- 256 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
Über dieses Buch
Einige frauenliebende Schweizer Sportlerinnen wie die Fussballerin Ramona Bachmann gehen offen mit ihrer Homosexualität um, andere verbergen ihr Privatleben. Die Autorinnen führten mit 26 lesbischen Spitzensportlerinnen ausführliche Gespräche und geben ihnen in diesem Buch eine Stimme. Die Porträtierten erbringen Höchstleistungen in unterschiedlichen Disziplinen wie Handball, Fussball, Ski Alpin, Leichtathletik, Boxen, Triathlon oder Judo. Sie stammen aus verschiedenen Generationen und erzählen offen über ihren Werdegang - und sie reflektieren, welche Rolle es spielte oder spielt, dass sie lesbisch sind. Wann und wie hatten sie ihr Coming-out? Ist Homosexualität auch heute noch von Bedeutung, wenn es um Sponsorenverträge geht? Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Für ältere Ikonen im Schweizer Spitzensport ist der offene Umgang mit dem Thema Frauenliebe bis heute undenkbar, für viele jüngere Sportlerinnen ist er selbstverständlich.
Häufig gestellte Fragen
Information
Über lesbische Heldinnen im Spitzensport
Die Sporthochschule Köln hat im Mai 2019 Resultate der Outsport-Studie veröffentlicht. Dabei wurden 5524 Menschen in 31 europäischen Ländern befragt. Es ging darum, herauszufinden, welche Massnahmen gegen Homophobie und Transphobie im Sport zu ergreifen sind. Die Studie kam zum Ergebnis, dass vor allem Sportstars, die offen zu ihrer Sexualität und/oder Geschlechtsidentität stehen, eine wichtige Rolle als Vorbild spielen können.1 Auch einige Autorinnen dieses Buches hätten sich in ihrer Jugend lesbische Sportvorbilder gewünscht, nur schon weibliche waren selten. Dabei ist es müssig zu spekulieren, ob es frauenliebende Athletinnen damals wirklich gab. Auf jeden Fall waren sie nicht sichtbar und sind es bis heute nur begrenzt. Entsprechend den gängigen Klischees sind die heute bekannten homosexuellen Topathletinnen in Sportarten wie etwa Fussball aktiv, die in unseren Breitengraden als «typisch männlich» bezeichnet werden. Dieses Buch zeigt auf, dass frauenliebende Protagonistinnen in allen Sportarten zu finden sind, und möchte diesen ein Gesicht und eine Stimme geben. Gerade im Sport dominieren immer noch starre Vorstellungen, wie man und frau zu sein hat. Insbesondere der Spitzensport wird von wirtschaftlichen Interessen sowie einem patriarchalen Weltbild beherrscht. Dagegen schreiben wir fünf Autorinnen an. Obwohl die Ablehnung von Lebensentwürfen, die nicht der althergebrachten Norm entsprechen, im Jahr 2020 in der Schweiz eigentlich kein Thema mehr sein sollte, ist dieses Anderssein nach wie vor mit Unbehagen, Befremden und Unwissen behaftet. Dieses Buch zeigt die Hintergründe und die Komplexität des Lesbischseins im Sportbusiness auf und stellt gleichzeitig die erfrischende Vielfalt einem breiteren Publikum vor. Die ehemalige stellvertretende Generaldirektorin der SRG, Ladina Heimgartner, bringt die Notwendigkeit dieser Publikation auf den Punkt: «Es braucht Bücher wie dieses, damit es Bücher wie dieses in Zukunft einmal nicht mehr braucht.»
Dieses Buch befasst sich mit frauenliebenden Spitzensportlerinnen in der Deutschschweiz. Bewusst wurde darauf geachtet, dass möglichst verschiedene Sportarten und Altersgruppen vertreten sind. Als Methode haben sich die Autorinnen für die Oral History entschieden, um den eigenen Erzählungen und Sichtweisen der porträtierten Frauen in offen geführten Interviews möglichst viel Raum zu geben.2 Als Spitzensportlerin wurde eingestuft, wer jemals in der höchsten schweizerischen Liga einer Sportart aktiv oder Mitglied eines Nationalkaders war oder ist. Der Profistatus war dabei kein Kriterium. Insbesondere im helvetischen Frauensport gibt es sowieso nur wenige Athletinnen, die vom Sport leben können. Gerade in Randsportarten wie Orientierungslauf oder Kanu bedeuten sportliche Höchstleistungen für Frauen und Männer keine finanzielle Absicherung. Bei in der Schweiz beliebten Teamsportarten wie beispielsweise Fussball oder Eishockey haben nur die Männer in der obersten Liga finanziell quasi ausgesorgt. Als Paradebeispiel für diesen eklatanten Geschlechterunterschied im gleichen Sport sorgte im November 2018 der FC Basel. Während das Männerteam beim Galadinner sass, verkauften die FCB-Spielerinnen beim gleichen Jubiläumsanlass Tombolalose und erhielten danach in einem Nebenraum Sandwiches.3 Die Definition von Spitzensport muss also relativiert werden und unterscheidet sich, je nach Geschlecht, enorm bezüglich des gesellschaftlichen Stellenwerts und natürlich des Lohnes.
Nebst spontanen oder gut überdachten Zusagen haben die Autorinnen auch zahlreiche Absagen erhalten. Die Motive dafür sind sehr individuell und zu respektieren. Die Gründe jener Frauen, die lieber nicht im Buch erscheinen wollten, lassen sich grob in vier Kategorien einteilen: Erstens gab es Absagen aufgrund der Tatsache, dass die eigene Familie, die Nachbarschaft oder das Berufsumfeld (noch) nicht offiziell über das Lesbischsein der Sportlerin informiert ist. Der Sportsoziologe Eric Anderson nennt diese Art des Umgangs «Don’t ask, don’t tell».6 Dies in Anlehnung an eine Richtlinie, die von der US-amerikanischen Armee jahrelang praktiziert wurde, um mit offen lebenden Homosexuellen in den eigenen Truppen umzugehen. Solche Absagen erhielten wir insbesondere von älteren Frauen, die zwar mit ihren langjährigen Partnerinnen mehr oder weniger offen liiert sind und teilweise auch zusammenleben, aber darüber trotzdem nicht explizit kommunizieren möchten. Eigentlich wissen alle Bescheid, aber es wird nicht benannt. Denn «was nicht sein darf, gibt es auch nicht», wie sich eine Sportlerin ausdrückte, die nicht im Buch erscheinen wollte.
Inhaltsverzeichnis
- Umschlag
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Auftakt von Sarah Akanji
- Vorwort der Autorinnen
- Über lesbische Heldinnen im Spitzensport, Marianne Meier
- Katharina Sutter, Bob
- Lara Dickenmann, Fussball
- Christa Wittwer, Speerwurf
- Sabina Hafner, Bob
- Rosmarie Oldani, Handball
- Tyna Fritschy, OL
- Nathalie Schneitter, MTB Cross-Country
- Monika Bühlmann, Turniertanz
- Martina Aeschlimann, Ski Alpin
- Evelyne Tschopp, Judo
- Tatjana Haenni, Fussball
- Eveline Lehner, Kickboxen
- Emilie Siegenthaler, MTB Downhill
- Maja Neuenschwander, Marathon
- Ruth Meyer, Volleyball
- Nora Häuptle, Fussball
- Jasmin Hauck / Cecilia Wretemark, Tanz
- Jacqueline Blatter, Handball
- Ramona Bachmann, Fussball
- Marianne Rossi, Triathlon
- Barbara Ganz, Radsport
- Tanya Ertürk, Unihockey
- Renata Bucher, Cross-Triathlon
- Bettina Schelker, Boxen
- Isabel Jud
- Simona Meiler
- Carla Somaini, Snowboard
- Nachwort von Patricia Purtschert
- Autorinnen und Fotografin
- Abbildungsverzeichnis
- Dank