Das Licht in uns
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Das Licht in uns

Über wahre Meditation

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Über wahre Meditation

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Über dieses Buch

Eine kaum zu überschauende Anzahl von Büchern über Meditation vermittelt, es gehe darum, anhand von Methoden einen stillen Geist oder andere Bewusstseinszustände zu erlangen. Der große indische Weisheitslehrer J. Krishnamurti zeigt die Mängel und Fallstricke einer solchen Vorgehensweise auf. Meditation ist für ihn das Spüren und völlige Erfassen der Gesamtheit des Lebens, ohne auszuwählen. Nur das führt ohne Bemühen und innere Konflikte zu Freiheit und einer Stille des Geistes, in der sich das zeigt, was wahr ist.

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Information

Das Licht kann kein anderer geben

Man muss frei sein, um sich selbst voll und ganz ein Licht zu sein. Ein Licht für sich selbst! Niemand kann einem dieses Licht geben, und Sie können es auch nicht an der Kerze eines anderen entzünden. Es ist nur eine Kerze, die ausgeblasen werden kann. Das Untersuchen, was es bedeutet, sich selbst ein Licht zu sein, ist bereits Teil der Meditation. Wir werden dies gemeinsam untersuchen und sehen, wie außerordentlich wichtig es ist, dieses Licht zu haben.
Wir sind darauf konditioniert, Autoritäten zu akzeptieren – die Autorität des Priesters, die Autorität eines Buches, eines Gurus, die Autorität von irgendjemandem, der sagt, er weiß. In allen spirituellen Angelegenheiten, wenn man dieses Wort »spirituell« gebrauchen will, darf es keinerlei Autoritäten geben, sonst können Sie nicht frei sein, um zu forschen, um selbst herauszufinden, was Meditation bedeutet. Um sich mit dieser Frage befassen zu können, müssen Sie innerlich ganz sein, frei von jeder Autorität, frei von allem Vergleichen, auch frei von der Autorität des Redners, besonders von der des Redners – das heißt frei von mir –, denn wenn Sie sich nach dem richten, was er sagt, ist Ihr Forschen zu Ende. Sie müssen sich der Bedeutung der Autorität des Arztes, des Wissenschaftlers bewusst sein, und Sie müssen verstehen, wie absolut unwichtig Autoritäten im Innern sind, ob es sich nun um die Autorität eines anderen Menschen oder die Autorität Ihrer eigenen Erfahrungen, Ihres Wissens, Ihrer Schlussfolgerungen und Vorurteile handelt. Die eigenen Erfahrungen und das eigene Verstehen werden auch zu einer eigenen Autorität: »Ich verstehe, deshalb habe ich recht.« Das sind alles Formen der Autorität, derer Sie sich bewusst sein müssen, sonst können Sie sich niemals selbst ein Licht sein. Wenn Sie ein Licht für sich selbst sind, dann sind Sie ein Licht für die Welt, denn die Welt ist, was Sie sind, und Sie sind, was die Welt ist.
Es gibt also niemand, der Sie führen kann, niemand, der Ihnen sagt, dass Sie Fortschritte machen, niemand, der Sie ermutigt. In der Meditation sind Sie vollkommen auf sich gestellt. Und Ihr eigenes inneres Licht kann nur anfangen zu scheinen, wenn Sie sich selbst erforschen, wenn Sie untersuchen, wer oder was Sie sind. Das ist Selbsterkenntnis – zu wissen, was Sie sind. Nicht im Sinne der Psychologen oder einiger Philosophen und auch nicht im Sinne des Redners. Es geht darum, dass Sie sich Ihrer eigenen inneren Natur, Ihrer eigenen Gedanken und Gefühle bewusst sind, die gesamte innere Struktur erkennen. Selbsterkenntnis ist außerordentlich wichtig. Nicht die von anderen abgegebenen Beschreibungen, sondern wirklich das, »was ist«, was Sie sind, nicht, was Sie zu sein glauben oder Ihrer Meinung nach sein sollten, sondern was tatsächlich vor sich geht.
Haben Sie das je versucht? Wissen Sie, wie schwierig es ist, sich bewusst zu sein, was tatsächlich im eigenen Innern vor sich geht? Denn wir schauen aus dem Wissen der Vergangenheit, und wenn Sie mit ihrem Wissen untersuchen, das Sie sich in Form von Erfahrungen angeeignet oder von anderen übernommen haben, dann erforschen Sie sich selbst aus dem Hintergrund der Vergangenheit. Das heißt, Sie nehmen das, »was ist«, nicht wirklich wahr. Es muss Freiheit vorhanden sein, um beobachten zu können, dann beginnt sich in diesem Beobachten die gesamte Struktur und Natur des eigenen Selbst zu entfalten. Das werden Ihnen nur ganz wenige Menschen sagen, denn die meisten haben ein Eigeninteresse, sie wollen Organisationen gründen, Gruppen bilden, und alles was es so gibt in diesem Geschäft. Daher bitte ich Sie, widmen Sie dem, was hier gesagt wird, Ihre ganze Aufmerksamkeit.
Um sich selbst zu verstehen, muss man beobachten, und dieses Beobachten kann nur jetzt stattfinden. Aber es ist keine Regung der Vergangenheit, die das Jetzt beobachtet. Wenn ich das Jetzt aus der Sicht meiner vergangenen Schlussfolgerungen, Vorurteile, Hoffnungen und Ängste betrachte, dann beobachte ich die Gegenwart aus der Vergangenheit. Ich glaube zwar, dass ich das Jetzt beobachte, aber das Beobachten des Jetzt ist nur möglich, wenn es keinen Beobachter gibt, der die Vergangenheit ist. Das Beobachten des Jetzt ist außerordentlich wichtig. Die innere Bewegung der Vergangenheit, die auf die Gegenwart trifft, muss an diesem Punkt enden; dann ist das Jetzt wahrnehmbar. Aber wenn Sie zulassen, dass diese innere Bewegung der Vergangenheit weitergeht, dann wird aus dem Jetzt die Zukunft oder weitere Vergangenheit, aber nie das wirkliche Jetzt.
Beobachten kann nur im Jetzt stattfinden; wenn Sie es unmittelbar tun, wenn Sie wütend sind, wenn Sie gierig sind; wenn Sie es so beobachten, wie es ist. Das bedeutet, es nicht zu verurteilen und es nicht zu bewerten, sondern es einfach anzuschauen und es aufblühen und verschwinden zu lassen. Erkennen Sie die Schönheit, die darin liegt?
Normalerweise wird uns beigebracht, Dinge zu unterdrücken oder uns in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Aber wir sagen: Beobachte deine Wut, deine Gier, dein sexuelles Verlangen oder was es auch sein mag und beobachte es ohne die Vergangenheit, so dass die Wut aufblüht und verschwindet, verwelkt. Wenn Sie das tun, werden Sie nie wieder wütend sein. Haben Sie das je getan? Tun Sie es einmal, und Sie werden es selbst entdecken. Lassen Sie ein Beobachten zu, in dem es kein Auswählen gibt, beobachten Sie einfach nur Ihre Gier, Ihren Neid, Ihre Eifersucht, was immer es ist, und in diesem Beobachten blüht es auf und erfährt eine radikale Veränderung. Bereits das Beobachten ohne den Hintergrund bewirkt eine Veränderung.
Sich seiner selbst ohne jedes Auswählen bewusst zu sein und das zu sehen, was tatsächlich im Jetzt geschieht, heißt, der gesamten Bewegung des Selbst, des »Ich«, zu erlauben, dass sie aufblüht. Und das Selbst erfährt eine radikale Umwandlung, wenn es keinen Hintergrund gibt, das heißt, keinen Beobachter, der der Hintergrund ist. In diesem Vorgang hat Autorität ganz offensichtlich keinen Platz. Es gibt keinen Vermittler zwischen Ihrem Beobachten und der Wahrheit. In diesem Vorgang wird man sein eigenes Licht. Dann fragen Sie niemals irgendjemanden, wie man etwas macht. Im Tun selbst, das heißt im Beobachten, ergibt sich die Veränderung. Tun Sie es!
Also ist die Freiheit zu beobachten und daraus folgend die Abwesenheit jeder Art von Autorität das Entscheidende.
Dann muss auch die Suche nach Erfahrungen, nach denen wir alle verlangen, ein Ende haben. Ich werde Ihnen zeigen, warum. Tag für Tag machen wir die verschiedensten Erfahrungen. Deren Aufzeichnung wird zu Erinnerungen, und diese Erinnerungen verzerren die Beobachtung. Wenn Sie beispielsweise Christ sind, steckt eine zweitausend Jahre lange Konditionierung in Ihnen, in all Ihren Weltanschauungen, Glaubenssätzen, Dogmen, Ritualen und in Ihrer Vorstellung von einem Erlöser, und Sie wollen das erfahren, was Sie wie auch immer benennen mögen. Und Sie werden es erfahren, weil das Ihre Konditionierung ist. In Indien gibt es Hunderte von Göttern, die Menschen dort sind dadurch konditioniert, und deshalb haben sie Visionen von diesen Göttern. Was sie sehen, entspricht ihrer Konditionierung. Wenn uns die ganzen physischen, sinnlichen Erfahrungen zu langweilen beginnen, verlangen wir nach Erfahrungen anderer Art, nach spirituellen Erfahrungen, wir wollen herausfinden, ob es einen Gott gibt, wir wollen Visionen haben. Sie werden Visionen haben und Erfahrungen machen, die Ihrem kulturellen Hintergrund entsprechen, das ist klar, denn Ihr Geist ist so konditioniert. Seien Sie sich dessen bewusst, und erkennen Sie, was in Erfahrungen alles enthalten ist.
Was ist in Erfahrungen enthalten? Es muss einen Erfahrenden geben, der die Erfahrungen macht. Der Erfahrende ist all das, wonach er verlangt, all das, was ihm beigebracht wurde, er ist seine Konditionierung. Und er will etwas erfahren, was er Gott oder Nirwana oder was auch immer nennt. Also wird er es erfahren. Aber das Wort »Erfahrung« beinhaltet Wiedererkennen, und Wiedererkennen beinhaltet, dass man etwas bereits kennt. Deshalb ist es nichts Neues. Ein Geist, der nach Erfahrungen verlangt, lebt in Wirklichkeit in der Vergangenheit und kann deshalb nie etwas völlig Neues, Ursprüngliches sehen. Man muss also frei von diesem Drang nach Erfahrungen sein.
Es ist ungeheuer schwierig, sich mit dieser Art der Meditation zu befassen, denn wir alle wünschen uns ein leichtes, bequemes, glückliches, unbekümmertes Leben. Wenn etwas Schwieriges auf Sie zukommt, das Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Energie erfordert, sagen Sie deshalb schnell: »Ach, das ist nichts für mich; ich gehe einen anderen Weg.«
Beobachten Sie dann Ihre Ängste, Freuden und Leiden, all die alltäglichen Verstrickungen in Ihren Beziehungen. Beobachten Sie all das sehr sorgfältig. Beobachten bedeutet, dass kein Beobachter da ist und es daher zu keinem Unterdrücken, Verleugnen oder Akzeptieren kommt; es findet nur das Beobachten Ihrer Angst statt. Wenn Angst da ist, verzerrt Sie immer das Wahrnehmen. Aber auch das Streben nach Vergnügen ist ein verfälschender Faktor. Auch Kummer ist eine Belastung. Ein Geist, der gerade lernt, was Meditation ist, muss frei von all diesen Dingen sein und seine tagtäglichen Beziehungen verstehen. Das ist viel schwieriger, denn unsere Beziehungen beruhen auf den Bildern, die wir voneinander haben. Solange es einen Bilder-Macher gibt, wird der Bilder-Macher jede wirkliche Beziehung mit anderen verhindern. Es ist unbedingt erforderlich, das zu verstehen, damit man sehr tief in das Thema Meditation eindringen kann, und das ist auch der Grund, warum nur sehr wenige Menschen richtig meditieren.
Alle Meditationssysteme, bei denen man Tag für Tag eine bestimmte Methode praktiziert, behaupten, dass das Denken kontrolliert werden muss, weil es der Störfaktor ist, der einen stillen Geist verhindert. Aber wenn Sie sich das genau anschauen, stellt sich die Frage: Wer ist der Kontrollierende? Sie sehen, wie wichtig es ist, Ihr Denken zu kontrollieren, und Sie sagen: »Ich werde versuchen, es zu kontrollieren«, aber ihr Denken entwischt Ihnen immer wieder. Sie verbringen vierzig Jahre Ihres Lebens mit Kontrollieren, und es entwischt Ihnen in jedem Augenblick. Also müssen Sie sich fragen, wer der Kontrollierende ist und warum es so wichtig ist, sich so anzustrengen, um etwas zu kontrollieren. Es entsteht also ein Konflikt zwischen dem Gedanken, der Ihnen entwischt, und einem anderen Gedanken, der sagt: »Ich muss das Denken kontrollieren.« Es ist ein ständiger Kampf, eine Schlacht, ein Konflikt. Wir müssen also fragen, wer der Kontrollierende ist. Ist er nicht auch nur ein Gedanke? Also sagt ein Gedanke, der die Vorherrschaft beansprucht: »Ich muss den anderen Gedanken kontrollieren.« Ein Bruchstück versucht, ein anderes Bruchstück zu kontrollieren.
Hier ist es wichtig zu sehen, dass es nur Denken gibt und nicht den Denker und das Denken, und somit auch keinen Denker, der das Denken kontrolliert. Nur das Denken existiert. Wir sind dann nicht daran interessiert, wie das Denken kontrolliert werden kann, sondern am gesamten Prozess des Denkens. Warum sollte es aufhören? Wenn nur das Denken existiert, warum sollte es zum Stillstand kommen? Das Denken ist eine Bewegung, nicht wahr? Das Denken ist eine Bewegung in der Zeit, von hier nach dort. Kann diese Form der Zeit ein Ende haben? Das ist die Frage, und nicht, wie man das Denken anhält. Im Hinblick auf Meditation haben die [meisten] Gurus den Schwerpunkt auf Kontrolle gelegt, aber wo etwas kontrolliert wird, erfordert es Mühe und Anstrengung, müssen Konflikte entstehen, muss etwas unterdrückt werden. Und wo etwas unterdrückt wird, entstehen alle möglichen neurotischen Verhaltensweisen.
Ist es möglich, ohne jegliche Kontrolle zu leben? Das bedeutet nicht, zügellos zu sein, es bedeutet nicht, zu tun, was einem beliebt. Aber können Sie in Ihrem täglichen Leben psychisch, innerlich ohne jegliche Kontrolle leben? Sie können es. Doch wir kennen kein Leben, in dem es nicht die geringste Spur einer Kontrolle gibt. Wir alle kennen nur Kontrolle. Kontrolle existiert, wo es zum Vergleichen kommt. Ich vergleiche mich mit Ihnen und will sein wie Sie, weil Sie intelligenter, brillanter, spiritueller sind. Ich will sein wie Sie, also strenge ich mich an, um so zu werden wie Sie. Wenn wir nun psychisch, innerlich, gar keine Vergleiche anstellen, was geschieht dann? Ich bin, was ich bin. Ich weiß nicht, was ich bin, aber ich bin das, was ich bin. Es gibt keine Bewegung, kein Streben, nach etwas, das ich als besser betrachte. Was geschieht, wenn es kein Vergleichen gibt? Bin ich dumm, weil Sie klug und brillant sind und ich mich mit Ihnen verglichen habe, oder ist es allein schon die Bezeichnung »dumm«, die mich dumm macht?
Wenn Sie in ein Museum gehen, betrachten Sie die verschiedenen Bilder, vergleichen sie, sagen, das eine sei besser als das andere. Das wird uns traditionellerweise beigebracht. In der Schule sagen wir, dass wir besser als ein anderer sein müssen, wir müssen den anderen schlagen. Diese ganzen Prüfungen sind Vergleiche, immer geht es darum, sich anzustrengen. Wir sagen, dass Sie auf das stoßen, »was ist«, wenn Sie den Vorgang des Messens und Vergleichens durchschauen und wenn Sie sehen, wie unwirklich dieser psychische Vorgang ist. Dann haben Sie das vor sich, »was ist«. Aber dem, »was ist«, können Sie nur begegnen, wenn Sie Energie haben. Zuvor wurde diese Energie im Vergleichen vergeudet, aber jetzt haben Sie diese Energie zur Verfügung, um das, »was ist«, zu beobachten, um das Jetzt zu beobachten. Dadurch erfährt das, »was ist«, eine radikale Umwandlung.
Das Denken hat sich also in den Kontrollierenden und das Kontrollierte aufgespalten. Aber den Kontrollierenden und das Kontrollierte gibt es nicht, es gibt nur den Vorgang des Denkens. Denken ist eine Bewegung in der Zeit mit Einschätzen und Bewerten. Kann das ganz leicht und natürlich, ohne jegliche Kontrolle aufhören? Wenn ich mich anstrenge, um es zu beenden, ist immer noch das Denken in Aktion. Ich unterliege einer Selbsttäuschung, wenn ich sage, der Denkende ist etwas anderes als das Denken. Also existiert nur das Denken. Der Denkende ist das Denken. Wenn kein Denken stattfindet, gibt es keinen Denkenden. Kann dieses Denken, das eine Bewegung in innerer Zeit ist, enden? Das heißt, kann Zeit zum Stillstand kommen?
[Psychische] Zeit ist die Vergangenheit. Es gibt keine zukünftige Zeit. Die gibt es nur wenn die Vergangenheit auf die Gegenwart stößt, sie verändert und sich fortsetzt. Zeit ist eine Bewegung aus der Vergangenheit, die zwar modifiziert wird, aber dennoch immer weitergeht. Diese Bewegung, welche die gesamten Bewegungen des Wissens umfasst, die gesamten Bewegungen des Bekannten, muss zum Stillstand kommen. Solange Sie nicht frei von dieser Bewegung sind, können Sie nichts Neues sehen. Diese Bewegung muss zum Stillstand kommen, aber das können Sie nicht mit dem Willen erreichen, denn das wäre Kontrolle. Sie können sie nicht durch Wünschen zum Stillstand bringen, denn das gehört zu Ihrem Fühlen, Denken und Bildermachen. Wie kann also diese Bewegung auf natürliche, einfache, unbeschwerte Weise enden – ohne Ihr Wissen?
Haben Sie jemals etwas aufgegeben, was Ihnen großes Vergnügen bereitete, haben Sie es augenblicklich, unmittelbar fallen gelassen? Haben Sie das je getan? Sie können das mit Schmerz und Leid tun, aber davon spreche ich nicht, denn das wollen Sie vergessen, das wollen Sie loswerden. Aber haben Sie jemals etwas fallen gelassen, was Ihnen großes Vergnügen bereitet? Haben Sie das je gemacht, es sofort ohne jede Mühe und Anstrengung losgelassen? Haben Sie? – Ich zeige es Ihnen.
Die Vergangenheit ist stets unser Hintergrund. Wir leben in der Vergangenheit – jemand hat mich verletzt, jemand hat etwas zu mir gesagt –, wir verbringen unser ganzes Leben in der Vergangenheit. Das gegenwärtige Ereignis wird in Erinnerung umgewandelt, und die Erinnerung wird zur psychischen Vergangenheit. Also leben wir in dieser Vergangenheit. Kann diese Bewegung der Vergangenheit enden?
Die Vergangenheit ist eine [innere] Bewegung, die durch die [reale] Gegenwart modifiziert wird und sich in der Zukunft fortsetzt. Das ist die Bewegung der [psychischen] Zeit. Die Vergangenheit ist eine Bewegung, die ständig abläuft, auf die Gegenwart stößt und weitergeht. Das Jetzt ist bewegungslos. Und weil Sie nicht wissen, was das Jetzt ist, kennen Sie nur den Zustand der Bewegung. Sehen Sie, das Bewegungslose ist das Jetzt. Das Jetzt ist da, wenn die [psychische] Vergangenheit auf die Gegenwart trifft und endet. Das ist das Jetzt. Die Bewegung der Vergangenheit begegnet also dem Jetzt, das bewegungslos ist, und kommt zum Stillstand. Das heißt, das Denken, das eine Bewegung der [psychischen] Vergangenheit ist, begegnet der Gegenwart vollständig und endet hier. Darüber muss meditiert, muss nachgedacht werden. Tun Sie das.
Das Nächste ist der menschliche Geist, der nicht nur aus Materie, aus dem Gehirn besteht, sondern auch alle Empfindungen umfasst und alles, was das Denken in diesen Geist hineingebracht hat. Er ist das Bewusstsein, und in diesem Bewusstsein existieren die verschiedensten unbewussten Antriebe und Forderungen. Kann dieses gesamte Bewusstsein als Ganzes betrachtet werden? Nicht Bruchstück für Bruchstück, denn wenn wir Bruchstück für Bruchstück untersuchen, wird das endlos dauern. Nur wenn das Bewusstsein in seiner Gesamtheit beobachtet wird, besteht die Möglichkeit, dass es endet oder sich etwas anderes zeigt. Kann dieses Bewusstsein in seiner Gesamtheit beobachtet werden? Es geht, wenn Sie es wollen. Wenn Sie eine Landkarte anschauen, weil Sie den Wunsch haben, zu einem bestimmten Ort zu gelangen, hat ihr Blick eine Richtung. Wird die ganze Landkarte betrachtet, hat der Blick keine Richtung. Das ist ganz einfach.
Sehen Sie, wie einfach es ist. Machen Sie es nicht kompliziert. Das Gleiche gilt, wenn das ganze Bewusstsein angeschaut wird. Es gibt keine Blickrichtung, das heißt, es ist kein Motiv vorhanden. Wenn Sie irgendetwas als Ganzes beobachten können – sich selbst oder Ihr Bewusstsein –, dann gibt es kein Motiv und deshalb auch keine Richtung.
Damit Sie Ihr Bewusstsein also in seiner Gesamtheit beobachten können, dürfen Sie kein Motiv und kein Ziel haben. Aber ist das möglich, wenn Ihnen beigebracht wurde, für alles, was Sie tun, einen Grund, ein Motiv zu haben? Wir sind dazu erzogen worden, aus einem Motiv heraus zu handeln. Alle unsere Religionen sagen uns, dass wir einen Beweggrund haben müssen; jeder sagt es. Aber in dem Moment, in dem Sie ein Motiv haben, welches entweder Freude oder Schmerz, Belohnung oder Bestrafung ist, das Ihren Blick in eine Richtung lenkt, können Sie nie das Ganze sehen. Wenn Sie das verstehen, wenn Sie das tatsächlich sehen, dann haben Sie kein Motiv. Sie fragen nicht: »Wie werde ich mein Motiv los?« Sie können etwas nur dann in seiner Gesamtheit sehen, wenn es keine Richtung gibt, wenn es kein Zentrum gibt, von dem eine Blickrichtung ausgehen kann. Das Zentrum ist das Motiv, der Beweggrund. Wenn es kein Motiv gibt, dann gibt es auch kein Zentrum und daher keine Richtung. All das ist Teil der Meditation.
Was nun?
Nun ist der Geist darauf vorbereitet, ohne jede Bewegung zu beobachten. Haben Sie das verstanden? Weil Sie verstanden haben, was Autorität bedeutet, und alles, was damit einhergeht, sind Sie vollkommen auf sich gestellt, um sich selbst ein Licht zu sein. Es gibt also keine Beeinflussung; der Geist, das Gehirn zeichnet nicht auf. Es findet jetzt also keinerlei Bewegung im Geist statt. Deshalb ist er still; es ist keine aufgezwungene Stille, keine eingeübte Stille, die bedeutungslos wäre, sondern eine Stille, die nicht aus dem Unterbinden von Lärm oder von anderen Dingen herrührt. Sie ist eine natürliche Folge des täglichen Lebens, und das tägliche Leben hat seine eigene Schönheit. Schönheit ist Teil der Bewegungslosigkeit.
Was ist Schönheit? Ist es die Beschreibung? Ist es das Objekt, das Sie sehen, seine Proportionen, die Höhen und Tiefen, die Schatten, ein Gemälde oder eine Skulptur von Michelangelo? Hängt Schönheit vom Auge des Betrachters ab? Oder ist sie dort draußen? Oder existiert sie weder im Auge des Betrachters noch dort draußen? Wir sagen, dass ein schönes Objekt, ein schönes Gebäude, eine herrliche Kathedrale oder ein schönes Gemälde dort draußen sind. Oder hängt Schönheit vom Auge des Betrachters ab, weil es geschult wurde im Betrachten und im Sehen, dass etwas Hässliches keine Proportionen, keine Tiefe, keinen Stil hat? Ist Schönheit dort draußen, ist sie im Auge des Beobachters, oder hat sie weder mit dem Auge noch mit der Außenwelt etwas zu tun?
Schönheit ist, wenn Sie nicht sind. Wenn Sie s...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. Vorwort
  4. Ein neues Bewusstsein
  5. Das Wunder der Aufmerksamkeit
  6. Ein Leben in Güte
  7. Das Licht im eigenen Innern
  8. Die Wahrheit erforschen
  9. Die Schönheit der Tugend
  10. Die Energie sammeln
  11. Das ewige, zeitlose Heilige
  12. Was ist Schöpfung?
  13. Ohne Einsatz des Willens leben
  14. Harmonie zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten
  15. Ein heiliges Leben
  16. Mit stillem Geist beobachten
  17. Erleuchtung ist kein fester Endpunkt
  18. Das Ende der Suche
  19. Reines Beobachten
  20. Das Licht kann kein anderer geben
  21. Eine Dimension, die das Denken nicht berühren kann
  22. Quellen