Buddhistische Wirtschaftsethik
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Buddhistische Wirtschaftsethik

Eine Einführung

  1. 238 Seiten
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Buddhistische Wirtschaftsethik

Eine Einführung

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Über dieses Buch

Andere Formen des Wirtschaftens zu entwickeln, die nicht auf dem Fetisch Wachstum beruhen, sondern auf soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit setzen, ist mehr denn je ein Gebot der Stunde. Eine buddhistische Wirtschaftsethik bietet eine fundierte Kritik an herkömmlichen ökonomischen Sichtweisen und leistet einen wichtigen Beitrag, damit buddhistische Prinzipien wie Mitgefühl, Achtsamkeit und Genügsamkeit zu Maßstäben unseres Handelns werden.

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Information

Bemerkungen zum »wirtschaftlichen Fortschritt«

Der Buddhismus zeichnet kein illusionäres Bild vom Menschen. Menschliches Handeln ist »durch Unwissenheit gehemmt und durch Begehren gefesselt«.232 Dieses grundlegende Urteil über die menschliche Situation versuchte der vorliegende Entwurf einer buddhistischen Wirtschaftsethik anhand einiger Fragestellungen der gegenwärtigen Ökonomie zu konkretisieren. Man kann das wichtigste Ergebnis so zusammenfassen: Im wirtschaftlichen Handeln zeigt sich die menschliche Grundverfassung – die Unwissenheit – in einem vergrößerten Zerrbild. Die Unwissenheit über die globale Bedingtheit aller wirtschaftlichen Erscheinungen hat sich im Geld geradezu »materialisiert«, und das darauf gerichtete Begehren und der resultierende Wettbewerb sind der Motor der Weltwirtschaft. Die marktwirtschaftliche, kapitalistische Wirtschaftsorganisation hat die vielfältigen menschlichen Bedürfnisse, Ziele und Wünsche in einem Ziel kanalisiert, an dem sich immer mehr Menschen im planetarischen Maßstab orientieren. Dieses Ziel ist von hohler Abstraktheit und Leerheit. Es lautet: mehr Geld!233
Die Handlungen, in denen die Begierde nach mehr Geld erscheint, sind vielfältig. Der von Gier und Angst gelenkte Blick auf die Quartalszahlen bei den Anlegern, die Informationen über Aktienkurse im Sekundentakt per Internet sind ebenso Ausdruck dieses Ziels wie die völlige Selbstverständlichkeit, in der vom Pro-Kopf-Sozialprodukt eines Landes erwartet wird, dass es wächst. In der nebulösen Sprache der Politik wird dieses formale Ziel nach einer Vermehrung von geldgleichen Werten mit Begriffen wie »modern«, »fortschrittlich« oder »zukunftsfähig« übersetzt. Angefangen häufig schon im Elternhaus, multipliziert durch die Medien, über die Schule und Hochschule bis zum täglichen Leistungsdruck im Beruf wird die universelle Gier nach Mehr damit zur globalen Gewohnheit der Verblendung. Sie durchdringt auch andere Lebensbereiche und -inhalte, wie die Sexualität, den Sport, die Freizeit oder die Kunst mit einem universellen Werturteil, das sich an der Quantität des Größten oder Kleinsten orientiert: das Höchste, Schnellste, Tiefste, Erfolgreichste, Meiste usw. wird zum allgegenwärtigen Wert einer impliziten Ethik des Mehr.
Da diese Begierde nach Mehr aber in sehr verschiedenen Ego-Prozessen verankert ist – vom individuellen Erfolgsstreben über die Gewinnmaximierung der Unternehmen bis zur politischen und militärischen Auseinandersetzung der Staaten –, treten die Menschen und Menschengruppen als Fremde einander gegenüber und stehen in einem unaufhörlichen Wettbewerb, der eine Vielzahl verhängnisvoller Verhaltensweisen nach sich zieht. Wie der Buddha in einem bereits zitierten Passus sagt, entsteht abhängig von der Begierde des Egos »das Erwerben, abhängig vom Erwerben der Geiz, abhängig vom Geiz das Verteidigen, anlässlich des Verteidigens kommt es zu vielen bösen, unheilbringenden Dingen, zum Greifen nach Schlagstöcken, zum Greifen nach Waffen, zu Hader und Streit, Zank und Zwist, zu Verleumdung und Lüge.«234 Es ist nicht schwer, hierfür zeitgemäße Übersetzungen und reichlich Ergänzungen zu finden, die diesen Gedanken illustrieren.
Die Quelle dieser abhängigen Prozesse findet sich aber in einer irrationalen Begierde, auf deren Grundlage der Fortschritt im Kapitalismus beruht: der Begierde nach mehr Geld. Das ist keine naturgegebene oder in einem abstrakten »System« begründete Zielsetzung. Die vorangegangene Analyse versuchte zu zeigen, dass diese Begierde getragen wird von einem Nichtwissen, also einem irrationalen Grund. Das, was die Ökonomen »Rationalprinzip« nennen, nämlich das Streben nach einer Maximierung unterschiedlicher Zielgrößen, ist in Wahrheit ein Irrationalprinzip. Kein Vermögen, keine Geldsumme, kein Aktienkurs, kein Sozialprodukt ist jemals hoch genug, um dieses irrationale Streben zu beenden.
Der private Verbrauch in Deutschland, Japan oder den USA hat sich im Zeitraum vom Anfang der 70er Jahre bis in die Mitte der 90er Jahre in jeweils 21 bis 24 Jahren verdoppelt. Jeder positiven Wachstumsrate entspricht ein bestimmter Verdopplungszeitraum. Eine Wachstumsrate von 3 % bedeutet, dass sich die Ausgangsgröße (z. B. das Sozialprodukt) in 24 Jahren verdoppelt. Das Streben nach unaufhörlichem Wachstum in den von Politikern angestrebten Größenordnungen beruht damit auf dem Glauben, man könne das Weltsozialprodukt etwa alle 25 bis 30 Jahre verdoppeln (pro Kopf verdoppelte sich der private Verbrauch in den drei genannten Ländern etwa alle 30 Jahre). Dasselbe gilt für das Umsatzwachstum von Unternehmen oder den Zuwachs von Vermögenswerten.
Das scheinbar unschuldige Streben nach einem globalen Wirtschaftswachstum von etwa 2 bis 3 Prozent enthält wenigstens für die Länder des Nordens mit einem geringen Bevölkerungswachstum die Forderung, dass sich das Konsumniveau während eines einzigen Lebens bis zu dreimal verdoppeln soll. Das ist das »bescheidene« Alltagsziel der Wirtschaftspolitik. Der Preis dafür ist nicht nur hoch, er wird unbezahlbar, denn auf seiner Rückseite zeigt sich nicht nur der Wahnsinn globaler Sachzwänge, die permanente »Flexibilisierung« aller Lebensbereiche, sondern vor allem eine ökologische Unmöglichkeit. Kein System kann in begrenztem Umfeld endlos wachsen. Dieses einfache Prinzip der Gier nach mehr Geld ist der ethische Gegenwert zahlloser Meinungen und Ideologien, die über Neuerungen, Fortschritt und Moderne in rasch wechselnder Folge medial multipliziert werden. Diese Phänomene sind jedoch gar nicht so schwer zu verstehen, haben sie doch einen einfachen Grund.
Wie kann erklärt werden, dass die Wirtschaft jährlich einen Überschuss erwirtschaftet, der für diese Wachstumsprozesse verantwortlich ist? Joseph Schumpeter sprach davon, dass der Kapitalismus auf dem Prinzip der kreativen Destruktion beruht. Der Wettbewerb sorgt dafür, dass jeder Gewinn früher oder später verschwindet, weil er die Konkurrenten zwingt, ihre Preise nach unten anzupassen, um Marktpositionen halten zu können. Die Unternehmen reagieren auf den Wettbewerbsdruck mit vielen Strategien: Neben Kostensenkungen versuchen sie Monopolpositionen zu erreichen, über den direkten Einfluss auf Regierungen Vorteile zu sichern, oder sie suchen durch Verlagerungen der Produktion kostengünstigere Standorte auf. Doch auch die Konkurrenten senken die Kosten – jedes Monopol ist gefährdet durch potentielle Wettbewerber –, und die Staaten, die für günstige Standortbedingungen ihrer Unternehmen sorgen, verfallen selbst in einen politischen Wettbewerb untereinander, der die angestrebte Sicherung des Erfolgs zunichte machen kann.
Es gibt aber eine »offene Stelle« in der Wirtschaft, die sich als Quelle von immer neuem Gewinn erwiesen hat: die menschliche Kreativität. Menschen sind fähig, ihre Achtsamkeit zur eigenen Erkenntnis und Selbstgestaltung zu verwenden; sie können ihr darin liegendes kreatives Potential in der Erkenntnis, der mitfühlenden Praxis oder der künstlerischen Gestaltung entfalten. Sie können aber auch ihre Kreativität zu einem bloßen Erfolgsfaktor funktionalisieren lassen und sie in den Dienst des einen Ziels stellen: geldgleiche Werte zu vermehren. Diese Funktionalisierung der Kreativität, des menschlichen Potentials ist das dynamische Geheimnis des Kapitalismus, der kreativen Destruktion.235
Weil der Wettbewerb dafür sorgt, dass jeder Gewinn durch Konkurrenten gefährdet wird, streben die Firmen danach, beständig neue Produkte, wenigstens aber den Anschein neuer Produkte auf den Markt zu bringen. Wer etwas Neues anbietet, ist – ökonomisch gesprochen – ein Monopolist und kann die Preise bei ausreichender Nachfrage gewinnbringend selbst festsetzen. Da aber auch hier die Geldgier sich immer wieder im Wettbewerb gegenseitig selbst beschränkt, bleibt auch dieses Streben endlos vergeblich. Die neuen Produkte werden nachgeahmt, Märkte sind bald gesättigt und machen eine weitere Anstrengung notwendig, wieder neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Und da jede Neuerung auch produziert werden muss, ist dieser kreative Prozess im Wettbewerb durch eine beständige Zerstörung alter Produktionsanlagen, Standorte oder Unternehmensstrukturen gekennzeichnet. Was immer sich dem von der Geldgier geleiteten Neuerungsstreben widersetzt, gilt als »unflexibel« und muss »dereguliert« werden. Diese irrationale Motivation, ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort zur ersten Auflage
  6. Vorwort zur zweiten Auflage
  7. Zum Aufbau des Buches
  8. Zugang
  9. Grundzüge der buddhistischen Philosophie
  10. Ethik
  11. Bausteine einer buddhistischen Wirtschaftsethik
  12. Das Verhältnis zu anderen ethischen Systemen
  13. Einige Fragen der angewandten Wirtschaftsethik
  14. Bemerkungen zum »wirtschaftlichen Fortschritt«