Die Tragödie muslimischer Gesellschaften
eBook - ePub

Die Tragödie muslimischer Gesellschaften

Eine Weltreligion am Abgrund

  1. 296 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Die Tragödie muslimischer Gesellschaften

Eine Weltreligion am Abgrund

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Der Politische Islam scheint unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Vielen Menschen - insbesondere auf dem von muslimischer Migration besonders betroffenen Kontinent Europa - gilt er als eine ernstzunehmende gesellschaftliche Bedrohung. Islamistischer Terror, muslimische Migration und erkennbare Probleme im Zusammenhang mit Integration und täglichem zwischenmenschlichen Umgang schaffen ein Klima gesellschaftlicher Verunsicherung. Doch Verunsicherung oder gar Angst entstehen immer dann, wenn Wissen über die Gefährdung fehlt. Das vorliegende Buch will helfen, Lücken im Wissen über muslimische Gesellschaften zu schließen - in einer einfachen und verständlichen Sprache.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Die Tragödie muslimischer Gesellschaften von Eckhard Dr. Gerloff im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politik & Internationale Beziehungen & Politik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1. Christentum und Islam – und „Welten“ dazwischen
Es existieren zweifellos recht unterschiedliche Wege, sich an eine Religion und die aus ihr folgenden religiös-spirituellen, kulturellen und gesellschaftlichen Aussagen, Haltungen und Werte anzunähern. Ein möglicher Weg besteht darin, wichtige einzelne Aspekte dieser Religion zu betrachten und mit anderen Religionen zu vergleichen. Wählt man einen solchen Weg, so führt es in der Regel zu einer Erörterung anhand von Einzelaspekten, wie sie sich zum Beispiel aus einzelnen Passagen und Zitaten einer religiösen Schrift – der Bibel oder dem Koran – ergeben. Ein solcher Weg kann jedoch schnell in die Irre führen, denn von vornherein ist nicht immer klar, in welchem historischen und theologischen Kontext eine solchermaßen zitierte und betrachtete einzelne Textstelle steht. Falsche Schlussfolgerungen, wenigstens aber erhebliche Missverständnisse sind bei einer solchen Vorgehensweise vorgezeichnet.16
Ein gänzlich anderer Weg besteht darin, sich mit dem durch eine Religion vermittelten Menschenbild zu beschäftigen. Ein solchermaßen beschrittener Weg enthält dann stets auch die Frage nach dem Gottesbild und damit zu den Vorstellungen darüber, ob es einen Gott gibt und wie dieser Gott beschaffen ist.
In diesem ersten Hauptteil werden wesentliche Facetten des Christentums und des Islam beschrieben und miteinander in eine vergleichende Beziehung zueinander gesetzt. Die beiden ersten Kapitel legen das Verhältnis von Gott und den Menschen und die eigentlichen spirituellen Kerne dar. In den beiden abschließenden Kapiteln dieses ersten Hauptteiles werden dann die unterschiedlichen Weltbilder beider Religionen betrachtet; um im Anschluss daran den Blick auf die aus den Religionen abgeleiteten Normen, Gesetze und Vorschriften zu richten.
Kapitel 1.1 stellt zunächst die Gottes- und Menschenbilder dar, wie sie aus dem Christentum und dem Islam abgeleitet und formuliert werden können. Der Folgeschritt auf dem Weg der Annäherung an die beiden im Vergleich stehenden Religionen besteht darin, den eigentlichen spirituellen Kern der hier betrachteten Religionen zu erfassen; dieser Frage widmet sich das Kapitel 1.2. Unter dem Begriff der Religion wird in diesem Zusammenhang eine Deutung der Welt und des Lebens verstanden, eine Deutung, die auf eine umfassende und prägende Erfahrung zurückgreift.
In Kapitel 1.3 folgt eine vergleichende Darstellung der Weltbilder, wie sie sich aus den Religionen Christentum und Islam entwickelt haben. Kapitel 1.4 beschäftigt sich mit den in den beiden Religionen begründeten Vorstellungen über Normen-Systeme. Dem christlichen Weltbild folgend wird die bereits im Neuen Testament angelegte Trennung von Staat und Kirche (gleich Religion) aufgezeigt. Für den Islam wird dem die Scharia als Gottesrecht gegenübergestellt.
1.1 Gottes- und Menschenbilder
Es gehört offensichtlich zum Menschsein dazu, eine Vorstellung darüber zu haben, was den Menschen im Wesentlichen ausmacht. Bilder vom Menschen helfen dabei zu bestimmen, was wir als unsere fundamentalen Eigenschaften annehmen. Dabei handelt es sich lediglich um verallgemeinerte Vorstellungen vom Menschen; und so verstanden sind Menschenbilder stets als Konstruktionen zu betrachten, „die nicht einfach vorgefunden werden oder unabhängig vom Menschen existieren, sondern (…) nach Bedarfslage, Zielsetzung und weltanschaulicher Orientierung immer wieder neu entworfen werden müssen“.17
Wer die Frage nach dem Menschenbild stellt, der macht sich in der Regel auch seine Gedanken über das Gottesbild. Er muss dann eine Vorstellung darüber entwickeln, ob es überhaupt einen Gott gibt und durch welche Eigenschaften sich dieser Gott beschreiben lässt. Es liegt bei dieser Übung auf der Hand, dass ein Menschenbild im Rahmen einer rein atheistischen Weltanschauung vollkommen anders gestaltet ist als dort, wo ein Gott als existent angenommen wird. So haben zum Beispiel die autoritären Weltanschauungen des Kommunismus und Faschismus einen Gott geleugnet; das in diesen Weltanschauungen zugrunde liegende Menschenbild war eine erschreckende Realität und führte in beiden Fällen in furchtbare Menschheitskatastrophen. Die Menschen wurden manipuliert und instrumentalisiert durch utopische Ideologien und die sie ausführenden Machthaber.
Aber auch eine Religion kann für menschenverachtende Zwecke missbraucht werden: für Unterwerfung und Unterdrückung, für Verachtung, Diskriminierung bis hin zum Mord, für totalitäre Herrschaft. Derartige Erfahrungen haben zahlreiche Kulturen machen müssen. Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang lautet: handelt es sich lediglich um einen Missbrauch der Religion, oder beinhaltet eine Religion selbst bereits einen inhumanen Kern, eine problematische Auslegung oder leistet sie diesen doch zumindest Vorschub. Im Christentum und im Islam gibt es einen Gott, und er wird von beiden Religionen auch als der Schöpfer der Welt bezeichnet. Wenn dieser Gott jedoch anders verstanden wird, so führt dies zwangsläufig auch zu einem gänzlich anderen Menschenbild.18
Wenn daher im Folgenden von Gott die Rede ist, dann soll der Gott gemeint sein, wie er von den Verfassern der Bibel des Alten und Neuen Testamentes geschildert wird. Ist hingegen von Allah die Rede, dann ist es der Gott, der von Mohammed im Koran beschrieben wurde. Unternehmen wir also den Versuch, uns ein Bild von dem Gott der Christen und dem Gott des Islam über den Weg der Darstellung der Menschen zu zeichnen. Denn: Gott können wir nicht mit unseren Sinnen erschließen, wohl aber die Menschen.
Nach christlichem Verständnis ist der Mensch in Ebenbildlichkeit zu Gott erschaffen worden. Allein diese Glaubensgrundlage hat weitreichende Folgen: so haben alle Menschen, gleichgültig welcher Religion, Rasse oder Nationalität sie angehören mögen, unabhängig davon was sie denken und glauben, die gleichen und unveräußerlichen Grundrechte. Die Würde jedes einzelnen Menschen ist nicht einzuschränken und nicht anzutasten. Das christliche Menschenbild wird insofern durch das einzelne Individuum geprägt. Die Persönlichkeit des Menschen mit seiner Würde entfaltet sich frei, sie steht jedoch auch in direkter Beziehung zur sozialen Gemeinschaft. Das bedeutet, dass jeder Mensch gegenüber sich selbst und seinem Nächsten verantwortlich ist, egal wie dieser Nächste geschaffen und beschaffen ist. Hierauf basierend ist auch die gesamte christliche Rechtskultur geprägt. Diese Rechtskultur ist uns vertraut und wir erkennen sie als quasi selbstverständlich; selbstverständlich aber ist sie keinesfalls.
Neben die christlich geprägte Rechtskultur tritt nun mit dem Gewissen noch eine weitere ethisch-moralische Dimension hinzu, eine individuelle Instanz, angelegt im menschlichen Bewusstsein. Das Gewissen drängt, aus ethischen, moralischen und intuitiven Gründen, bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen. Entscheidungen können als unausweichlich empfunden oder mehr oder weniger bewusst – also im Wissen um ihre Voraussetzungen und die denkbaren Folgewirkungen – getroffen werden (Verantwortung). Die heutige Bedeutung des Begriffes Gewissen geht wesentlich auf Martin Luther zurück, der das in der lateinischen Bibel enthaltene Wort conscientia mit Gewissen übersetzte; richtig gewesen wäre wohl der Begriff Mitwissen, worunter man konkret das Mit-Wissen einer übergeordneten, göttlichen Instanz um das eigene Handeln verstehen kann. Das Gewissen ist das, was in der Philosophie des Sokrates bereits als Daimonion angelegt war, eine innere Stimme, die vor falschen Handlungen warnt. Der Dialog mit dieser inneren Stimme – mit dem Gewissen also – ist im christlichen Glauben tief verankert.
Dem hier geschilderten Menschenbild des Christentums diametral entgegen steht das Menschenbild im Islam. Nach islamischem Verständnis ist der Mensch zwar auch von dem einen Gott, von Allah geschaffen worden, im Unterschied zum Christentum jedoch nicht in Ebenbildlichkeit.19 Es ist der absolute Gehorsam gegenüber Allah20, der die Wesensbestimmung des Menschen ausmacht und nicht – wie im Christentum – die Selbstentfaltung.21 Mit Allah gibt es kein Verhandeln, es gibt keinen Bund, so wie er im Alten und im Neuen Testament beschrieben wird.
Nach christlicher Vorstellung war Jesus Christus bereits vor seinem irdischen Leben existent (Vorstellung von der Präexistenz Christi) und hatte als solcher auch an der Schöpfung der Welt seinen Anteil. Nach den islamischen Glaubensvorstellungen haben alle Menschen bereits in ihrer (seelischen) Präexistenz bezeugt, Muslim zu sein. Aus islamischer Perspektive gehört somit das Muslim-Sein schlechthin zur Natur des Menschen. Ein Nicht-Bekenntnis als Muslim wird mithin nicht nur als eine Auflehnung gegen die Gebote Allahs angesehen, sondern als gewalttätiger, kriegerischer Affront gegen die von Allah gewollte und geschaffene Natur des Menschen interpretiert. Ein offenes Bekenntnis zu einer anderen Religion als dem Islam wird geradezu als Provokation, wenn nicht gar als eine Perversion angesehen.
Mit solchermaßen Verworfenen darf es keine menschliche, soziale und kulturelle Gemeinschaft geben. Dies vorausgeschickt liegt die Bestimmung aller Muslime in der durch Allah begründeten Vereinigung als Gleiche, der Umma. Die Umma ist mithin eine Gemeinschaft all derer, die sich dem Willen und den Geboten Allahs unterwerfen und streng nach seinen Geboten leben. Vor den Augen Allahs kann nur gerechtfertigt sein, wer der Gemeinschaft der Gläubigen, der Umma angehört und sich für sie einsetzt. Der Islam trägt also durchweg kollektivistische Züge, während das Christentum in seinem Wesenskern individualistisch geprägt ist. Allein vor diesem Hintergrund bereits erscheint es logisch, dass sich die aus beiden Religionen abgeleiteten Rechtskulturen vollkommen unterschiedlich gestaltet und entwickelt haben.
Menschen, die nicht der islamischen Gemeinschaft der Gläubigen, der Umma angehören sind nach den islamischen Vorstellungen von vornherein als sittlich minderwertig eingeschätzt. Diese Trennung zwischen Gläubigen und minderwertigen Ungläubigen führt in ihrer Konsequenz nicht nur zu unterschiedlichen Handlungsweisen, sondern auch zu sehr differenzierten Behandlungen von Menschen. Im islamischen Menschenbild ist es immanent angelegt, dass Menschen wie selbstverständlich eingegrenzt (Gläubige) und ausgegrenzt (Ungläubige) werden.22 Dieses Phänomen bezeichnet man mit Blick auf die Ausgegrenzten als Entmenschlichung oder Dehumanisierung. Menschen, die sich nicht zum Islam bekennen wird damit ihre Menschlichkeit (Humanität) bzw. ihre menschliche Qualität abgesprochen. Entmenschlichung ist von Emotionen wie Verachtung, Abscheu oder Ekel sowie von einem Mangel an Empathie begleitet und lässt moralische Grundsätze gegenüber der betroffenen Person oder Personengruppe als nicht mehr gültig erscheinen.
Entmenschlichung dient – als ein Instrument betrachtet – der Stabilisierung der Identität einer Person oder Personengruppe, etwa durch das Reduzieren moralischer Emotionen, durch das Erzeugen von Gefühlen der Überlegenheit oder Begründung von Konflikten. Deshalb führt die Entmenschlichung von Minderheiten oder allgemein gegenüber Anderen (Ungläubigen) zu mangelnder Hilfsbereitschaft, zur Duldung von Gewalt sowie zum Zuspruch zu Gewalt gegenüber der Minderheit. Dieses Verhalten gegenüber Anderen (Ungläubigen) führt indes umgekehrt auch zur Entmenschlichung der Täter selbst.23
Eines der wichtigsten Menschenrechte betrifft die Freiheit. Frei zu sein von etwas und zu etwas ist eine ganz wesentliche Frage, wenn davon ausgegangen wird, dass der Mensch in Ebenbildlichkeit Gottes geschaffen wurde. Aber es ist exakt diese Freiheit, die in einem islamisch geprägten Gemeinwesen fehlt, was Andersgläubige oder auch Frauen anbelangt. Die Freiheit fehlt auch den Muslimen selbst, denn keinesfalls darf sich der Gläubige über die Normen des islamischen Rechts, der Scharia hinwegzusetzen.
Über ihre bereits angesprochene Schöpferrolle hinaus wird Gott und Allah eine weitere Eigenschaft zugesprochen: die Barmherzigkeit. Doch fällt diese Barmherzigkeit in ihrer konkreten Beschreibung und Ausprägung recht unterschiedlich aus. Während der Gott der Bibel als berechenbar, zu seinem gegebenen Wort stehend und treu beschrieben wird, ist bei Allah die Entscheidung über Gut oder Böse, richtig oder falsch bis zum letzten Gericht nicht festgelegt. Damit wird im Islam der Begriff der Barmherzigkeit von Willkür überlagert, denn es ist weder absehbar noch berechenbar, wie Allah sich je entscheiden wird.
Aus christlicher Perspektive hat das Empfinden der Willkür Allahs mit dem Verständnis seiner Allmacht zu tun, denn Allah wird im Koran als der Allmächtige dargestellt. Und seine Allmacht ist grenzenlos. Bei dem christlichen Gott gibt es jedoch eine von ihm selbst gesetzte Grenze: Sie wird – abgeleitet aus der Ebenbildlichkeit zu Gott – bestimmt durch die Persönlichkeit und die von Gott akzeptierte Entscheidungsfreiheit des einzelnen Menschen. Aus dem christlichen Verständnis über das Menschenbild folgt, dass sich das Ich mit Blick auf das Du zu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. 1. Christentum und Islam – und „Welten“ dazwischen
  7. 2. Die Rückständigkeit islamischer Gesellschaften
  8. 3. Islamische Deutungen eigener Rückständigkeit
  9. 4. Vergleich westlicher und islamischer Gesellschaften
  10. 5. Islamische Staaten zwischen Utopien und Realität
  11. 6. Unser Umgang mit dem Islam
  12. Schlussbetrachtungen
  13. Verwendete Literatur