Gotteszweifel
eBook - ePub

Gotteszweifel

Nachdenkliches für gläubige Ketzer

  1. 64 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Gotteszweifel

Nachdenkliches für gläubige Ketzer

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Manches, was uns zunächst befremdlich anmutet, erscheint in einem ganz neuen Licht, wenn wir es aus einer anderen Perspektive betrachten. Das macht Josef Imbach, wenn er Fragen des Glaubens neu überdenkt: Da geht es um Irrende und Rechtgläubige, um die Ökumene und um die Frage, ob wir Gott verzeihen können. Persönliche Erfahrungen, Episoden aus dem Leben und eine unterhaltsame und verschmitzte Gelehrsamkeit machen Lust, den Glauben neu zu überdenken, und das nicht nur bei Gläubigen.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Gotteszweifel von Josef Imbach im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Theologie & Religion & Bibeln. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Verlag
Echter
Jahr
2013
ISBN
9783429061326

INHALT

Vorwort
Ökumene – einmal anders
Wenn Rechtgläubige irren und Irrende recht behalten
Können wir Gott verzeihen?
Liebe gegen Leistung?
Kleine Antworten auf große Fragen
»Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.«
Das heilige Geheimnis
Die Ketzerstange
Was Gnade bedeutet
Gottesgelehrte und Gottesbelehrte
Kreuze weg – Urlaubstage behalten?
Wünsch dir was!
Das Bild vom Opferlamm
Fridolin weiß, wo Gott hockt
Mietshäuser für den Allmächtigen?
Faire Bilanz
Nichtchristliches Brauchtum als Lachnummer?
Zeit zum Reden, Zeit zum Schweigen

VORWORT

Vor Zeiten, während der Jahre 1414 bis 1418, als in Konstanz ein Konzil abgehalten wurde, so wird berichtet, kam ein berühmter Prediger in die Stadt, um die Gläubigen aufzurütteln und ihnen die wahre Lehre zu verkünden. Kaum hatte der Gottesmann die Stadt betreten, näherte sich ihm einer seiner Anhänger: »An diesem Ort geht die Dummheit ein und aus. Die Bewohner sind hartnäckig und halsstarrig. Hier wirst du niemanden zum Umdenken bewegen.« Der Prediger darauf: »Da hast du ganz gewiss recht!« Kurz danach kam ein Bürger der Stadt freudestrahlend auf den Gottesmann zu: »Wohl dir! Die hiesigen Menschen sehnen sich nach dem unverfälschten Glauben und werden ihre Herzen gewiss offenhalten für deine Ermahnungen.« Der Prediger entgegnete lächelnd: »Du hast recht!« »Aber«, wandte da sein Anhänger ein, »zu mir sagtest du, dass ich recht habe. Diesem nun, der das Gegenteil behauptet, gibst du ebenfalls recht. Wir können doch nicht beide recht behalten.«
Eigentlich müsste der Prediger jetzt antworten: »Gewiss doch, da hast du auch wiederum recht.«
Auf den Einwand seines Anhängers, dass nicht beide recht haben können, geht der Prediger gar nicht ein. Vielmehr gibt er zu bedenken: »Mit der Wahrheit verhält es sich wie mit einem Tempel. Je nachdem, von welcher Seite man sich ihm nähert, hat er ein anderes Aussehen. Warum also sollte ich den beiden widersprechen? Der eine betrachtet eine Sache unter einem bestimmten Aspekt, der andere sieht sie unter einem anderen Blickwinkel. Würdest du sagen, dass einer von den beiden etwas Falsches sieht? Nichts Falsches sagte man mir, wohl aber Unvollständiges.«
Ebendies sollten wir beachten, wenn wir mit Glaubenslehren konfrontiert sind. Manches, was uns zunächst befremdlich anmutet, erscheint in einem ganz neuen Licht, wenn wir es aus einer anderen Perspektive betrachten.

ÖKUMENE – EINMAL ANDERS

Zwei Brüder, die im Protestantismus erzogen und darin groß geworden waren, lebten lange in derselben Stadt in Norddeutschland. Als es den älteren später aus beruflichen Gründen in einen kleinen Ort in Bayern verschlug, fand er dort weder einen lutherischen Pastor noch eine lutherische Kirche vor. Also dachte er bei sich, der Herrgott wird mir’s nicht als Verbrechen anrechnen, wenn ich bei den Katholiken zu ihm bete. Nur dass es nicht beim bloßen Beten blieb. Der Anblick der vielen Heiligenstatuen, der betörende Duft der Weihrauchwolken, das bayrische Bier und noch ein paar andere katholische Besonderheiten bewogen ihn am Ende, zum papistischen Glauben hinüberzuwechseln. Zwei Monate nach dem Übertritt schrieb er seinem Bruder einen Brief: »Ich ertrag’s einfach nicht, dass wir nicht den gleichen Glauben haben und deswegen nicht in den nämlichen Himmel kommen sollen. Kannst du mich wieder lutherisch machen, so versuch’s, kann ich dich katholisch machen – umso besser.« Dann beschied er den Bruder ins Weiße Bräuhaus nach München, wohin er geschäftehalber reisen musste. »Dort wollen wir’s ausmachen.« In den ersten Tagen kam in Glaubenssachen keine Annäherung zustande zwischen den beiden. Schalt der Lutheraner: »Der Papst ist der Antichrist«, entgegnete der Katholik: »Luther ist ein Unflat.« Berief sich der katholische Bruder auf den heiligen Augustin, entgegnete der lutherische: »Er mag ein gelehrter Herr gewesen sein, aber beim Pfingstfest zu Jerusalem war er nicht dabei.«
Schon am folgenden Freitag verzehrt der lutherische mit seinem katholischen Bruder eine Fastenspeise. Und gesteht erfreut: »Der Stockfisch schmeckt nicht giftig zu dem Krüglein Wein«. Des Abends dann geht der Katholik mit seinem Bruder in die lutherische Vesper. »Bruder«, sagte er, »euer Pastor hat keinen schlechten Bariton.« Anderntags besuchen sie miteinander zuerst die Frühmesse, anschließend die lutherische Predigt; danach beschließen sie zu tun, was Gott ihnen eingeben werde. Damit verabschieden sie sich voneinander, in der Hoffnung, dass Gottes Eingebung nicht allzu lange auf sich warten lasse.
Nach sechs Wochen erhält der ältere Bruder vom jüngeren einen Brief: »Deine Gründe haben mich überzeugt. Ich bin jetzt auch katholisch.« Da schreibt der ältere zurück: »Unglücklicher, willst du jetzt mit Gewalt in die Verdammnis rennen? Du hast mich überzeugt. Vor zwei Tagen bin ich wieder lutherisch geworden.«
Wem diese Begebenheit bekannt vorkommt, unterliegt keiner Täuschung; es handelt sich um eine Nachgestaltung von Johann Peter Hebels Kalendergeschichte Das Bekenntnis. Die Schlussfolgerung des badischen Poeten allerdings wirkt nicht besonders überzeugend: »Merke: Du sollst nicht über die Religion grübeln, damit du nicht deines Glaubens Kraft verlierst. Auch sollst du nicht mit Andersdenkenden darüber disputieren, am wenigsten mit solchen, die es ebenso wenig verstehen als du. Sondern du sollst deines Glaubens leben, und was gerade ist, nicht krumm machen. Es sei denn, dass dich dein Gewissen selber treibt zu schanschieren.« Fragt sich bloß, wie das Gewissen einen zum Schanschieren treiben kann, wenn man das Denken und das Disputieren aus der Sphäre des Glaubens verbannt.
Die zwei Brüder setzen sich ernsthaft mit den Inhalten ihres Glaubens auseinander. Solch exemplarisches Verhalten scheint heute unter Christenmenschen eher selten zu sein. Begründet wird diese Vernachlässigung der Glaubenslehre meist mit dem Hinweis, dass wir ja alle zum gleichen Gott beten. Praktisch bedeutet das, dass sich die Ökumene irgendwann ganz von selber totläuft, weil die Unterschiede zwischen den Konfessionen nur noch für eine Minderheit von Interesse sind.

WENN RECHTGLÄUBIGE IRREN UND IRRENDE RECHT BEHALTEN

Mehr als drei Jahrzehnte habe ich in Rom verbracht. Während dieser Zeit habe ich die römische Basilika Sant’Agostino Dutzende Male besucht. Und dort immer wieder auch die von Andrea Contucci, genannt Sansovino, um 1510 geschaffene Anna Selbdritt betrachtet, die zu den berühmtesten Skulpturen dieses Künstlers gehört. Die Madonna hält das Jesuskind auf ihrem Schoß, während Anna den rechten Arm um Marias Schultern legt und lächelnd auf die beiden herabblickt. Ihr Lächeln ist geheimnisvoll und wissend – oder hintergründig, und zwar auf eine Art, die mich seit jeher irritierte. Inzwischen weiß ich weshalb. Erst anlässlich meines letzten Romaufenthalts ist mir nämlich aufgefallen, dass die alte Anna mit ihren Füßen auf ein dickes Buch tritt. Dieses Buch symbolisiert das Alte Testament, das ihrer Ansicht zufolge (oder vielmehr nach Ansicht des Künstlers) seit der Ankunft Jesu überholt und damit überflüssig geworden ist. Offenbar hat sich Sansovino keine Rechenschaft darüber gegeben, dass Jesus Jude und dass die erstbundlichen S...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. Vorwort
  6. Ökumene – einmal anders
  7. Wenn Rechtgläubige irren und Irrende recht behalten
  8. Können wir Gott verzeihen?
  9. Liebe gegen Leistung?
  10. Kleine Antworten auf große Fragen
  11. »Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.«
  12. Das heilige Geheimnis
  13. Die Ketzerstange
  14. Was Gnade bedeutet
  15. Gottesgelehrte und Gottesbelehrte
  16. Kreuze weg – Urlaubstage behalten?
  17. Wünsch dir was!
  18. Das Bild vom Opferlamm
  19. Fridolin weiß, wo Gott hockt
  20. Mietshäuser für den Allmächtigen?
  21. Faire Bilanz
  22. Nichtchristliches Brauchtum als Lachnummer?
  23. Zeit zum Reden, Zeit zum Schweigen