Gottesflüsterer
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Gottesflüsterer

Annäherung an ein Geheimnis

  1. 144 Seiten
  2. German
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Gottesflüsterer

Annäherung an ein Geheimnis

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

"Diese Geschichte verfolgt mich", so Albert Damblon, "da sie mich vor allzu leichtfertigem Reden über den dreifaltigen Gott bewahrt".In diesem Sinne und im Wissen darum, dass jegliche Antworten neue Fragen hervorbringen, bleiben seine Annäherungen an Gott, das "Geheimnis des Lebens", tastende, den Zweifel nicht verscheuchende Versuche. Wie stets tut er das, indem er Geschichten erzählt, Geschichten aus der Zeit vor und während seiner 40 Priesterjahre.Das Ergebnis ist kein "gestrenges, dogmatisches Lehrgebäude", aber lebenssatte Reflexion.

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2015
ISBN
9783429062385

Der geduldete Halbmond

„Ich zeige dir einmal Schloss Linderhof“, meinte die Witwe zu ihrem Enkelkind Marco Can, der gerade neun Jahre alt geworden war. Nein, er war noch nicht zur Kommunion gegangen und die Beschneidung war vergessen worden. Der dunkelhaarige, über den Ohren gelockte Junge mit seinen großen braunen Augen schaute skeptisch. Unter Linderhof konnte sich der kleine Rheinländer wenig vorstellen. Die Oma hätte besser von Bayern München gesprochen.
Eine schlanke Fremdenführerin, die in bayrischem Dialekt erklärte, holte sie mit vielen anderen an der Empfangshalle ab. Can verstand wenig von dem, was sie sagte, aber er hatte viel zu schauen. Überall bunte Bilder. Die junge Frau erklärte und erklärte. „König Ludwig II. – wir Bayern nennen ihn liebevoll den Kini – hatte auf seinem Wunschzettel den Bau dieses Schlosses.“ Wunschzettel an das Christkind hatte Can schon viele geschrieben. „Mehrere Weihnachten brauchte der Bau. Des Königs Wunschzettel war allzu lang. Der Kini dankte den Bauleuten, indem er sich häufig in Schloss Linderhof aufhielt. Aber immer allein. Die Dienerschaft versteckte er im Keller.“ Da war Can froh, dass er viele Freunde in der Schule hatte. In Omas Garten durften sie spielen. Über eine breite, fürstliche Treppe stiegen sie in die Königsetage. Schon im ersten Kabinett schwieg Can. Der kleine, sonst wibbelige Kerl brachte keinen Ton heraus. So viel Gold macht stumm. So viel Porzellan erzeugt Angst, jedes geflüsterte Wort könnte eine Vase sprengen. Scherben machen Lärm, ohne Glück zu bringen. Die Fremdenführerin unterbrach die Stille und zog weiter.
Erst als sie den Salon betraten, spitzte Marco Can wieder die Ohren. Zunächst fiel ihm nichts Besonderes auf. Einen Sessel und einen Tisch kannte er von zu Hause. Aber dort standen vier Stühle um den Tisch herum: für Papa, für Mama, für Can und manchmal für Oma. Hier stand nur der Sessel hinter dem Tisch. „Meine Damen und Herren, damit der König alleine speisen konnte, konstruierten die Architekten einen außergewöhnlichen Mechanismus, der aus dem Tisch ein Tischlein-deck-dich machte. Morgens, mittags und abends fuhr der Tisch nach unten in die Küche. Dort wurde er gedeckt und stieg wieder hoch in des Königs Speisezimmer. Der Kini war mit Schwammerlsuppe und Maß Bier allein. Er wollte einsam bleiben.“ Wieder schüttelte Can den Kopf.
Draußen im Park fragte Marco Can: „Du, Oma, keine Kirche?“ „Du meinst eine Schlosskapelle?“ „Ja, eine Kirche.“ Es freute die Frau, dass ihr Enkel ein bisschen von ihrer religiösen Erziehung mitbekommen hatte. Sie hatte mit der Frage nicht gerechnet, und ihr selbst war gar nicht aufgefallen, dass der allerkatholischste König von Bayern ein Schloss ohne Kapelle gebaut hatte. Selbst der Herrgottswinkel fehlte. „Marco“, die Großmutter betonte den ersten Vornamen Marco, „du hast recht. Ich habe auch nichts gesehen, kein Heiligenbild, kein Kreuz und keinen Altar. Komisch, kein Altar. Er gehört in ein katholisches Schloss.“ Oma fantasierte weiter. „Ein Altärchen-deck-dich! Es taucht erst sonntags mit dem Pfarrer auf.“ Oma hatte es mit der Kirche und der Frömmigkeit. Manchmal wehrte sich Can, wenn sie ihn in den Kindergottesdienst schleppen wollte. Wie auch immer: Ihr Enkel hatte eine richtige Frage angestoßen. Darüber war sie froh.
Nach einer Stunde reichte es Marco Can. Er hatte sich sattgesehen an der Verschwendung eines Königs. Deshalb zerrte er an der Oma. „Komm, lass uns gehen. Ich habe Hunger“, quengelte er, „ich habe Durst.“ Er zog und zog.
Auf dem Rückweg entdeckte er ein Haus, das ein wenig versteckt hinter den Bäumen lag. Dennoch war es nicht zu übersehen, weil ein Zwiebeltürmchen herausragte. Auch die Großmutter wurde neugierig, zumal ein Schild auf den Bau hinwies. Beide stapften in die Richtung. Am Ziel stand ein quaderförmiges Haus mit einem langen, schmalen Turm an einer Ecke. Can riss sich von Omas Hand los und stürmte die Treppe hoch. Auf einer Hinweistafel las sie: „Marokkanisches Haus, 1878 als Verkaufspavillon auf der Weltausstellung, danach auf Anordnung König Ludwigs II. im gleichen Jahr angekauft.“ Dafür interessierte sich Can überhaupt nicht. Er tollte herum, ohne auf Oma zu achten. Unvermittelt blieb er stehen, schaute nach oben, drehte sich um und stürmte auf Oma zu. „Da, da, der türkische Halbmond auf dem Turm.“ Dieses Mal wunderte sich die Oma. „Kein Kreuz im Schloss, aber dafür ein Halbmond auf der Spitze“, murmelte sie leise. Hier wirkte der Halbmond so friedlich. Marco Can ließ keine Ruhe. „Ich will Papa anrufen. Gib mir bitte dein Handy, Oma.“ Hektisch wählte er die Nummer. „Hallo Papa“, schrie er, „ich bin mit Oma in Schloss Linderhof, und stell dir vor, auf einem alten Haus steht unser Halbmond, ja unser Halbmond. Und keiner meckert.“ Der Kleine hatte immer wieder am Tisch mitbekommen, wie sein Papa schimpfte. „Warum haben die Deutschen Angst vor dem Halbmond?“ Ob sein Papa glaubte, dass keiner über den Halbmond in Linderhof meckerte, hat Oma nicht gehört.
Trotz allem, es gab doch eine Kapelle. Sie lag aber etwas versteckt, die beiden haben sie gar nicht gesehen, nur davon gelesen. Ihre schlichte Bauweise schien sowieso ein Fremdkörper in der prachtvollen Schlossanlage zu sein.
Gott ist nicht katholisch,
Gott ist nicht evangelisch,
Gott ist nicht orthodox.
Gott ist nicht einmal christlich.
Gott ist nicht jüdisch,
Gott ist nicht muslimisch.
Gott ist nicht buddhistisch.
Gott ist nicht der Gott dieser oder jener Religion,
Gott ist Gott.
Gott ist der Gott und Vater aller Menschen.
Gott will die Rettung aller Menschen (1 Tim 2,3 f).
Gott sorgt sich um alle Menschen.
Gott liebt alle Menschen.
Gott ist Gott für alle.
Er ist unser guter Vater.
Wir alle sind seine Geschöpfe,
Kinder dieser Erde.
(Bischof Heinrich Mussinghoff*)

Gott ist da

Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land … Da sagte Mose zu Gott: Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der „Ich-bin-da“ (Ex 3,6 f und 3,13 f).
Ich gestehe, dass ich im Gottesdienst zu Gott beten kann, ohne an ihn zu denken. Ich bekenne, im Gottesdienst über Gott zu reden, ohne ihm zu begegnen. Ehrliche Christinnen und Christen sagen mir Ähnliches. Auch für sie ist es schwer, mit Gott umzugehen. Wir haben andere Probleme als Gott, und sie sind drängender.
Was müssen die Menschen tun, um die Güter der Erde gerecht zu verteilen? Wie schaffen wir es, Kriege ein für alle Mal zu beenden? Gelingt es den Christinnen und Christen, geschwisterlich mit Flüchtlingen umzugehen? Auf diese Fragen wissen wir keine Antwort. Deshalb lässt der Alltag Gott verloren gehen. Er verschwindet unbemerkt. Die Bibel beschwört dagegen immer wieder Gottes Treue.
1. Gott bleibt sich treu, ja, er ändert sich in Ewigkeit nicht. Er ist mein Gott, er ist der Gott unserer Mütter und Väter, unserer Großmütter und Großväter, er ist der Gott Jesu und der Gott Mose. „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“
2. Wenn sich Christen und Juden um die Freiheit der Menschen sorgen, handeln sie gottgefällig. Gott selbst kümmerte sich um die Freiheit seines Volkes Israel. Er führte sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens heraus. „Ich bin herabgestiegen, um sie aus der Hand der Ägypter zu entreißen.“ Flüchtlingen und Asylbewerbern zur Freiheit zu verhelfen ist im Sinne Gottes.
3. Die Bitte Mose ist auch unsere Bitte: „Gott, sag uns bitte, wer du bist.“ Aber Gott verrät uns nur: „Ich bin der, der ich da bin.“ Das ist alles, was die Christen und Juden wissen müssen. Er ist da!
Darauf darf ich mich verlassen. Obwohl ich ihn manchmal aus den Augen verliere, ist er da. Sobald ich nach Sinn oder Unsinn in der Welt frage, ist er da, vielleicht unbemerkt. Selbst in meinen Zweifeln angesichts des Leids ist er da. Ich bin der, der ich bin da, verspricht er. Ja, er ist da. Die Bibel ist sich sicher, und sie will uns Sicherheit vermitteln.
Vor Jahren habe ich einen Semesterkollegen beerdigt. Eine seiner letzten Aufzeichnungen stand auf dem Totenzettel:
„Ich suche Gott, diesen manchmal unverständlichen fernen Freund. Ich suche seine Zuwendung, seine Zärtlichkeit. Ich suche Geborgenheit in ihm, Entspannung in seiner Liebe zu mir. Wenn ich mich von ihm gehalten weiß, muss ich nicht mehr stark sein, darf weich werden und schwach sein“ (Hermann Kurth).

Der eine und einzige Gott

Jesus rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen (Mk 6,7).
Wie oft wird gesagt: Du sollst die Bibel nicht nur lesen, sondern auch leben. Du sollst nicht nur predigen, sondern auch handeln. Predigerinnen und Prediger müssten in ihren Predigten erröten; denn wer ehrlich predigt, erlebt, dass sein Tun meilenweit hinter seinem Wort zurückbleibt.
Mindestens einmal bin ich konsequent gewesen. Meinen Beruf habe ich nie alleine ausgeübt. Nach der Priesterweihe habe ich mit vier Priestern ein gemeinsames Arbeitsfeld beackert, später kamen Frauen und Männer dazu, und bis heute arbeite ich in einem Team. Einige haben Theologie studiert, andere engagieren sich ehrenamtlich. Dafür habe ich mich immer bewusst entschieden. Wahrscheinlich spürte ich intuitiv, den Dienst als Priester schaffe ich nicht alleine. Überfordert wäre ich wahrscheinlich gescheitert. Deshalb tut es gut, von Jesus zu erfahren, dass er seine Jünger zu zweit ausschickt. Er wünscht sich keine Einzelkämpfer, seien sie noch so mutig und fleißig.
Nach wie vor sperre ich mich, alles allein zu machen. Skeptisch bin ich bei Menschen, die ohne fremde Hilfe auskommen. Oft scheinen sie zwar erfolgreich zu sein, aber überheblich sind sie allemal. Sie demonstrieren eine „falsche“ Stärke. Solche Einzelkämpfer setzen sich unbewusst mit Gott gleich. Denn nur Gott alleine kann alles. Nach traditioneller Lehre ist er einzig und allein allmächtig. Die Zahl Eins in unserer Zahlenreihe gehört zu Gott, da er der Einzigartige, der Einmalige ist. Keinen anderen Gott gibt es neben ihm. Dagegen ist die Zwei die Zahl des Menschen. Das Menschsein verlangt mindestens zwei: Mann und Frau, ich und du. Ohne zwei Zeichen könnte ein Computer niemals funktionieren. Mit der 1 und der 0 lässt sich digital rechnen. Wie die Zwei zum Menschen gehört, verdeutlicht das Wort ‚Zweifel‘. Wenn sich der Mensch als einzig stilisiert, mogelt er sich in die Welt Gottes, ohne dass es ihm bewusst ist.
Der Gefahr, alles alleine zu können, erliegen nicht nur Priester, sondern auch Gemeinden. Manche Gemeinde lehnt die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden ab, weil sie sich stolz für einmalig erklärt. Sie torpediert und meint, den Weg des Glaubens alleine zu finden. Macht sich dann die Gemeinde nicht gottähnlich?
Wer alles alleine machen will und wer sich aufschwingt, allein seinen Glauben zu leben, macht sich zu Gott. Menschen, die wie Gott tun, sind nicht nur ungenießbar, sondern auch gefährlich. Wenn sich Christinnen und Christen zusammentun, werden keine Götter unsere Erde bevölkern.
Wir glauben an den einen und einzigen Gott.

Anfang und Ende

Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,20 f).
Menschen kommen, Menschen gehen. Auf jeden Winter folgt ein Frühjahr. Alles geht unaufhörlich weiter. Kriege werden geführt, Frieden gesch...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Widmung
  4. Inhalt
  5. Auftakt
  6. Kriegsfolgen
  7. Verlassenes Kind
  8. Der geschlagene Kannitverstan
  9. Mit kindlicher Allmacht
  10. Zwei Ratzinger als Stoßdämpfer
  11. Das Angesicht
  12. Tanz und Leben
  13. Der geduldete Halbmond
  14. Fußwaschung in der Raststätte
  15. An der Küste
  16. Der offene Himmel
  17. Falsche Gleichung
  18. Gnaden-Ort
  19. Bekenntnis
  20. Das vorweihnachtliche Geschenk
  21. Nachklang
  22. Quellenverzeichnis
  23. Impressum