bereits in seiner Kindheit als Raufbold und Dieb. Nach einer Schießerei in den Wäldern Honduras kaperte er gemeinsam mit einem Dutzend anderer Männer ein kleines Schiff und stach in See, um der Welt den Krieg zu erklären.
Lowther war zweiter Maat auf einem Sklavenschiff der „Royal Africa Company“. Er zettelte an Bord seines Schiffes eine Meuterei an und wurde von der Mannschaft als Piraten-Kapitän akzeptiert.
Auf den Cayman Islands, auch ein Zufluchtsort der Piraten, begegneten sich Lowther und Low zum ersten Mal. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt. Gemeinsam kreuzten sie fortan vor den Westindischen Inseln und der zerklüfteten Küste Virginias, raubten Schiffe aus und quälten ihre Opfer auf barbarische Weise. Lowthers Spezialität war es, Gefangenen brennende Lunten zwischen die Finger zu stecken und bis auf die Knochen durchbrennen zu lassen, wenn sie das Versteck ihrer Wertsachen nicht preisgaben. Low liebte es, seinen Opfern Gliedmaßen abzutrennen und sie anderen Gefangenen als Speise zu servieren.
Nachdem Low sich im Mai 1722 von seinem Kumpanen getrennt hatte, wendete sich das Blatt für Lowther. Bei einem Angriff auf ein englisches Handelsschiff vor South Carolina wurde sein Schiff fast völlig zerstört. Lowther musste sich über den Winter in eine abgelegene Bucht an der Küste North Carolina zurück ziehen und von dem leben, was die Umgebung an Nahrung bot, während sein Boot repariert wurde.
Im Frühjahr nahm er Kurs in Richtung Norden und verbrachte den Sommer damit, vor der Küste Neufundlands Schiffe zu kapern und zu plündern. Wie es bei Piraten Brauch war, wollte Lowther in einem angenehmen Klima überwintern und nahm im August 1723 Kurs auf die Westindischen Inseln. Als es Zeit wurde für das regelmäßige Kielholen des Schiffs, segelte Lowther zu der kleinen Insel Blanquilla im Nordosten von Tortuga.
Während das Schiff sowie Masten und Takelage auf dem Strand lagen, wurden er und seine Mannschaft von einem Schiff der englischen Marine überrascht und nach kurzem Kampf überrumpelt. Lowther gelang es zwar zu entkommen, wurde aber kurz darauf tot am Strand neben seinem Gewehr gefunden. Selbstmord – äußerst ungewöhnlich für einen Piraten.
Sein ehemaliger Partner hatte mehr Glück. Als Anführer einer Mannschaft von Sadisten wagte Low eine Reihe tollkühner Überfälle und raubte reich beladene Prisen aus bewachten Häfen. Er durchstreifte die Meere, von den Westindischen Inseln bis nach Neufundland, zu den Azoren, den Kanaren und bis nach Kap Verde. Beim Anblick seiner Flagge erstarrte den Seeleuten das Blut in den Adern. Lows Erscheinung war nicht weniger erschreckend: Er war grausig entstellt, seit einer seiner Männer im Suff einen Gefangenen mit seinem Entermesser verfehlt und Lows Gesicht aufgeschlitzt hatte.
Low und seine barbarische Mannschaft köpften ihre Gefangenen reihenweise. Dem Kapitän eines Walfängers aus New England schnitten sie die Ohren ab und zwangen ihn, sie mit Salz und Pfeffer zu essen. Aus purer Lust schlitzten sie Menschen auf oder knüpften sie hoch oben an den Mast.
Ob Low für seine Grausamkeiten je bezahlen musste, ist nicht bekannt. Vermutlich gingen er und seine Mannschaft mit ihrem Schiff, der „Merry Christmas“, unter. Andere behaupten, er sei nach Brasilien entkommen. Wieder andere berichten, dass er in einem Wutanfall den Maat erschlagen habe und daraufhin von der Mannschaft gemeinsam mit drei Kumpanen ohne Wasser und Proviant auf offener See ausgesetzt worden sei.

Bartholomew Roberts

„Barholomew Roberts“, der letzte Piratenkapitän des so genannten „Goldenen Zeitalters“, war auch der bedeutendste. Er war der unbestrittene König der Seeräuber, furchtlos und ein überragender Seemann. Er war auch der eleganteste. Als ihn in einer Schlacht der Tod ereilte, trug er eine karmesinrote Damastweste und elegante Kniehosen, dazu um den Hals ein mit Juwelen besetztes Kreuz an einer massiven Goldkette. Nie zeigte er sich ohne seine zwei Pistolen in einem seidenen, über die Schulter geschlungenen Gurt sowie einem scharfen Entermesser, seine bevorzugte Waffe.
Der Mannschaft legte er strenge Disziplin auf, verbot ihnen das Spielen um Geld und ermunterte sie zum Beten. Roberts war der einzige Pirat, von dem bekannt ist, dass er nie einen Tropfen Alkohol trank. Dass ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckel
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Piraten – Raubritter des Meeres
  6. Bartolomeo el Portugues und Rock Braziliano
  7. Edward England
  8. Kanhoji Angria