Glanz und Elend der Geisteswissenschaften
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Glanz und Elend der Geisteswissenschaften

Philosophie / Wissenschaftstheorie

  1. 12 Seiten
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Glanz und Elend der Geisteswissenschaften

Philosophie / Wissenschaftstheorie

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Die Geisteswissenschaften haben es schwer - mit ihren wissenschaftlichen Nachbarn und mit sich selbst. Der Mythos von den zwei Kulturen, der naturwissenschaftlichen und der geisteswissenschaftlichen Kultur, macht sie zu Nachzüglern des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts.Dabei geht es in den Geisteswissenschaften um die kulturelle Form der Welt und um die Anstrengung, sich dieser kulturellen Form zu vergewissern. Eine derartige Vergewisserung, das lebendige Wissen einer Kultur von sich selbst, und zwar in Wissenschaftsform, ist zur Stabilisierung und Entwicklung moderner Gesellschaften ebenso wichtig wie ein wissenschaftsgestütztes technisches Können. Ohne sie droht die moderne Welt und droht die moderne Gesellschaft orientierungslos zu werden.

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Glanz und Elend der Geisteswissenschaften

Die Geisteswissenschaften haben es schwer. Nicht nur, weil sie in der modernen Wissenschaftsentwicklung in den Schatten der Naturwissenschaften geraten sind und sich immer wieder gegenüber dem Vorwurf zu behaupten haben, Wissenschaften geringeren Standes zu sein, sondern weil es auch mit ihrer öffentlichen Wahrnehmung schlecht bestellt ist. Wo es um gesellschaftliche Bedeutung und Nutzen, zumal wirtschaftlichen Nutzen, geht, haben die Geisteswissenschaften schlechte Karten. Dabei spricht eigentlich alles für ein kooperatives Verhältnis zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, zwischen Geist und Natur. Handelt es sich doch bei Geist und Natur um die eigentlichen Schlüsselworte der europäischen Kultur, auch heute noch. Mit dem Begriff des Geistes verbindet sich der unbedingte Wille zu begreifen, sich im Denken und durch das Denken zu orientieren; mit dem Begriff der Natur verbindet sich der unbedingte Wille, dieses Begreifen nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Welt, die allem Begreifen vorausliegt, zu beziehen. Philoso phiehistorischen Ausdruck findet diese fundamentale Konstellation vor allem in der Philosophie des Deutschen Idealismus (bei Fichte, Hegel und Schelling), wissenschaftshistorischen Ausdruck in der Institutionalisierung der Natur- und Geisteswissenschaften im 19. Jahrhundert. Gegenstand des naturwissenschaftlichen Begreifens ist die Natur, Gegenstand des geisteswissenschaftlichen Begreifens der Geist bzw. das, was dessen Wirken ausmacht.
Insoweit scheint alles in bester Ordnung zu sein. Doch dieser Schein trügt, vor allem auf der Seite der Geisteswissenschaften. Deren derzeitige Lage ist, wenn man ihren Kritikern, ja Verächtern, und ihren eigenen Vertretern Glauben schenken will, prekär. Kritiker und Verächter, ob auf wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Seite, ge fallen sich gegenüber den Geisteswissenschaften mit immer neuen Aufweisen ihrer vermeintlichen Entbehrlichkeit, ihre Vertreter sind kleinmütig geworden und spielen geduldig die Rolle der Zauderer und Zerknirschten. Elend der Geisteswissenschaf ten oder viel Lärm um nichts?
Tatsächlich zeugt die beschriebene Situation eher von Mißverständnissen als von Einsichten – auf beiden Seiten, der Seite der Kritiker und der Seite der Geisteswissenschaftler selbst. Das will ich im Folgenden deutlich machen, indem ich zunächst von einer halbierten Kultur und dem Kleinmut der Geisteswissenschaftler spreche, dann von Aufgaben, die ohne die rechtverstandene Arbeit der Geisteswissenschaften unerledigt blieben, und einer selbstbewußteren Perspektive, mit der der Disput um die vermeintliche Unerheblichkeit und Nutzlosigkeit der Geisteswissenschaften ein Ende fände. Die Stichworte lauten: die Teilung der Welt, Selbstzweifel, alle Wissenschaft ist Geisteswissenschaft, die kulturelle Form der Welt.

1. Die Teilung der Welt

Krisen im System der Wissenschaft – wobei mit diesem System eine fachliche und disziplinäre Ordnung gemeint ist, die sich mal recht, mal schlecht in den institutionellen Strukturen einer Universität (Instituten, Fachbereichen, Fakultäten etc.) widerspiegelt – werden offenbar immer dann als besonders gravierend empfunden, wenn sie von den wissenschaftlichen Nachbarn geschürt und von den eigenen Vertretern bereitwillig aufgenommen und durch Selbstzweifel noch verstärkt werden. Eben dies ist heute in Sachen Geisteswissenschaften der Fall. Dabei spielt die Unterscheidung zwischen zwei Kulturen, nämlich der naturwissenschaftlichen und der geisteswissenschaftlichen Kultur, eine entscheidende Rolle. Sie ist die Erfindung eines Mannes, der beide Seiten zu verstehen glaubte, nämlich des Physikers, Romanciers und hohen britischen Staatsbeamten Charles Percy Snow in einer eher beiläufigen Rede aus dem Jahre 1959.1 Mit dieser semantischen Zuspitzung – zwei Wissenschaftstypen gleich zwei wissenschaftliche Kulturen – und einer sehr unterschiedlichen Beurteilung beider Seiten stürzen die Geisteswissenschaften in eine (wirkliche oder nur eingebildete) tiefe Krise. Nach Snow und einer sich auf ihn berufenden verbreiteten Vorstellung stürmt der naturwissenschaftliche Verstand in die Zukunft und arbeitet hart, während der geisteswissenschaftliche Verstand sich aus dieser Entwicklung abgemeldet, sich in der Vergangenheit wohlig eingerichtet habe und feiere. Außerdem hätten die Naturwissenschaften nicht nur “die Zukunft im Blut”2, sondern auch die Welt in der Hand, die Geisteswissenschaften allenfalls sich selbst. Die einen seien science, Messen und Wiegen, was Objektivität verbürgt, die anderen ‘Literatur’, Bildung und Erinnerung, was offenbar in nichts als Subjektivität führt.
Nun zeugen derartige Unterscheidungen nicht gerade von g...

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  1. Glanz und Elend der Geisteswissenschaften