Religionsphilosophie, Teil 6
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Religionsphilosophie, Teil 6

Glaube an Gott - ein letztes Vertrauen trotz Bosheit und Leid

  1. 9 Seiten
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Religionsphilosophie, Teil 6

Glaube an Gott - ein letztes Vertrauen trotz Bosheit und Leid

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Über dieses Buch

Gibt es für uns einen Bezug zum Ewigen, Göttlichen, so dass die Welt nicht einfach "alles" ist? Haben wir eine letzte Orientierung, einen letzten Halt? Die Antwort der Religion ist die, dass wir aus einem uns tragenden, aber auch uns beanspruchenden Sinngrund leben, in dem wir Halt und Orientierung finden und für den der Name "Gott" steht.Seit Beginn des kritischen Denkens im alten Griechenland wollte man diese Antwort im Diskurs denkend entscheiden.GLAUBE AN GOTT - EIN LETZTES VERTRAUEN TROTZ BOSHEIT UND LEIDWie ist die Annahme eines allmächtigen und gütigen Gottes mit dem Übel und dem Bösen in der Welt vereinbar? Muss nicht eines von beiden Attributen Gott abgesprochen werden? Doch ist bei einer Trennung beider überhaupt noch von einer letzten Macht oder einer letzten Gutheit zu sprechen?Mit einer prinzipiellen Antwort auf das Theodizee-Problem ist die Frage, warum es so viel Leid und Böses in der Welt gibt, nicht zu beantworten. Die Philosophie kann uns jedoch lehren, auch mit offenen Fragen zu leben. Sie weiß sich darin eins mit der Religion, die ihren Glauben als Vertrauen versteht.

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783831256297
Als wir uns mit den Gottesbeweisen beschäftigt haben, haben wir gesehen, dass es sich bei ihnen um Argumentationen handelt, die einerseits eine Geschlossenheit aufweisen, aber andererseits auch unabgeschlossen bleiben in dem Sinne, dass sich aus ihnen Folgeprobleme ergeben, an deren Lösung auch wieder die Plausibilität der Geschlossenheit ihrer vorangehenden Argumentation hängt. Wir haben z.B. gesehen, dass der kosmologische Gottesbeweis mit der Anschlussfrage behaftet ist, dass er auf einen Grund schließt, der von dieser Welt unterschieden ist, wodurch sich das Problem ergibt, wie sind beide Sphären zueinander verhalten, die Sphäre des Unendlichen, des letztlich Begründeten, des Unbedingten und die Sphäre des Endlichen, des Begründeten und Bedingten.
Darauf haben wir dann versucht eine Antwort zu geben, indem wir verschiedene Modelle des Gott-Welt-Verhältnisses durchgegangen sind. Dabei zeigte sich, dass die religiös christliche Antwort des Schöpfungsglaubens und der Präsenz Gottes in der Welt durchaus eine Antwort auf dieses philosophische Problem gibt und damit philosophisch relevant ist.

Theodizee

Beim Gottesbeweis aus dem Guten wurde deutlich, dass der Mensch, indem er bewertet und sich auf das Gute ausrichtet, auf ein letztes unbedingtes Gutes zielt, das für ihn bestimmend und wirklich, weil wirkmächtig ist, und dass er dieses letzte Gute als ursprünglich und ihn und die Welt begründend und tragend verstehen muss. Bei diesem Argument gibt es ein sehr scharfes Problem, nämlich das Problem der Theodizee. Es stellt sich im Anschluss an den Gottesbeweis aus dem Guten. Denn wie ist es mit der ursprünglichen, alles tragenden Macht des Guten vereinbar, dass es so viel Leid, so viel Übles und vor allem so viel Böses in der Welt gibt? Das ist die klassische Frage der Theodizee, wie man sie nennt. Theodizee ist ein Wort, das von Leibniz geprägt wurde in seiner Schrift über die “Theodizee” – wir werden auf diese Schrift noch zu sprechen kommen –. “Theodizee” ist ein griechisches Wort. In ihm ist enthalten “theos” (Gott) und “dike”, das heißt Recht oder Gericht. Gemeint ist ein Gericht, vor das Gott gezogen wird, genauer gesagt: unser Reden von Gott. Wie können wir dieses Reden rechtfertigen angesichts des vielen Schlimmen in der Welt?
Das ist die klassische Frage der Theodizee. Nun scheint es zunächst so zu sein, dass es sich hier um ein typisch religiöses Problem handelt, vielleicht sogar um ein typisch christliches Problem, mit dem man es nur dann zu tun hat, wenn man Christ ist und an den gütigen, allmächtigen Gott glaubt. Es zeigt sich aber, dass es ein philosophisches Problem ist und dass die Frage der Theodizee in der Philosophie beginnt.
Sie beginnt in der Philosophie mit der Reflexion auf die religiöse Tradition. In der griechischen Vorstellung der verschiedenen Götter hatte jeder Gott seine besondere Sphäre, in der er bestimmend war. Dadurch ergaben sich dann auch die Konflikte der Menschen. Etwa Aphrodite stand für die Macht des Eros, Hera für die Institution der Ehe. Im Konflikt dieser göttlichen Mächte stand der Mensch. Mit der Verschiedenheit der göttlichen Mächte, gab es auch kein einheitliches, göttliches Urteil über das Verhalten der Menschen. Man konnte sich einmal auf den, das andere Mal auf einen anderen Gott berufen.
Wir sahen, dass die vorsokratische Philosophie die göttliche Macht als eine einheitliche zu denken lehrte. Denn es kann nur einen letzten Ursprung geben, und nur der ist das wahre Göttliche. Bei Platon kam der Aspekt dazu, dass diese Macht auch absolute Gutheit sein muss. Damit stellt sich aber sofort das Theodizee-Problem, das vorher noch gar nicht aufkommen konnte. Nun ist man aber damit konfrontiert. Platon hat es als erster aufgenommen und behandelt. Wir sehen also: Das Problem ist ein durchaus philosophisches.
Platon hat in im Entwurf seines Staates, in seiner Politeia, im 2. Buch, eine sehr harte Kritik geübt an den großen literarischen Autoritäten seines Landes, die ja zugleich auch den gemeinsamen religiösen Glauben geprägt haben mit ihren Werken, den Dichtern Homer und Hesiod. Er sagt: In seinem idealen Staat darf man den Kindern Werke von den Beiden nicht zu lesen geben. Denn Kinder denken dann, dass das Göttliche so ist, wie die verschiedenen Geschichten von den Göttern es darstellen, nach denen sie launisch und parteiisch sind, die Ehe brechen usw. Das ist aber nicht die Wahrheit des Göttlichen. Platon entwirft dann eine “Theologie”. In dem Buch der Politeia taucht überhaupt das erste Mal das Wort “Theologie” auf, also in einem philosophischen Zusammenhang, in einer Philosophie, die über die Religion nachdenkt und philosophiert.
Platon entwirft also eine Theologie. Er spricht von “typoi peri theologias”, d.h. über bestimmte, immer einzuhaltende Gesichtspunkte, wenn vom Göttlichen geredet wird. Der erste Gesichtspunkt ist: “Gott ist gut”. Man darf also nicht so reden wie es die Mythologen tun, indem sie den Göttern auch lasterhafte Eigenschaften zuschreiben.
Aus der Gutheit folgt die Unveränderlichkeit Gottes. Denn die Veränderung des Vollkommenen könnte nur eine zum Schlechteren sein. Gott ist dann auch in sich einheitlich, d.h. er widerspricht sich nicht. Wo aber kommt dann das Böse her?
Platon sieht die Schuld beim Menschen. Er erzählt im letzten Buch der Politeia einen Mythos, nach dem die Seelen vor ihrem Eintreten in die Welt unter bestimmten Lebensentwürfen wählen müssen, nach denen ihr irdisches Leben ablaufen wird. Und oft treffen sie dabei eine unglückliche Wahl. So meinen manche, als Tyrannen zu leben sei das Beste. Aber ein Tyrann ist ein radikaler Egoist. Und so geraten sie im Leben in die schlimmen Konsequenzen des Egoismus.
Platon ist die Idee eines ursprünglich machtvollen Guten so wichtig, weil er den Zusammenhang deutlich sieht zwischen dem Wert des menschlichen Handelns und dem Ziel dieses Handelns bzw. dessen Sinn. Er sieht Sokrates vor sich, Sokrates, der vor Gericht steht, der verurteilt wird, Sokrates, der das Gute will. Er lässt ihn dann in seiner Apologie, der Verteidigungsrede, folgende Worte zu seinen Richtern sagen:
“Dies müsst ihr im Sinn behalten, dass es für den guten Men schen kein Übel gibt weder im Leben noch im Tode, noch dass er je von den Göttern im Stich gelassen wird und seine Angelegenheiten vernachlässigt werden”.
Wenn Sokrates, bzw. Platon von Göttern spricht, so ist dies eine Konzession an die Denkweise seiner Mitmenschen. Denn der einen Ursprungsmacht entspricht eigentlich nur die Rede von dem einen Gott, und oft wird auch von Platon nur von “dem Gott” gesprochen. Auf die gute göttliche Ursprungsmacht kann man sich ganz verlassen. Sie ist das Verlässliche schlechthin. Sie ist aber zugleich auch das, was uns in unserem Gewissen unbedingt beansprucht. Denn was uns da beansprucht, ist eben das eine Gute.
Platon ist ganz radikal in den Konsequenzen. Er lässt in der Politeia Sokrates sagen: “So müssen wir demnach denken von dem gerechten Manne, mag er nun in Armut leben oder in Krankheit oder was sonst für ein Übel gehalten wird, dass ihm ja auch dieses zu etwas Gutem ausschlagen werde. Im Leben oder nach dem Tode. Denn niemals wird der von den Göttern vernachlässigt, der sich bemüht, gerecht zu werden und, indem er die Tugend übt und soweit es dem Menschen möglich ist, Gott ähnlich zu sein”.
Das heißt dem zu entsprechen sucht, von dem diese Forderung zum Guten ausgeht. Man wird hier erinnert an einen Satz aus der Bibel, aus dem Römerbrief (8, 28), wo es heißt:
“Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt”.
Das heißt, es kann kommen was will, der Mensch blei bt von Gott getragen, bleibt mit ihm verbunden, wird von ihm gerettet, wenn er sich ihm ganz überlässt. Und das ist eben die Macht des Guten.
Platon spricht dann auch vom gerechten Menschen, der seine Gerechtigkeit in seinem Leben durchhält, wobei er dem Hohn der Menschen ausgesetzt ist, die sagen: Was für einen Erfolg hast du denn mit deiner Gerechtigkeit? Was bringt sie dir? Ist es nicht nur Schwierigkeit und Leid? Es heißt dann: “Er wird gegeißelt, gefoltert, geblendet wer den an beiden Augen, und zuletzt, nachdem er alles Mögliche erduldet hat, ans Kreuz gehängt (wörtlich: an ein gespaltenes Holz). Und dann wird er einsehen, dass man nicht gerecht sein muss, sondern es nur scheinen wollen”. So reden diese höhnenden Menschen. Man kann verstehen, dass die frühen Christen in solchen Stellen bei Platon als Vorahnung von Christus erblickten..
Platon vertritt also eine Theodizee in dem Sinne, dass nach ihm der Mensch sich, indem er dem Guten folgt, auf die Macht des Guten auch vollkommen verlassen kann, d.h. dass sich diese Macht des Guten an ihm erweist und dass diese Macht des Guten sich auch durchsetzt. Platon stellt sich allerdings dann auch die Frage, die ja auch zur Theodizee-Frage gehört: Wieso kommt denn überhaupt das Böse in die Welt? Und er hat darauf mehrere Antworten. Aber man merkt bei diesen Antworten, auch weil es so verschiedene Antworten sind, dass er eigentlich zu keiner schlüssigen Lösung kommt. So entschieden er auf der einen Seite ist, indem er sagt: Wir können uns vollkommen auf die Macht des Guten verlassen, wenn wir ihr folgen, so schwer ist für ihn die Frage zu beantworten, wie es denn überhaupt zur Negativität, zum Bösen, aber auch zum Leid kommt.
Platon hat zum Beispiel die Antwort, das Böse ist ein Aufstand (stasis) in der Seele gegen ihre Ordnung. Ein sehr tiefer Gedanke. Denn die Seele, so Platon, ist ein Gefüge, und in diesem Gefüge kann es gegenstrebige Tendenzen geben. Eine andere Antwort ist die der Lebenwahl, von der wir schon gehört haben. Aber dann sagt Platon auch wieder, dass das Böse einfach Irrtum sei, da doch keiner wissend das für ihm Schlechte wolle. Aber widerspricht das nicht den genannten Antworten?
Platon spricht dann auch von einem vorweltlichen Sturz der Seele, der halb Vergehen, halb Schicksal ist. Was das Leiden betrifft so ist es nach Platon die Materie, die den Kosmos unvollkommen macht und den Schmerz mit sich führt. Gemäß dem Dialog Timaios schafft der göttliche Demiurg die Welt, so gut sie eben sein kann (Leibniz wird später von der “besten aller möglichen Welten” sprechen). Platon ist bei seiner Antwort nach dem Warum des Übels ganz offensichtlich unsicher und widerspricht sich zum Teil. Er spürt wohl, dass er es hier mit einer nicht klar zu beantwortenden Frage zu tun hat. Um so entschiedener ist er in seiner Überzeugung von der Wahrheit der guten Ursprungsmacht, die er auf keinen Fall aufgeben will, auch wenn sie in eine offene Frage führt.
In der spätplatonischen Philosophie des Plotin wird die Frage nach dem Negativen in der Welt so beantwortet, dass es aus dem Entstehungssystem der Welt hervorgeht. Das Eine ist die gute Ursprungsmacht. Aus ihm kommen die tieferen Stufen des Geistes und der Seele und dann noch tiefer der materiellen Welt. Die Materie aber ist ein negatives Prinzip. Plotin spricht vom “me on” (dem Nicht-Seienden). Aus diesem Defizitprinzip ist auch das physische Leiden zu erklären, und, wenn das Prinzip willentlich vollzogen wird, auch das moralisch Böse.

Stoiker

Eine differenzierte Theodizee entwickelten die Stoiker. Ihre Philosophie entstand um 300 v. Chr. und hatte großen Einfluss im römischen Reich. Sie lehrten eine Identität von Gott und Kosmos. Welt, Gott, Schicksal, das Gute, die Vorsehung sind für sie praktisch Synonyme. Aus diesem Grund musste eigentlich alles, was geschieht, direkt dem Guten und Göttlichen zugehören können. So entwickelten sie viele Theodizee-Argumente für die Beantwortung der Frage nach dem Warum des Übels.
Das Übel hat sein Gutes. Denn es dient der Erziehung, der Strafe, der Herausforderung zum Guten. Es muss vorhanden sein, damit man den Vergleich hat. Es hat sogar einen ästhetischen Wert wie das Zusammenspiel von Hell und Dunkel in der Malerei. Diese Argumente wurden später oft von den Christen übernommen. Aber je detaillierter die Antworten wurden, um so unplausibler wurden sie auch.
Ich bringe nur einige Beispiele. Nach dem Stoiker Chrysipp hat alles sein Gutes. Er sagt: “Die Raubtiere sind von der Vorsehung geschaffen, damit sie uns in der Tapferkeit prüfen. Die Wanzen haben ihren Nutzen, indem sie uns nicht zu lange schlafen lassen, und die Mäuse mahnen uns zum Aufpassen, damit wir die Dinge nicht nachlässig aufbewahren”. Das ist noch ganz amüsant. Aber dann meint er, der trojanische Krieg habe sein Gutes darin gehabt, dass er das Problem der Überbevölkerung gelöst habe. Man sieht, wie hier die Theodizee überzogen wird. Platon war da viel vorsichtiger. Aber man muss den Stoikern zugute halten, dass ihr Bemühen um die Theodizee aus einer tiefen Frömmigkeit und Ehrfurcht vor der Gutheit des Kosmos kam.
Ich zitiere einen Stoiker, der im 2. Jahrhundert n.Chr. Kaiser war: Marc Aurel. Er schreibt in seinen “Selbstbetrachtungen”: “Allem stimme ich zu, was mit dir oh Kosmos übereinstimmt. Nichts kommt mir zu früh oder zu spät, was dir zur rechten Zeit kommt. Alles was deine Jahreszeiten bringen, du gütige Natur, ist mir reife Frucht. Von dir alles, in dir alles, in dich alles”.

Epikureer

Es ist nicht verwunderlich, dass diese Theodizee kritisiert wurde. Die Kritik kam von den Gegnern der Stoiker, den Epikureern. Während die Stoiker das Leitbild in der Tugend sahen, ist für die Epikureer die Lust das Ziel und das höchste Gut. Epikur, der Begründer dieser Schule, formulierte ein klassisches Argument gegen die Theodizee der Stoiker. Er sagt:
“Gott will entweder die Übel abschaffen und kann es nicht. Oder er kann und will es nicht. Oder er will es nicht und kann es nicht. Oder er will und kann. Wenn er will und nicht kann, ist er schwach. Was auf Gott nicht zutrifft. Wenn er kann und nicht will, ist er neidisch (also nicht gut), was dem Gott gleichermaßen fremd ist. Wenn er weder will noch kann, ist er neidisch und schwach, also auch kein Gott. Wenn er will und kann, was allein dem Gott zukommt, woher stammen dann die Übel und warum schafft er sie nicht ab?”.
Epikur sieht sehr klar, dass im Gottesbegriff Macht und Gutheit vereint sein müssen. Gilt für Gott nur eines von beiden oder keines, dann ist er nicht Gott. Gilt von ihm beides, dann stellt sich die Frage: Woher das Nicht-Gute? Und...

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  1. Theodizee