Uni-Wissen Arbeitstechniken Germanistik
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Uni-Wissen Arbeitstechniken Germanistik

Sicher im Studium Germanistik

  1. 152 Seiten
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Uni-Wissen Arbeitstechniken Germanistik

Sicher im Studium Germanistik

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Für die gezielte und schnelle Vorbereitung auf Hochschulprüfungen!Wie schreibt man eine gute Hausarbeit oder hält ein erfolgreiches Referat?Wie findet man Forschungsliteratur und was ist eine gute Textausgabe?Wie liest man einen wissenschaftlichen Text?Auf diese und viele weitere Fragen finden Sie mit diesem Buch die Antworten und kommen erfolgreich zu Ihrem Wunschziel.

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Information

1

Studieren

Wenn Sie beginnen, Germanistik zu studieren, werden Sie feststellen, dass das akademische Leben an der Universität nach eigenen Regeln funktioniert, die Ihnen am Anfang vermutlich fremd erscheinen. Ihr Sinn wird erst verständlich, wenn man ein paar grundlegende Dinge über Wissenschaft und über die Universität weiß. Dann versteht man auch den Nutzen einiger Arbeitstechniken besser, die in diesem Buch vorgestellt werden. – Darum erfahren Sie im folgenden Kapitel in aller Kürze
1. etwas über Wissenschaft und Forschung allgemein und den wissenschaftlichen Umgang mit Sprache und Literatur im Speziellen,
2. etwas über die akademische Lehre, das heißt vor allem über die universitäre Veranstaltungsform des Seminars. Und wenn Sie danach wissen, was Sie an der Universität lernen können und wie dieses Lernen organisiert ist, dann sollen Sie anschließend auch erfahren,
3. wo Sie die nötigen Informationen für Ihr Studium finden: in der wissenschaftlichen Bibliothek Ihrer Universität. Es gibt kaum einen wichtigeren Ort für Ihr Studium, und Sie sollten wissen, wie Sie die Möglichkeiten am besten nutzen, die Ihnen dort geboten werden.

1Was lernt man an der Universität?

Wenn Sie sich entscheiden, Germanistik zu studieren, gibt es verschiedene Gründe, die für Ihre Wahl verantwortlich sein könnten: Vielleicht haben Sie das Fach gewählt, weil Sie gerne lesen oder ins Theater gehen. Vielleicht haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Sie gerne selber Texte schreiben, literarische oder journalistische. Möglicherweise haben Sie ein konkretes Ziel oder sogar ein Berufsbild vor Augen, wollen Lehrerin oder Lehrer werden, Journalistin oder Journalist, am Theater, im Verlag, in einer Bibliothek oder im Kulturmanagement arbeiten. – Das sind sicher die häufigsten Gründe, warum man beginnt, Germanistik zu studieren, und es sind allesamt gute Gründe: Ein Studium an der Universität eröffnet Ihnen viele Möglichkeiten, sich anschließend erfolgreich auf allen diesen Berufsfeldern zu bewegen. Sie sind also am richtigen Ort.
Allerdings wird vermutlich vieles im germanistischen Studium anders aussehen, als Sie es erwartet haben: So steht zum Beispiel das ästhetische Vergnügen, das Sie vielleicht beim Umgang mit Sprache und Literatur erfahren haben, nicht im Mittelpunkt des Studiums. Sie erhalten auch keine gezielte Ausbildung für bestimmte Berufe, jedenfalls nicht in erster Linie. Ein Studium der Germanistik vermittelt Ihnen sehr wohl ein breites Wissen und eine ganze Reihe von wichtigen Kompetenzen, aber für das Lehramt oder die Arbeit in der Bibliothek müssen Sie nach dem Studium immer noch ein Referendariat absolvieren, für die Ausbildung zur Journalistin bzw. zum Journalisten oder zur Vorbereitung auf die Arbeit am Theater gibt es eigene Schulen, und Sie müssen sich auch hier oft noch um Praktika, Volontariate, Hospitanzen oder Assistenzen bemühen, um sich für den Beruf zu qualifizieren (nach Möglichkeit tun Sie das schon während Ihres Studiums).
Wenn es im Studium also nicht in erster Linie um ästhetisches Vergnügen oder um die Ausbildung für einen konkreten Beruf geht – worum geht es dann? Die Antwort ist kurz und einfach. Im Zentrum steht ein besonderes Wissen über Sprache und Literatur: ein wissenschaftliches Wissen. – Auf die Frage, was Wissenschaftlichkeit bedeutet, gibt es zwei Antworten, die eng zusammenhängen: Man kann Wissenschaft bestimmen, indem man entweder etwas über die Qualität des Wissens sagt, oder indem man betrachtet, wie dieses Wissen hergestellt und verbreitet wird. Denn ‚Wissenschaft’ ist nicht nur Theorie, sondern auch eine Praxis. Sie zeichnet sich durch spezielle Methoden und Analyseverfahren aus, durch charakteristische Kommunikationsformen und durch spezifische Arbeitstechniken. Ein Buch über die Arbeitstechniken der Germanistik ist also ein Buch über die Praxis der Wissenschaft. Darum wird es zum Verständnis hilfreich sein, wenn Sie zu Beginn einen kurzen Eindruck davon bekommen, was ‚Wissenschaft’ ist, sowohl abstrakt als auch konkret an einem Beispiel.
Eine knappe und sehr allgemeine Bestimmung, die vom Begriff des Wissens ausgeht, könnte etwa so lauten: Im Zentrum von Wissenschaft steht ein Wissen, das strenge Kriterien erfüllen muss, um als Wissen gelten zu können. Es erhebt den Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Darum müssen wissenschaftliche Aussagen rational begründet und nachvollziehbar sein. Anders formuliert: Wissenschaftliche Aussagen müssen grundsätzlich überprüfbar sein, und sie sollten im Idealfall jeder tatsächlichen Überprüfung standhalten.
Was eine solche wissenschaftliche Perspektive auf Literatur im Gegensatz zu anderen Zugängen charakterisiert, lässt sich am einfachsten mit Blick auf einen konkreten Text verdeutlichen. Andere Zugänge zu Literatur sind zuvor schnell genannt. Man liest zum Vergnügen, ist gebannt, ergriffen oder bewegt von Texten, sympathisiert mit den auftretenden Figuren oder findet sie unerträglich und so fort: Literatur kann Leserinnen und Leser mitunter zu heftigen emotionalen Reaktionen bewegen. An diesem Punkt, der denkbar weit von einem wissenschaftlichen Zugang entfernt ist, kann man exemplarisch ansetzen und zeigen, wie sich eine Gefühlsregung wissenschaftlich fassen lässt.
GOTTHOLD EPHRAIM LESSINGs (1729–1781) Drama Miss Sara Sampson ist ein gutes Beispiel dafür. Es geht darin – kurz gesagt – um die tragische Geschichte Saras, einer jungen Frau, die mit ihrem Geliebten Mellefont aus ihrem Elternhaus geflohen ist, um ihn heiraten zu können. Das Paar wird von Saras besorgtem Vater verfolgt, der sie wieder zu sich heimholen will, und außerdem auch von der ehemaligen Geliebten Mellefonts, die diesen zurückgewinnen will. Im Verlauf des Dramas sieht es in manchen Momenten so aus, als könnten die Konflikte vielleicht gelöst werden, aber am Ende liegt Sara tot auf der Bühne, vergiftet von Mellefonts ehemaliger Geliebten. Mellefont selbst liegt ebenfalls sterbend daneben: Er hat sich aus Scham einen Dolch ins Herz gerammt, weil er sich nicht bedingungslos für Sara entscheiden konnte und sich an ihrem Tod schuldig fühlt. Die tugendhafte Sara hat ihm, als sie im Sterben lag, überdies verboten, ihren Tod wenigstens an der intriganten Geliebten zu rächen. Und als sich schließlich auch noch Saras Vater weigert, Mellefont dafür zu verfluchen, dass er seine Tochter ins Unglück gestürzt hat, und stattdessen Saras letztem Wunsch entspricht und ihn als neuen Sohn annehmen will, sieht Mellefont, weil er sich selbst nicht verzeihen kann, den Selbstmord als letzten Ausweg. Erst als er im Sterben liegt, bittet er den alten Sampson doch noch um Vergebung. Und dieser gewährt sie ihm, mehr noch: ebenfalls auf Saras Wunsch will er die Tochter aus Mellefonts alter Beziehung als eigene Tochter annehmen. – So viel tugendhafte Menschlichkeit zum Schluss ist für manchen vielleicht zu viel des Guten, aber das Leid der Figuren kann doch auch anrührend sein, zumal niemand ausschließlich böse oder gut zu sein scheint, sondern alle Figuren komplexe Charaktere sind, beherrscht von unterschiedlichen Leidenschaften, die sie nicht im Griff haben, und beständig hin- und hergerissen zwischen den Polen von Tugend, Vernunft und Gefühl. So lautet etwa am Ende des Dramas das abschließende Urteil des Vaters über Mellefont: „Er stirbt! Ach, er war mehr unglücklich, als lasterhaft. – –“
Um einen Aspekt herauszugreifen, an dem man beispielhaft den Unterschied zwischen einem unwissenschaftlichen und einem wissenschaftlichen Zugang zu Literatur verdeutlichen kann: Wenn jemand nach der Lektüre des Stücks oder nach einem Theaterbesuch sagen würde, das unglückliche Schicksal des jungen Paars und die Großherzigkeit des Vaters hätten ihn oder sie zu Tränen gerührt – dann hätte das mit Wissenschaft natürlich noch nichts zu tun. Möglicherweise wäre damit nur etwas über seinen oder ihren Gemütszustand gesagt. Die Reaktion erscheint vielleicht nur als spontane Regung, deren Gründe allein im Betrachter oder der Betrachterin liegen. Und so wäre sie natürlich kaum jemandem wirklich erklärungsbedürftig (außer denjenigen, die sie erlebt haben). – Aber wie wäre es, wenn nicht nur eine einzelne Person in Tränen ausgebrochen wäre, sondern die Zuschauerinnen und Zuschauer im Theater reihenweise? Dann könnte man sich durchaus über die Gründe Gedanken machen. Man könnte versuchen, das Phänomen der Rührung mit Blick auf LESSINGs Drama wissenschaftlich zu fassen.
Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte: Man könnte etwa mit der grundsätzlichen Frage beginnen, warum Literatur überhaupt das Potenzial besitzt, zu Tränen zu rühren. Schließlich stirbt niemand wirklich auf der Bühne, und eine Sara Sampson hat es auch niemals gegeben. Und doch können Zuschauerinnen und Zuschauer das dargestellte Leid spontan mitfühlen, und sie setzen sich diesen schmerzlichen Gefühlen sogar freiwillig aus. Um diesen Vorgang zu verstehen, könnte man sehr verschiedene Wege gehen.
(a) Man kann etwa überlegen, ob neurobiologische Strukturen des menschlichen Gehirns dafür verantwortlich sein könnten, dass die dargestellten Gefühle auch für die Betrachterin oder den Betrachter spürbar werden.
(b) Oder man könnte philosophische und ästhetische Texte seit der Antike heranziehen, in denen diskutiert wird, auf welche Weise und zu welchem Zweck im Theaterzuschauer Gefühle und Leidenschaften hervorgerufen werden sollten.
(c) LESSING selbst hat zum Beispiel eine Theorie des ‚Mitleids’ entworfen. Die Fähigkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer, Mitleid zu empfinden, sollte geschult werden, damit sie moralisch tugendhafter und menschenfreundlicher werden. In diesem Zusammenhang lautet eine von LESSINGs berühmten Formulierungen: „Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch.“
(d) Im Anschluss an solche Überlegungen zur Funktion der dargestellten und hervorgerufenen Gefühle könnte man fragen, ob es Texte und Stücke gibt, die stärker emotional wirken als andere, und überlegen, welche Gründe es dafür gibt. Man müsste nach den Reaktionen auch den Text und die Aufführung möglichst exakt beschreiben und die charakteristischen Eigenschaften identifizieren.
(e) Im Fall von LESSINGs Drama kann man zum Beispiel eine kalkulierte Dramaturgie der vorgeführten Affekte beobachten: Sie werden im Lauf des Dramas immer intensiver.
(f) Man kann auch auf die Sprache der Figuren blicken und würde entdecken, wie sehr sie die eigenen Gefühle zur Schau stellen und ihr Leid wortreich vor dem Publikum ausbreiten. Sie reden nicht nur darüber, sondern die Gefühle sind auch in körperlichen Zeichen sichtbar: Die Figuren – so sagt es der Dramentext – schluchzen, beben und vergießen Ströme von Tränen.
(g) Man könnte historisch argumentieren, dass diese sprachlichen und körperlichen Zeichen aus einem Repertoire von Schmerzensäußerungen stammen, das sich über die Zeiten verändert hat. Und man müsste konstatieren, dass diese alten Zeichen heute offenbar nicht mehr dieselbe Wirkung entfalten wie vor über 250 Jahren, als Lessings Drama zum ersten Mal aufgeführt wurde.
(h) Das liegt zum Teil natürlich auch daran, dass heute nicht mehr die Normen und Konventionen gelten, mit denen die Figuren des Dramas in Konflikt geraten, aber auch daran, dass sich die dramatischen Darstellungskonventionen für Gefühle geändert haben. So ist zum Beispiel die Interjektion „Ach!“ als Äußerung des Schmerzes und der Betroffenheit in LESSINGs Drama über 70 Mal zu hören – sie wird aber heute sicher nicht mehr als authentischer Gefühlsausdruck verstanden. Das heißt: Es ist unwahrscheinlich, dass die heutigen Zuschauer bei LESSINGs Drama weinen so wie das Publikum zur Zeit seiner Entstehung, als die Tränen in Strömen flossen.
(i) Die heftige Reaktion des damaligen Publikums hat außerdem noch einen weiteren historischen Grund: Ein „bürgerliches Trauerspiel“ hat LESSING sein Drama im Untertitel genannt und damit den Beginn einer neuen erfolgreichen Gattung in Deutschland markiert. Im bürgerlichen Trauerspiel wird die ältere Tradition der Tragödie neu akzentuiert. Hier stehen nicht mehr große exemplarische Helden aus der Geschichte oder Mythologie auf der Bühne, und dargestellt werden nicht mehr große politische Entscheidungssituationen – stattdessen geht es um private, oft familiäre Probleme, und das dramatische Personal stammt nicht mehr aus den höchsten sozialen Schichten, sondern aus dem niederen Adel und dem Bürgertum. Im Verlauf der vorgeführten Konflikte wird eine ständeübergreifende, allgemeine (und in diesem Sinne ‚bürgerliche’) Ethik des menschlichen Mitgefühls sichtbar, und darum war LESSINGs Drama ein vollkommen neues und ungewohntes Identifikationsangebot, das bei seinem Publikum besonders große Resonanz gefunden hat.
Diese exemplarischen knappen Überlegungen setzen alle ausschließlich bei der Frage nach der Wirkung von Literatur an. Natürlich sind daneben noch viele andere Perspektiven und Fragen denkbar. Aber beispielhaft dürfte eines doch deutlich geworden sein: Es ist ein großer Unterschied, ob man Rührung unmittelbar empfindet oder ‚Rührung’ distanziert beobachtet und versucht, auf reflektierte Weise darüber zu sprechen. In diesem Unterschied liegt das Wesen von Wissenschaft, denn sie zielt auf die Objektivität oder Intersubjektivität von Aussagen. Es geht um die genaue Beobachtung der Wirkungen von Literatur, um eine präzise Beschreibung der Strukturen von Texten; um die Identifikation von literarischen Traditionen und politischen und sozialen Kontexten, in denen Literatur entsteht und bestimmte Funktionen erfüllt; und um vieles mehr. – Zur wissenschaftlichen Arbeit braucht man darum durchdachte und klar formulierte theoretische Fragen, angemessene Methoden, um sie beantworten zu können, sowie eine präzise Fachsprache.
Die Fachsprache ist wesentliches Werkzeug der Objektivität. Das lässt sich wieder knapp andeuten: So hat man zum Beispiel in der Lyrikanalyse den Begriff des ‚Lyrischen Ichs’ eingeführt, weil man nicht davon ausgehen kann, dass jedes Gedicht, in dem das Personalpronomen ‚ich’ vorkommt, automatisch so zu lesen ist, als spreche hier der Autor oder die Autorin persönlich. Ähnliches gilt auch in der Erzähltextanalyse: Hier spricht man von einer Erzählerin oder einem Erzähler, oder besser noch von einer Erzählinstanz, deren Eigenschaften sich präzise benennen lassen, wenn man auf ihre Stellung zur erzählten Welt blickt, auf den Umgang mit Zeitstrukturen, auf mögliche Einschränkungen der Perspektive und viele andere Dinge mehr. Es gibt zur Beschreibung solcher Erzählsituationen inzwischen ein eigenes differenziertes Fachvokabular der Erzählforschung oder ‚Narratologie’.
Das wissenschaftliche Arbeiten ist ein Prozess in verschiedenen Schritten: Erkenntnisse werden nicht nur methodisch produziert, sondern sie müssen anschließend auch veröffentlicht, diskutiert und archiviert werden. Die Veröffentlichung und Diskussion folgt dabei, ganz wie die Herstellung von Wissen, ebenfalls eigenen Regeln: Weil wissenschaftliche Aussagen Allgemeingültigkeit beanspruchen, reicht es nicht aus, nur die Ergebnisse der Forschung mitzuteilen, sondern man muss auch erklären, auf welchem Weg diese Ergebnisse zustande gekommen sind. Wenn man auf Zustimmung hofft, muss man auch nachvollziehbar sprechen bzw. schreiben. Gefordert ist darum eine lückenlose Begründung, das heißt, alle Argumentationsschritte müssen explizit ausformuliert und alle nötigen Belege vorgeführt werden. Diese Belege müssen überprüfbar sein, darum gibt man in Fußnoten an, woher sie stammen. – Und mehr noch: Ein wissenschaftlicher Aufsatz ist immer auch ein Beitrag zu einer Forschungsdiskussion. Es geht darin um den Stand des gemeinsamen Wissens. Wer an der Diskussion teilnehmen will, sollte darum entsprechend informiert sein und das bisherige Wissen kennen. Vor diesem Hintergrund ist jede Aussage zu verstehen. Im Idealfall formuliert sie etwas Neues im Vergleich zum bereits Bekannten, sie erweitert das bisherige Wissen um mehr oder weniger große neue inhaltliche oder methodische Erkenntnisse. Jede Aussage schließt darum an vorhandenes Wissen an, sie kann geltende Meinungen bestätigen, präzisieren, aber auch korrigieren oder mit besseren Argumenten komplett verwerfen.
Die Forderung, sich zu den Aussagen anderer Forscherinnen und Forscher zu positionieren, zeigt schon, dass wissenschaftliche Kommunikation kein Monolog ist, sondern ein dauernder Dialog. Es gibt darum auch identifizierbare Dialogpartner, ein Publikum, das immer wieder am Diskussionsprozess teilnimmt:...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. 1 Studieren
  6. 2 Lesen
  7. 3 Sprechen
  8. 4 Schreiben
  9. 5 Prüfungen
  10. 6 Auswahlbibliographie