Wo heute predigen?
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Wo heute predigen?

Verkündigung an bekannten und ungewöhnlichen Orten

  1. 268 Seiten
  2. German
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Wo heute predigen?

Verkündigung an bekannten und ungewöhnlichen Orten

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Orte beeinflussen Predigt. Es gibt unterschiedlichste Orte in- und außerhalb unserer Kirchen, an denen Wort-Verkündigung stattfindet. Das Buch thematisiert sowohl Orte (wie das Gefängnis, die Jugendkirche, Social Media oder die Straße) als auch Gelegenheiten für die Verkündigung (Osterspeisensegnung, Firmung, Begräbnis, Kirchenführung). Wie sieht es mit der Predigt von LaientheologInnen aus? Wie predigt man vor dementen Menschen? Und was haben Handpuppen mit der Predigt zu tun?Predigt-LehrerInnen aus Österreich und Deutschland aber auch PraktikerInnen kommen zu Wort und bringen praxisnahe Zugänge für Predigtinteressierte.

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2018
ISBN
9783429063412
Ungewöhnlichere Situationen und Zugänge
„Gott springt wie der Räuber aus dem Versteck…!“
Predigtort: Katholisch-Theologische Fakultät
Maria Elisabeth Aigner
Es ist kurz nach zwölf. Ein Donnerstag im Mai. Gerade noch rechtzeitig konnte ich die Sitzung im Hauptgebäude verlassen, um den Hügel hinauf zum Fakultätsgebäude zu eilen. Als ich den Meditationsraum betrete, kommt mir eine ruhige, konzentrierte Stimmung entgegen. Die meisten Studierenden haben sich bereits in einem lockeren Sesselhalbkreis rund um einen Ziegelstein, neben dem die Bibel und eine Kerze stehen, versammelt. Schräg gegenüber sitzt jener Student, der heute predigen wird. Links von ihm hat eine Kollegin an seiner Seite Platz genommen. Sie hat diesen Donnerstag die liturgische Leitung dieser kleinen Feier inne. Ich begrüße die beiden und frage den Prediger, ob alles in Ordnung ist. Er nickt und ich suche mir einen Platz auf der Hörer_innenseite. Ein paar Minuten dauert es noch, bis die Feier beginnt. Ein paar Minuten innehalten, schweigen, lauschen. Ich schließe die Augen und genieße die Stille. Wie jeden Donnerstag denke ich mir: Welch kostbarer Moment mitten im Trubel eines Fakultätsalltages…
1. Werkstatt Wortverkündigung
Die Lehrveranstaltung „Werkstatt Wortverkündigung“ hat in Graz bereits eine längere Tradition.1 Seit nunmehr beinahe zwei Jahrzehnten ist die praxisorientierte homiletische Ausbildung neben einer zweistündigen Vorlesung – wie der Name es schon zum Ausdruck bringt – als „Werkstatt“ konzipiert.2 Gedacht war dabei daran, den Studierenden einen freien und kreativen „Werkstattübungsraum“ zu eröffnen, in welchem sie sich nach ihren je eigenen Fähigkeiten, Talenten und Vorlieben hinsichtlich der eigenen Verkündigungspraxis selbst ausprobieren können. Mit Blick auf die kirchenrechtlichen Vorgaben, durch welche die Predigt in der Eucharistiefeier einzig und allein den geweihten Amtsträgern vorbehalten ist (vgl. CIC/1983, cc 767, § 1), fiel der Entschluss, die Lehrveranstaltung nicht „Werkstatt Predigt“, sondern „Werkstatt Wortverkündigung“ zu nennen. Theologiestudierende – Männer, Frauen, Ordensangehörige, Priesteramtskandidaten – sollen allesamt die Möglichkeit haben, im Rahmen ihres Studiums zu lernen und zu entdecken, worum es in der Wortverkündigung geht und was es für sie persönlich bedeutet, das Wort Gottes auszulegen – egal in welchem Kontext.
Der Grundgedanke dieser Lernform besteht darin, dass die Studierenden in die Theorie und Praxis der Verkündigung eingeführt werden. In der sogenannten „Werkstatt“ wird der verantwortungsvolle Umgang mit den Texten der jüdisch-christlichen Tradition thematisiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eignen sich im schrittweisen Praktizieren individuell-personale Rede- und Verkündigungskompetenzen an. Im eigenen Tun und Reflektieren sowie im gegenseitigen kollegialen Austausch wird besonders auf die Rolle der biblischen Texte sowie auf die Orte und Kontexte im Rahmen der Verkündigung geachtet.
Die gesamte Lehrveranstaltung erstreckt sich über zwei Semester. Im Wintersemester wird nach einem intensiveren Kennenlernen zu Beginn der Schwerpunkt eingangs auf die personale Rhetorik gelegt. Die Studierenden reflektieren und erproben, was es heißt, öffentlich zu sprechen und sich selbst als Redner_in zu erleben. Zu Beginn werden auch klassische rhetorische Grundsätze behandelt: Wie wird eine Rede aufgebaut? Wie lassen sich Redeeinstieg, Predigtziel und Predigtaufbau gestalten?
Beides wird im Wechselspiel von kurzen Theorieeinheiten und praktischen Übungen erarbeitet. Die Arbeit ist in dieser Sequenz geprägt von Stimm- und Präsenztrainingseinheiten, kurzen Redeimpulsen, diversen Formen der Körperarbeit etc. Ein zentrales, sich durchziehendes Element stellt dabei das gegenseitige konstruktive und wertschätzende Feedback unter den Studierenden dar.
Im zweiten Drittel der Lehrveranstaltung im Wintersemester wird im offenen, kreativen Werkstattübungsraum erprobt, wie man bei der Vorbereitung einer Verkündigungsrede zu Ideen kommen kann und in weiterer Folge, welche Zugänge es zu biblischen Texten gibt. Hier werden beispielsweise Sequenzen der Strukturanalyse in Bezug auf einen biblischen Text, des Bibliologs, oder bibliodramatische Impulse, Rollenspielsequenzen und verschiedene Methoden des Körpereinsatzes vorgestellt. Die Studierenden beteiligen sich in dieser Phase auch an einem Experiment3, bei dem sie sich mit einem verschlossenen Kuvert, das einen Auszug aus einem biblischen Text enthält, an einen bestimmten öffentlichen Raum begeben (in eine Einkaufsstraße, auf einen Friedhof, in die Universitätsbibliothek, auf eine Krankenstation etc.). Vor Ort sind sie dazu angehalten, das Kuvert zu öffnen, die Textstelle zu lesen und sich mit dem Text im Kopf dem jeweiligen spezifischen Kontext auszusetzen. Nach ca. einer Stunde treffen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen, um sich über das Erlebte auszutauschen. Oftmals entstehen aus diesen Erlebnissen erste Textpredigtentwürfe.
Im letzten Drittel des Wintersemesters beginnen die Studierenden, sich der Vorbereitung ihrer eigenen Predigt zu widmen. Dafür suchen sie sich einen selbst gewählten biblischen Text aus. Bei einem sogenannten „Schriftgespräch“4 befasst sich eine Gruppe mit dem Text. Das Schriftgespräch kann „klassisch“ angelegt sein – mit einer Anfangsphase des Zur-Ruhe-Kommens, mehrmaligem Lesen und Wirken-Lassen des Gehörten und schließlich im Austausch untereinander. Es kann aber auch ganz andere Formen, Strukturen und Varianten annehmen.5 Die Gruppe repräsentiert die Hörenden und ist ein wichtiger Gradmesser dafür, wie das Gesagte ankommt. Besonders bedeutsam in dieser Phase ist es natürlich, die Widerstände, das Sperrige, das Unverständliche, das ein Text auslösen kann, zu formulieren. Das Gespräch über den Text kann im diskursiven, im meditativen oder aber auch im kreativen Stil erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Studierenden bereits so viele methodische Zugänge kennengelernt, dass sie nicht selten auch Rollenspiele, bibliodramatische Anspiele, Bibliologe, Raumwahrnehmungsübungen etc. ausprobieren, um existentiell im Text zu „landen“.6
Auf Basis der Anregungen, die sich aus diesen kreativen Gruppenarbeitsprozessen ergeben, erstellt der Prediger/die Predigerin einen ersten Predigtentwurf, der die Woche darauf präsentiert und beraten wird. Der Prediger/die Predigerin hat dann eine Woche Zeit, an seinem/ihrem Entwurf zu feilen. Bei einer großen Gruppe von Teilnehmenden erfolgen die ersten Predigten bereits gegen Ende des Wintersemesters.
2. Zeit- und Ortswechsel
Studierende, die sich im Laufe des Semesters in dieser Lehrveranstaltung auf eine Predigt vorbereiten, sind angehalten, diese Predigt auch in einem liturgischen Setting zu halten. Die Predigt wird sozusagen immer „Ernstfall“. Seit einigen Jahren finden diese Predigten nicht mehr in Pfarren oder anderen liturgischen Stätten außerhalb der Fakultät, sondern eben an der Fakultät selbst statt. Gepredigt wird nicht an einem Samstag oder Sonntag, sondern an einem Wochentag, mitten in der Arbeitswoche. Die sogenannte „Predigt am Donnerstag“, um 12.15 Uhr, ist jedes zweite Jahr am Ende des Wintersemesters und im Sommersemester bereits zur Routine an der Fakultät geworden. Alle Angehörigen der Fakultät erhalten zu Beginn des Semesters eine Liste mit den Terminen und Namen derjenigen, die an den jeweiligen Donnerstagen predigen werden. An den Donnerstagen selbst wird am Morgen eine Erinnerungs-Einladung verschickt. Zu dieser Feier sind immer alle im Haus Tätigen – Lehrende wie Studierende und Allgemeines Universitätspersonal –, sowie vereinzelt Gäste von außen, beispielsweise Freund_innen der Prediger_innen, eingeladen.
Für die liturgische Feier sucht sich jede Predigerin/jeder Prediger jemanden aus dem Kreis seiner/ihrer Kolleg_innen, der/die für die liturgische Leitung verantwortlich ist. Die beiden stimmen sich ab, wie die Feier gestaltet wird. Die liturgische Leitung begrüßt, stellt den Prediger/die Predigerin vor, leitet durch die Feier und spricht zumeist auch den Segen zum Schluss. Die Feier ist schlicht und kurz angelegt. Es gibt eine grobe Strukturform,7 die von den Studierenden jedoch abgewandelt und individuell kreativ gestaltet werden kann.8 Im Anschluss an die Feier findet mit allen Anwesenden ein Predigtnachgespräch statt, das entweder von der Lehrveranstaltungsleiterin oder unter Umständen auch von den Studierenden selbst geleitet wird. Dabei geht es um einen kurzen Gedankenaustausch über das Erleben, bei dem die Anwesenden auch eingeladen werden, dem Prediger/der Predigerin Feedback zu geben.
3. Praxisbezogene Lehre
Diese Lehrveranstaltung lebt in erster Linie vom gemeinsamen und gemeinschaftlichen Lernen. Die Studierenden merken relativ rasch, dass Lernerfolge sich vor allem dann einstellen, wenn sie mutig, risikobereit, engagiert und aufmerksam auf sich und andere sind. Nicht selten ist zu Beginn aber eine bestimmte Lethargie wahrnehmbar. Die meisten theologischen Curricula weisen gegenwärtig nur äußerst rudimentär Praxis- und Existenzbezüge auf. Besonders am Ende ihres Studiums sind die Studierenden vor allem damit beschäftigt, Prüfungen zu absolvieren und alle notwendigen studientechnischen Erfordernisse zu erfüllen. Das erfordert von der Grundhaltung her eher Disziplin und Konsequenz als Kreativität und Spontanität. Es benötigt von daher in der Regel mehrere Einheiten, bis deutlich wird, dass jeder und jede einzelne gefragt ist, einen bestimmten Beitrag zu leisten, wenn es spannend und lehrreich werden soll. Zu groß scheinen am Ende eines Theologiestudiums die Klüfte zwischen Anpassung und Individualität, Rolle und Person, Dogma und Existenz, Theorie und Praxis.
Beim Predigen wird jedoch rasch deutlich, dass Brücken gefunden werden müssen, um diese Gräben zu überwinden. Verkündigen funktioniert nicht ohne die Schnittstelle von Theologie und Existenz. Wenn dem Dogma seine existenzielle Relevanz nicht abgerungen werden kann, bleiben die Predigtworte leere Worthülsen. Die Studierenden kommen im Predigtseminar am Ende ihres Studiums nicht umhin, sich der „Tragfähigkeit“ ihrer eigenen Theologie für die gegenwärtige Existenz zu stellen, sie auszugraben und zu entdecken, ja sie neu zu erfinden.
Durch das schrittweise Erarbeiten der eigenen Rede- und Verkündigungskompetenz in der Gruppe sind sowohl die theologischen Kompetenzen – vor allem das exegetische und systematischtheologische Fachwissen – als auch die kommunikativen Fähigkeiten jedes und jeder Einzelnen gefragt. Wenn jemand einen Sprech-Denkversuch vor allen anderen wagt oder eine kleine Rede hält, sind alle aufgefordert, genau und präzise wahrzunehmen, welche Inhalte bei ihm/ihr angekommen sind, wie die homiletische Präsenz zu beschreiben ist, welche Körpersprache der Prediger/die Predigerin an den Tag gelegt hat, ob er/sie einen respektvollen und aufmerksamen Blick auf die Hörerinnen und Hörer hat u.v.m.
Die größte Herausforderung liegt dabei einerseits im Wagnis und im Mut, sich vor den anderen zu zeigen, sich zu riskieren, sich verletzbar zu machen. Andererseits ringt diese Lernform den Studierenden ab, sich in Feedbackprozesse einzuüben, die nicht nur wertschätzend-konstruktiv, sondern auch herausfordernd-animierend beim Gegenüber ankommen und angenommen werden können. Studierende benötigen in solchen Lerneinheiten ein hohes Aufmerksamkeitspotenzial, wenn sie sich die oft diffusen und eingefahrenen Bilder voneinander eingestehen und versuchen, Worte für diese inneren Vorgänge zu finden. Die eigenen Bilder vom Kollegen/von der Kollegin sind unscharf und lückenhaft, die Urteile darüber oft voreilig gefällt. Eine Rückmeldung auf das Verhalten anderer zu geben macht es erforderlich, Wertschätzung und Kritik untereinander mitteilen zu können. Es ist ein Übungsprozess, diese Rückmeldung ausdrücklich und strukturiert zu formulieren und es benötigt Zeit, um die eigene positive und negative Wirkung auf andere so zu erfahren, dass die Selbsteinschätzung korrigiert und erweitert werden kann. Besonders bei den Predigten selbst melden die Studierenden oft zurück, wie schön es ist, wenn viele Leute sich beim Predigtnachgespräch zu Wort melden.
Bei den Schriftgesprächen und Beratungen zum Predigtentwurf arbeiten die Studierenden gerne selbstständig in Kleingruppen. Hier können sie ihr theologisches Fachwissen, ihre exegetische Kompetenz, ihre kreativen Ideen in Bezug auf hermeneutische Fragestellungen einbringen. Selten nur werde ich hinzu gebeten – manches Mal, um einen Bibliolog anzuleiten, oder um bei kommunikativen Spannungen in der Gruppe zu intervenieren. Im Laufe des Semesters verfeinern die Studierenden auch ihre Wahrnehmungssensibilität in Bezug auf die homiletische Präsenz. Körperausdruck, Gestik, Stimme, Raumempfinden – all das erlangt zunehmend Bedeutung, wird erprobt, reflektiert und adaptiert.
4. Predigt und Selbsterfahrung
Vielleicht ist es das oberste Ziel der „Werkstatt Wortverkündigung“, dass die darin stattfindenden Lehr- und Lernprozesse eine identitätsstiftende Qualität für alle Beteiligten haben. Kommt es nirgendwo zu persönlichen Erfahrungsbezügen, existenzieller Betroffenheit, zu Irritation, Konfrontatio...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Widmung
  4. Urheberrecht
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. Bekannte Orte
  8. Exemplarische Predigtorte und ihre Herausforderungen
  9. Ungewöhnlichere Situationen und Zugänge
  10. Homiletische Lerneffekte