Freiheit
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Über dieses Buch

WAS IST FREIHEIT?Es gibt mehrere Arten der Freiheit, die des Willens und die des Handelns. Es ist uns selten bewusst, dass Freiheit sehr viel mit Können zu tun hat, ein Können, das wir Menschen uns mühevoll gegen viele Widerstände erarbeiten müssen. Je mehr wir Menschen können, desto größer ist der Spielraum der Freiheit, die wir "Selbstbestimmung" nennen.WIE FREI KÖNNEN WIR MENSCHEN SEIN?Wie groß ist der Spielraum unserer Freiheiten? Können wir einfach, was wir wollen und wenn nicht, warum nicht?IST FREIHEIT NUR EINE ILLUSION?Die Hirnforscher haben in jüngerer Zeit gemeint, dass Willensfreiheit nur eine Illusion sei. Ist sie das wirklich und wenn nicht, warum nicht?WIE HÄNGEN FREIHEIT UND VERANTWORTUNG ZUSAMMEN?Verantwortung ist abhängig von Freiheit. Die Frage ist aber, was und wie viel wir verantworten können und sollen. Sind wir auch für die Zukunft verantwortlich?

Häufig gestellte Fragen

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Information

Fasst jeder von uns hat irgendwann in seinem Leben den Satz oder die Behauptung aufgestellt:
„Ich kann machen, was ich will.“
Stimmt das? Und was heißt das eigentlich, „Ich kann machen, was ich will?“
Fragen wir doch zuerst einmal, was heißt eigentlich „Wollen?“
Was ist eigentlich gemeint, wenn wir sagen:
„Ich will nächstes Jahr nicht mehr nach Mallorca?“
„Was“ will ich? Will ich tatsächlich nach Mallorca? Will ich Urlaub machen, oder will ich lieber noch Geld verdienen und keinen Urlaub machen?
Und dann natürlich „kann“ ich das überhaupt?
Wir hätten drei verschiedene Dinge zu besprechen, wenn es um den freien Willen geht?
„Ich kann machen, was ich will“ – einmal, „Wie geht das eigentlich, wenn ich was will?“, also, „Was will ich?“ – und schließlich „Kann ich das eigentlich?“
Wer würde nicht gerne so fantastisch Fußball spielen wie Beckenbauer in seiner Glanzzeit. Aber mit dem Können da hapert es. Oder der überzeugte, hingebungsvolle Konzertgänger, der würde doch denken:
„Meine Güte, so spielen zu können, wie der große österreichische Pianist Alfred Brendel, was würde ich drum geben, aber es geht eben nicht.“
Manch anderer würde vielleicht einfach nur lieber Italienisch oder Französisch oder Englisch sprechen können. Das kann man wahrscheinlich eher lernen, also Sprachen erwerben, das geht, das können fast alle – irgendwie. Der eine ist vielleicht mehr oder weniger begabt, aber wenn man sich doch entsprechend in die Sache hinein hängt, dann geht es.
Mit der Musikalität ist es so eine Sache und mit dem Fußball sowieso. Wahrscheinlich ist die Begabung im Fußball noch viel seltener als die Musikalität. Aber das sind Spekulationen. Zurück zum „Wie“, „Was“ und „Können wir es“?
Wie ist das mit dem „Wollen“ zu verstehen. Stellen Sie sich vor, Ihr Freund Oskar lädt Sie in die Kneipe um die Ecke ein und Sie trinken zusammen das eine oder andere Glas Bier und besprechen so die wichtigen Dinge des Lebens. Sie gucken dann irgendwann mal so ab Elf auf die Uhr und denken sich: „Meine Güte, langsam wird es Zeit, die S-Bahn fährt oder die U-Bahn. Und ich muss doch morgen früh wieder raus“. Da geht es darum, was mache ich jetzt? Oskar sagt: „Komm, jetzt trinken wir noch ein Glas Bier.“ Der Abend ist noch früh, der Oskar ist ein Spätaufsteher, er kann es sich leisten, aber ich nicht. Also muss ich mich entscheiden. Ich kann jetzt noch ein Glas Bier trinken oder nicht. Da ist die Frage: „Wie geht das eigentlich – das Wollen?“ Es geht nur, indem ich mich entscheide. Ich muss „Hüh“ oder „Hot“ sagen, ich muss „a“oder „b“ wollen, aber ich kann nicht beides wollen. Also „Wie“ heißt, ich muss mich vielleicht sogar gegen mich selbst durchsetzen und sagen: „Mensch komm, ich kann den Oskar nächste Woche wieder sehen, jetzt gehe ich nach Hause, jetzt trinke ich kein Bier mehr. Ich möchte einfach früh ins Bett.“
Vom „Wie“ zum „Was“. Bleiben wir beim Bier, das Beispiel ist nicht schlecht.
Will ich überhaupt Bier trinken oder will ich nicht vielleicht jetzt Mineralwasser trinken? Vielleicht weil ich gehört habe, wenn man ungefähr genauso viel Mineralwasser wie Bier trinkt, gibt es keine Kopfschmerzen. Eine tolle Sache. Also werde ich vielleicht einfach zwischendurch mal ein Mineralwasser trinken. Beim Urlaub ist es ähnlich. Muss ich denn immer nach Mallorca oder kann ich nicht mal in den Bayerischen Wald fahren oder vielleicht zu Hause bleiben? Die Pflanzen auf dem Balkon gießen? Lesen, Musik machen? Die Frage ist also: „Was?“
Ähnlich wie beim „Wie“ ist es eine Frage der Entscheidung. Ich muss „Hüh“ oder „Hot“ sagen. Aber, und jetzt kommen wir zum Dritten, zum Können. Nicht immer ist es damit getan, dass ich „Hüh“ oder „Hot“sage, denn wie eben schon bei Beckenbauer und Brendel angedeutet, ich kann ja gar nicht alles.
Italienisch lernen in vier Jahren, das geht vielleicht. Klavier spielen lernen in acht Jahren, geht vielleicht auch, aber der Weg zu Brendel, mein Gott, der ist sehr weit und für die meisten von uns völlig unerreichbar.
Also wird es wohl so sein, dass ich erst mal sehen muss, wozu reicht es eigentlich? Wie weit kann ich eigentlich kommen? Es kann ja sein, dass es nicht nur meine grauen Zellen sind, die nicht das machen, was ich gerne täte, gerne könnte, sondern vielleicht auch mein Körper, der nicht ideal gebaut ist, um zum Beispiel ein guter Fußballer zu werden.
Fußball ist aber nicht unser Hauptproblem. Nein, es geht um die Frage: „Wie weit kann ich mein Können bewegen? Wie weit kann ich expandieren? Wie kann ich mit den Pfunden wuchern, die ich habe? Wie weit kann ich das treiben?“
Wir haben bestimmte Grenzbedingungen. Wir wissen aber nicht genau, wo sie liegen. Wir kennen uns in dieser Region nicht so richtig aus. Das ist ganz gut, denn wüssten wir genau wie weit wir gehen können, würden wir uns wahrscheinlich gar nicht anstrengen. Es ist sehr wichtig, dass wir uns anstrengen, dass wir richtig in die Vollen gehen, dass wir versuchen, das zu übertreffen, was wir bisher geschafft haben.
Jetzt zeigt sich langsam, wie dieses „Wie des Wollens“, das „Was des Wollens“ und das „Können“ miteinander zusammenhängen, dass es da offenbar eine Verflechtung gibt. Wie sieht diese Verflechtung aus?
Von einer Seite her gesehen ist die Verflechtung relativ gut zu verstehen: „Wollen“, das ist eine bestimmt Art zu „Können“. Mit dieser Sichtweise haben wir natürlich offen gelassen, wie das „Wie“ und das „Was“ und das „Können“ genau aussehen.
Aber „Wollen“ ohne zu „Können“, das kann man auch. Man kann zum Beispiel zum Abendessen in Peking sein wollen, aber von hier aus wird das schwer machbar sein. Also „Wollen“ kann sinnvoll und sinnlos sein.
Wir beschränken uns doch lieber auf das sinnvolle „Wollen“. Es ist sinnvoll, das zu wollen, was man kann. Es ist vielleicht in irgend einer fernen Zukunft möglich, dass so ein Wunsch wie:
„Ach, heute Abend würde ich so gerne mal in Peking essen, ja vielleicht sogar Peking Ente, weil die dort so gut sein soll“ – in Erfüllung geht. Wir lassen uns einfach dort hinbeamen. Im Moment ist mit dem Beamen noch nichts. Das Beamen würde die Luftreinerhaltung sehr vorantreiben, denn man bräuchte da fast keine Flugzeuge mehr, man könnte alles beamen. Wir könnten uns hin und her beamen. Aber das ist noch weit weg. So lange wir das nicht können, geht es eben nicht.
Also beschränken wir uns auf die Wünsche, die wir haben und die auch realisierbar sind. Das ist das „vernünftige Wollen“. Nun gut, nicht jeder beschränkt sich gerne auf das „vernünftige Wollen“. Aber eines ist klar, die Behauptung am Anfang, die etwas starrköpfig klingende Behauptung: „Ich kann machen was ist will,“ die ist so nicht aufrecht zu halten.
Wir können machen, was wir wollen können. Was es uns bringt, etwas anzustreben, hängt vom „Wollen“ und „Können“ ab. „Wollen“ und „Können“ sind also sehr eng verschränkt.
Dabei haben wir das Thema Freiheit noch gar nicht richtig ins Visier genommen. Aber Sie merken schon, wie der Hase läuft. Wenn Freiheit nicht einfach darin besteht, dass ich sage: „Ich will,“ sondern dass ich erst mal sehen muss: „Was ist das eigentlich?“, „Wie komme ich dahin?“, „Kann ich das?“, dann sieht die Sache ungefähr so aus: „Ich kann nicht nur wollen, was ich wirklich kann, vernünftiger Weise, sondern meine Willensfreiheit, das was ich vernünftiger Weise wollen kann, die große Bandbreite oder die kleine Bandbreite dessen, was mir erstrebenswert erscheint und was ich auch leisten kann, hängt vom Können ab. Ohne Können keine Freiheit.“
Das leuchtet ein, wenn wir einmal auf das eigene Leben zurückblicken. Das eigene Leben ist doch in vieler Hinsicht ein guter Lehrmeister für das Verständnis, das wir von uns selbst haben.
Das eigene Leben begann mit sehr unsicheren Schritten. Die Kinder fangen langsam an, sich zu bewegen und irgendwann können sie gehen und nach ein oder zwei Jahren auch sprechen. So entwikkelt sich langsam ein Können. Und mit diesem Können, gehen können, sprechen können, fängt langsam aber sicher die Entwicklung an, die wir später als Freiheit bezeichnen. Dazwischen gibt es auch hin und wieder Hürden, die sich als unüberwindbar erweisen. Oder der eine oder andere wird krank, oder es fehlt ihm sonst irgendetwas.
Aber es ist doch so, dass wir sehen, dieses Können, denken können, gehen, sich bewegen können, das nimmt ständig zu, bis es irgend wann mal, in dem einem oder anderen Bereich einen gewissen Höhepunkt erreicht hat. Und erst, wenn wir dann zurück blicken, sehen wir, damals mit 23, da war ich richtig gut im Fußball, oder damals mit 30, da konnte ich noch fantastisch Klavier spielen, oder mit 28, da konnte ich noch Gedichte aufsagen, die ich heute vergessen habe.
Wir sehen, manche dieser Leistungen, die unsere Freiheit bilden, den Inhalt der Freiheit bilden, die nehmen zu, erreichen einen Höhepunkt und dann nehmen sie langsam aber sicher wieder ab. Aber nicht alles nimmt ab. Man sagt, dass die Weisheit zunimmt. Aber was ist Weisheit?
Das ist sicher ein anderes Thema. Es hat aber viel mit Freiheit zu tun. Je älter wir werden, desto mehr schwinden Freiheiten, die mit der körperlichen Bewegungsfähigkeit zu tun haben. Aber genauso werden Leistungen und Freiheiten weniger, die mit der geistigen Beweglichkeit verbunden sind. Es gibt jedoch eine geistige Dimension, die eher noch zunimmt: das Verständnis für andere Menschen, dass man sich selbst nicht zu sehr in den Vordergrund schiebt, dass man sich zurücknehmen kann, dass man mehr Mitgefühl für andere hat, dass die eigene Selbstliebe eher abnimmt, dass man offener wird für andere. Das gehört zur Weisheit und natürlich zur Freiheit.
Die Freiheit ist etwas, was uns auch als Angebot an andere besonders wertvoll macht. Ohne die eigene Freiheit ist zum Beispiel ein Liebesgeständnis nicht viel wert. Was würde es bedeuten, wenn wir keine Freiheit hätten, einem anderen Menschen zu sagen: „Ich liebe dich.“ Das wäre nur eine komische Art von Lautbildung, ohne Bedeutung.
Zuverlässig ist so eine Mitteilung doch eigentlich nur, wenn man voraussetzen kann, dass dieser Mensch das aus freien Stücken gesagt hat, ohne dass irgendjemand hinter ihm stand. Man sieht, die Freiheit zu wollen, spielt doch für das menschliche Leben eine enorme Bedeutung.

Wie frei können wir Menschen sein?

Das eigene Können ist für die Freiheit sehr wichtig, aber es reicht bei weitem nicht. Stellen Sie sich vor, Sie sind erfolgreich in Ihrem Beruf. Sie haben also die Lernphasen des Lebens schon so weit hinter sich, dass Sie sagen können: „Eigentlich bin ich in meinem Beruf wirklich gut.“ Und dann sagt Ihnen Ihr Chef: „Entschuldigung, aber wir müssen Sie leider entlassen.“
„Freistellen“ nennt man das heute. Merkwürdig, denn freigestellt wird man ja eigentlich nicht, sondern man wird arbeitslos. Was hat dann das Können gebracht? Ist dann die Freiheit vom Können doch unabhängig?
Wir müssen die Sache von zwei Seiten sehen. Die eine Seite betrifft Sie, mich, jeden von uns. Was bringen wir mit, was können wir? Wie erfolgreich oder erfolglos waren wir bisher? Und dann die Bedingungen, unter denen wir das können. Das haben wir bisher noch nicht so richtig in den Blick genommen. Beides muss zusammenkommen. Wenn der Job wegfällt, sieht es schlecht aus. Was machen wir dann mit dem Auto, mit der Wohnung oder dem Haus, was macht dann die Familie? Wie schaut es mit dem Urlaub aus? Das kann ganz schön tragisch werden. Dann fühlt man sich hilflos, unfrei.
Aber nicht nur in solchen Situationen merken wir, wie abhängig wir von der Welt sind, die um uns herum lebt und existiert.
Denken Sie nur einmal an das Land, in dem wir leben. Welche Lebensbedingungen gelten da? Wie steht es mit der inneren Sicherheit? Wie beweglich können wir sein mit der Hilfe der öffentlichen Verkehrsmittel? Leben wir in einer Ecke, wo es sehr schwer ist, hin oder weg zu kommen? Wie steht es, wenn irgendeine Geschichte vor Gericht verhandelt werden soll? Es wird langweilig, wenn wir alle Bedingungen, unter denen wir frei sind, erwähnen.
Aber es ist natürlich überhaupt nicht langweilig, daran zu denken, dass wir von all diesen Bedingungen, von denen die wichtigsten in den ersten 19 Artikeln des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zusammen gefasst sind, abhängen. Wir sind von diesen Bedingungen abhängig. Unsere Freiheit hängt daran. Berufsfreiheit, Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit. Was wäre mein Können, Ihr Können wert, wenn all diese Bedingungen gar nicht da wären? Versetzen wir uns doch einfach mal in die Situation, dass wir uns vorstellen, ich ziehe jetzt von Deutschland nach Grönland um. Was würde passieren?
Grönland gehört zu Dänemark und ist, wie Sie wissen, in weiten Teilen von einem bis zu 3.000 Meter dicken Eispanzer überzogen. Aber es könnte ja sein, dass jemand gerne mal da hin will. Da gibt es nicht viel, da ist nicht viel zu holen. Da gibt es kaum Arbeitsplätze, keine Eisenbahnverbindungen, keine S- und U-Bahn. All das existiert dort nicht. Vielleicht geht man dor...

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  1. Wie frei können wir Menschen sein?