Daten der Weltgeschichte
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Daten der Weltgeschichte

Die wichtigsten Fakten und Ereignisse der letzten 2000 Jahre

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  1. 480 Seiten
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Daten der Weltgeschichte

Die wichtigsten Fakten und Ereignisse der letzten 2000 Jahre

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Das leicht verständliche Nachschlagewerk!Mit diesem kompakten Handbuch zur Weltgeschichte erhält der Leser ein Kompendium historischen WIssens, das alle bedeutenden historisch-politischen, geistigen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Ereignisse der letzten 2000 Jahre berücksichtigt. Wie mit dem Brennglas wird die Menschheitsgeschichte von der römischen Kaiserzeit bis in die Gegenwart lebendig, genau und übersichtlich dargestellt.Sowohl Erwachsene als auch Schüler können ihre Geschichtskenntnisse mithilfe dieser Chronik ganz einfach auffrischen und vertiefen. Die praktische Navigation nach Jahreszahlen in diesem eBook ermöglicht es, die Ereignisse schnell in ihrem historischen Zusammenhang einzuordnen. Die Lektüre dieses eBooks regt außerdem zu einer intensiven Beschäftigung mit der Vergangenheit an und führt somit zu einem besseren Verständnis unserer Gegenwart.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783815578711

1796

Washingtons Abschied

George Washington (1732–1799) war der militärische Führer im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen England. Er wurde nach Bildung der Vereinigten Staaten auch ihr erster Präsident. Nachdem er zwei Amtsperioden regiert hatte, kandidierte er nicht mehr und begründete so die Tradition der gewöhnlich nur einmaligen Wiederwahl eines amerikanischen Präsidenten. Als er am 17. September 1796 in einer Abschiedsbotschaft die Summe seiner Erfahrungen zog, klang darin ein isolationistischer Standpunkt an, der lange beherrschend bleiben sollte in der amerikanischen Politik:
»Für unser Verhalten gegenüber fremden Nationen gilt der Hauptgrundsatz, dass wir bei Entwicklung der Handelsbeziehungen möglichst wenig politischen Kontakt mit ihnen haben. Soweit wir bereits Verpflichtungen übernommen haben, sollen sie aufs Beste getreulich erfüllt werden. Hier aber lasst uns haltmachen.
Europa hat eine Reihe grundsätzlicher Interessen, die uns kaum oder doch nur entfernt angehen. Daher ist es oft in Streitigkeiten verwickelt, deren Ursachen unseren Interessen fremd sind. Es wäre also unklug für uns, uns durch künstliche Bindungen in das Wechselspiel der europäischen Politik oder in die Kombinationen und Kollisionen seiner Freund- und Feindschaften zu verstricken.
Warum sollten wir auf die Vorteile einer so einzigartigen Lage verzichten? Warum sollten wir unseren eigenen Grund für einen fremden verlassen? Warum sollten wir unseren Frieden und unsere Prosperität in die Netze von Europas Ehrgeiz, Rivalitäten, Interessen, Stimmungen und Launen verstricken, indem wir unser Geschick mit dem irgendeines Teiles von Europa verbinden?
Die richtige Politik besteht für uns darin, uns aus langfristigen Bündnissen mit irgendeinem Teil des Auslands herauszuhalten, insofern, denke ich, wie wir jetzt die Freiheit haben, dies zu tun, denn ich möchte nicht so verstanden werden, dass ich der Untreue gegen bestehende Verträge das Wort redete. Ich halte die Maxime, dass Ehrlichkeit immer die beste Politik ist, genauso anwendbar auf die öffentlichen wie die privaten Geschäfte. Ich wiederhole deshalb, lasst uns diesen Verpflichtungen in ihrem eigentlichen Sinne nachkommen. Eine Erweiterung aber wäre meiner Meinung nach überflüssig und unklug.«

Napoleons Aufstieg

Mitte November 1796 befand sich Napoleon Bonaparte, 27 Jahre alt und verdienter General der Republik, die ihm seit der Niederschlagung des Aufstands der Royalisten vom 5. Oktober 1795 das Leben verdankte, zwischen drei Feuern; um Moreaus Donauoffensive zu entlasten, hatte er die Österreicher in Oberitalien zu beschäftigen, was ihm vielleicht zu gut gelungen war: Wurmser hielt die Festung Mantua, Dawidowitsch rückte am Gardasee auf Vaubois zu, und General Alvintzi marschierte südlich aus dem Etschtal in Richtung Verona. Getreu seiner militärischen Taktik, sich auf einen Gegner mit aller Macht zu konzentrieren, nahm der Korse zunächst den Fehdehandschuh Alvintzis an.
Westlich von Verona liegt das Dörfchen Arcole inmitten sumpfigen Geländes. Von dort würden die Österreicher die Franzosen am wenigsten erwarten – also ließ Napoleon am 15. und 16. November 1796 über die Etsch setzen, focht einige Scharmützel aus und zog sich wieder zurück. Jetzt rückte Alvintzi aus Verona heran; in den Morgenstunden des 17. November 1796 massierte der Korse zwei Divisionen entlang der Sümpfe und wagte die Schlacht, die am späten Nachmittag entschieden wurde. Mitten im Kampfgetümmel wäre Napoleon fast im Sumpf versunken, ein Adjutant rettete ihm das Leben. Alvintzi hatte 7000 Mann verloren und trat die Flucht an. Im Februar 1797 fiel Mantua.
1798 führte Napoleon ein Expeditionsheer nach Ägypten, das formal noch unter türkischer Herrschaft, aber schon stark unter englischem Einfluss stand, und errang bei den Pyramiden einen Sieg über die Mamelucken. Der Fall Kairos war ein weiterer Meilenstein im Aufstieg Bonapartes.

Jenners Kampf gegen die Pocken

»Von der Liebe und den Blattern wird keiner verschont« – mit diesem Spruch suchte man sich früher darüber hinwegzutrösten, dass es gegen die gefürchteten Pocken kein zuverlässiges Schutzmittel gab. Aber damit wollte sich der junge Engländer Edward Jenner (1749–1823) nicht abfinden. Der Pfarrerssohn aus dem kleinen Dorf Berkeley bei Bristol war Schüler des großen englischen Arztes John Hunter gewesen und hatte sich 1773 in seinem Heimatort als Wundarzt niedergelassen. Damals versuchte man, die Blattern durch Impfung mit abgeschwächtem Pockeneiter zu bekämpfen, aber dieses Verfahren war unsicher und gefährlich. In seiner Landpraxis hörte Jenner von dem alten Volksglauben, dass eine Erkrankung an den harmlosen Kuhpocken vor den echten Blattern schütze. Das hatte bisher kein Arzt ernst genommen, da ein solcher Zusammenhang zwischen Krankheiten des Menschen und der Tiere als unmöglich galt. Der unbekannte Landarzt glaubte nicht an dieses »Unmöglich«. Jahre hindurch prüfte er das Problem mit äußerster Genauigkeit und war schließlich seiner Sache so sicher, dass er ein Experiment am Menschen wagen konnte.
Am 14. Mai 1796 impfte er einen achtjährigen Knaben mit Kuhpocken, wenige Monate später mit echten Pocken. Der Junge blieb gesund, er war durch die erste Impfung gegen die zweite immun geworden. Weitere Versuche führten zum gleichen Ergebnis. Noch einmal musste Jenner einen harten Kampf führen, diesmal um die Anerkennung seiner großen Entdeckung. Aber er setzte sich durch, die neue Impfmethode wurde allgemein eingeführt.

1799

Suworow am Sankt Gotthard

Alexander Wassilijewitsch Suworow ist 1729 in Moskau als Sohn eines Generals geboren worden. Von schwächlicher Konstitution, ein Stubenhocker und Bücherwurm, erklärte er gleichwohl, er wolle einmal Feldmarschall werden. Im Siebenjährigen Krieg gegen Friedrich den Großen verdient er sich als junger Offizier die Sporen, bei den Wirren in der Kronrepublik Polen-Litauen 1770 kommandiert er als Generalmajor ein selbstständiges Korps von vier Regimentern gegen das Aufgebot der Adelskonföderation von Bar, die sich dem russischen Einfluss widersetzen will. Er führt einen »Blitzkrieg« und setzt seine Infanterie auf Panjewägelchen, um sie beweglicher zu machen. Doch dieser General aus altrussischem Adel gibt sich gern als Bauernsohn. Seine glänzenden Siege über die Türken von 1789 bleiben ungenutzt. Suworow verträgt sich nicht mit dem Favoriten der Zarin, dem Fürsten von Taurien, Potemkin. Jahrelang gibt es keine Verwendung für ihn. Dafür veröffentlicht er 1795 ein Buch: »Die Lehre vom Sieg«, Untermauerung seiner Theorie der schnellen, brutalen Entscheidung. Erst in diesem Jahr betraut ihn die Zarin wieder mit dem Oberbefehl in Polen, das sich gegen die Teilung auflehnt. Suworow lässt Praga, die Vorstadt von Warschau, stürmen, wobei 20 000 Polen den Tod finden, und wird Feldmarschall.
Als Katharinas Nachfolger, der geisteskranke Zar Paul I., 1799 mit England und Österreich ein Bündnis zur Niederwerfung des revolutionären Frankreich eingeht, erhält Suworow den Oberbefehl über die russische Hilfsarmee in Italien. Blitzschnell schlägt er nacheinander drei französische Armeen. Sein potenziell gefährlichster Gegenspieler, Napoleon, weilt fern in Ägypten. Russische Truppen besetzen Mailand und Turin. Suworow wird »Fürst von Italien«.
In Wien drängt man jetzt auf Frieden mit Paris. Suworow soll aus Oberitalien abrücken und die Schweiz vom französischen Joch befreien. Er vollzieht noch den spektakulären Übergang über den St. Gotthard. Aber inzwischen hat auch der Zar die Lust am Krieg verloren. Der »Fürst von Italien« wird zurückgerufen, erkrankt auf der Rückreise und stirbt am 18. Mai 1800 in St. Petersburg.

Staatsstreich Napoleons

Mit aller Macht mühten sich Europas Monarchen, die Französische Republik wieder zum Einsturz zu bringen, die aus der Revolution von 1789 entstanden war. Das gelang ihnen schließlich auch, aber in einem radikal anderen Sinne, als er ihnen vorgeschwebt hatte. Der militärische Druck der Verbündeten brachte in Frankreich einen Mann nach oben, der sie alle das Fürchten lehren sollte: den jungen Artilleriegeneral Napoleon Bonaparte, der 1796/97 die Österreicher aus Norditalien vertrieb und 1798 zum Sturm auf die britische Bastion Ägypten blies. Als er zurückkehrte, machte er sich sogleich daran, gestützt auf seine Veteranen der Italienarmee, die Regierung unter Kontrolle zu bringen. Am 18. Brumaire des Revolutionskalenders, am 9. November 1799 also, putschte er und machte sich zum Regierungschef als Erster Konsul. Beinahe wäre er noch gescheitert, wenn nicht sein Bruder Lucien als Präsident des Rates der Fünfhundert rettend eingegriffen hätte. Die Schriftstellerin Annemarie Selinko schildert die Szene so:
»Plötzlich zerrte der junge Jakobiner Lucien Bonaparte seinen Bruder auf die Tribüne. ›General Bonaparte hat eine für die Republik entscheidende Mitteilung zu machen!‹ ›Hört, hört …‹ von seiten der Freunde der Bonapartes. Pfeifkonzert in den Reihen ihrer Gegner. Napoleon begann zu sprechen. Übereinstimmend behaupten alle Zeugen, er hätte gestottert, hätte etwas von einem Anschlag auf die Republik gemurmelt, sei dann überschrien worden und schließlich verstummt. Ein allgemeiner Tumult entstand. Die Bonaparte-Anhänger drängten sich zur Tribüne durch, ihre Gegner sprangen auf, wandten sich den Ausgängen zu und fanden diese von Truppen verstellt. Bald wirkte der ganze Saal wie ein Hexenkessel. Lucien und Napoleon standen dicht nebeneinander auf der Rednertribüne, eine Stimme stieß ›Vive Bonparte!‹ hervor, zehn Stimmen fielen ein, dreißig, achtzig. Die Galerie brüllte.
Und die Abgeordneten, denen Grenadierstiefel auf die Füße traten und die plötzlich nichts als Gewehrläufe sahen, jubelten verzweifelt: ›Vive Bonaparte, vive – … vive …!‹«

1800

Jefferson zum US-Präsidenten gewählt

Thomas Jefferson (1743–1826) kam schon 1775 über seinen Heimatstaat Virginia in den Kongress, wo er sich binnen kurzem durch Reden und Flugschriften einen Namen machte. Ein Jahr später erhielt er die Aufgabe, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung auszuarbeiten. Ganz in dem Banne der britischen und französischen Aufklärungsphilosophie stehend, formulierte Jefferson die Prinzipien der Selbstbestimmung, Demokratie und Gleichheit. Diese Prinzipien versuchte Jefferson als Abgeordneter in Virginia und später als Gouverneur seines Staates (1779–1781) auf sozialem, religiösem und bildungspolitischem Gebiet zu realisieren. Seine in dieser Zeit entwickelten staatspolitischen Vorstellungen bestimmten maßgeblich die Northwest Ordonnance von 1787, die das Anwachsen der USA von ursprünglich 13 Staaten auf die heutigen 50 ermöglichte.
Von 1785 bis zum Ausbruch der Französischen Revolution war Jefferson Gesandter in Paris. Seine anschließende Tätigkeit als Außenminister und Vizepräsident verband er mit dem Aufbau der parteimäßig organisierten Opposition der »Anti-Federalist« (später »Demokraten« genannt).
Im Wahlkampf 1800 konnte Jefferson mithilfe der oppositionellen Republikaner die Präsidentschaft erringen. Der Kauf Louisianas von Frankreich (das Territorium zwischen dem Mississippi und Missouri und den Rocky Mountains) zählt zu den wichtigsten Entscheidungen seiner bis 1809 dauernden Amtszeit.

1802

»Sternstunde« der Literatur: Schillers Weimarer Jahre

Friedrich Schiller, der seine Kunst in den Dienst der Freiheit und Wahrheit stellte, gilt vielen als der größte deutsche Dichter neben Goethe. Schillers Professoren auf der Stuttgarter Karlsschule (von Schiller als »Kaserne« und »Folteranstalt« qualifiziert) sahen das anders. Sie attestierten ihm »einen etwas zu stolzen Geist, dem das Vorurteil für neue Theorien und der gefährliche Hang zum Besserwissen anklebt«.
1782 wurden »Die Räuber«, Schillers erstes Schauspiel, in Mannheim uraufgeführt. Schillers Landesherr Karl Eugen, von seinem aufmüpfigen Untertan als »Tyrann« verewigt, reagierte sehr ungehalten. Der Dichter entzog sich der fürstlichen Wut durch die Flucht, fand eine Anstellung am Mannheimer Theater und verfasste seine beiden anderen Jugenddramen »Fiesco« und »Kabale und Liebe«.
1799 übersiedelte Schiller mit seiner Familie nach Weimar. Im Februar 1802 wurde Friedrich Schiller Goethes Nachbar und noch im selben Jahr in den Adelsstand erhoben. Das wechselseitig inspirative »Weimarer Verhältnis« von Goethe und Schiller war eine drei Jahre währende Sternstunde der Weltkultur, es stimmte vieles »im Großen und Ganzen«, nicht aber im Kleinen: Schiller mied Goethes Gefährtin Christiane Vulpius und zeigte sich verdrossen, dass sein Freund alle bezauberte, »wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben«. Goethe kritisierte Schillers Gewohnheit, bis in die Nacht zu arbeiten und erst mittags aufzustehen, und zeigte sich verärgert über seine Genusssucht, sein Schnupfen, Rauchen und Kaffeetrinken. Doch in der Nähe Goethes reifen, bereits einem unaufhörlichen physischen Verfall abgetrotzt, die klassischen Meisterdramen: »Maria Stuart« (1801), die wohl bühnenstärkste Tragödie Schillers, das »romantische« Trauerspiel »Die Jungfrau von Orleans« (1801), das Goethe für das schönste aller dramatischen Werke Schillers hielt, die in der Nachahmung der antiken Chöre verunglückte »Braut von Messina« (1803) und schließlich Schillers volksnahes und wohl auch populärstes Drama »Wilhelm Tell« (1804). Als Schillers Frau Charlotte ihr viertes Kind erwartete, sorgte sich der kränkliche Dichter um die Zukunft seiner Familie: »Wenn nur Leben und leidliche Gesundheit bis zum fünfzigsten Jahr aushält!« Sein Wunsch blieb unerfüllt. Friedrich Schiller starb 1805 im 46. Lebensjahr.

1804

Kaiserkrönung Napoleons I.

In rasanter Karriere war aus dem korsischen Advokatensohn Napoléon Bonaparte erst der General Napoleon Bonaparte und so schließlich der Kaiser Napoleon I. geworden. Emporgetragen von der Revolution, hatte sich der junge Feldherr seinen Schlachtenruhm zunutze gemacht und handstreichartig die Macht in Frankreich übernommen. Seine ungeheure Popularität erlaubte ihm dann sogar den Schritt zum erblichen Kaisertum, das die Ergebnisse der Revolution ja zu liquidieren schien. Als der geniale Stratege und gerissene Politiker am 2. Dezember 1804 dem Papst die Kaiserkrone abnahm und sich selber krönte, machte er damit unübersehbar seinen imperialen Anspruch geltend, der in wenigen Jahren die Karte Europas grundlegend wandeln sollte. Die Herzogin von Abranes schilderte in ihren Memoiren die Krönungsfeierlichkeiten: »Der Augenblick, der vielleicht die meisten Blicke nach dem Altar richtete, an dem der Kaiser stand, war der, wo Joséphine von ihm die Krone empfing und feierlich zur Kaiserin der Franzosen gekrönt wurde. Welch ein Augenblick! Welche Huldigung! Wie groß war der Beweis der Liebe, den ihr damals der Mann gab, dessen Gefühle für sie echt und innig waren … Als die Reihe an sie gekommen war, ihre Rolle in dem Schauspiel zu spielen, stieg die Kaiserin von ihrem Thron herab und ging zum Altar, wo der Kaiser ihrer wartete; die Palastdamen sowie ihr Ehrenhofstaat folgten ihr, und ihre Schleppe trugen die Prinzessinnen Karoline (Murat), Julie (Josephs Gemahlin), Elisa (Baciocchi) und Hortense (Louis’ Gemahlin). Eine der bemerkenswertesten Schönheiten der Kaiserin Joséphine war nicht nur die Eleganz ihres Wuchses, sondern die Haltung ihres Kopfes, die Anmut und Würde ihres Ganges. Ich habe die Ehre gehabt, mehreren geborenen Prinzessinnen vorgestellt zu werden, aber ich muss der Wahrheit gemäß sagen, dass keine von ihnen mir mehr imponiert hat als Joséphine. Das war Eleganz und Majestät; hatte sie erst den Hofmantel umgelegt, so suchte man vergebens die gewöhnliche, flüchtige und eher willensschwache Frau; sie benahm sich in jeder Hinsicht würdevoll, und nie verstand eine Königin, ohne es gelernt zu haben, besser auf dem Thron zu sitzen als sie.
Alles, was ich eben beschrieben habe, sah ich in Napoleons Augen. Voll Freude betrachtete er die Kaiserin, als sie sich ihm nahte und niederkniete, und die Tränen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte, über ihre gefalteten Hände rollten, die sie mehr zu ihm als zu Gott erhob. Dieser Augenblick, wo Napoleon ihre eigentliche Vorsehung war, enthielt für beide einige jener Minuten, die so selten im Menschenleben sind, aber die Leere ganzer Jahre ausfüllen. Der Kaiser vollzog selbst die geringste Handlung der Zeremonie mit größter Anmut, besonders aber war dies der Fall bei der Krönung der Kaiserin. Diese Handlung sollte der Kaiser selbst verrichten, und nachdem er die kleine, geschlossene Krone mit dem Kreuz auf Joséphines Stirn gedrückt hatte, sie auf sein eigenes Haupt und dann wieder der Kaiserin aufsetzen. Beides tat er mit anmutiger, gemessener Feierlichkeit. Als aber der Augenblick gekommen war, die Frau zu krönen, die sein guter Stern war, benahm er sich galant zu ihr. Er ordnete die kleine Krone mit dem Diadem, setzte sie auf, nahm sie ab und setzte sie wieder auf, es schien, als versuche er alles, um ihr die Last der Krone leicht und angenehm zu machen.«

1805

Seeschlacht bei Trafalgar

Von West wehte eine leichte Brise, und der Himmel war bedeckt, als im Morgengrauen des 21. Oktober 1805 die britische Flotte unter dem 47-jährigen Vizeadmiral Lord Horatio Nelson vor Kap Trafalgar an der südspanischen Küste die vereinigte französisch-spanische Kriegsflotte sichtete. Der französische Admiral Villeneuve, der über Napoleons Seemacht gebot, wollte von Cádiz aus durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer vorstoßen. In zweijähri...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Vorwort
  5. 27 v. Chr. Augustus begründet das Römische Kaisertum
  6. 590 Das Pontifikat Gregors des Großen
  7. 1076 »Canossagang« Heinrichs IV.
  8. 1291 Zusammenschluss der drei Schweizer Urkantone
  9. 1525 Schlacht bei Pavia
  10. 1618 Der Fenstersturz zu Prag – Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges
  11. 1726 »Gullivers Reisen«
  12. 1796 Washingtons Abschied
  13. 1866 Schlacht bei Königgrätz
  14. 1924 Machtkampf in Russland
  15. Mehr eBooks