Kleine Philosophie der Torheit
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Kleine Philosophie der Torheit

Von Seneca bis Napoleon

  1. 208 Seiten
  2. German
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Kleine Philosophie der Torheit

Von Seneca bis Napoleon

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Torheit lauert hinter jeder Ecke. Sie macht das Leben bunt und stellt auch dem Klügsten ein Bein. Der große Seneca schrieb: "Wenn ich mich über einen törichten Menschen belustigen will, so brauche ich nicht lange zu suchen: Ich lache über mich selbst."In diesem Sinne eilt die "Kleine Philosophie der Torheit" durch die Jahrhunderte, trifft große Männer des Geistes, wirkmächtige Herrscher wie auch uns Normalsterbliche. Der Autor Walter Rebell stellt fest: Wir sind alle Opfer der Torheit - und das ist auch gut so.Fazit nach der Lektüre dieses Buches: Da steh' ich nun, ich armer Tor, fühle mich aber besser als zuvor.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783831269402
KAPITEL 1
WAS SENECA NOCH NICHT WISSEN KONNTE
Grenzen, die der Vernunft gesetzt sind
Sie haben auf einer harten Steinbank im Halbrund eines Theaters in Griechenland Platz genommen. Es ist ein milder Sommerabend, unten auf der Bühne brennen links und rechts Fackeln, in der Mitte steht ein junger Mann, zupft an den Seiten seiner Zither und singt. Er singt nicht schlecht, aber auch nicht gut. Sie haben an diesem Abend schon bessere Sänger gehört. Aber Sie wissen, dass Sie diesem hier nachher den größten Applaus geben. Alle im Theater werden sich erheben, werden vor Begeisterung brüllen, Sie mit dabei, und der Preisrichter – es handelt sich nämlich um einen Wettstreit – wird diesem jungen Mann den Siegeskranz überreichen.
Er macht eine einjährige Tournee durch Griechenland, der junge Mann. Auf allen Festspielen tritt er auf. Bei zahlreichen anderen Gelegenheiten. Immer ist er der Sieger. Am Ende wird er 1808 Siegeskränze eingeheimst haben.
Eigentlich müsste der junge Mann in Rom sein. Um dort seinen beruflichen Pflichten nachzukommen. Aber diese Pflichten sind ihm lästig, er betätigt sich lieber als Sänger, auch als Dichter, auch als Wagenlenker.
Dieser junge Mann ist ein Tor. Ein Narr, aber ein gefährlicher. Einige Jahre vor der Griechenland-Tournee hat er in Rom Christen umbringen lassen. Er hatte Rom anzünden lassen, um aus dem Brand künstlerische Inspirationen zu gewinnen, und dann hatte er Sündenböcke gebraucht.
Diesem Mann mussten Sie an jenem Sommerabend in Griechenland im Theater Beifall spenden. Denn wehe, man hätte entdeckt, dass Sie sich verweigern …
Sie ahnen richtig: Wir sprechen hier von Kaiser Nero. Seine antiken Biographen Tacitus und Sueton erzählen von zig Torheiten, die er begangen hat.
»Nun ja …«, sagen Sie vielleicht.
Nichts »nun ja«! Zu all den Torheiten hätte es nach Adam Riese nicht kommen dürfen, denn Nero hatte eine Erziehung vom Besten, vom Feinsten genossen. Eine Erziehung, in der die Vernunft obenan gestanden hatte. Aus Nero sollte ein durch und durch vernünftiger Mensch werden, so wollte es sein Erzieher, so wollte es …
Warum mache ich hier eine Pause? Damit Sie überprüfen können, ob Sie richtig auf Ihrem Stuhl sitzen. Damit Sie nicht umfallen, wenn jetzt der Name kommt.
Neros Erzieher war niemand anderes als Seneca.
Seneca, der große Philosoph, der Theoretiker der Vernunft, lieferte als Meisterstück seiner philosophisch-pädagogischen Bemühungen Nero ab.
Wie konnte es dazu kommen? Weshalb gelang die Erziehung zur Vernunft nicht?
Wegen Neros Mutter Agrippina. Nero wurde schon mit 17 Jahren Herrscher, und eigentlich führte seine Mutter das Regiment. Oder wollte es, Nero musste sich beständig gegen ihre Einmischungen wehren. Tacitus beschreibt, wie sie sogar ihre weiblichen Reize einsetzte und zur Blutschande bereit war, um auch auf diese Weise über den Sohn Macht auszuüben. Nero ließ sie schließlich ermorden. Wie, das ist eine Geschichte für sich. Zunächst wurde ein Schiff präpariert, das auseinanderbrechen und untergehen sollte, aber Agrippina konnte sich schwimmend an Land retten. Daraufhin wurde sie auf konventionelle Weise getötet, von einem Zenturio mit einem Schwerthieb.
Ein junger Mann mit solch einer Sohn-Mutter-Geschichte im psychischen Gepäck konnte nicht normal werden.
Das wusste Seneca nicht. Das weiß man erst seit Sigmund Freud. Die Seele funktioniert nicht nach Adam Riese, dem Rechenmeister. Sie ist unberechenbar. Gegen seelische Komplexe kommt die Vernunft nicht an. Nero hätte einen Psychoanalytiker gebraucht, nicht einen Spezialisten für die Vernunft. Wer weiß, was Nero zu seiner grotesken Griechenland-Tournee getrieben hatte. Hing sie irgendwie mit der Mutter zusammen? Mit dem in Auftrag gegebenen Mord? Mit Schuldgefühlen? Nero machte sich in Griechenland zum Kasper, alle lachten heimlich über ihn. War das eine Art von Selbstbestrafung?
Eigentlich ist Seneca auch bei der Erziehung seiner eigenen Person gescheitert. Er konnte auch aus sich selbst keinen durch und durch vernünftigen Menschen machen, das sagt ja schon das Statement vom Lachen über sich selbst, das in der Einleitung zitiert worden ist. Aber Seneca gibt noch mehr von sich preis.
In seiner Abhandlung über den Zorn schreibt er, dass er jeden Abend Rechenschaft über seine Fehler ablegt: »Wenn das Licht entfernt und meine Gattin, bekannt mit meiner Gewohnheit, verstummt ist, überschaue ich meinen ganzen Tag und wäge meine Handlungen und Äußerungen ab; nichts bleibt mir verborgen, nichts übergehe ich. Warum sollte ich mich denn auch vor meinen Verfehlungen fürchten, da ich sagen kann: Gib acht, dass du das nicht wieder tust, für dieses Mal sei es dir verziehen?«
(Wir finden solche skrupulöse Selbsterforschung später im Pietismus wieder [religiöse Aufbruchsbewegung des 17./18. Jahrhunderts]; aber auch ein so gelehrter Mann wie Wilhelm von Humboldt, der jenen Typ von Universität geschaffen hat, der in Deutschland bis heute mehr oder weniger Gültigkeit besitzt, ließ keinen Tag vergehen, an dem er nicht sein eigenes Verhalten unter Anlegung strengster Maßstäbe Revue passieren ließ.)
Selbsterforschung gemäß Seneca und gemäß Freud
Mit seiner täglichen Selbsterforschung und dem Eingestehen der begangenen Fehler zeigt uns Seneca, dass es mit der Orientierung an der Vernunft offenbar nicht so recht klappt. Wir laufen der Vernunft immer wieder aus dem Ruder. Auch jemand wie Seneca, der so sehr darum kämpft, dass ihm das nicht passiert (fast möchte man sagen: der krampfhaft darum kämpft), stellt immer wieder fest: Etwas Nicht-Vernünftiges in mir war stärker gewesen.
Für dieses Stärkere haben wir heute ausgearbeitete psychologische Theorien. In uns gibt es, und das konnte Seneca noch nicht wissen, neben der Vernunft auch das machtvolle, nicht nach vernünftiger Logik arbeitende Unbewusste. Das spielt uns Streiche. Das zwingt uns zu Torheiten.
Deshalb kann es passieren, dass auch wir uns zum Kasper machen, wie Nero. Wir sind hinterher fassungslos darüber. Wie konnte das passieren? Es war doch so ein schöner Abend mit Gästen, die Atmosphäre war entspannt, man plauderte … Aber plötzlich war für uns Wettstreit. Wir griffen sozusagen zur Zither und sangen unser Lied. Unser Ehepartner schaute uns entsetzt an, aber wir machten weiter, wir wollten den imaginären Preisrichter beeindrucken, wir wollten den Siegeskranz einheimsen.
Der Abend war verdorben. Wir hatten ihn verdorben.
Und nun die Analyse dieser Torheit. Was hatte uns geritten? – Mit Seneca kommen wir nicht weiter, wohl mit Sigmund Freud. Seneca würde uns sagen: »Du hast gegen die Vernunft gehandelt, lieber Freund. Mach es beim nächsten Mal besser. Halt dich dann zurück, streng dich an.« Sigmund Freud würde sagen: »Geh in Gedanken noch einmal die Gäste durch. Hat dich einer von ihnen genervt? Auch wenn er gar nichts Besonderes getan hat?« – Richtig! Die bloße Anwesenheit von Karl hat mich genervt! Weil der nämlich Betriebsdirektor geworden ist, und ich bin es – in meinem Betrieb – nicht geworden. Ressentiments leiteten mich. Ich musste dem Karl einmal zeigen, wer ich bin, dass ich auch etwas drauf habe … Nur dann, wenn ich mir das eingestehe, wenn ich also auf einer Etage tiefer analysiere als Seneca bei seiner allabendlichen Selbstbespiegelung, habe ich die Chance, beim nächsten Zusammentreffen mit Karl tatsächlich eine Torheit zu vermeiden.
Selbsterforschung ist nicht einfach. Unser blinder Fleck hindert uns, die Motive unseres Handelns zu erkennen. Aber wir könnten Hilfe von außen suchen. Bleiben wir bei dem Beispiel des verdorbenen Abends …
Heinz (nennen wir den Haupt-Akteur einmal so) fragt also hinterher seine Ehefrau: »Jutta, was war eigentlich los? Weshalb habe ich so gehandelt? Ich kann es mir selbst nicht erklären.«
Heinz verhält sich nicht wie Seneca. Der lässt seine Frau zunächst einschlafen (»… wenn sie verstummt ist …«), dann denkt er nach. Heinz hingegen will mit seiner Frau zusammen nachdenken. Was mag Seneca dadurch, dass er nicht mit seiner Frau im Gespräch war, an Selbsterkenntnis entgangen sein! Was hätte sie ihm über ihn alles sagen können!
Kommunikation ist ein Grundprinzip der abendländischen Philosophie, das hätte Seneca wissen müssen. Die Griechen haben uns gelehrt, dass man zur Wahrheit nie allein durchstößt, sondern nur im suchenden, ringenden Gespräch mit den anderen. Der Osten (Indien, China, Japan) sieht die Sache anders. Hier gelangt man zur Wahrheit durch Meditation, durch Versenkung in sich selbst. Die Wahrheit ist bereits in einem, sie braucht nicht kommunikativ ermittelt zu werden.
Ich will die beiden Wege zur Wahrheit nicht gegeneinander ausspielen, jeder hat sein Recht. Aber wir im Abendland sind stärker vom Modell der Griechen geprägt. Sokrates sammelte junge Menschen um sich und diskutierte mit ihnen. Platon schrieb Dialoge: Durch Frage und Antwort und gemeinsames Überlegen wird der Gedankengang vorwärtsgetrieben. Auch die Psychoanalyse Sigmund Freuds ist ein kommunikatives Geschehen: zwischen Patient und Analytiker.
Scheuen wir uns also nicht, bei der Suche nach der Wahrheit über uns selbst andere Menschen zurate zu ziehen. Sie wissen stets mehr über uns als wir, sie haben ja keinen blinden Fleck (bei ihrer Sicht auf uns nicht; bei ihrer Sicht auf sich selbst schon).
Heinz fragt also seine Ehefrau Jutta. Die ist bass erstaunt; sie denkt, sie höre nicht richtig. Wenn Heinz sich nach einem Abend mit Gästen an sie wandte, um mit ihr zu reden, dann meist, um sie zu kritisieren. Das und das habe sie falsch gemacht. Aber jetzt möchte er selbst auf den Prüfstand. Das ist neu. Das ist verheißungsvoll. Natürlich weiß sie, Jutta, schon lange, was Heinz unbewusst gegen Karl in sich herumträgt.
Ein Rundgang durch Neuchâtel
Nach dem Theaterbesuch in Griechenland lade ich Sie zu einer Reise in die Schweiz ein. Vielleicht waren Sie schon hier, dann sicher in den Alpen, am Eiger oder am Matterhorn. Die Westschweiz wird Ihnen unbekannt sein. Doch auch hier ist es schön, der Jura ist ein Wanderparadies …
Allerdings geht es uns nicht um die Schönheit der Natur. Wir streifen durch die Kantons-Hauptstadt Neuchâtel (Neuenburg). Darf ich Sie führen? Ich kenne mich in der Stadt aus, ich wohne seit 25 Jahren hier. Ich bringe Sie durch enge Gassen und Treppenwege zum höchsten Punkt. Hier können Sie die Kirche »La Collégiale« bewundern. Und auf dem Platz davor die Statue des Neuenburger Reformators Farel (1489 – 1565).
Auf diesen Farel kommt es mir an. Er war befreundet mit Calvin (1509–1564), und wie dieser war er düster, fanatisch, ernst. Ich möchte nichts mit ihm zu tun gehabt haben (obwohl ich die Neuenburger Reformierte Kirche, deren Mitglied ich bin, sympathisch finde).
Farel also. Ein würdiger Mann. Aber gegen Ende seines Lebens beging er eine Torheit. Schon seine Zeitgenossen, die Leute, die er zum reformierten Glauben bekehrt hatte, schüttelten verständnislos den Kopf. Mehr noch: Sie waren empört.
Farel heiratete mit 69 Jahren ein sehr junges Mädchen.
Alle haben einen Hammer …
Besonders gefährlich wird es, wenn der Geschlechtstrieb ins Spiel kommt. Dann gibt es kein Halten mehr. Ich brauche Ihnen keine weiteren Beispiele vor Augen zu führen, das mit Farel reicht. Grenzen, die der Vernunft gesetzt sind … Vor allem der Geschlechtstrieb setzt sie. Und so richtig es ist, biologisch gesehen, dass er uns zur Vermehrung treibt und zur Erhaltung der Art, so bedenklich ist es, dass er uns oft unsere sozialen Beziehungen zerstört. Der Geschlechtstrieb geht, und das ist beängstigend, rücksichtslos auf sein Ziel zu.
Kann man ihm nicht doch beikommen?
Bei grundsätzlicher Anerkennung, dass der Geschlechtstrieb stärker ist als die Vernunft, lässt er sich, so meint ein antiker Philosoph, Epikur, von vernünftigen Überlegungen begleiten. Und dadurch (ein wenig) steuern, sodass Torheiten (möglicherweise) verhindert werden.
Schauen wir uns das bei Epikur genauer an!
Philosophie der Lust
Epikur (341 v. Chr. – 271 v. Chr.) hat einen schlechten Ruf. Er gilt als unmoralisch. Im Zentrum seines Denkens steht die hedone, die Lust; man könnte auch übersetzen: Freude, Vergnügen, aber Lust trifft die Sache schärfer, da es Epikur durchaus auch um die sexuelle Lust geht. Die philosophische Richtung, für die der Name Epikur steht, heißt Hedonismus und hat ihre Anhänger bis in die Neuzeit (zum Beispiel vertraten die französischen Materialisten hedonistisches Gedankengut).
Ziel ist es bei Epikur, Lust zu suchen und Unlust zu vermeiden. Der Mensch soll ein glückliches Leben führen. Dazu braucht es allerdings auch die Vernunft, und so reiht sich Epikur in den Mainstream der antiken Philosophie (mit der Betonung der Vernunft) ein. Er schreibt: »An allem Anfang aber steht die Vernunft, unser größtes Gut. Aus ihr ergeben sich alle übrigen Tugenden von selbst, weil sie uns lehrt, dass in Freude zu leben unmöglich ist, ohne dass man ein vernünftiges, sittlich hochstehendes und gerechtes Leben führt.«
Epikur vollbringt einen Balanceakt. Einerseits lehrt er das Ausleben der Lust, andererseits gibt er das Prinzip der Vernunft nicht preis. Man soll vernünftig leben; lustorientiert, aber vernünftig. Wenn man die Vernunft außen vorlässt, funktioniert das lustorientierte Leben überhaupt nicht, es wird selbstzerstörerisch.
Und nun die Anwendung auf das Geschlechtsleben. Seien Sie gespannt. Sie werden schmunzeln, aber auch ins Nachdenken geraten: »Ich habe vernommen, dass dich der Kitzel in deinem Fleisch übermäßig zum Geschlechtsverkehr treibt. Folge ihm, wie du magst, aber sorge dafür, dass du dabei die Gesetze nicht übertrittst, nicht den Anstand verletzt, keinen dir nahestehenden Menschen kränkst, deine Gesundheit nicht zerrüttest und dein Vermögen nicht vergeudest. Es ist jedoch schwer, sich nicht wenigstens in eine der genannten Schwierigkeiten zu verstricken.«
Wie finden Sie das? – Psychologisch richtig ist sicherlich, dass nicht versucht wird, den Geschlechtstrieb kleinzureden. Dass auch nicht dazu aufgerufen wird, ihn zu unterdrücken. Es wird im Gegenteil gesagt: »Folge ihm.« Da fühlen wir uns als Triebwesen ernst genommen. Und der, der uns ernst nimmt, der Philosoph Epikur, hat jetzt eine Chance, vorsichtig steuernd in unser Triebleben einzugreifen. Um uns vor Torheiten zu bewahren. (Einem Moralapostel wie Farel würden wir uns als moderne Menschen verweigern.)
Wenn wir in eine delikate Lebenssituation kommen, sollten wir die Regeln Epikurs zum Umgang mit dem Geschlechtstrieb noch einmal nachlesen …
London wird zum Hexenkessel
Ich hätte im August 2011 nicht in der britischen Hauptstadt sein wollen. Eine Serie gewalttätiger A...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Kapitel 1: Was Seneca Noch Nicht Wissen Konnte
  7. Kapitel 2: Dem Narrenkönig Gehört Die Welt
  8. Kapitel 3: Da Steh’ Ich Nun, Ich Armer Tor …
  9. Kapitel 4: Das Gehirn Ist Schuld
  10. Kapitel 5: Das Lob Der Torheit
  11. Kapitel 6: Von Säulenheiligen und Anderen Toren
  12. Kapitel 7: Eine Welt Ohne Torheit
  13. Über Den Autor