Wirtschafts-Ethik
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Wirtschafts-Ethik

Theologie

  1. 14 Seiten
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Wirtschafts-Ethik

Theologie

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Über dieses Buch

Passen Wirtschaft und Ethik überhaupt zusammen? Um diese Frage zu beantworten, sollte man sicher erst einmal vergewissern, was Ethik ist. Sie hat zwar auch mit Moral zu tun, lässt sich aber auf diese nicht einschränken. Vielmehr ist sie eine philosophische Disziplin, die das menschliche Handeln in all seinen Dimensionen zum Thema hat. Zu diesem menschlichen Handeln zählen auch die wirtschaftlichen Aktionen der Menschen. Dementsprechend kann man sagen, dass jedes wirtschaftliche Handeln des Menschen ethische relevant ist. Wirtschaft und Ethik passen also gut zusammen.Wie aber kann Wirtschafts-Ethik betrieben werden? Verschiedene Ansätze versuchen dieser Frage auf den Grund zu gehen. Und schließlich ist zu klären, welche Regeln für wirtschaftliches Handeln zu gelten haben und ob diese sich fundamental von den ethischen Normen anderer Lebensbereiche unterscheiden.

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783831256679
Vor Jahren kam einmal ein Student zu einem Wirtschaftsprofessor und sagte ihm, er möchte gerne etwas über Wirtschaftsethik schreiben. Der Professor hat ihn konsterniert angesehen und gesagt: „Junger Mann, jetzt entscheiden Sie sich einmal: entweder Wirtschaft oder Ethik“.
Passt das eine mit dem anderen zusammen? Hat Wirtschaft etwas mit Ethik zu tun? Ist das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, tatsächlich etwas, das man auch ethisch untersuchen kann oder hat es seine eigenen Gesetzmäßigkeiten, die ganz und gar unabhängig von jeder ethischen Reflexion ablaufen und dementsprechend einen eigenen Lebensbereich darstellen?
Darum soll es heute gehen. Zunächst einmal muss man sich überlegen, was bedeutet überhaupt der Begriff „Wirtschaft“ und was heißt überhaupt der Begriff „Ethik“? Und da wir, wenn wir von „Wirtschaftsethik“ sprechen, was ja heutzutage in aller Munde ist, gut systematisch deutsch an eine solche Materie herangehen, müssen wir zunächst einmal überlegen, was der Begriff der „Ethik“ aussagt, denn der, weil er in diesem Wortgebilde hinten steht, ist anscheinend auch das den anderen Bezeichnende und auch Charakterisierende.

Definitionen

„Vernünftige Rede über das menschliche Handeln“

Also, was ist Ethik? Ethik ist zunächst einmal nichts Anderes als im allgemeinsten Sinn die vernünftige Rede des Menschen über das Handeln. Die vernünftige Rede über das „menschliche“ Handeln. Denn auch Tiere handeln, aber wir würden dieses Verhalten und Handeln der Tiere nicht unbedingt als „ethisch“ bezeichnen wollen. Das menschliche Handeln wird also durch Vernunft und mit Vernunft und mit den Mitteln der Vernunft noch einmal untersucht, beschrieben und auf seine Richtigkeit angefragt.
Was ist menschliches Handeln? Zunächst kann man drei verschiedene Formen menschlicher Handlungen und menschlicher Handlungsweisen unterscheiden:
Die erste, das sind vegetative Tätigkeiten. Sie alle haben diese und vollziehen diese. Allein das Atmen ist eine vegetative Tätigkeit. Das Blinzeln unserer Augenlider ist eine vegetative Tätigkeit. Das Verdauen ist eine vegetative Tätigkeit. Alles sind Handlungsvollzüge im Menschen und durch den Menschen, die ablaufen, ohne dass er sie längere Zeit, zumindest, bewusst steuern könnte. Ich kann wohl versuchen, den Atmen anzuhalten, das gelingt mir aber nur eine kurze Zeit. Irgend wann fange ich wieder an zu atmen oder ich höre ganz auf. Das ist allerdings die negative Weise dieser Handlung. Damit wird jedes weitere Handeln unmöglich.
Die zweite Form menschlichen Handelns ist das, was man allgemein als technische Vollzüge, technische Handlungen bezeichnet. Zum Beispiel eine Tür zu öffnen, ein Fenster zu öffnen oder eine Tür zu schließen. All das sind Dinge, vom Menschen jeweils vollzogen werden, aber – genau wie die vegetativen Tätigkeiten – sind auch solche technische Tätigkeiten oder technischen Handlungen im Grunde noch nicht Dinge, die mich als Mensch von anderen Lebewesen, die wir kennen, unterscheiden. Meine Katze zuhause kriegt es durchaus auch hin, eine Tür zu öffnen und dort hinzukommen, wo sie vermutet, dass ihr Herrchen ist. Das heißt also, originär menschlich sind solche vegetativen Tätigkeiten oder solche technischen Vollzüge noch nicht. Wir haben aber Ethik als etwas definiert, das die vernünftige Rede vom menschlichen Handeln auszeichnet und zwar vom „menschlichen“ Handeln. Es muss also noch etwas hinzu kommen, was wir uns jetzt noch genauer anschauen sollten.

Wettbewerbsvorteile durch „Vernunft“

Es kann nämlich durchaus passieren, dass Sie in einem Raum mit einem Menschen zusammen sind, den Sie vielleicht nicht leiden können. Oder der Ihnen ein Wettbewerber bei der Partnerschaftssuche oder im wirtschaftlichen Bereich ein Mitbewerber ist. Und Sie wissen, dass er von schwacher Gesundheit ist. Dann gehen Sie hin – weil Sie wissen, er erkältet sich leicht – und öffnen die Tür kraft eines technischen Vollzuges. Dann gehen Sie zur anderen Seite des Raumes und öffnen das Fenster – auch wieder ein technischer Vollzug: einfach Hebewirkung anwenden, Fenster auf. Aber der Zug, der dann entsteht, ist von Ihnen in einer Weise vorausgedacht und vorausgewollt worden, dass aus diesen beiden technischen Vollzügen letztlich das wird, was wir eine echt menschliche Handlung und damit eine Handlung nennen, die ethisch relevant ist.
Was ist dazu gekommen? Zunächst einmal haben Sie überlegt: wie kann ich dem anderen einen Wettbewerbsnachteil schaffen? Wie kann ich dem anderen in gewisser Weise schaden? Das war Ihr Ziel. Sie haben das Ziel, besser dazustehen. Sei es bei der Partnersuche, sei es in irgendeinem Geschäftskreis oder sei es auch bei meinen Studenten an der Universität. Dadurch besser dazustehen als der andere, dass man es dem anderen durch Hinzutreten irgendwelcher weiteren Umstände unmöglich macht, beispielsweise eine Vorlesung von mir zu besuchen oder an einer Sitzung teilzunehmen, weil er krank wird.

Ziel, Vernunft, Wille und Freiheit – Grundbedingungen für „menschliches“ Handeln

Das ist ein Vorteil, den Sie dann haben. Dieses Ziel nehmen sie wahr und Sie überlegen: wie kann ich dieses Ziel, besser zu sein, mehr Erfolg zu haben und damit auf Dauer Vorteile dem gegenüber zu gewinnen, der da mir entgegentritt, erreichen? Was da überlegt, nennen wir „Vernunft“. Die Vernunft ist etwas im Menschen, das die Mittel zur Erlangung eines Zieles überlegt.
Das ist das zweite. Sie brauchen also ein Ziel und Sie haben die Vernunft, die die Mittel zur Erlangung dieses Ziels überlegt. Jetzt können Sie viel überlegen und sagen: Ach, das wäre ein probates Mittel, um das Ziel zu erreichen. Aber dann kommt etwas in Ihnen hoch, wo sie sagen: Nein, ich mache es doch nicht. Aus welchen Gründen auch immer tun Sie es nicht. Sie überlegen, Sie haben die Ziele im Kopf, Sie haben die Mittel überlegt und Sie machen es trotzdem nicht. Sie tun es deshalb nicht, weil Sie es nicht wollen.
Der Wille ist im menschlichen Handlungsvollzug dasjenige Element, das den Menschen dazu bringt, etwas, was man überlegt hat, in die Tat umzusetzen oder auch nicht. Etwas zu tun oder nicht zu tun. Dasjenige im Menschen, was also aus der Überlegung, aus der reinen vernünftigen Überlegung dazu führt, dass man etwas tut, eine Handlung vollzieht, das nennen wir den „Willen“.
Dieser Wille muss frei sein, damit Sie tatsächlich auch in einer gewissen Form Verantwortung übernehmen. Die Freiheit des Menschen ist die Bedingung der Möglichkeit zur Übernahme ethischer Verantwortung. Wo ich nicht frei bin, ist meine Verantwortungsfähigkeit eingeschränkt. Kann ich nicht verantwortlich gemacht werden, kann mir eine Handlung, die ich vollzogen habe, also nicht an- und zugerechnet werden.

Verantwortung

Deswegen ist die vierte jener Bedingungen, die eine menschliche Handlung zu einer „echten“ menschlichen Handlung machen, die jeweils gegebene Freiheit. Sie ist nicht unbegrenzt, sie ist nicht unendlich – wir leben alle unter gewissen Determinanten – aber sie muss doch zu einem großen
Maße vorhanden sein, damit das, was ich tue, mir auch als handelnde Person angerechnet wird. Wenn also diese vier Elemente vorhanden sind – Vernunftbestimmtheit, Zielorientierung, Willentlichkeit und Freiheit – dann reden wir von „Verantwortung“, von Anrechenbarkeit dessen, was ich tue und damit auch von einer echt menschlichen Handlung und eine solche, echt menschliche Handlung wird in der Ethik als „sittliche“ oder „ethische“ Handlung bezeichnet. Soweit zur Definition der menschlichen Handlung.

Wirtschaft = „Bedürfnisbefriedigung unter Knappheitsvoraussetzungen“

Und da sind wir auch schon bei dem, was die eigentliche Problematik bzw. Frage ist: Wie sieht es denn mit der Wirtschaft aus? Ist Wirtschaft tatsächlich mit Ethik verbindbar? Sehen wir uns das einmal ein bisschen an. Was ist denn eigentlich Wirtschaft? Zunächst einmal gibt es allgemeine Definitionen, ich möchte Ihnen eine davon nennen.
Gablers Wirtschaftslexikon bestimmt Wirtschaft – nun paraphrasiere ich, ich zitiere nicht – ungefähr so: „Wirtschaft bezeichnet jede kulturelle Tätigkeit des Menschen zum Zwecke der Existenzgründung und Existenzsicherung, wobei die dazu notwendigen Güter und Dienstleistungen, die also die Existenzgründung und –sicherung möglich machen, als knapp vorausgesetzt werden“. Wirtschaft ist also eine Form der Bedürfnisbefriedigung unter Knappheitsvoraussetzungen. Das, was wir an Gütern und Dienstleistungen zur Sicherung unserer Existenz brauchen, ist knapp. Dementsprechend bedenkt Wirtschaft auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen, wie man die knappen Güter so einsetzt und so gebraucht, mitunter auch verteilt, dass damit möglichst großer Nutzen für eine möglichst große Zahl gewonnen werden kann.
Das heißt eigentlich, dass Wirtschaft kein Selbstzweck ist. Es geht nicht um Profit im Sinne von Geld, sondern es geht um Profit im Sinne von Nutzen, denn das Wort Profit kommt ja eigentlich aus dem Lateinischen – „prodesse“ ist ein Verb und bedeutet „nützen“. Also bei der Wirtschaft geht es um etwas, was den Menschen nützt, nämlich dazu, ihre Existenz zu sichern und aufzubauen. Geld ist in diesem Fall zunächst einmal ein Kriterium dafür, dass dieses Anliegen gelingt. Es ist aber nicht das Eigentliche, um dessen Willen ich Wirtschaft betreibe. Und wir müssen dazu sagen, Wirtschaft wurde auch schon betrieben, als es noch kein Geld nach unserem heutigen Verständnis gab. Wirtschaft ist kulturelle Tätigkeit. Kulturelle Tätigkeit, auch dieser Begriff kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bezeichnet nichts Anderes als die ursprüngliche Gestaltung der Welt durch Ackerbau zum Beispiel.
„Colere“ ist das lateinische Verb, das zu „Cultura“ wurde. Der Mensch, der die Welt bebaut, gestaltet sie auch, er verändert sie. Er macht aus einer Natur einen kulturellen Raum. Einen Raum, in dem der Mensch derjenige ist, der im Grunde alle Veränderungen, alle Gestaltungen, alle Form des Lebens bestimmt. Kulturell heißt also immer: der Mensch greift ein, der Mensch gestaltet. Das ist eine Aussage, die eine ganz besondere, ihn von anderen Lebewesen unterscheidende und von Natureinflüssen unabhängige Tätigkeit meint. Wirtschaft ist also etwas, was den Menschen in ganz besonderer Weise auszeichnet. Ein Ameisenstaat scheint organisiert zu sein, aber er ist kein wirtschaftender Staat. Auch ein Planet von Affen, jedenfalls nachdem was wir heutzutage über die Affen wissen, ist kein wirtschaftender Staat. Nur dem Menschen scheint Wirtschaft in besonderer Weise möglich zu sein. Warum?

Ziel, Vernunft, Wille und Freiheit – Grundbedingungen für „wirtschaftliches“ Handeln

1. Um meine Existenz gründen und sichern zu können, muss ich meine Vernunft einsetzen. Das Ziel muss klar und verständlich sein: meine Existenzbedürfnisse zu sichern und auszubauen. Das ist das Ziel. Das erste Ziel aller Wirtschaft ist: befriedige deine Bedürfnisse, sichere deine Existenz. Schaffe alle Voraussetzungen dafür, dass deine Existenz nachhaltig gesichert ist.
2. Wie erreiche ich dieses Ziel? Dazu sollte ich meine Vernunft gebrauchen. Ich sollte überlegen. Wirtschaft ohne Vernunft betrieben führt in der Regel in den Bankrott. Es hat mir noch niemand nachweisen können, dass jemand, der Wirtschaft nur aus seinem Bauch heraus betreibt, auf Dauer nachhaltig erfolgreich sein kann. Das klappt einfach nicht. Gerade in einer Situation, in der die Welt, in der ich wirtschaftlich tätig werde, immer komplexer wird, kann ich mit reinen Bauchentscheidungen ganz schöne Bauchlandungen machen. Sie brauchen also Ihre Vernunft. Um wirtschaftlich tätig zu sein, müssen wir die Vernunft gebrauchen. Wir müssen die Mittel überlegen, um das Ziel der Bedürfnisbefriedigung und der Knappheitsvoraussetzungen zu erreichen.
3. Das Dritte ist auch notwendig, nämlich die Willentlichkeit. Sie können sich oft überlegen: wie kann ich eigentlich meine Existenz sichern? Wie kann ich dazu kommen, dass ich auf Dauer überlebe und meine Bedürfnisse befriedige? Aber wenn Sie es nicht wollen, dann tun Sie es nicht. Wenn Sie nicht wirtschaftlich, unternehmerisch tätig sein wollen, dann gehen Sie auf Dauer vielleicht doch lieber unter eine Brücke und genießen dort das Leben oder das, was Sie dann dort als Existenz bezeichnen. Unternehmerisches und wirtschaftliches Handeln ohne den Willen dazu sind nicht denkbar, schlechterdings nicht denkbar.
4. Schließlich brauchen Sie auch ein gerüttelt Maß an Freiheit, wenn Sie wirtschaftlich tätig sein wollen. Denn – auch das hat uns die Vergangenheit unseres eigenen Landes und vieler Systeme gezeigt – dort wo der Mensch nicht die Freiheit zu wirtschaftlichem Handeln hat, wo seine Freiheit durch Gesetze, durch einen Staat, durch Strukturen, auch gesellschaftlicher oder religiöser Natur, eingegrenzt wird, ist die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen begrenzt. Sie wird nicht expandieren können, wird nicht effektiv und effizient sein können. Sie wird im Grunde immer letztlich beschränkt sein auf das, was man zulässt. Eine solche Situation wird dem Wirtschaftsbegriff, der ja immer auch in sich eine Veränderung und ein Wachstum braucht, weil auch Bedürfnisse wachsen, wenn sie nicht wirklich auf einer ganz unteren Subsistenzebene angesiedelt sind – und darüber sind wir alle, Sie genau so wie ich, schon lange hinaus – im Grunde nie zufriedenstellend gerecht werden können.

Wirtschaftliches Handeln ist immer ethisch relevant

Wir stellen also fest: um wirtschaftlich tätig zu sein, im Sinne der Existenzgründung unter Knappheitsvoraussetzung, bedarf es ebenfalls des Ziels, bedarf es der Vernunft, bedarf es des Willens und der Freiheit. Das sind genau jene vier Elemente, die bei der Ethik das echt Menschliche des ethischen Handelns und Verhaltens darstellen. Wir kommen also zunächst ganz am Anfang zu der erstaunlichen Feststellung, dass wirtschaftliches Handeln und ethisches Handeln nicht nur keine Gegensätze sind, sondern dass wirtschaftliches Handeln ein besonderer Fall, ein ganz originärer Fall echt menschlichen und damit echt sittlich relevanten Handelns ist. Das heißt, wirtschaftliches Handeln ist immer ethisch relevant. Die Rede vom scheinbaren Gegensatz zwischen Wirtschaft und Ethik ist meines Erachtens und in meinem Verständnis von Ethik und Wirtschaft, das natürlich zunächst ein sehr allgemeines einmal sein muss, völlig unbegründet. Letztlich sind Wirtschaft und Ethik miteinander verbunden. Wirtschaftliches Handeln ist immer ethisch relevant.
Allerdings und in der Tat kann man darüber natürlich auch unterschiedlicher Meinung sein und es gibt in dem Verständnis dessen, was Wirtschaftsethik eigentlich aussagen möchte, durchaus unterschiedliche Strömungen, zumal in der deutschen Wirtschaftsphilosophie.

Unterschiedlche Strömungen in der Wirtschaftsethik

Korrektive Wirtschaftsethik

Da gibt es die eine Strömung, die im Grunde davon ausgeht, dass Wirtschaft und Ethik doch getrennte Wege gehen, insofern, dass Wirtschaft eben nicht als menschliches Handeln zum Zwecke der Existenzgründung angesehen, sondern geradezu reduziert wird auf technische Vollzüge. Die Eigengesetzlichkeit der Wirtschaft, das nutzenoptimierende des „Homo Ökonomikus“ wird in dieser Philosophie so gesehen, dass damit im Grunde reine Technik, eine Technik des Wirtschaftens, entstehen und die Ethik von außen als eine Art „Sonderwissenschaft“ hinzukommen und diesem technischen Vollzug des Wirtschaftens ein ethisches Korsett anlegen würde, das verhindert, dass die Technik des Wirtschaf-tens pervertiert. Damit wird die Ethik im Grunde als eine Art „Korrektiv“ für Wirtschaft verstanden. Als korrektives Geschehen, das wie ein Insekt einen Außenpanzer hat, der Wirtschaft und ihren eigenen Gesetzlichkeiten, die aber nur technisch und damit automatisierend verstanden werden, einen Panzer umlegt, der verhindert, dass diese Technik dem Menschen und der Gesellschaft schadet. Also eine Form einer „korrektiven Wirtschaftsethik“. Diese korrektive Wirtschaftsethik wird von einigen Vertretern der zeitgenössischen Ethik tatsächlich auch vertreten. Ich selbst – das werden Sie jetzt schon bemerkt haben – bin da noch ein bisschen anderer Meinung.

Funktionalistische Wirtschaftsethik

Ein zweites Verständnis von Wirtschaftsethik geht davon aus, dass Wirtschaft eigentlich insofern immer ethisch ist, weil Ethik als eine reine Verfahrensphilosophie verstanden wird. D.h. für die Vertreter einer sogenannten „funktionalistischen Wirtschaftsethik“ oder auch einer „Vernunftökonomik“ oder „Moralökonomik“, steht Ethik als etwas da, was auf die Korrektheit der jeweiligen binnenwissenschaftlichen Verfahren sieht. Angewandt also auf das Problem der Wirtschaft und der ethischen Verantwortlichkeit wirtschaftlichen Handelns würde das bedeuten, dass eine solche funktionalistische Wirtschaftsethik darauf achtet, dass das System Wirtschaft funktioniert. Dass die Wirtschaft mit ihren Eigengesetzlichkeiten, die sie hat, im Grunde ihren eigenen Gesetzen auch wirklich folgt. Und Ethik überprüft die Korrektheit der jeweiligen Entscheidungen aus der eigenen Gesetzlichkeit der jeweiligen Disziplin, in unserem Fall ebenfalls der Wirtschaft. Das heißt, sie achtet darauf, dass der wirtschaftende Mensch alle Gesetze, die ihm die Wirtschaftswissenschaft vorlegt, richtig anwendet. Dann wird es auch für alle gut werden. Dann wird die Wirtschaft ethisch richtig sein.
Eine solche funktionalistische Wirtschaftsethik leidet meines Erachtens unter einem großen Mangel und zwar dem, dass Ethik einfach nicht nur eine Verfahrenswissenschaft ist. Ethik ist mehr als nur das auf eine jeweilige Disziplin angewandte Überprüfen der Korrektheit der angewandten Methoden und Maßstäbe. Ethik hat jenseits der Eigengesetzlichkeit einer Disziplin und in unserem Fall der Wirtschaftswissenschaften noch eine ganze Menge anderer Inhalte, die sich aus der Gesamtheit der Möglichkeiten der Reflexion über menschliches Handeln ergeben. Sie ist eben nicht normfrei, sondern sie ist normierend. Sie ist nicht nur bewertend im Sinne binnenwissenschaftlicher Korrektheit, sondern sie hat auch eine normative, eine bewertende Kraft und Funktion, die durchaus einen Außenblick zulässt bzw. die auch den Blick der Wissenschaft erweitern kann.

Integrative Wirtschaftsethik

Dementsprechend bin ich durchaus der Meinung, dass eine integrierende oder integrative Wirtschaftethik eine ganze Menge an Argumenten für sich hat. Die integrative Wirtschaftsethik ist die dritte Strömung innerhalb der Verstehensweisen von Wirtschaftsethik. Sie geht davon aus, dass im Grunde jenseits aller Eigengesetzlichkeiten der Wirtschaft, die ja von Menschen betrieben wird, wie ich schon gesagt habe und nicht von Affen, auch wenn sich manchmal manche Wirtschaftsvertreter.... aber darüb...

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