Identität
eBook - ePub

Identität

Philosophie

  1. 12 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Identität

Philosophie

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

WER BIN ICH?Mit dieser Frage beschäftigten wir uns meistens dann, wenn es uns besonders schwer fällt, darauf zu antworten. Wie können wir etwas Zuverlässiges über uns selbst wissen und uns über uns selbst klar werden?ICH UND DIE ANDERENDas, was ich bin, verdanke ich vielen anderen. Selbst das Wissen von mir selbst, setzt - so merkwürdig das scheint - andere voraus.WAS HEIßT "SELBSTBEWUSSTSEIN"?Selbstbewusstsein setzt sich aus Selbstwissen und Selbstvertrauen zusammen. Beides gibt es aber auch getrennt, sonst wäre Selbstkritik nicht möglich.DER EIGENE WILLEWir denken, dass der eigene Wille am besten Auskunft darüber gibt, wer wir sind. Das kann täuschen, denn so eigen, wie wir meinen, ist unser Wille selten.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Identität von Wilhelm Vossenkuhl im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Philosophy & Philosophy History & Theory. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Wer bin ich?

Wer bin ich? Sie denken bestimmt, was für eine blöde Frage. Ich weiß doch wer ich bin. Ich bin Wilhelm Vossenkuhl. Nun ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich müsste doch wissen, wer ich bin. Sicher gibt es noch ein paar andere, die so heißen wie ich, also am Namen kann es nicht liegen. Woran liegt es dann? Woher weiß ich, wer ich bin?
Ich weiß, was für einen Beruf ich habe. Ich weiß, wo ich lebe. Ich weiß, wen ich kenne. Manchmal weiß ich es nicht so genau, aber das liegt am schwindenden Kurzzeitgedächtnis. Aber wie kriege ich raus, wer ich bin?
Ein Freund von mir sagte, wenn einer nicht weiß, wo er ist, oder wer er ist, fragt er am besten die Polizei. Die weiß es auf jeden Fall. Na ja, das glaube ich nicht. Die Polizei müsste sich erst vergewissern, ob es die Person gibt, ob sie zum Beispiel Fingerabdrücke von ihm haben. Aber sagen die Fingerabdrücke, wer ich bin? Nun, wenn meine Fingerabdrücke irgendwo abgespeichert sind, dann kann man sehen, aha, das ist der Fingerabdruck von dem Vossenkuhl. Also, der muss das angefasst haben. Vielleicht leitet sich daraus ja eine ganze Indizienkette ab. Aber wenn ich als Täter für irgendwas in Frage gekommen bin oder sogar dingfest gemacht wurde, weiß ich dann, wer ich bin, oder weiß die Polizei, wer ich bin? Ich glaube nicht.
Wer wir Menschen sind, wer jeder einzelne ist, ist eine rätselhafte Sache. Wie rätselhaft das ist, das sieht jeder am Besten, wenn er sich überlegt, dass wir alle, wirklich alle, zu uns selbst „Ich“ sagen. Stellen sie sich vor, es ruft sie jemand an und Sie erkennen die Stimme nicht. Sie haben vielleicht die Stimme auch noch nie gehört, und Sie fragen:“ Wer ist denn da?“ Und da sagt jemand: „Ich.“
Das ist völlig nichts sagend. Sie wissen nicht, wer das ist. Und wenn derjenige noch sagt, „ich bin hier,“ dann wissen sie auch nicht mehr. Also, wie kommen wir dahinter, wer wir sind?
Am Namen kann es nicht liegen, am Beruf auch nicht. Ob Name oder Beruf, das ist austauschbar.
Sogar die Hausnummer ist nicht die eigene.
„Woher kennen wir uns?“
Manchmal stellt sich diese Frage, wenn sich zwei auf der Straße treffen. Er weiß nicht so genau, woher sie ihn oder er sie kennt. Und dann kommt die Frage, woher kennen wir uns? Beide überlegen sich eine Geschichte. Das ist schon eine gute Spur. Sie versuchen, über eine Geschichte dahinter zukommen. Vielleicht waren wir mal zusammen im Theater oder im Kino oder in einem Vortrag. Vielleicht haben wir zusammen die Schulbank gedrückt. Da beginnt dann eine Geschichte, und die kann nacherzählt werden. Das ist eine Spur, die zum eigenen „Ich“ führt - das Erzählen einer Geschichte.
Geschichten erzählen, das ist immer gut, wenn jemand irgendwo hinkommen will, besser verstehen will, worum es geht. Das eigene Land, die eigene Kultur, sie brauchen Geschichten, aber auch der Blick auf das eigene „Ich.“
Die Philosophen haben Jahrhunderte lang danach gesucht, was das eigene „Ich“ im Kern, ganz tief innen drin ausmacht. Also das Wörtchen „Ich“ kann es nicht sein. Auch nicht so interessant klingende oder gut verständlich klingende Wörter wie „Subjektivität“.
Etwas Eigenes ist aber immer mit dem verbunden, was man unter einer Person versteht, unter der eigenen Person. Wer oder was ist die eigene Person? Nun, da haben die Philosophen ein ganzes Bündel voll Antworten geliefert.
Die Person, sagte zum Beispiel Thomas von Aquin, das ist eine Substanz, etwas, was unzerstörbar ist. Aber ist das heute wirklich so? Sind wir Substanzen? Unzerstörbar? Ist es nicht eher so, dass das bestimmte „Ich“ eine bestimmte Erscheinungsform hat, ähnlich wie es eine Geschichte hat? Wir erkennen uns selbst morgens - oder nur primär die Herren der Schöpfung •beim Rasieren im Spiegel wieder. Das ist mein Bart. Das sind meine Ohren, meine Nase und so weiter, äußere Kennzeichen also. Die Philosophen sagten, nein, die äußeren Kennzeichen, die sind trügerisch, die können täuschen. Ja, was ist es dann?
Eine innere Substanz, etwas Unsichtbares hilft uns letztlich auch nicht weiter. Was soll das sein? Heute hat man eine chemische Vorstellung von Substanz. Die gab es im Mittelalter natürlich nicht.
Aber selbst Immanuel Kant war der Meinung, dass dieser Blick nach innen, in das eigene psychische „Ich“, in das eigene Seelenleben auch nicht viel hergibt. Er meinte, wir brauchen einen Begriff des eigenen Selbst. Aber was ist dieser Begriff? Woher soll der kommen? Wie entwickeln wir den?
Das Interessante an all diesen Überlegungen in der Geschichte der Philosophie ist doch, dass immer versucht wurde, über etwas allgemein Abstraktes zu dem Unverwechselbaren zu kommen. Das ist wohl der falsche Weg. Wie kann man auf einer Straße, auf der jeder geht, zu seiner eigenen Person, zur eigenen unverwechselbaren Adresse kommen? Das Rätsel ist lösbar.
Wir verfolgen einfach die Geschichte weiter, die wir selbst erlebt haben. Sie führt uns zu jemandem, den wir vielleicht nicht in jedem Moment des Lebens identifizieren können. Aber wir haben Brücke der Identifikation, die Eltern, die Freunde. Also das, was so drum herum ist. Aber nicht nur das. Das Interessanteste ist, dass wir uns selbst machen. Jeder von uns macht sich selbst. Das klingt etwas abstrakt, aber ein bisschen Nachdenken hilft uns einzusehen, dass es ganz konkret ist.
Wir sitzen in der Schule, drücken die Schulbank, machen eine Lehre, gehen zum Studium. Überall machen wir etwas an uns selbst. Wir bauen Stückchen für Stückchen unser Selbst auf. Wer diesen Weg nicht gemacht hat, der wird auf die Frage, „wer bist du eigentlich,“ nicht viel sagen können. Wir werden später noch sehen, dass dieser Dialog, dieses Gespräch mit anderen, sehr, sehr wichtig für das Selbst ist.
Aber erst einmal zur These, zur wichtigen These, die da lautet, wir machen uns selbst. Wie geht das? Nun, wir stellen fest, was wir gerne wollen. Wir stellen dann fest, dies und das würden wir gerne sein. Aber wir sind es noch nicht. Wir bewegen uns durch Bildung, durch die Arbeit an uns selbst immer näher an das heran, was und wer wir sein wollen. Wir stellen uns also selbst her. Wir ziehen uns, wenn man so will, an unseren eigenen Haaren aus dem Sumpf. Das ist vielleicht übertrieben, treffender ist vielleicht, wir ziehen uns an unseren eigenen Haaren hoch. Das ist die Arbeit, die wir verrichten müssen. Wir bauen uns selbst auf.
Jetzt werden Sie vielleicht sagen, wie geht das, wenn man das, was man will, nicht kann? Das ist ein Problem. Da müssen wir lernen, uns den Zuschnitt zu geben, der zu dem passt, was wir können. Wenn wir zum Beispiel gerne ein Fußballstar wären, - mancher junge Mann hat sich das vielleicht in den Kopf gesetzt. Oder irgendein anderer Star. Wir wollen im Mittelpunkt des Interesses stehen, groß rauskommen. Wer wollte das nicht? Dann aber stellen wir fest, das geht gar nicht. Ich kann das nicht. Ich kann einfach nicht so gut spielen. Ich bring das nicht. Dann muss ich mich drauf einstellen, dass es nicht geht. Dann muss ich die Ziele dem anpassen, was ich vollbringen kann.
Aber Vorsicht, passen Sie sich nicht zu stark an. Wer sich immer nur dem anpasst, was er gerade kann, bei dem tut sich auch wieder nichts. Also wird jeder sehen müssen, dass er die Ziele realistisch fasst, dass er sie wirklich greifen kann, dass er ihnen näher kommen kann. Aber er muss darauf achten, dass der Abstand zu dem, was er noch zu leisten hat groß genug ist, dass er noch einen richtigen Anreiz hat, sich reinzuhängen, sich reinzuknien. Realistische Ziele können Selbstherstellung befördern, unrealistische Ziele machen madig, machen unglücklich.
Das fängt natürlich schon bei der äußeren Erscheinung an. Jeder sieht eben so aus, wie er aussieht. Es gibt zurzeit viele junge Menschen, die sich Schönheitsoperationen zum Abitur wünschen. Schwer vorstellbar für viele, die etwas älter sind. Aber diese jungen Menschen sind Menschen, die noch nicht gelernt haben, sich mit dem zu identifizieren, den sie im Spiegel sehen.
Nun, der eine oder andere hat vielleicht wirklich ein Problem, bei dem auch manchmal eine Schönheitsoperation hilft. Vielleicht wenn das eine Ohr ein bisschen zu sehr absteht. Aber ansonsten müssen wir mit dem leben, wie wir aussehen. Da hilft oft auch die Schönheitsoperation nicht, denn das Bild, das wir von uns selbst haben, das ist nicht abhängig von der Fotografie, die jemand von uns machen kann. Das Bild, das wir von uns selbst haben, hängt ab von der Wertschätzung, dem Respekt, den wir uns selbst gegenüber entwickeln.
Also, wer ich bin, hängt davon ab, wie ich mich und als wen ich mich anerkenne. Es hat keinen Sinn, die Ziele zu hoch zu hängen. Es hat keinen Sinn, sich selbst die Anerkennung zu verweigern.
Natürlich gibt es viele Wechselfälle des Lebens, die es schwer machen, sich selbst die Anerkennung zu geben, die man fürs Leben braucht. Wenn jemand sehr krank ist oder behindert, oder durch einen Unfall zum Behinderten wurde. Dann fällt es sehr schwer. Das sind die Fälle im Leben, wo die Frage, „wer bin ich eigentlich“, wirklich problematisch wird. Da kann auch der Therapeut vielleicht nicht viel helfen. Letztlich können wir, wenn wir in derart schwierige Lebensphasen kommen, am Ende nur uns selbst helfen.
Wenn zum Beispiel jemand nach einem Sport- oder einem Autounfall querschnittgelähmt ist, muss er lernen, sich wieder selbst anzuerkennen und nicht nur einfach mit sich zurechtzukommen. Das ist ein bisschen zu schnodderig und unklar. Klarer ist, er muss sich als der, der er jetzt gerade geworden ist, anerkennen.
Also, wir haben die Schicksalsschläge, die wir zu verdauen haben. Wir haben die Bedingungen, mit denen wir nun mal leben müssen. Und wir haben die Bedingungen, an denen wir etwas ändern können. An vielen lässt sich etwas tun oder verändern. Aber wer einen Schicksalsschlag erdulden musste, der ihn wirklich in Schwierigkeiten bringt, der wird da nur wenig verändern können. Anders ist es, wenn es um die geistigen Fingerfertigkeiten geht und das, was sich jeder beibringen kann.
Sie sehen, diese These oder dieser Grundgedanke, dass wir uns selbst machen, hat eine Menge Zweige und Äste. Auf jedem dieser Äste können wir uns bewegen. Wir müssen nur das Gehen lernen. Wir sehen, dass am Ende diese Äste, - so eine Art Baum gibt es in Wirklichkeit natürlich nicht, - zu einem Punkt kommen. Wir kommen über alle diese Äste wieder zu uns zurück, endlich zum dem, der wir eigentlich sind. Oft dauert das mehr als zwei Jahrzehnte, oder mehr als vier Jahrzehnte.
In der Antike galt die Meinung, dass die Reife ohnehin erst mit 40 beginnt. Manche haben sich vorher auch nicht getraut etwas zu sagen. Heute kann sich ein Mensch mit 18 Jahren selbst bestimmen. Der Mensch ist volljährig. Aber ob er sich selbst schon kennt? Ob er schon weiß, wer er ist? Ob er schon genug getan hat an sich? Ob er schon das erreicht hat, was er gerne wäre? Das sind die großen Fragen.
Also, die eigene Person ist ein ganz eigenes Projekt. Das eigene „Ich“ ist ein Langzeitprojekt, das mehr oder weniger bis zu dem Tag andauert, an dem man stirbt.

Ich und die Anderen

Was glauben sie? Weiß ich etwas über mich dadurch, dass ich in mich hinein blicke? Oder weiß ich etwas über mich durch jemand anderen oder durch die anderen. Was glauben Sie? Behalten Sie diese Frage im Kopf. Wir gehen das mal durch.
Welche Chance hätte unser Selbstwissen vorrangig vor dem Wissen durch Andere? Gibt es überhaupt Selbstwissen? Na ja, Sie werden sagen: Auf jeden Fall! Ich weiß doch zum Beispiel eine Menge über meine Gefühle, meine Wünsche, die vielleicht sogar geheim sind. Sachen eben, die kein anderer weiß. Das ist alles prima. Mancher nimmt ja seine Wünsche mit ins Grab. Aber was bedeutet das? Die Philosophen nennen es das Privileg des Selbstwissens.
Also, man hat ein Privileg, das heißt, man hat etwas, was andere nicht haben, nämlich diesen Blick nach innen, also, was denke ich jetzt gerade? Oder, ich sehe jemanden auf der Straße, ich lächle freundlich und sage, „Grüß Gott“ oder „Hallo“, und denke mir dabei, „Du meine Güte, hoffentlich muss ich nicht stehen bleiben.“
Oder vielleicht sehen Sie jemanden und Sie denken, „Ach den oder die würde ich gerne mal kennen lernen.“ Aber es kommt natürlich nicht dazu. Sind das nicht gute Beispiele für diesen privilegierten Zugang, dass ich eben doch meinem inneren Gegenüber ohne Barriere zusehen kann. Was tut sich da?
Aber was hat das für das Selbstwissen zu bedeuten? Weiß ich denn dadurch, wer ich bin? Weiß ich dadurch besser, was ich denke?
Nun, da gibt es zwei verschiedene Dinge, die wir nicht miteinander vermischen dürfen. Einen privilegierten Zugang gibt es in jedem Fall im Hinblick auf die eigenen Schmerzen. Also, wenn Sie oder ich Zahnweh haben, dann haben wir eben Zahnweh. Und nicht jemand anderer. Natürlich können Sie Zahnweh vortäuschen. Oder Sie können lügen und sagen: “Ich habe Zahnweh, deswegen kann ich heute nicht kommen.“
Das können Sie machen. Aber wenn Sie Zahnweh haben, dann haben Sie Zahnweh. Und jemand anderer hat das eben nicht. Nun, ist das denn ein Wissen, das Zahnweh? Nein, da gibt es nichts zu wissen. Ludwig Wittgenstein hat dazu etwas gesagt, was vielleicht nicht jeder auf Anhieb so ohne weiteres akzeptieren wird. Er sagte: „ Wissen kann man nur etwas nennen, was auch falsch sein kann.“
Also wenn ich sage: „Ich weiß, das ist der Peter,“ dann ist das insofern Wissen, als es falsch sein könnte, dass das der Peter ist. Vielleicht ist es in Wirklichkeit der Alfred, und ich hab die Beiden verwechselt. Im Hinblick auf mein Zahnweh kann ich aber nicht irren. Also sagt Wittgenstein, da ich mich im Hinblick auf die Zahnschmerzen und andere Gefühle, die ich habe, nicht irren kann, kann ich auch nicht von Wissen reden.
Ich glaube, der Wittgenstein hatte Recht. Denn Wissen sollte doch etwas sein, das einen Gehalt hat, den man mitteilen kann, klar und umfassend. Wenn ich jemanden sage, ich habe Zahnweh, dann kann ich das nicht wirklich mitteilen. Der Andere hat eben kein Zahnweh.
Wenn ich aber sage, es ist viertel vor neun, oder viertel nach zehn, dann kann der Andere sagen, aha, ja stimmt, das sehe ich auch auf meiner Uhr. Da gibt es nichts, was offen bliebe, oder was nicht transportabel wäre. Oder wenn ich ein Buch nehme und etwas lese, oder etwas geschrieben habe. Dieses Wissen, das kann ich mitteilen, das kann ich aufnehmen, das kann ich verstehen.
Ein Wissen von sich hat jedenfalls mit Zahnschmerzen absolut gar nichts zu tun. Und jetzt kommen wir so langsam der Frage, die ich am Anfang gestellt habe, näher. Gibt es im Hinblick auf das Wissen der eigenen Person ein Privileg oder nicht? Hat das Selbstwissen einen Vorrang vor dem Wissen, das andere von mir haben können. Meine Behauptung ist, nein. Schlicht und ergreifend, nein.
Warum? Nun, es ist eine Tatsache, die jeder sich irgendwann im Leben eingestehen muss: Die anderen denken über einen selbst ohne böse Absicht meistens weniger gut, als man von sich selbst denkt. Wir Menschen neigen dazu, besser über uns zu denken, als andere. Das ist eine Tatsache. Nun vielleicht ist es bei Ihnen nicht so. Aber bei mir ist es leider so. Und ich rechne natürlich mal von mir ein bisschen hoch auf andere. Lassen wir mal diese Frage, ob ich das darf, ein bisschen im Hintergrund stehen. Die müssen wir gleich noch klären.
Jedenfalls kann es da eine sinnliche ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Wer bin ich?